Archiv der Kategorie: Gedanken

Zum 1. Advent

Meine Frau liebt die Weihnachtszeit. Sie hat unser Haus wieder auf wunderbare Weise verwandelt, so wie ich es nie könnte. Wir verspüren dadurch diese besondere Atmosphäre, die kennzeichnend für das Erzgebirge ist und wir denken insbesondere an die Geburt von Jesus Christus und alles, was er gelehrt hat.

Jesus Christus ist für uns der Erretter der Welt, der Sohn Gottes, der Einziggezeugte des Vater. Der Bedarf, Seine Lehren und Seine Rolle als Erretter zu entdecken und kennen zu lernen, ist riesengroß.

Erretter

Ein Erretter ist geboren

Ich hörte heute von einer statistischen Erhebung (wie richtig oder repräsentativ sie ist, kann ich nicht sagen), die besagt, dass in Deutschland etwas mehr als 60% der Menschen an Gott und ca. 50% an Jesus Christus glauben. Die Frage nach dem Wesen Gottes bleibt hier sicher offen, genauso wie das Verständnis von der Rolle und Bedeutung von Jesus Christus.
Etwa ein Drittel glauben, dass es den Heiligen Geist gibt und weniger als ein Drittel glauben an ein Leben nach dem Tod.
Das ist für mich interessant und erstaunlich zugleich. Es glauben also zum Beispiel mehr Menschen an Jesus Christus in irgendeiner Form als daran glauben, dass er der Sohn Gottes ist, für die Sünden der Welt gestorben und am dritten Tag nach seiner Kreuzigung buchstäblich vom Tod auferstanden ist, was nichts anderes bedeutet, als dass es ein ewiges Leben tatsächlich gibt. Irgendwo gibt es also erhebliche Lücken zwischen der Verehrung Gottes und seines Sohnes Jesus Christus und einem tiefen Verständnis ihres Wesens sowie ihrer Lehren und Absichten.

Ich finde es nicht nur als dringend notwendig, dass sich viel mehr Menschen in unserer Gesellschaft wieder an Gott erinnern und sich auf eine Entdeckungsreise begeben, um besser zu verstehen, was Jesus Christus verkörpert. Es ist auch ungeheuer spannend. Wenn man sich darauf einlässt, wird man Dinge begreifen, die ansonsten in einer Welt, die immer mehr durch Gier, Hass, Unmoral und Werteverfall dominiert wird, übertönt und verschüttet werden.

Warum die Welt einen Erretter braucht, erklärt dieser kurze Videoclip (wird in Kürze auch in Deutsch verfügbar sein). Wie viel mehr Gründe braucht es, um sich ernsthaft mit Jesus Christus zu beschäftigen?

https://www.youtube.com/watch?v=Ly7c9scxB9I

 

30. Hochzeitstag

Heute hatten Esther und ich unseren 30. Hochzeitstag und morgen jährt es sich zum 30. Mal, dass wir im Freiberg-Tempel für Zeit und Ewigkeit gesiegelt wurden.
 In meinem Geschäftsumfeld sind wir damit schon fast Dinosaurier. Wir waren noch sehr jung, als wir geheiratet haben, aber wir waren nicht unvorbereitet. Wir hatten konkrete Vorstellungen. Die wichtigsten waren, eine Ehe für Zeit und Ewigkeit in einem Tempel des Herrn zu schließen, uns an die im Tempel geschlossenen Bündnisse zu halten und Kinder zu haben. Diese Ziele haben wir über alles andere gestellt. Nach 30 Jahren ist es interessant und sehr schön, zurück zu schauen, auf alles, was wir gelernt und erreicht haben. Wir sind dankbar für unsere Kinder, Schwiegerkinder und Enkel. Kinder groß zu ziehen war oft mit dem Verzicht auf materielle Annehmlichkeiten verbunden. Es hat uns Bescheidenheit und Realismus gelehrt und wie wichtig es ist, dass man sich selbst vergessen kann. Wir haben gelernt (und manchmal mussten wir lernen), Konflikte zu lösen und die Auslöser für Probleme zu erkennen. Wir haben erfahren, wie wichtig es für Kinder ist, dass Eltern harmonieren und welche emotionale Sicherheit es den Kindern gibt, wenn Eltern es schaffen, Egoismus zu überwinden. Wir haben auch gelernt, wie wichtig Bildung und Verantwortungsbewusstsein, unabhängig von Karrieredenken, für die Familie sind.
Wir mussten auch schmerzliche Verluste überstehen, besonders unsere Zwillinge, die leider ihre Geburt nicht überstanden haben. Sie sind für uns ein Teil unserer Familie. Heute wären sie erwachsen, wir haben aber damals im Tempel den Trost und die Gewissheit erhalten, die wir brauchten. Wir wissen, dass sie zu uns gehören.
War unsere Ehe manchmal in Gefahr? Wir hatten ganz sicher Situationen, in denen wir uns bewähren mussten, sind manchmal gestolpert, aber immer wieder aufgestanden. Der Zeitgeist unterstützt es nicht, für eine Ehe zu kämpfen, wenn es Schwierigkeiten gibt, oder überhaupt eine zu schließen. Niemand sollte so vermessen sein, Herausforderungen, die zum Scheitern führen können, zu unterschätzen. Sie tauchten in der Regel dann auf, wenn das Leben aus einer gesunden Balance geraten war. Aber es ist möglich, sich über diese destruktiven Einflüsse erfolgreich hinwegzusetzen und die Balance wieder herzustellen. Manchmal muss man dafür auch Opfer bringen. Es hat uns sehr geholfen, dass wir immer Vorbilder hatten und den Halt in einer Kirche, in der die Familie eine überragende Bedeutung hat.
Liebe Esther, ich danke dir, dass du immer der stärkste Rückhalt in meinem Leben gewesen bist. Ohne dich wäre ich nicht der, der ich heute bin. Ich liebe dich von ganzem Herzen.
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Familien sind ewig.

Herz OP/heart surgery

Am Montagfrüh bin ich zu einer Routineuntersuchung ins Herzzentrum nach Leipzig gefahren. Ich nahm an, dass ich nach den Untersuchungen wieder gemütlich nach Hause fahren und am Mittwoch auf Dienstreise in die Türkei fliegen würde.

Monday morning, I drove to the heart clinic in Leipzig for some routine tests. I supposed to return home the same day and go on a business trip to Turkey on Wednesday.

Es kam aber alles ein bisschen anders. Da ich nicht allen, die sich diese Woche bei mir gemeldet, mir Nachrichten geschickt, mich angerufen oder im Krankenhaus besucht haben, persönlich antworten kann, möchte ich euch nochmal auf diese Weise herzlich danken und ein Update geben. Ihr wart eine große Unterstützung.

However, things turned out completely different. I’m not able to get back to everyone personally who called me, wrote me messages or visited me in the hospital. I just want to thank you all and give you an update. I appreciate your support very much.

Ich wusste schon seit vielen Jahren, dass ich einen kleinen Atrium Septum Defekt im Herzen habe, also ein Loch in der Vorhof Scheidewand. Da ich aber weder Schmerzen noch Beeinträchtigungen gespürt habe, habe ich dem wenig Aufmerksamkeit gewidmet.
Die Ärzte fanden nun heraus, dass das Loch über 2cm groß ist und rieten mir dringendst zu einer Operation. Zum Glück kann das mit einem Herzkatheter gemacht werden und da ich nun einmal da war, haben sie es am Dienstag gleich gemacht.

I already knew that I have a so-called ASD  (atrial septal defect) in my heart for many years. I didn’t pay much attention to it as I never felt any pain or other problems. Now, the doctors found out that the hole had grown to almost 1 inch. With some alarm in their voices they urged me to agree to a surgery. Fortunately, it can be done with a heart catheter, and since I was there anyway they did it on Tuesday.

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Jetzt habe ich einen Hightech Schirm im Herzen und hoffe, dass er lange funktionieren wird.  🙂

I have a high tech umbrella in my heart now, and hope it’ll work for a long time.

Ich fühle mich den Umständen entsprechend recht gut, habe nur noch Schmerzen in der Wunde, da einen Tag später noch ein Pseudoaneurysma verschlossen werden musste, was eine ziemliche Tortur ist. Ich hoffe, es bleibt geschlossen.

I feel reasonably well given the circumstances. I still have some pain in the wound as a Pseudoaneurysm had to be closed the next day which is quite painful. I hope it remains closed.

Liebe Freunde, herzlichen Dank für eure Gebete und die Segen, die ich erhalten habe.
Vielen Dank auch an die behandelnden Ärzte und Krankenschwestern und -pfleger im Herzzentrum Leipzig. Ich habe mich in guten Händen gefühlt.

Dear friends, thank you very much for your prayers and the blessings I have received.
Many thanks also to the doctors and nurses in Leipzig. I was in good hands.

Zion Canyon und das Verstehen

Der Zion Nationalpark im Süden von Utah ist für Esther und mich eines der größten Naturwunder. Seine Schönheit, die Farben und die Vielfalt der Felsformationen sind überwältigend. Der Park könnte keinen treffenderen Namen haben.
Wir sind schon mehrmals dort gewesen, waren an den Emerald Pools, hinten in den Narrows (wenn auch noch nicht so weit, wie wir es gern möchten) und sind hoch auf Angels Landing geklettert (wobei das letzte Stück nicht ungefährlich ist).
Vor einigen Wochen waren wir wieder dort. Ich hatte vorher gelesen, dass man unbedingt zum Observation Point wandern sollte, weil man von dort eine grandiose Aussicht auf den gesamten Canyon hat. Das wollte ich unbedingt sehen und überredete meine Frau zu dem Hike. 13 km hin und zurück und ca. 1000 Höhenmeter klangen nach solider Anstrengung. Im Reiseführer stand, dass der Trail nicht überlaufen ist, da viele Besucher den Kraft- und Zeitaufwand scheuen. Sie ahnen nicht, was sie verpassen. Für uns war der Aufstieg durchaus anstrengend. Interessanterweise war er auch ein geistiges Erlebnis.

Man fährt also mit dem Park Shuttle bis zur Haltestelle Weeping Rock. Dort kann man sich zwischen verschiedenen Optionen entscheiden. Die einfachste ist der kurze Trail zum Weeping Rock. Will man zum Oberservation Point, steht man erstmal vor einer mehrere hundert Meter hohen Felswand und fragt sich, wie man da hinauf kommt. Das Ziel ist von dort nicht zu sehen und man weiß auch nicht genau, was auf einen zukommt. Unsere Motivation war dennoch groß. Wir wollten herausfinden, warum es so großartig ist, diese Stelle zu erreichen. Ich war neugierig, wie es oben aussieht und welche Perspektiven sich von dort eröffnen.

Zion National Park, Weeping Rock
Zion National Park, Weeping Rock

In der Tat entschieden sich die meisten Besucher für den kurzen Abstecher. Im Leben entgehen uns auch so manche tiefen Erkenntnisse, weil wir uns vor dem erforderlichen Aufwand scheuen, ohne den man sie nicht gewinnen kann. Es hat mich daran erinnert, wie tiefgründig unser Glaube ist und dass er durch Kurzinformationen und eine oberflächliche Beschäftigung nicht im geringsten verstanden werden kann.

Als wir näher an die Felswand kamen, sahen wir, dass es einen Pfad nach oben gibt.

Aufstieg über Weeping Rock
Aufstieg über Weeping Rock

Wir machten uns also auf den Weg und merkten schnell, dass es uns fordern wird. Allerdings kam es auf das Tempo nicht so sehr an, sondern mehr auf den Willen, beständig weiter zu gehen. Wir hatten genug Motivation, das Ziel zu erreichen und hatten auch genug Proviant mit, vor allem Wasser. Je höher wir in die Wand stiegen, um so mehr Perspektiven öffneten sich, obwohl wir noch sehr weit vom Observation Point entfernt waren und ihn immer noch nicht sehen konnten.

Above Weeping Rock
Above Weeping Rock

Interessant finde ich den Vergleich mit Alma Kapitel 32 im Buch Mormon, in dem der Prozess, Glauben zu entwickeln und ihn Schritt für Schritt zu nähren, in dem man auf kleinen Erfahrungen aufbaut, beschrieben wird.

Dieser Prozess läuft nicht ohne Hindernisse ab. Irgendwann stellt sich die erste Müdigkeit ein. In diesem Moment kamen wir zu der Stelle, wo der Trail zum Hidden Valley abzweigt. Das klang eigentlich auch spannend und wäre mit geringerem Aufwand verbunden gewesen. Es ist eigenartig, wie schnell man in so einer Phase Ziele in Frage stellt oder diese nicht mehr so wichtig erscheinen. Schlimmer noch ist es, wenn man den Prozess, den Weg zum Ziel zu verstehen, in Frage stellt, weil das dazu führen kann, dass man den Versuch abbricht oder nur halbherzig weiter geht.

At junction to Hidden Valley
At junction to Hidden Valley

Wir hatten nicht ernsthaft vor, unsere Pläne zu ändern und stiegen schwitzend weiter. Eine Gruppe junger Burschen aus der Schweiz überholte uns. Wir dagegen passierten einige zeternde Teenager, die ihre Eltern für die Idee, auf diesen Berg zu klettern, verwünschten :). Als wir die erste Etappe geschafft hatten, war die Aussicht toll und es fühlte sich wie ein geschaffter Meilenstein an. Unsere Motivation weiterzumachen erhielt einen deutlichen Schub. Wir ahnten nicht, dass der schwierigste Teil des Weges noch vor uns lag.

Erste Etappe fast geschafft
Erste Etappe fast geschafft

Nach einiger Zeit gelangten zum Eingang des Echo Canyons. Der Weg wurde einfacher, kein steiler Anstieg mehr. Es war eine willkommene Verschnaufpause.

Echo Canyon
Echo Canyon

Alle paar Meter gab es phantastische Felsformationen in wunderschönen Farben zu sehen. Der Canyon lädt zum Verweilen und zum Erkunden ein.

Echo Canyon
Echo Canyon

Man konnte denken am Ziel zu sein, und für viele ist es auch das Ziel. So verständlich das klingen mag, so irrelevant ist es für das große Ganze. In unserer geistigen Entwicklung liegt eine der großen Gefahren darin, leichtfertig, nachlässig und inkonsequent zu werden, wenn es gut läuft und alles in Ordnung scheint.
Im Buch Mormon heißt es in Alma 37:46: „O mein Sohn, lass uns nicht, weil der Weg so leicht ist, träge sein, denn so war es mit unseren Vätern …
Was war mit den Vätern? Da muss man im Buch mal ein bisschen zurückblättern zur Zeit als Lehi´s Familie auf einen einzigartigen Kompass, der Liahona genannt wurde, angewiesen war. Die Missachtung der Prinzipien, die zur korrekten Funktion des Instruments notwendig waren, führte zur Beeinträchtigung des richtigen Fokus, zum Verlust der Richtung und zu gewaltigen Konflikten (siehe 1. Nephi, Kapitel 16 und 18).

In Zeiten der Bequemlichkeit ist oft die Versuchung groß, nachlässig mit den wichtigen Gewohnheiten und Routinen zu werden, die wir dringend brauchen, um auf Kurs zu bleiben, stärker in unserem Glauben zu werden und ein sicheres Urteilsvermögen zu behalten, wenn immer mehr Verwirrung darüber entsteht, was gut und böse, richtig und falsch ist. Ich denke, dass wir dies in zunehmendem Maße erleben.
An einer anderen Stelle, in 2. Nephi 28:21 wird es noch etwas drastischer ausgedrückt:
Und andere wird er beschwichtigen und sie in fleischlicher Sicherheit wiegen, so daß sie sprechen: Alles ist wohl in Zion; ja, Zion gedeiht, alles ist wohl—und so betrügt der Teufel ihre Seele und führt sie mit Bedacht hinweg, hinab zur Hölle.

Bei Mitgliedern der Kirche äußern sich Leichtfertigkeit und Nachlässigkeit häufig darin, dass aufgehört wird, regelmäßig allein und auch gemeinsam als Familie zu beten, in den Heiligen Schriften zu studieren, den Familienabend durchzuführen oder regelmäßig den Tempel zu besuchen. Viele sind zwar aktiv in der Kirche, erfreuen sich an ihren sozialen Aspekten aber sie sind nicht aktiv im Evangelium und verlieren, manchmal unmerklich, geistige Stärke. Dinge, die irrelevant für ein vollständigeres Verständnis des Erlösungsplanes Gottes sind, gewinnen dann leicht höhere Priorität.
Die Folgen sind nicht sofort offensichtlich. Eine Weile kann man sich scheinbar durchmogeln. Die Bewährungsproben kommen aber unweigerlich und mit voller Härte, wie wir noch sehen werden.

Echo Canyon
Echo Canyon

Eine weitere Gefahr ist die Empfänglichkeit für Populismus oder die Zuwendung zu denen, die am lautesten schreien, bis sie ihre Interessen durchgesetzt haben, egal mit welchen Folgen. Es wird immer wieder Geschrei geben. Die Forderungen werden sich immer weiter von den Maßstäben Gottes entfernen und mit gesellschaftlichem Druck durchgesetzt.
Der Einfluss Gottes wirkt aber nicht durch Geschrei, auch nicht im Namen von Religion. Die Heiligen Schriften sind voll von Beispielen, wie die Stimme Gottes wirkt. Stellvertretend für viele Schriftstellen, möchte ich diese aus Helaman 5:30 im Buch Mormon anführen:
Und es begab sich: Als sie diese Stimme hörten, merkten sie, daß es nicht eine Stimme des Donners war, auch nicht eine Stimme von großem, heftigem Lärm, sondern siehe, es war eine leise Stimme von vollkommener Milde, gleichwie ein Flüstern, und sie drang bis tief in die Seele—

Es gibt klare Bedingungen, um empfänglich für diese Stimme zu sein. Leider verringert sich die Sensibilität oder geht verloren, wenn man das Interesse für die Bedingungen und ihre Quelle verliert. Es ist auch erstaunlich, wie unkritisch häufig ein Absenken der Maßstäbe zur Beurteilung von richtig und falsch hingenommen wird.

Da wir an dieser Stelle erst einen Bruchteil des Weges zurückgelegt hatten, wäre es vermessen gewesen  zu behaupten, dass wir dort bereits ein ausreichendes Verständnis für das Unterfangen hatten. Genauso vermessen wäre es im Leben  Dinge zu beurteilen, ohne ausreichend Wissen und Erkenntnis zu besitzen und sich aber einzureden, dass man sich der ganzen Tragweite von Entscheidungen bewusst ist, denen kein ausreichendes Nachsinnen vorangegangen ist.

Near junction to East Rim Trail
Near junction to East Rim Trail

Wenn man den Canyon verlässt, wird der Weg wieder steiler und öde. Man hat keinen Blick mehr auf den Zion Canyon, die Vegetation ist karg und man sieht die Spuren von Waldbränden. Ich musste mich an die Schriftstelle in 2. Nephi 31:19 und 20 erinnern:
Und nun, meine geliebten Brüder, nachdem ihr auf diesen engen und schmalen Pfad gelangt seid, möchte ich fragen, ob alles getan ist? Siehe, ich sage euch: Nein; denn ihr seid nur durch das Wort von Christus, mit unerschütterlichem Glauben an ihn so weit gekommen und habt euch ganz auf die Verdienste dessen verlassen, der mächtig ist zu erretten. 
Darum müßt ihr mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreben, erfüllt vom vollkommenen Glanz der Hoffnung und von Liebe zu Gott und zu allen Menschen. Wenn ihr darum vorwärtsstrebt und euch am Wort von Christus weidet und bis ans Ende ausharrt, siehe, so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben.

Der Weg zum Ziel war noch weit und der Pfad fühlte sich so an, als ob man sich eher vom Ziel entfernt als ihm näher kommt.
Das sind die Phasen im Leben, wo es härter wird – die Bewährungsproben. Zerbricht eine Ehe oder Familie? Wie gehen wir mit Unglück, Krankheit, Irritationen und Unsicherheit um? Was sind uns unsere Bündnisse mit Gott wert, vor allem die Tempelbündnisse? Zerbreche ich an äußerem Druck? Werde ich mental instabil? Ereilt mich eine Midlife Crisis? Verliere ich das Vertrauen? Werde ich zynisch? Verliere ich meinen Glauben?

Near junction to East Rim Trail
Near junction to East Rim Trail

Jeder gelangt im Laufe seines Lebens an diese Punkte, wo sich viel entscheidet und die Zweifel nagen. Wie diese Entscheidungen ausfallen, hat man in der Regel schon vorher auf dem Lebensweg vorgeprägt, zum Positiven als auch zum Negativen. Wenn der Wasservorrat an diesen Kreuzungen zur Neige geht, wird es schwer auf Kurs zu bleiben. Das erlebe ich in meiner seelsorgerischen Arbeit immer und immer wieder. Jede zerbrochene Familie ist eine Tragödie, jedes gebrochene Tempelbündnis, jedes vernachlässigte Kind und vieles mehr. Ich erlebe Leute, die lieber ins Nirgendwo gehen als auf dem Pfad zu bleiben.

Aber es gibt auch die guten Beispiele. Menschen, die sich gegenseitig anspornen  weiterzugehen oder einen ziehen oder schieben, die auch akzeptieren, dass der eine oder andere jetzt öfter eine Rast braucht, die ihren Proviant teilen.
Uns sind Menschen entgegengekommen, die uns ermutigt haben: „Macht weiter. Es lohnt sich. Es ist unbeschreiblich. Wenn wir es geschafft haben, könnt ihr es auch schaffen.“

Letzte steile Anstiege
Letzte steile Anstiege

2. Nephi 31:21 sagt:
Und nun siehe, meine geliebten Brüder, dies ist derWeg; und es ist kein anderer Weg noch Name unter dem Himmel gegeben, wodurch der Mensch im Reich Gottes errettet werden kann. Und nun siehe, dies ist die Lehre von Christus und die einzige und wahre Lehre vom Vater und vom Sohn und vom Heiligen Geist, die ein Gott sind ohne Ende.

Obwohl die letzten Anstiege sehr anstrengend waren, wuchs durch die Ermunterung unsere Zuversicht und Freude auf das Ziel immer mehr. Wir profitierten von unserer Einstellung und Vorbereitung und waren selbst in der Lage, Schwächere zu unterstützen.

Irgendwann auf dem Anstieg wurde der Zion Canyon wieder sichtbar. Zuerst nur ein bisschen.

Close to Zion Canyon Rim
Close to Zion Canyon Rim

Aber dann immer mehr und mehr und beeindruckender.

Fast geschafft
Fast geschafft

Schließlich waren wir oben am Rim und hatten nur noch eine Meile bis zum Observation Point zurückzulegen. Keine Höhenmeter mehr. Ein wunderschöner Weg mit einer überwältigenden Perspektive. Wir fühlten uns belohnt für die Anstrengungen. Das Ziel war nun vor Augen. Wir konnten alles sehen, was von unten nicht sichtbar ist.
Im geistigen Sinne fühlten wir unseren Glauben und unser Vertrauen bestätigt. Wir hatten gehofft, dass es so sein würde und unsere Hoffnungen wurden übertroffen. Keine Zweifel mehr. Glaube wurde durch Wissen und Verstehen ersetzt.

Blick in den Zion Canyon
Blick in den Zion Canyon

Wie töricht wäre es gewesen, aufzugeben, ohne ausreichendes Verständnis von der großartigen Szenerie, die wir nun sehen durften. Es war aber nicht nur die Landschaft. Es war auch die Freundlichkeit und Heiterkeit der Menschen, die wir da oben getroffen haben.

Als wir schließlich am Observation Point ankamen, verspürten wir einen tiefen Frieden und Dankbarkeit für die Schöpfung Gottes. Es war für uns beide sehr bewegend.

Blick vom Observation Point auf Angels Landing
Blick vom Observation Point auf Angels Landing

Buch Mormon, Alma 34:32:
„Denn siehe, dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen; ja, siehe, der Tag dieses Lebens ist der Tag, da der Mensch seine Arbeiten verrichten soll.“

Niemand hat gesagt, dass der Weg zurück zum Vater im Himmel einfach sein wird. Ich glaube aber, dass diesem Ziel kein anderes Ziel auch nur annähernd gleich kommt.
Ich glaube fest daran, dass unser Verständnis vom Sinn dieses Lebens und die Erkenntnis unseres Ursprungs sowie der Existenz auf die wir nach diesem Leben hoffen, in dem Maße wächst, wie wir uns Gott nähern.  Dafür lohnen sich alle Opfer und Mühen.

Am Ziel wird uns die volle Schönheit und Größe des Planes der Erlösung bewusst. Wir können dann seine überragende Bedeutung und das Glück, das er mit sich bringt, ganz ermessen und begreifen.

Auf dem Weg dahin, müssen wir mit Problemen und Sorgen umgehen, aber je weiter wir vorankommen, umso klarer wird das Bild, bis wir es ganz erfassen können.

Zion National Park, Observation Point
Zion National Park, Observation Point

P.S. Beim Abstieg begegneten uns zwei junge Männer, die den Berg hinauf joggten. Einer hielt an und fragte uns nach der Uhrzeit. Ich antworte auf Englisch, dass es in Deutschland jetzt kurz vor Mitternacht ist. (Ich verstelle nie meine Uhr, wenn ich verreise.)
Darauf bedankte er sich auf Deutsch und ich fragte ihn, woher sein gutes Deutsch kommt (um ehrlich zu sein, ich ahnte es schon 🙂 ). Er sagte: „Ich war von 2010 bis 2012 ein Missionar für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in der Berlin Deutschland Mission.“
Die Welt ist klein. Es ist unsere Mission.

 

Weil Er lebt – Osterwoche 2015

WEIL ER LEBT

Jesus Christus hat wirklich gelebt. Er zog durchs Heilige Land, vollbrachte Wunder und verkündete die Wahrheit. Dann wurde er gekreuzigt. Aber sein Tod war nicht das Ende. Dank seiner Auferstehung werden wir wieder leben. Dank seines Opfers können wir Sünde überwinden und wahre Freude erfahren. Weil er lebt, können wir jeden Tag unseres Lebens Hilfe und Heilung bei ihm finden.
Osterwoche
          
Alle Beiträge zur Osterwoche ansehen:

http://www.mormon.org/deu/ostern

Es gibt einen unbegrenzten Bedarf, das Sühnopfer Jesu Christi zu verstehen und die Rolle, die Vergebung dabei spielt. Vergebung fällt den meisten von uns schwer, wenn sie am dringendsten notwendig ist. Vielleicht kann die Osterwoche jedem von uns helfen, im eigenen Leben das Prinzip der Vergebung anzuwenden.

Jesus Christus und Ereignisse im Buch Mormon Part 01

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Der Höhepunkt des Buches Mormon ist der Besuch des auferstandenen Jesus Christus bei den Bewohnern des Landes Überfluss. Dabei gab er ihnen die Gelegenheit, ihn zu sehen und zu berühren.  Das Buch Mormon bestätigt den Bericht des Neuen Testaments von Seinem Wirken in Palästina und ist damit neben der Bibel ein weiterer Zeuge für Jesus Christus.

Ähnlich wie seinen Freunden in Jerusalem, gab Jesus auch dem Volk Nephi nicht nur einen Beweis seiner Auferstehung und physischen Existenz, sondern während der Dauer seines Aufenthaltes diente er ihnen geistlich auf einzigartige Weise.

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Unter anderem tat er das wie folgt, nachzulesen im Buch 3. Nephi ab Kapitel 11:

 – Er gab ihnen ein vollständiges Verständnis seines Sühnopfers und der Lehre Christi.

– Er berief zwölf Apostel und etablierte seine Kirche.
– Er wiederholte die Bergpredigt sowie weitere Evangeliumsgrundsätze wie die christliche Moral- und Glaubenslehre sowie die Notwendigkeit und Art und Weise der Taufe.
– Er erklärte inwieweit er das Gesetz Mose erfüllt hat und seine Lehren deshalb darüber hinausgehen und wie die zukünftige Sammlung Israels vor sich gehen wird.
– Er heilte ihre Kranken, segnete die Kinder und betete für die Menschen auf eine Weise, die nicht mit Worten wiedergegeben werden kann.
– Er zeigte ihnen Nächstenliebe und forderte sie auf, diesem Grundsatz zu folgen und einander zu dienen.
– Außerdem führte er das Abendmahl ein, erklärte seine Bedeutung und bevollmächtigte die Zwölf, die Gabe des Heiligen Geistes zu übertragen. Damit wurden grundlegende Pflichten des Priestertums definiert.
– Er bestätigte die Schriften Jesajas über die Zeit vor Seinem Zweiten Kommen und schilderte Ereignisse und Zustände, die diesem Kommen vorausgehen werden. Er legte alles aus, vom Anfang bis zum Ende.
– Jesus erneuerte auch das Gesetz des Zehnten und forderte die Menschen auf, es zu befolgen und dadurch gesegnet zu werden.
– Bevor er das Volk Nephi verließ, stellte er sicher, dass sie das Evangelium Jesu Christi und die damit verbundenen ewigen Perspektiven verstanden hatten.

Der Bericht im 3. Nephi endet mit folgendem Vers, der eine Aufforderung an die Menschen in unserer Zeit enthält und worauf ich später noch zurückkommen werde:

„Wendet euch, all ihr Andern, von euren schlechten Wegen ab, und kehrt von euren Übeltaten um, von eurem Lügen und Täuschen und von eurer Hurerei und von euren geheimen Greueln und eurem Götzendienst und von euren Morden und eurer Priesterlist und eurem Neid und eurem Hader und von all eurer Schlechtigkeit und euren Greueltaten, und kommt zu mir und laßt euch in meinem Namen taufen, damit ihr Vergebung für eure Sünden empfangen und vom Heiligen Geist erfüllt werden könnt, damit ihr meinem Volk zugezählt werden könnt, das vom Haus Israel ist.“ (3. Nephi 30:2)

Danach verließ er die Nephiten.
Und was geschah dann?

Diejenigen, die Zeugen des Besuches von Jesus Christus waren, fingen an, ihre Erlebnisse mit anderen zu teilen. Das Teilen des Evangeliums und das damit verbundene Streben nach Übereinstimmung mit dessen Grundsätzen, müssen eine riesige Dynamik entwickelt haben, die die Menschen mitgerissen hat. Warum sonst hätten sie glauben, umkehren, sich taufen lassen und den Heiligen Geist erhalten sollen. Warum hätten sie sich jemals ändern und rechtschaffen werden sollen, wenn es nicht etwas gegeben hätte, das ihr Verständnis und ihre Gefühle so erweitert hat, dass sie sich bekehren wollten.

Die Wirkung seines Besuches, der Belehrungen und seines Dienstes war also in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Im Laufe einer historisch kurzen Zeit entwickelte sich eine Gesellschaft, die uns eine konkrete Vorstellung davon gibt, was geschehen kann, wenn das Evangelium Jesu Christi von großen Teilen eines Volkes verstanden und seine Grundsätze konsequent angewandt werden. Im ersten Teil des Buches 4. Nephi im Buch Mormon wird beschrieben, wie sich diese Entwicklung vollzog.

„… und siehe, die Jünger Jesu hatten in allen Ländern ringsum eine Kirche Christi gebildet. Und alle, die zu ihnen kamen und von ihren Sünden wahrhaftig umkehrten, wurden im Namen Jesu getauft, und sie empfingen auch den Heiligen Geist.“ (4. Nephi 1:1)

Das sind die ersten Grundsätze des Evangeliums Jesu Christi: Glaube, Umkehr, Taufe und die Gabe des Heiligen Geistes als Basis für alles weitere. Bekehrung ist ein persönlicher und vor allem freiwilliger Prozess. Erzwungene Bekehrung ist keine Bekehrung und wird auch nie dauerhafte Früchte hervorbringen.

„Und es begab sich: Im sechsunddreißigsten Jahr wurde alles Volk zum Herrn bekehrt, auf dem ganzen Antlitz des Landes, sowohl die Nephiten als auch die Lamaniten, und es gab keine Streitigkeiten und Auseinandersetzungen unter ihnen, und jedermann handelte gerecht, einer mit dem anderen.“ (4. Nephi 1:2)

Was lernen wir hier? Bei echter Bekehrung zum Evangelium hören Streitigkeiten und Auseinandersetzungen mit der Zeit auf, weil der Glaube dazu motiviert und sich positive Erfahrungen einstellen, die wiederum die Kraft zu Selbstdisziplin und Selbstlosigkeit geben. Wenn das nicht geschieht und Ungerechtigkeit ebenfalls nicht abgeschafft wird, hat es demzufolge keine echte Bekehrung zum Evangelium Jesu Christi gegeben.

„Und sie hatten alles unter sich gemeinsam; darum gab es keine Reichen und Armen, Geknechteten und Freien, sondern sie waren alle frei geworden und hatten teil an der himmlischen Gabe.“ (4. Nephi 1:3)

Die Überwindung von Egoismus, Macht- und Habgier, Neid und Missgunst, aber auch Faulheit und Müßiggang ermöglicht es den Menschen, Unterschiede in Gemeinsamkeiten zu verwandeln und den Fluch, Besitzstände zu vergleichen zu beseitigen. Es bedeutet nicht Uniformismus oder gleichgeschaltete Gehirne, wie manche Zeitgenossen vermuten.
Voraussetzungen für den Erfolg sind echte Nächstenliebe und Menschlichkeit, wie von Jesus propagiert, Rechtschaffenheit, Selbstlosigkeit, Disziplin, Fleiß, Solidarität und Toleranz, die Anerkennung von objektiv gültigen moralischen Gesetzen und deren Befolgung sowie weitere edle Eigenschaften.

Und es wurden große und wunderbare Werke von den Jüngern Jesu vollbracht; ja, sie heilten die Kranken und erweckten die Toten auf und machten, daß die Lahmen gingen und die Blinden ihr Augenlicht empfingen und die Tauben hörten; und allerart Wundertaten vollbrachten sie unter den Menschenkindern; und in nichts bewirkten sie Wundertaten, außer allein im Namen Jesu. (4. Nephi 1:5)

Und nun, siehe, es begab sich: Das Volk Nephi wurde stark und mehrte sich überaus schnell und wurde ein überaus anmutiges und angenehmes Volk. (4. Nephi 1:10)

Einigkeit und Rechtschaffenheit machten dieses Volk nicht nur wirtschaftlich erfolgreich (was nachzulesen ist, aber hier nicht zitiert), sondern auch gesellschaftlich.
Was kennzeichnet ein starkes, anmutiges und angenehmes Volk? Die folgenden Verse fassen es eigentlich recht gut zusammen.

„Und es begab sich: Wegen der Gottesliebe, die dem Volk im Herzen wohnte, gab es im Land keinen Streit.
Und es gab weder Neid noch Hader, noch Aufruhr, noch Hurerei, noch Lüge, noch Mord, noch irgendeine Art von Sittenverderbnis; und gewiß konnte es kein glücklicheres Volk unter allem Volk geben, das von der Hand Gottes erschaffen worden war.
Es gab weder Räuber noch Mörder, noch gab es Lamaniten, noch sonst irgendwelche -iten; sondern sie waren eins, die Kinder Christi und Erben des Reiches Gottes.
Und wie gesegnet waren sie! Denn der Herr segnete sie in allem, was sie taten; ja, sie wurden gesegnet, und es erging ihnen wohl …“ (4. Nephi 1:15-18)

Das alles kann durch die Anwendung des Evangeliums Jesu Christi bewirkt werden. Das ist das ihm innewohnende Potential, das nicht nur Glückseligkeit für ein Leben nach dem Tod verheißt, sondern die Werkzeuge und Anleitungen bereithält, wie Zustände in Familien, Gemeinden, Kommunen oder einer ganzen Gesellschaft erarbeitet werden können, die denen gleichen, die hier geschildert werden. Jede Weltanschauung, egal ob sie einen Gott verehrt oder nicht, muss sich an dem ihr innewohnenden Potential und den Perspektiven, die sie bieten kann, messen lassen. Hier ist der Maßstab dafür und dabei haben wir noch nicht einmal die ewigen Perspektiven des Evangeliums Jesu Christi erwähnt.

Der Prozess, um diesen Zustand zu erreichen, war ganz sicher noch wesentlich komplexer als in 18 kurzen Versen geschildert werden kann. Aber der Bericht enthält die entscheidenden Punkte.  Ich stelle mir oft vor, wie diese Menschen an anstehende Aufgaben und Herausforderungen, egal ob sie zeitlicher oder geistiger Natur waren, herangegangen sind und um wie vieles besser sie ihre Zeit und Mittel zur Verbesserung ihrer Gesellschaft nutzen konnten.

Das alles hätte niemals ohne verbindliche Regeln funktionieren können und die Verpflichtung, sich daran zu halten. Vers 12 gibt eine einfache Erklärung, wie sie die geistige Stabilität erhielten, um auf „die Weise des Glücklichseins“ zu leben.

„… sie wandelten nach den Geboten, die sie von ihrem Herrn und ihrem Gott empfangen hatten, und sie fuhren fort, zu fasten und zu beten und sich oft zu versammeln, um zu beten und auch, um das Wort des Herrn zu hören.“ (4. Nephi 1:12)

Die Geschichte mag ideal klingen. Man mag es glauben oder nicht. So ist das mit Glaubensfragen. Ich für meinen Teil glaube daran, dass es so gewesen ist und vor allem, dass es möglich war. Die Denkaufgabe hat aber mit Glauben gar nicht so viel zu tun. Sie besteht darin, das Evangelium Jesu Christi in der Gesamtheit seiner Lehren und Grundsätze zu analysieren, die richtigen Applikationen daraus abzuleiten und darüber nachzudenken, wie sich Zusammenleben und -arbeiten ändern, wenn diese Grundsätze im persönlichen Leben, in der Familie, im Umfeld oder, wie im diesem Beispiel geschehen, in einer Gesellschaft angewendet werden.

Die Nephiten haben es geschafft, diese nahezu idealen gesellschaftlichen Umstände fast 200 Jahre aufrecht zu erhalten. Am Ende dieser Periode, begann eine Erosion, eindeutig verursacht durch das Verlassen der Grundsätze des Evangeliums – zuerst durch einige wenige Menschen, die sich der breiten Masse überlegen fühlten und diese Überlegenheit für sich nutzen wollten. Damit wurde die Einigkeit unter dem Volk zerstört – mit fatalen Folgen wie in Part 2 dieses Posts untersucht werden wird. Nicht umsonst hat Mormon, wie in der Schriftstelle oben zitiert, die Nachwelt vor den Missständen gewarnt, die schließlich zum Niedergang der nephitischen Zivilisation führten.

Teil 2 lesen:

Jesus Christus und Ereignisse im Buch Mormon Part 02

Teil 3 lesen:

Jesus Christus und Ereignisse im Buch Mormon Part 03

Weihnachtsbotschaft

Weihnachtsbotschaft der Präsidentschaft des Pfahles Leipzig

Liebe Schwestern, Brüder und Freunde,

im Namen der Präsidentschaft des Pfahles Leipzig der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage möchte ich Ihnen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest wünschen.
Jedes Jahr erleben wir das Paradoxon, dass sich viele Menschen mehr Ruhe und Besinnlichkeit in der Weihnachtszeit wünschen, aber dennoch kommt es in der Regel anders. Der Stress im Berufsleben spitzt sich zum Jahresende zu, Verpflichtungen häufen sich und es gibt jede Menge Dinge für das Fest zu erledigen. Oft sind es zu viele Dinge.
Uns ist bewusst, dass wir einige dieser Stressfaktoren nicht ohne weiteres ändern können. Wir müssen mit ihnen leben und können zumindest versuchen, aus solchen Situationen das Beste zu machen. Es gibt aber eine ganze Reihe Dinge, die wir sehr wohl beeinflussen können. Zu einigen wenigen möchte ich Sie einladen.

1. Entdecken Sie das Geschenk, das Jesus Christus für Sie persönlich bedeutet.

In den Heiligen Schriften finden wir eindrucksvolle Beschreibungen, die zum Nachdenken anregen. Im Buch Mormon, im 3. Nephi Kapitel 1 wird beschrieben, wie diejenigen, die die Zeichen der Geburt Jesu herbeisehnten und daran glaubten, mit dem Tod bedroht wurden.  Ab Vers 10 lesen wir folgendes:
„10 Nun begab es sich: Als Nephi, der Sohn Nephis, diese Schlechtigkeit seines Volkes sah, war sein Herz überaus bekümmert.

11 Und es begab sich: Er ging hinaus und beugte sich auf der Erde nieder und schrie mächtig zu seinem Gott für sein Volk, ja, für die, die nahe daran waren, wegen ihres Glaubens an die Überlieferung ihrer Väter vernichtet zu werden.

12 Und es begab sich: Er schrie mächtig zum Herrn, den ganzen Tag lang; und siehe, die Stimme des Herrn erging an ihn, nämlich:

13 Hebe dein Haupt empor und sei guten Mutes; denn siehe, die Zeit ist nahe und in dieser Nacht wird das Zeichen gegeben werden, und morgen komme ich in die Welt, um der Welt zu zeigen, dass ich alles erfüllen werde, was ich durch den Mund meiner heiligen Propheten habe sprechen lassen.
14 Siehe, ich komme zu den Meinen, um alles zu erfüllen, was ich den Menschenkindern von der Grundlegung der Welt an kundgetan habe, und um den Willen sowohl des Vaters als auch des Sohnen zu tun … Und siehe, die Zeit ist nahe, und diese Nacht wird das Zeichen gegeben werden.

In diesen wenigen Versen liegen einige der großen Wahrheiten des Erlösungsplanes, der uns erklärt, woher wir kommen, welchen tiefen Sinn unser Leben hat und wohin wir danach gehen werden. Ich lade Sie ein, sich ein tieferes Verständnis dieser Wahrheiten zu erarbeiten.

Ich habe letztes Jahr die bekannte Schriftstelle aus dem Johannes Evangelium im Neuen Testament zitiert: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“  Johannes 3:16

Heute möchte ich Vers 17 hinzufügen: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“

Auch hier finden wir wieder ein weites Feld, geistige Wahrheiten zu entdecken oder zu vertiefen. Wieso ist es viel wichtiger zu retten als zu richten? Inwiefern können wir Retter sein? Wovor werden wir durch Jesus Christus gerettet? Ich bin fasziniert vom Umfang der Dinge, die es zu entdecken und besser zu verstehen gibt.

Wenn Sie mögen, schauen Sie sich die beiden Videoclips an, die uns die Großartigkeit des Geschenks näher bringen.

https://www.youtube.com/watch?v=uzjFEMmM0Xs&src_vid=PrLoWt2tfqg&feature=iv&annotation_id=annotation_3514050079

2. Tun Sie etwas Gutes

Wir haben die Mitglieder unseres Pfahles eingeladen, sich zum Jahresende an einer Hilfsaktion für Menschen zu beteiligen, die verfolgt und bedroht werden, unvorstellbares Leid zu ertragen haben und dadurch zu Flüchtlingen werden mussten, ohne Hoffnung, in absehbarer Zeit in ihre Heimat zurückkehren zu können. Machen Sie mit, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben oder finden Sie andere Gelegenheiten, Gutes zu tun – in Ihrer Familie, der Nachbarschaft, Ihrer Gemeinde oder Ihrem Gemeinwesen. Lassen Sie sich nicht durch weitverbreitete Trends oder Meinungen, die mit den Lehren von Jesus Christus nicht kompatibel sind, davon abhalten, Ihm zu folgen.

3.  Halten Sie einen Moment inne und denken Sie darüber nach, wie nachhaltig Sie das Geschenk von Jesus Christus beeinflusst.

Jesus Christus hat uns vor allem ein Vorbild an Nächstenliebe gegeben. Die Art und Weise, wie er den Menschen begegnet ist, welche Prioritäten er für den Umgang untereinander gesetzt hat – all das kommt in unserer Welt zu oft abhanden. Aber jeder von uns kann einen Unterschied machen. Versuchen Sie daran zu denken, wenn Sie versucht sind, hart, aggressiv, lieblos, unwohlwollend oder zynisch zu reagieren und treffen Sie dann bewusst die Entscheidung, anders zu sein. Warum sich das lohnt? Unter anderem deswegen:

Buch Mormon, Moroni 7:41-47

„41  Und was ist es, das ihr erhofft? Siehe, ich sage euch, daß ihr durch das Sühnopfer Christi und die Macht seiner AuferstehungHoffnung haben werdet, zu ewigem Leben erhoben zu werden, und dies wegen eures Glaubens an ihn, gemäß der Verheißung.

42  Darum, wenn der Mensch Glauben hat, muß er notwendigerweise Hoffnung haben; denn ohne Glauben kann es gar keine Hoffnung geben.

 43  Und weiter, siehe, ich sage euch: Er kann nicht Glauben und Hoffnung haben, wenn er nicht sanftmütig und von Herzen demütig ist.

 44  Denn sonst ist sein Glaube und seine Hoffnung unnütz, denn niemand ist vor Gott annehmbar als nur die Sanftmütigen und die von Herzen Demütigen; und wenn ein Mensch sanftmütig und von Herzen demütig ist und durch die Macht des Heiligen Geistesbekennt, daß Jesus der Christus ist, muß er notwendigerweise Nächstenliebe haben; denn wenn er keine Nächstenliebe hat, ist er nichts; darum muß er notwendigerweise Nächstenliebe haben.

 45  Und Nächstenliebe ist langmütig und ist gütig und neidet nicht und ist nicht aufgeblasen, sucht nicht das Ihre, läßt sich nicht leicht zum Zorn reizen, denkt nichts Böses und freut sich nicht am Übeltun, sondern freut sich an der Wahrheit, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles.

 46  Darum, meine geliebten Brüder, wenn ihr nicht Nächstenliebe habt, seid ihr nichts, denn die Nächstenliebe hört niemals auf. Darum haltet an der Nächstenliebe fest, die von allem das Größte ist, denn alles muß aufhören—

 47  aber die Nächstenliebe ist die reine Christusliebe, und sie dauert für immer fort; und bei wem am letzten Tag gefunden wird, daß er sie besitzt, mit dem wird es wohl sein.“

Die Früchte des Geschenkes von Jesus Christus sind so vielfältig, dass man damit Bände füllen kann. Lassen Sie uns der Einladung folgen, unser Leben damit zu bereichern.

Frohe Weihnachten,

Thomas Hengst
Präsident des Pfahles Leipzig – Deutschland der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

 

Weihnachtsbotschaft der Ersten Präsidentschaft (deutsch):

https://www.lds.org/broadcasts/archive/christmas-devotional/2014/12?lang=deu

Weihnachtsbotschaft der Ersten Präsidentschaft (englisch):
https://www.lds.org/broadcasts/archive/christmas-devotional/2014/12?lang=eng

Report von der Herbst-Pfahlkonferenz Leipzig

Ich bin von vielen nach dem Manuskript meiner Rede am Sonntag der letzten Pfahlkonferenz am 2. November 2014 gefragt worden. Ich schreibe meine Reden normalerweise nicht auf und verwende nur Stichworte. Bruder Wolfgang Geiler aus der Gemeinde Köthen hat aber wieder in bewährter Weise Transkripte aller Ansprachen angefertigt, die wir in wenigen Tagen auf http://www.pfahl-leipzig.de stellen werden.
Hier also das Transkript meiner Rede vorab. Vielen Dank, Bruder Geiler.

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Der Präsident des Pfahles Leipzig, Präsident Thomas Hengst, wendet sich als Schlusssprecher der Konferenz an die anwesenden Schwestern, Brüder und Gäste.

Zunächst dankt er allen an dieser Versammlung Beteiligten, den Betreibern und Mitarbeitern des Kulturhauses Böhlen, dem Pfahlorchester und seinem Leiter Bruder Ralf Jähnert, dem Pfahlchor unter der Leitung von Bruder Frank Heidler und der Begleitung von Schwester Camilla Heinz, Schwester Sabine Tilgner für den Blumenschmuck, Bruder Andreas Ortlieb für die Begleitung der Lieder, Bruder Thomas Goliasch für die Gesangsleitung, den Kindern der Primarvereinigung und deren Gesangsleiterin Schwester Petra Pabst sowie Bruder Andreas Ortlieb für die Begleitung der PV-Kinder, dem Ordnungsdienst und allen anderen nichtgenannten Helfern.

Präsident Thomas Hengst verweist auf den roten Faden, der sich durch alle Ansprachen gezogen hat: „Der einzelne Mensch“. Das hat damit zu tun, dass wir unwesentliche Dinge mit Entschlossenheit aus unserem Leben verbannen und uns auf das konzentrieren, was wirklich elementar wichtig ist.

Er zitiert Alma 34:15: „Und so bringt er die Errettung all denen, die an seinen Namen glauben; und das ist der Zweck dieses letzten Opfers, jenes herzliche Erbarmen zuwege zu bringen, das die Gerechtigkeit überwältigt und für den Menschen Mittel zuwege bringt, damit er Glauben zur Umkehr haben kann.“ und fordert uns auf: „Bei allem, was ich jetzt sagen werde: Behalten Sie diese Schriftstelle im Sinn!“

Jesus Christus hat dieses herzliche Erbarmen zuwege gebracht.

Wir wollen mehr vom Charakter Christi kennenlernen, wollen mehr daraus lernen.

Präsident Hengst kündigt an, dass er einige wichtige Punkte ansprechen wird, die unangenehm sind für den einen oder anderen von uns. Aber sie müssen angesprochen werden im Hinblick auf das Wesentliche.

Die gesellschaftliche Entwicklung macht Sorgen. In dieser Zeit werden Menschen radikalisiert, wird die Definition von Ehe und Familie und Rechtschaffenheit zum Negativen hin verändert. Aber es geht um viel mehr! Es geht darum, wie sich jeder Einzelne von uns gegen die Versuchungen und Angriffe des Widersachers schützen kann! Das sind Angriffe auf unsere ewige Existenz!

Viele Mitglieder ziehen sich zurück aus den Versammlungen und Zusammenkünften, die den Zweck haben, uns zu stärken. Viele ziehen es vor, sich während der Versammlungen im Foyer aufzuhalten. An den Versammlungen der Frauenhilfsvereinigung und der Kollegien nehmen weniger Mitglieder teil. Auch bei den Pfahlkonferenzen ist das zu spüren.

Präsident Thomas Hengst will helfen, die Prioritäten etwas zurecht zu rücken und weist auf eine Aussage des letzten Präsidenten des Freiberg-Tempels, Präsident Ernst Husz, hin: „Wenn Sie wollen, dass Sie erfolgreicher in Ihrem Leben sind, dann kommen Sie in dem Maße, wie Sie das möchten, zum Tempel!“ – Wir haben die Verheißung des Herrn, dass, wenn wir das Evangelium in eine hervorragende Position in unserem Leben bringen, sich die Probleme in unserem Leben in leichterem Maße lösen lassen.

Er spricht dazu 4 Schwerpunkte an,

  1. Rücken wir die Prioritäten zurecht, bringen wir das Evangelium an die richtige Stelle!

Auf der Internetseite der Kirche „Komm und folge mir nach“ (https://www.lds.org/youth/learn?lang=deu) ist ein Programm für die Jugendlichen zusammengefasst, das uns helfen soll, wie wir heute leben wollen.

Elder David A. Bednar sagte dazu: Wir haben es mit den Jugendlichen angefangen, denn die Erwachsenen tun sich damit schwerer – deshalb sollen wir den Begriff „Jugendliche“ auf uns alle beziehen.

Der Zweck dieses Programm ist folgendermaßen wiedergegeben: „Die Erste Präsidentschaft hat erklärt, dass Ihr Ziel als Lehrer von Jugendlichen darin besteht, ihnen zu helfen, sich zum Evangelium Jesu Christi zu bekehren. Den Weg, der zur Bekehrung führt, muss jeder selbst beschreiten. Bekehrung vollzieht sich nicht allein in einer Versammlung, im Unterricht oder in einer Aktivität. Letztlich bekehren sich die Jugendlichen, indem sie jeden Tag eifrig das Evangelium leben – also beten, die heiligen Schriften studieren, die Gebote halten, ihre Priestertumspflichten und andere Aufgaben erfüllen, in den Tempel gehen, ihrer Familie und anderen Menschen dienen und anderen vom Evangelium erzählen. Dadurch bringen sie ihre Wünsche, ihre Einstellung und ihre Taten mehr und mehr mit dem Willen des himmlischen Vaters in Einklang. Sie werden glücklich und zuversichtlich und handeln lieber „für sich selbst [statt] auf sich einwirken [zu] lassen“ (2 Nephi 2:26). Sie bemühen sich, die Eingebungen des Heiligen Geistes zu beachten, Versuchung zu widerstehen und viel Gutes „aus ihrem eigenen, freien Willen“ zu tun (LuB 58:27). Sie werden „durch das Sühnopfer Christi“ Heilige (Mosia 3:19).“

Der Pfahlpräsident lädt uns ein, unsere Einstellungen zu überdenken und aktiv zu werden, damit unsere Diskussionen und unsere Klassen fruchtbarer werden.

  1. Jeder hat Befindlichkeiten, aber Anstoß daran nehmen kann uns selbst schaden.

Präsident Thomas Hengst ist ehemaliger Organist und hat sich immer darüber geärgert, wenn Geschwister in das Vorspiel geplatzt sind und die Andacht stören. Anstoß nehmen an anderen Menschen kann dazu führen, dass wir uns selbst schaden.

Er sieht das als eine Befindlichkeit und will daran arbeiten, dass seine Empfindungen besser werden und spricht über einen Beitrag von Apostel David A. Bednar: Er hat mit einigen Geschwistern gesprochen, die sich darüber beschwert haben, dass sie in ihren Gemeinden nicht so behandelt worden sind, wie sie es sich vorgestellt haben, sie haben Bischöfe kritisiert, eine Pfahlpräsidentschaft kritisiert, einen Tempelpräsidenten kritisiert. Sie haben gesagt: „Solange diese Brüder ihr Amt ausüben werde ich nicht mitarbeiten, werde ich den Tempel nicht besuchen, werde ich dies und jenes nicht machen!“ Apostel David A. Bednar gab ihnen folgende Antwort: „Lassen Sie mich sicherstellen, dass ich genau verstehe, was Ihnen passiert ist. Weil jemand Sie in der Kirche vielleicht ungerecht behandelt hat, haben Sie sich von der Verordnung des Abendmahls zurückgezogen. Sie haben zugelassen, dass Sie sich selbst die dauernde Anwesenheit des Heiligen Geistes in Ihrem Leben nicht mehr gestatten. Sie haben sich selbst abgeschnitten von den Priestertumsverordnungen und vom heiligen Tempel. Sie haben aufgehört, Möglichkeiten wahrzunehmen, kontinuierlich zu lernen und zu wachsen. Sie hinterlassen Barrieren, die den geistigen Fortschritt von Ihnen selbst, Ihren Kindern, Ihren Enkeln und den Generationen, die folgen, beeinflussen können.“

Viele der Menschen, denen Apostel Bednar antwortet, sagten dass sie dies noch nie aus dieser Perspektive betrachtet hätten.

Präsident Hengst lädt uns ein, dass wir – wenn wir an irgendetwas oder irgendjemandem Anstoß nehmen, zu überdenken: Was kann ich tun, um ein Problem zu lösen, welchen geistigen Schaden nehme ich sonst?

Er fordert alle die, die Verantwortung tragen auf: „Konzentrieren wir uns mehr auf den Einzelnen, errichten wir keine künstlichen Barrieren!“

  1. Jeder ist Herausforderungen unterworfen.

Dieser Schwerpunkt hat mit den Familien und Ehen zu tun. Jede Ehe ist Herausforderungen ausgesetzt, die Liebe füreinander mag Schwankungen unterworfen sein sie ist nicht immer konstant. Manche leben mehr nebeneinander als Miteinander. Das ist eine harte Tatsache!

Apostel Dallin H. Oaks sagt uns: „Wenn wir uns krank fühlen, wenn wir eine Krankheit haben, werden wir alles tun, um wieder gesund zu werden. Wir werden zum Arzt gehen. Wir werden solange ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen, bis wir wieder gesund sind oder zumindest soweit wiederhergestellt, dass wir ein vernünftiges Leben führen können. Es gibt lebenserhaltene Maßnahmen und wir werden nichts unversucht lassen, um wieder gesund zu werden. Und warum tun wir das? Weil unser Leben kostbar ist!“

Präsident Hengst sagt: „Betrachten Sie Ihre Familie und ihre Ehe unter diesem ewigen Gesichtspunkt! Werden Sie wieder gesund! Überwinden Sie Ihren Egoismus! Wenn Ihre Familie oder Ihre Ehe krankt, handeln Sie genauso, als wären Sie körperlich krank! Nutzen Sie alle Möglichkeiten, treffen Sie alle Maßnahmen, um wieder gesund zu werden! Nutzen Sie alle Hilfen, die das Evangelium bietet. Der erste Schritt ist die Überwindung des Egoismus. In dem Maße, wie es uns gelingt, Selbstlosigkeit zu verstärken und zu verbessern, werden viele Probleme eine Lösung erfahren.“

  1. Nichts in sozialen Netzwerken ausdrücken, was mit Rechtschaffenheit und den Lehren unserer Kirche nicht vereinbar ist.

Der Sprecher ermahnt uns: „Schützen Sie sich vor falschen Lehren. Die Kluft zwischen uns und der Welt wird größer werden. Das gilt für die Jugendlichen und auch die Erwachsenen! Lassen Sie nicht zu, dass auf eine schleichende Art und Weise Meinungen Platz bekommen, die den Zweck unseres Erdenlebens nicht unterstützen!“

Fragen sind gut. Zweifel sind möglich. Aber es gibt Wege, Klarheit zu erlangen durch die Lehren unserer Kirche. Ziel ist, zu erkennen, welcher Evangeliums-Grundsatz für mich richtig beantwortet wird. Der Pfahlpräsident gibt sein Zeugnis: „Wenn ich die Wahl habe, zu entscheiden, ob die Meinung eines Kolumnisten eines großen Magazins oder die Meinung der Ersten Präsidentschaft der Kirche wichtiger ist, werde  ich mich für die Meinung der Ersten Präsidentschaft entscheiden!“

Elder David A. Bednar hat gesagt, dass es für uns interessant sein kann, herauszufinden, welche Evangeliumsgrundsätze wir besser verstehen können und wie uns das helfen würde, den Willen des Himmlischen Vaters besser zu verstehen. Präsident Thomas Hengst fordert uns auf: „Denken Sie darüber nach, welchen Evangeliumsgrundsatz Sie besser verstehen möchten, um Fragen in Ihrem Leben persönlich besser beantworten zu können, endgültig beantworten zu können.“

Präsident Hengst hat kürzlich den Schluss des Buches Mormon gelesen. Mormon, Ether, Moroni – das sind für uns Blaupausen!

In dem Maße, wie das Volk die Rechtschaffenheit abgelegt hat – Schritt für Schritt – , das Maß an Rechtschaffenheit verringert wurde, in dem Maße ist die Freiheit dieses Volkes geringer geworden. Am Ende ist der Besitz der Menschen nicht mehr sicher gewesen. Die Antwort auf diese Situation war nicht etwa, umzukehren, sondern in ihrer Unrechtschaffenheit noch schlimmer zu werden.

Diese Völker haben sich selbst ausgerottet. Es ist keiner übriggeblieben, keiner, der rechtschaffen war!

Der Pfahlpräsident zitiert aus dem zweiten Brief an Timotheus 3:1-9: „Das sollst du wissen: In den letzten Tagen werden schwere Zeiten anbrechen.  Die Menschen werden selbstsüchtig sein, habgierig, prahlerisch, überheblich, bösartig, ungehorsam gegen die Eltern, undankbar, ohne Ehrfurcht,  lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, rücksichtslos, roh,  heimtückisch, verwegen, hochmütig, mehr dem Vergnügen als Gott zugewandt.  Den Schein der Frömmigkeit werden sie wahren, doch die Kraft der Frömmigkeit werden sie verleugnen. Wende dich von diesen Menschen ab. Zu ihnen gehören die Leute, die sich in die Häuser einschleichen und dort gewisse Frauen auf ihre Seite ziehen, die von Sünden beherrscht und von Begierden aller Art umgetrieben werden,  Frauen, die immer lernen und die doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen können.  Wie sich Jannes und Jambres dem Mose widersetzt haben, so widersetzen sich auch diese Leute der Wahrheit; ihr Denken ist verdorben, ihr Glaube bewährt sich nicht.  Doch sie werden wenig Erfolg haben, denn ihr Unverstand wird allen offenkundig werden, wie es auch bei jenen geschehen ist.“

Identifizieren wir falsche Lehren und Dinge, die falsch sind, auch als solche. Diese Lehren und Dinge  werden nicht gut! Dinge, die falsch sind, werden nicht richtig und gut dadurch, dass viele Menschen sie lieben!

Apostel M. Russell Ballard sagte während der Herbst-Generalkonferenz 2014: „Ich habe erlebt, wie Menschen in Prüfungen und Bedrängnissen oder aber in vergleichsweise ruhigen Zeiten nicht im Boot geblieben sind und sich nicht mit beiden Händen festgehalten haben. Dabei habe ich beobachtet, dass viele von ihnen den Blick von den elementaren Lehren des Evangeliums abgewendet haben – die doch einmal der Grund dafür waren, weshalb sie sich der Kirche überhaupt anschlossen, weshalb sie eifrig und sehr bewusst nach den Grundsätzen des Evangeliums lebten und anderen durch ihren hingebungsvollen Dienst ein Segen waren. Aufgrund dieser elementaren Lehren empfanden sie die Kirche als einen Ort, wo man geistig genährt wird und wächst.“

  • Bleiben Sie im Boot!
  • Legen Sie die Schwimmweste an!
  • Halten Sie sich fest!

Unsere Kirche ist dieser Ort, wo man geistig genährt wird und wächst, und wird es immer bleiben!

Der Pfahlpräsident fordert uns auf, dazu in Lehre und Bündnisse 45 zu lesen.

Er will uns helfen, zu erkennen, dass wir keine Angst vor der Zukunft haben müssen! Dort, wo Du bist, ist ein heiliger Ort!

In seinem Patriarchalischen Segen steht: „Bruder, du wirst die Zeit erleben, wo große Dinge über die Welt kommen werden, wegen der Gottlosigkeit. Dann sollst du an heiligen Stätten stehen! Lebe so, dass dort, wo du bist, ein heiliger Ort sein möge! Das bedenke ernsthaft!“

Der Präsident des Pfahles Leipzig ermahnt uns: „Bleiben Sie im Boot! Entfremden Sie sich nicht von der Kirche und ihren Lehren! Lernen Sie den Charakter von Jesus Christus kennen! Und machen Sie die Erfahrung, wie Sie nicht den Lehren zustimmen können, die populär sind. Jeder kann das nur selbst tun! Jeder von uns lernt selbst. Durch diesen Erkenntnisprozess können wir Fortschritt machen!“

Er fährt fort: Ich möchte Ihnen eine Schriftstelle vorlesen, die mir persönlich die Antwort gibt, warum ich dies alles tue, weshalb ich versuche, schlechte Neigungen, die sich in mir befinden, zu überwinden, weshalb ich versuche, damit aufzuhören, Anstoß an jemandem von Ihnen zu finden, weshalb ich meinen Dienst und meine Berufung noch ernster nehmen möchte, weshalb ich mich von falschen Lehren fernhalte, weshalb ich meine Familie und meine Ehe stärker pflegen möchte, weshalb ich keine Angst vor der Zukunft habe. Diese Antwort hat der Herr gegeben, als er den Nephiten erschienen ist: „Und siehe, beim dritten Mal verstanden sie die Stimme, die sie vernahmen, und sie sprach zu ihnen: Seht meinen geliebten Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, in dem ich meinen Namen verherrlicht habe – ihn höret. Und es begab sich: Als sie verstanden, ließen sie ihre Augen abermals zum Himmel hinaufschweifen; und siehe, sie sahen einen Mann aus dem Himmel herabkommen; und er war in ein weißes Gewand gekleidet; und er kam herab und stand in ihrer Mitte; und die Augen der ganzen Menge waren auf ihn gerichtet, und sie wagten nicht, den Mund aufzutun, nicht einmal einer zum anderen, und wussten nicht, was es bedeutete, denn sie dachten, es sei ein Engel, der ihnen erschienen war. Und es begab sich: Er streckte seine Hand aus und sprach zum Volk, nämlich: Siehe, ich bin Jesus Christus, von dem die Propheten bezeugt haben, er werde in die Welt kommen. Und siehe, ich bin das Licht und das Leben der Welt; und ich habe aus jenem bitteren Kelch getrunken, den der Vater mir gegeben hat, und habe den Vater verherrlicht, indem ich die Sünden der Welt auf mich genommen habe; und darin habe ich den Willen des Vaters in allem von Anfang an gelitten. Und es begab sich: Als Jesus diese Worte gesprochen hatte, fiel die ganze Menge zur Erde; denn sie erinnerten sich, dass es unter ihnen prophezeit worden war, Christus werde sich ihnen nach seiner Auffahrt in den Himmel zeigen. Und es begab sich: Der Herr sprach zu ihnen, nämlich: Erhebt euch, und kommt her zu mir, dass ihr eure Hände in meine Seite legen und auch, dass ihr die Nägelmale in meinen Händen und in meinen Füßen fühlen könnt, damit ihr wisst, dass ich der Gott Israels und der Gott der ganzen Erde bin und für die Sünden der Welt getötet worden bin. Und es begab sich: Die Menge ging hin und legte ihre Hände in seine Seite und fühlte die Nägelmale in seinen Händen und in seinen Füßen; und dies taten sie und gingen einer nach dem anderen hin, bis sie alle hingegangen waren und mit eigenen Augen sahen und mit eigenen Händen fühlten und mit Gewissheit wussten und Zeugnis gaben, dass er es war, von dem die Propheten geschrieben hatten, er werde kommen. Und als sie alle hingegangen waren und sich selbst überzeugt hatten, riefen sie einmütig aus, nämlich: Hosanna! Gesegnet sei der Name des Allerhöchsten Gottes! Und sie fielen nieder zu Jesu Füßen und beteten ihn an.“ (3 Nephi 11:6-17)

Ist es das nicht wert, dass wir die Dinge, die in unserem Leben nichts zu suchen haben, entfernen, dass wir die Kraft versuchen zu finden und zu sammeln und hier mitzunehmen, um Christus näher zu kommen, seinen Charakter besser kennenzulernen?

Der Präsident des Pfahles Leipzig, Präsident Thomas Hengst, schließt mit seinem Zeugnis.

Zum 3. Oktober

Es kommt nicht oft vor, dass ich einen Artikel in den einschlägigen deutschen Online-Medien richtig gut finde. Aber dieser hier ist gut und lesenswert, nicht nur für uns, die wir alle diese Ereignisse miterlebt haben, sondern besonders auch für die junge Generation und alle, die ein distanziertes Verhältnis zur deutschen Einheit haben.

http://www.sueddeutsche.de/politik/tag-der-deutschen-einheit-der-ostdeutsche-sturm-auf-die-bastille-1.2156692

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edenktafel zwischen Elend und Braunlage im Harz

In dem Zusammenhang erinnere ich mich ein zwei Anekdoten aus meinem Leben.
Neben meinem Studium von 1984-1989 hatte ich einen Full-Time-Job in einem Anlagenbau-Betrieb. Ich habe dort sehr gern gearbeitet. Erstens war die Arbeit interessant und es gab viel Raum zu Kreativität und zweitens war die Atmosphäre für DDR-Verhältnisse sehr liberal. Ich hatte als Mormone und Nicht-FDJler eigentlich so gut wie keine Schwierigkeiten.
Eines Tages kam der SED-Parteisekretär zu mir und bat um ein Gespräch. Ich war etwas erstaunt und fragte mich, was er wohl will. Nach etwas umständlichem Small-Talk kam er zur Sache und sagte in etwas folgendes: „Thomas, wir sind mit deiner Arbeit hochzufrieden und wir verstehen, dass du aus Glaubensgründen niemals der Partei betreten wirst, aber könntest du eventuell drüber nachdenken, Mitglied der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft zu werden? Da geht es doch um Freundschaft und dagegen kannst du doch nichts haben.“ Hatte ich eigentlich auch nicht. Deshalb habe ich nach einigem Nachdenken zugestimmt und wurde ein Mitglied der DSF. 🙂
Ungefähr ein halbes Jahr später, kam er wieder zu mir und verkündete, dass die Firma beschlossen hatte, meiner Frau und mir eine Reise mit dem Freundschaftszug nach Moskau und (damals noch) Leningrad zu schenken. Also sind wir im April 1988 dahin gefahren. Es war sehr interessant und wir lernten eine ganze Menge live über Glasnost und Perestroika. Am Ende der Tour schenkte ich unserer Dolmetscherin ein Buch Mormon, worüber sie sich über alle Maßen freute.

Ein zweites Erlebnis hatte ich Anfang 1989. Das einzigste Studienfach, das sich über alle fünf Jahre meines Studiums hinzog, war Marxismus-Leninismus. Unser Dozent war gleichzeitig der SED-Parteisekretär der Hochschule, ein durchaus interessanter Typ, schon etwas älter, den ich schwer einschätzen konnte. Ich hatte vorher in der Schule als Teenager einen Staatsbürgerkundelehrer, der mir Anfang der 9. oder 10. Klasse klipp und klar sagte, dass ich in seinem Fach aufgrund meiner Weltanschauung niemals die Note 1 erhalten könnte. Das hat er auch wahr gemacht. Der Dozent im Studium tickte anders. Das Fach an sich war intellektuell nicht sehr herausfordernd. Die meisten Studenten waren lediglich darauf bedacht, mit dem geringstmöglichen Aufwand durchzukommen. Wie gesagt, Anfang 1989 mussten wir eine Hausarbeit schreiben. Ich glaube, es ging um Weltfrieden. Ich beschloss, den Dozenten zu testen und füllte meine Hausarbeit mit Zitaten aus Bibel, Buch Mormon und dem Buch „Die Lehren des Propheten Joseph Smith“, selbstverständlich mit Quellenangaben. Es kam keine Reaktion, bis zum Tag der Abschlussprüfungen im Mai 1989. Da ich zwischen Note 1 und 2 stand, wurde ich zur mündlichen Prüfung bestellt. Der Dozent war der Prüfer. Nach dem Gespräch sagte er folgendes: „Normalerweise würde Ihre Leistung die Abschlussnote 2 rechtfertigen (er hatte ein paar Fragen gestellt, die tricky waren), aber aufgrund Ihrer Weltanschauung erteile ich Ihnen die Note 1.“ Und so war ich als aktiver Christ einer der wenigen, denen dieses Schicksal zuteil wurde. Nach mir war ein Kommilitone dran, der Mitglied der SED war. Den hat er mit Note 5 voll durchfallen lassen :D.

Wenige Monate danach fiel die Mauer und alles wurde anders. Ich bin unendlich dankbar, dass dies möglich wurde – durch viele mutige Menschen, die unvermeidliche Schwäche eines Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, wichtige Menschen, die zur richtigen Zeit an den richtigen Schalthebeln saßen und – als gläubiger Mensch bin ich davon überzeugt – durch eine gehörige Portion Einfluss von Gott.

Der Charakter von Jesus Christus – Part 01

In den letzten Wochen habe ich mich oft mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, nicht nur an Jesus Christus zu glauben, also an seine Existenz und das, was über sein Leben überliefert ist, sondern im gleichen Maße Ihm zu glauben, d.h. an die Relevanz und Gültigkeit seiner Lehren und seines Vorbildes. Es gibt also einen großen Unterschied zwischen Bekennen und Praktizieren und darin liegt eine fundamentale Herausforderung.
Ich empfinde es dabei als sehr hilfreich, mich mit dem Charakter von Jesus Christus zu beschäftigen. Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass ein wichtiger Schlüssel zum Verstehen der Gebote Gottes und der daraus resultierenden Lehren und Prinzipien, das Lernen über den Charakter von Jesus Christus ist.
Diese Übung bringt uns sicher manchmal in Konflikt mit aktuell dominierenden Wert- und Moralvorstellungen, denen zu widerstehen und zu widersprechen schwer sein und eine Menge Mut erfordern kann, selbst dann, wenn wir wissen, dass sich diejenigen, die wahre christliche Werte herabwürdigen, irren und sich der langfristigen Folgen nicht bewusst sind.
Die Orientierung am Charakter von Jesus Christus kann aber in diesem zutiefst persönlichen Prozess viele Fragen beantworten. Wenn mit Geduld und Beständigkeit verfolgt, wird dieser Prozess Schritt für Schritt Ergebnisse hervorbringen, die unser Leben bereichern und uns in Momenten von Niederlage, Trauer, Unglück und Enttäuschung stärker machen. Eine der Früchte ist die Entwicklung von christlicher Nächstenliebe, die sich dann bewusster vollzieht, zu einem stärkeren Teil des eigenen Charakters wird und in gewisser Weise das Elend der Gleichgültigkeit und Indifferenz überwinden hilft.

Die Evangelien und speziell auch das Buch 3. Nephi im Buch Mormon erzählen viele Beispiele, wie Jesus Christus in entscheidenden Momenten durch sein Handeln einen großen Unterschied gemacht hat.
Ein Beispiel, das mich zuletzt stark beeindruckt hat, dokumentiert Jesus Christus´ Fähigkeit, sich in Momenten wo es normal und verständlich gewesen wäre, sich nach innen zu kehren und sich nur um sich selbst zu kümmern, genau das Gegenteil zu tun und seine Arme nach den Bedrängten und Bedürftigen auszustrecken und ihnen zu dienen.
Die Geschichte steht im Neuen Testament in Matthäus Kapitel 14. Johannes der Täufer, der nicht nur mit Jesus verwandt sondern auch sein Wegbereiter war, wurde von König Herodes gefangen genommen, weil er die unrechtmäßige Beziehung von Herodes´Bruder Philip mit Herodias kritisiert hatte. Durch eine Intrige von Herodias wurde Johannes der Täufer auf barbarische Weise umgebracht.

Zitat aus Matthäus 14:12-21:

„Die Jünger des Johannes holten seinen Leichnam und bestatteten ihn. Dann berichteten sie Jesus, was geschehen war. Als Jesus dies hörte, fuhr er mit einem Boot in eine entlegene Gegend. Er wollte allein sein.“
Für mich eine völlig verständliche Reaktion. Es ist häufig absolut notwendig und ein normaler Reflex.
„Aber die Leute merkten, wohin er gehen wollte, und folgten ihm in Scharen von überall her auf dem Landweg.  Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken.“
Was habe ich hier über den Charakter von Jesus gelernt? In einer Situation, in der der Drang zu Selbstmitleid oder der Wunsch sich mit sich selbst zu beschäftigen, überwältigend sein kann, hatte Jesus die Fähigkeit, mit den Menschen, die eigentlich seine gewollte Ruhe störten, Mitleid zu empfinden. Aber nicht nur das. Er ging noch weiter und diente ihnen, in dem er ihre Kranken heilte.
„Gegen Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: »Es ist spät geworden. Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und dort etwas zu essen kaufen können! Hier gibt es doch nichts!« Aber Jesus antwortete: »Das ist nicht nötig. Gebt ihr ihnen zu essen!« »Wir haben ja nur fünf Brote und zwei Fische«, wandten seine Jünger ein. »Dann bringt sie her!«, sagte Jesus.  Er forderte die Leute auf, sich ins Gras zu setzen. Er nahm die fünf Brote und die beiden Fische, sah zum Himmel auf und dankte Gott. Dann teilte er das Brot, reichte es seinen Jüngern, und die Jünger gaben es an die Menge weiter.  Alle aßen sich satt. Als man anschließend die Reste einsammelte, da waren es noch zwölf volle Körbe. Etwa fünftausend Männer hatten an der Mahlzeit teilgenommen, außerdem noch viele Frauen und Kinder.“
Was folgte, war die berühmte Speisung der Fünftausend. Nun, ich glaube, dass es einmal für jedes Wunder eine Erklärung geben wird, also auch für dieses (genauso wie wir heute über viele Erklärungen für Dinge verfügen, die vor hunderten von Jahren nicht erklärbar waren). Ich glaube aber nicht, dass es Wunder gibt, für die es niemals eine Erklärung geben wird. Das ist hier aber nicht der entscheidende Punkt. Entscheidend war, dass Jesus´ Fürsorge für die Menschen, von denen garantiert viele unter elenden Bedingungen leben mussten, nicht auf eine einmalige Aktion beschränkt war. Es war Teil seines Charakters diese Liebe und Fürsorge für andere Menschen beständig zu empfinden und sie fand Ausdruck in seinem Dienst. In dem Maße, wie er diesen Dienst geleistet hat, hat er sich sicherlich auch ständig regeneriert und weitere Kraft erworben. Diese Kraft wird uns ebenfalls als Segen verheißen, wenn wir es schaffen, uns nach außen zu wenden, anstatt uns nach innen zu kehren. Ich glaube, diese Entwicklung muss man am besten in kleinen aber stetigen Schritten vollziehen und seine eigenen Erfahrungen damit machen.
Als ich mich mit der Begebenheit aus Matthäus 14 beschäftigt habe, musste ich an meine eigenen Erfahrungen denken. Es ist tatsächlich so, jedenfalls in meinen Erfahrungen, dass ich Probleme leichter überwinden konnte, wenn ich mich nicht zurückgezogen, sondern versucht habe, etwas für jemand zu tun, der von mir irgendeine Hilfe, Zuwendung oder auch nur Freundlichkeit gebraucht hat. Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass das In-sich-kehren schnell zu Selbstmitleid, destruktiven Gefühlen und Egoismus führen kann. Ich meine damit nicht die wichtigen persönlichen Zeiten der Selbstreflexion, Meditation, des Nachdenkens, Studierens und des Gebetes. Jeder von uns braucht diese Auseindersetzungen mit sich und Zeit für sich selbst und Jesus Christus hatte die auch. Aber es scheint ein großer Schlüssel für die Überwindung eigener Sorgen und Probleme darin zu liegen, dass man dient.
Ich erinnere mich an eine Erfahrung vor 24 Jahren als meine Frau unsere Zwillinge im sechsten Schwangerschaftsmonat verloren hat. Das war ein traumatisches Erlebnis und der Umgang der Ärzte mit uns, damals kurz nach dem Fall der Mauer, wäre heute undenkbar. Es gab noch nicht einmal ein Gespräch, keine Beerdigung. Ich erinnere mich an die große Traurigkeit, aber auch daran, dass es gar nicht richtig Zeit gab, sich in Selbstmitleid zu vertiefen. Meine Frau war für einige Tage in signifikanter Lebensgefahr, wir hatten zwei kleine Kinder, drei und vier Jahre alt, waren dabei eine Firma zu gründen und ich hatte mehrere Berufungen in der Kirche. Diese Verpflichtungen haben mir aber im Grunde mehr über diese Zeit geholfen, als wenn ich mich zurückgezogen hätte. Die größte Hilfe haben wir aber damals durch die Arbeit im Tempel in Freiberg erfahren. In den Tempel zu gehen, bedeutet zu dienen. Das ist, was dort geschieht oder besser, getan wird. Gleichzeitig haben wir für uns persönlich die Gewissheit erhalten, was die Bündnisse, die wir im Tempel geschlossen haben, für unsere Familie bedeuten – nämlich, dass die Familie ewig besteht. Diese Gewissheit ist durch die traurige Erfahrung, die wir machen mussten, aber um so stärker geworden.
Es gibt auch viele Erfahrungen, in denen ich nicht diese Kraft hatte. Aber diejenigen, in denen ich sie hatte, waren die stärkeren.
Jesus Christus hat seine Mission bis zum Ende durchgezogen, einschließlich des entscheidenden Momentes als er im Garten Gethsemane seine Liebe zu allen Menschen bewiesen hat, in dem er unsere Sünden auf sich genommen und damit den Weg zu Vergebung und Auferstehung geebnet hat. Wir können die Kraft, die dafür notwendig war, nicht ermessen. Niemand hat jemals etwas Vergleichbares zustande gebracht. Die Last war so schwer, dass er für einen Moment davor zurückschreckte.
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Garten Gethsemane, Jerusalem
„…Mein Vater, wenn es möglich ist, dann gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ 
Matthäus 26:39
Die Kreuzigung war ein Teil, aber nicht der Abschluss seines Sühnopfers. Das war seine Auferstehung und der Dienst, den er selbst danach noch geleistet hat und die Perspektiven, die sich daraus für jeden von uns ergeben.
Ich schätze die Einladung, die wir haben, uns mit dem Charakter von Jesus Christus zu beschäftigen und daraus zu lernen. Ich glaube, dass es dafür einen überwältigenden Bedarf gibt.