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Vortrag zum Pfahl-Bildungstag Dresden

Heute fand in Freiberg der Bildungstag des Pfahles Dresden statt. Ich war eingeladen, einen Vortrag zum Thema Freimaurer, Tempel und die Kirche des Herrn zu geben. Ich gehe seit fast 34 Jahren so regelmäßig wie möglich in den Tempel. Das ist die eine Seite. Da ich kein praktizierender Freimaurer bin, habe ich mich diesem Teil des Themas intensiv und mit dem gebotenen Respekt vor den Gebräuchen dieser ehrenwerten Organisation genähert. Herzlichen Dank an alle, die mir dabei behilflich waren, besonders meinem Freund Thomas Lehmann, der selbst ein praktizierender Freimaurer ist.

Wie versprochen stelle ich den Vortrag hier allen Interessenten zur Verfügung. Die Präsentation ersetzt natürlich in keiner Weise den verbalen Vortrag. Ich hoffe aber, dass damit Denkanstöße gegeben werden und Anregungen, selbst zu studieren. Mit mehr Zeit hätten wir uns heute noch eingehender mit Lehre und Bündnisse Abschnitt 124 beschäftigt. Fragen zu meiner Präsentation beantworte ich gern im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Pfahlbildungstag 2019 Freiberg – Freimaurer, Tempel und die Kirche des Herrn

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David A. Bednar´s Buch „Increase in Learning“

Ich habe in den letzten Wochen Elder David A. Bednar’s Buch „Increase in Learning“ (Im Lernen Zunehmen) gelesen. Gelesen ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn das Lesen hat sich sehr schnell in Studieren und eine intensive Beschäftigung mit dem Inhalt des Buches gewandelt.
Genau dies ist auch der Zweck dieses Buches sowie des zusätzlichen Materials (DVD,  Website).

Siehe auch: http://seek.deseretbook.com/david-bednar/a

 Das Buch fordert zum gründlichen Nachdenken auf und zeigt klare Wege zur Umsetzung der darin enthaltenen Anregungen. Es ist keine Lektüre zur Unterhaltung und Zerstreuung. Wenn man das erwartet, wird man frühzeitig hängen bleiben oder die Tiefe der Gedanken und die beschriebenen geistigen und logischen Zusammenhänge nicht erreichen oder erkennen.

Man braucht keinen akademischen Grad, um das Buch zu verstehen. Man muss aber systematisch mit dem Buch arbeiten, mit einer Einstellung der Belehrbarkeit, ohne die gewöhnlichen Filter, mit denen wir unliebsame Wahrheiten manchmal ausblenden.
Am meisten begeistert mich die Verbindung von Geistigkeit mit intellektueller Herausforderung, die Elder Bednar auf gut verständliche Weise herstellt.

 Zu Beginn des Buches wird die individuelle Verantwortung eines jeden Menschen, beständig zu lernen, betont. Klingt wie eine Selbstverständlichkeit, aber es ist kein Geheimnis, dass das selbständige Lernen, besonders ohne formellen Rahmen, Vielen Schwierigkeiten bereitet. Die Versuchung ist groß, sich lieber „berieseln“ zu lassen, als selbst zu suchen und dabei einige Regeln einzuhalten.
Wie Elder Bednar im Nachfolgebuch „Act in Doctrine“ schreibt sind wir hier auf dieser Erde, um uns auf die Ewigkeit vorzubereiten, zu lernen wie man lernt (das war für mich der entscheidende Faktor in meinem Ingenieurstudium), das Lernen zu lieben, Dinge zu lernen, die sowohl jetzt als auch in Bezug auf die Ewigkeit von entscheidender Bedeutung sind und anderen dabei behilflich zu sein, Weisheit und Wahrheit zu lernen. Erstaunlicherweise werden die Dinge, die für die Ewigkeit von Bedeutung sind, oft vernachlässigt oder völlig ignoriert. Selbst wenn man an so etwas wie ein ewiges Leben nicht glauben kann, ist es kein Fehler, sich mit den Dingen, die dafür von Bedeutung sind zu beschäftigen, denn sie sind für unser sogenanntes „irdisches“ Leben genauso essentiell. Dabei geht es im Besonderen um die Fragen wer wir sind, woher wir gekommen sind und weshalb wir auf der Erde leben – alles sehr interessante Fragen, über die es viel zu lernen gibt.

Ein zweiter Punkt ist die Analyse wie Wissen, Verstehen und Intelligenz aufeinander aufbauen und sich gegenseitig bedingen. Dabei habe ich eine Reihe von Punkten besser verstanden, obwohl sie mir nicht neu waren.

 Unsere Gesellschaft legt sehr großes Augenmerk auf die Verbreitung von Fakten und Informationen, die wir mehr oder weniger bewusst sammeln, versuchen zu organisieren, zu interpretieren und miteinander in Beziehung zu setzen. Die Fülle verfügbarer Information bereitet dabei zunehmend Schwierigkeiten, besonders dann, wenn die Prinzipien des Verstehens und der Intelligenz nicht beachtet werden.

Während Wissen sich also primär auf den Intellekt bezieht, wird der Begriff des Verstehens in den Heiligen Schriften hauptsächlich in Bezug auf unser Herz verwendet. Es geht also nicht nur um das intellektuelle und kognitive Begreifen von Zusammenhängen (was natürlich sehr wichtig ist), speziell dann, wenn es um Wahrheiten geht, die die Ewigkeit betreffen. Vielmehr erklären uns die Heiligen Schriften, dass das Verstehen ewig gültiger Lehren dann eintritt, wenn deren Wahrheit durch den Heiligen Geist bestätigt wird. Die Heiligen Schriften erklären auch wie das geschieht.
In diesem Sinne geht das Erwerben von Wissen dem Verstehen selbstverständlich voraus – ein leeres Gehirn kann schlecht inspiriert werden 🙂
Verstehen ist aber wiederum die Basis für Intelligenz, die wir in diesem Kontext anders definieren als allgemein üblich.

 Intelligenz ist die rechtschaffene Anwendung von dem, was man weiß und verstanden hat – und zwar im Handeln und in der Beurteilung von Ereignissen, Information, Menschen und Problemen. Es würde wesentlich weniger zwischenmenschliche Probleme geben, wenn das Prinzip wie Informationen und Wissen als Basis für das Verstehen funktionieren sollten (besonders was die Rolle des Heiligen Geistes beim Verstehen betrifft), beachtet würden. Wie oft würden wir uns mit der Beurteilung von Dingen zurückhalten, weil wir genau wissen, dass wir zu wenig wissen oder noch nicht genug verstanden haben.
Intelligenz ist nicht der Ausdruck oder eine Maßeinheit von Wissen. Wir sind intelligent, wenn wir beständig richtig und rechtschaffen handeln.

Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich damit, wie man Gott gebetserfüllt um Erkenntnis bittet. Er hat dafür ein Muster gegeben, welches die Voraussetzung für das Erhalten von Antworten auf unsere Fragen, Inspiration und Offenbarung ist.

Neues Testament, Matthäus 7:7,8 oder Buch Mormon, 3 Nephi 14:7,8

7  Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.
8  Denn ein jeder, der bittet, empfängt; und wer da sucht, der findet; und dem, der anklopft, wird aufgetan werden.

Diese drei Schritte müssen etwas genauer definiert werden, was im Buch getan wird. Einfach zusammengefasst ergeben sich für uns als Lernende drei grundlegende Verantwortlichkeiten:
1. Rat von Gott suchen durch Bitten, Suchen und Anklopfen erfordert Glauben und ist ein Ausdruck desselben.
2. Es handelt sich um einen aktiven Prozess, der sowohl Beharrlichkeit als auch Geduld erfordert.
3. Das Wahrnehmen und Anerkennen von Gottes Willen in unserem Leben sind entscheidende Elemente dieses Erkenntnisprozesses.
Moroni erklärt im Buch Mormon wie wichtig es ist, mit aufrichtigem Herzen und wirklichem Vorsatz zu fragen, wenn man ein Zeugnis empfangen will. Ich habe mich an zahlreiche Menschen erinnert, die rein informativ erkannt haben, wie sinnvoll und richtig Grundsätze des Evangeliums sind. Sie hatten aber nicht die Absicht, sie zu einem Bestandteil ihres Lebens zu machen und deshalb konnten sie nie das sichere Gefühl der Bestätigung durch den Heiligen Geist in ihren Herzen spüren. Siehe oben die Erläuterungen zum Verstehen.
Hier die Schriftstelle:
„Und ich möchte euch ermahnen: Wenn ihr dieses hier empfangt,so fragt Gott, den Ewigen Vater, im Namen Christi, ob es wahr ist; und wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, dass es wahr ist.
Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.“
Buch Mormon, Moroni 10:4,5
Ein letzter Schwerpunkt des Buches ist der Zusammenhang zwischen Lehre, Prinzipien und Anwendungen. Die Ausführungen sind sehr interessant. Es ist nicht schwierig zu beobachten, dass Anwendungen sich allmählich und manchmal unmerklich von Lehren und Prinzipien entfernen, wenn letztere vernachlässigt werden. Es passiert ständig, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche. Wenn es keine Rückbesinnung auf die entsprechenden Lehren gibt und die Orientierung nur auf der Basis von Erfahrungen, die von den Lehren divergieren, erfolgt, werden die Werte der Lehren allmählich an Bedeutung verlieren und die Segnungen, die auf dem Festhalten der Lehren und Prinzipien beruhen, nehmen ab. Die Folge ist, dass das Vertrauen in die Lehren des Evangeliums geringer werden kann und damit auch das Vertrauen in Gott. In den Heiligen Schriften wird dieser Prozess häufig damit verglichen, dass sich Menschen auf den „Arm des Fleisches“ verlassen.
Der Prophet Nephi drückt es im Buch Mormon in 2. Nephi 4 wie folgt aus:
34  O Herr, ich habe auf dich vertraut, und ich werde auf dich vertrauen immerdar. Ich werde mein Vertrauen nicht in den Arm des Fleisches setzen; denn ich weiß, daß der verflucht ist, der sein Vertrauen in den Arm des Fleisches setzt. Ja, verflucht ist, wer sein Vertrauen in Menschen setzt oder Fleisch zu seinem Arm macht.
35  Ja, ich weiß, daß Gott dem gern gibt, der bittet. Ja, mein Gott wird mir geben, wenn ich nichts Unrechtes bitte; darum werde ich meine Stimme zu dir erheben; ja, ich werde zu dir rufen, mein Gott, dem Fels meiner Rechtschaffenheit. …“
Die Schriftstelle muss man im richtigen Kontext betrachten, z.B. warum die Lehren des Evangeliums so wichtig sind und warum Anwendungen, die sich auf Evangeliumslehren gründen, wichtiger sind als Anwendungen, die sich nur auf die Erfahrungen mit Anwendungen gründen.
Die Lehren des Evangelium erklären das „Warum“. Zum Beispiel erklärt der Plan der Erlösung warum wir auf der Erde sind. Die Lehre des Sühnopfers Christi erklärt, warum Jesus Christus unser Vermittler und Fürsprecher beim Vater ist. Die Lehre vom Wesen Gottes erklärt uns, warum es erstrebenswert ist, dafür zu arbeiten, wieder zu ihm zurückzukehren und welche Bedingungen dafür bestehen.
Die Evangeliumslehren sind wahr, ewig, beständig und ändern sich daher nicht. Deshalb bieten sie Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Aus den Evangeliumslehren leiten wir Prinzipien ab (z.B. Gehorsam, Dienen, etc.), die ebenfalls ewig und beständig sind und die Frage nach dem „Was“ beantworten. Sie weisen die Richtung und sind Richtschnur für Verhalten und Handlungen. Es ist eine nützliche Übung, über diese Struktur nachzudenken und den Lehren und Prinzipien eine stärkere Bedeutung zu verleihen. Meine Erfahrung dabei war, das mir klar geworden ist, wie schnell grundlegende Lehren und Prinzipien in Vergessenheit oder vielleicht eher aus dem Blickfeld geraten können, wenn man sich im alltäglichen Handeln nicht bewusst an ihnen misst.
Die Anwendungen, schlussendlich, beantworten die Frage nach dem „Wie“.  Anwendungen werden wir immer an individuelle Situation und Bedürfnisse anpassen müssen. Umso wichtiger ist das Fundament auf dem sie stehen. Es ist klug, bei Herausforderungen zu hinterfragen, welche Evangeliumslehren und daraus abgeleitete Prinzipien uns helfen können und damit unseren Anwendungen die passende Richtung zu geben.
Der Zusammenhang zwischen Lehren, Prinzipien und Anwendungen gibt uns ein mächtiges Werkzeug in die Hand, beständig im Lernen zuzunehmen und ein nachhaltiges Leben zu führen, mit der Sicherheit, die ewig und objektiv gültige Lehren und Prinzipien bereiten. Wir erleben in unserer Gesellschaft eine wachsende Missachtung dieses Zusammenhanges, mit verheerenden Folgen. Innerhalb der Kirche sollten wir nicht den gleichen Fehler machen.
Das Buch „Increase in Learning“ hat mir geholfen, meine Lernprozesse bewusster zu erleben und auch zu hinterfragen – besonders in Bezug auf die Punkte, von denen ich weiß, dass ich sie ändern sollte.
Leider gibt es keine gesamte deutsche Übersetzung des Buches. Einige Abschnitte kann man aber in deutsch nachlesen, was ich wärmstens empfehlen kann, z.B.:
– Buch Mormon, 1. Nephi Kapitel 11-14

Demografischer Wandel

Einer unserer Söhne kam vor einigen Wochen von der Uni nach Hause und erzählte mir, dass er an dem Tag an einer Vorlesung über den demografischen Wandel teilgenommen hatte.
Die Vorlesung bestand aus der üblichen Bestandsaufnahme mit Zahlen und Fakten und den absehbaren gesellschaftlichen Folgen. Allerdings, so berichtete unser Sohn, hatten weder Dozentin noch Kommilitonen brauchbare Ideen, wie dieses Dilemma überwunden werden kann.
Damit sind sie leider nicht allein. Unsere moderne Gesellschaft möchte auf eine Art und Weise leben, die einer Lösung dieses Problems diametral entgegensteht. Das wird nicht funktionieren. Der sogenannte demografische Wandel ist eine der Folgen, die aus der Lebensweise großer Teile der Gesellschaft zwangsläufig entstehen und ohne grundlegende Veränderungen in den Einstellungen der Menschen nicht abgestellt werden können.
Es gibt keine Lösung des Problems, das ausschließlich durch Subventionen und Regularien von Regierungen, Veränderungen der Arbeitswelt und eine weitere Vergesellschaftung der Kindererziehung bewirkt werden kann. Eine ganze Reihe sinnvoller Maßnahmen würden sicherlich helfen, aber das wird im großen Maßstab nicht reichen. Ohne die Rückbesinnung auf den Wert der Familie und die damit verbundenen Verpflichtungen, entstehen keine Bedingungen, die einer nachhaltigen Lösung dieses Problems förderlich sind.
Es ist schon tragisch, dass man sich heute schon fast für eine intakte, traditionelle Familie rechtfertigen muss, nach dem Motto: „Seid ihr eigentlich noch zeitgemäß?“ Was für ein Unsinn.
Ich habe einfach mal die Übung gemacht und einige Punkte betrachtet, die ich in meiner Kirche und in der Familie, in der ich aufgewachsen bin, gelernt habe. Die Punkte gehören in die öffentliche Diskussion, auch wenn einige davon unliebsam und unbequem sind. Bequemlichkeit oder der Weg des geringsten Widerstandes haben aber noch nie eine Gesellschaft voran gebracht.
Hier einige der Punkte in ungeordneter Reihenfolge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Ich musste als Kind nie Angst davor haben, dass meine Eltern sich trennen würden. Sie hatten ihre Probleme aber sie sind damit umgegangen und haben zusammen daran gearbeitet, sie zu lösen. Ich habe bei meinen Eltern keinen Egoismus zu Lasten des anderen Ehepartners erlebt.
Sie haben ihre Ehe ernst genommen und keine fadenscheinigen Begründungen oder Rechtfertigungen gesucht.
In Kirche und Familie habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Verpflichtungen einzugehen und sich daran zu halten. Ja, Verpflichtungen sind manchmal unbequem aber sie schaffen Sicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit. Unverbindlichkeit und der Unwille, Verpflichtungen einzugehen und diese zu beständig zu halten, sind Hauptursachen unserer gesellschaftlichen Probleme.
Das Evangelium Jesu Christi lehrt genauso klar über die Verpflichtung zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Das heißt nicht, dass man deren Ideen oder Lebensentwürfe für richtig befinden und seine eigenen Ideale kompromittieren muss. Es lehrt aber klar, was Nächstenliebe bedeutet. Es gibt trotzdem noch richtig und falsch, nachhaltig und unnachhaltig – und das besonders auch in Bezug auf die Rolle der Familie.
Ich habe zu Hause und in der Kirche gelernt, Kinder zu lieben, meine Geschwister zu lieben und daraus hat sich der Wunsch entwickelt, eine Familie mit mehreren Kindern zu haben.
In der Kirche habe ich grundlegende Dinge darüber gelernt, wie man erfolgreich eine Familie aufbaut, z.B. die Rolle des Familiengebetes, der Familienheimabend, die Bedeutung von Bildung und Erziehung, die Überwindung von Egoismus, Verzicht zu Gunsten der Familie, Werte und Moral, Liebe in der Familie.
Das gleiche gilt für die Rolle von Vater und Mutter. Die Verantwortung, die damit verbunden ist, erstreckt sich viel weiter, als viele von uns denken. Wir sind ultimativ rechenschaftspflichtig vor Gott, wie wir unserer Verantwortung gegenüber unseren Kindern gerecht geworden sind. Wir sind nicht verantwortlich, für das was sie tun, wenn sie für sich selbst verantwortlich sind. Aber wir sind sehr wohl verantwortlich für alles, was wir ihnen vermitteln, vorleben, wie wir sie lieben, erziehen, was wir ihnen erlauben und verbieten und welchen Einflüssen wir sie aussetzen. Dieser Verantwortung können sich Eltern vor Gott nicht entziehen und sie kann auch nicht auf Lehrer oder Erzieher delegiert werden.
Meine Frau und ich haben in unserer Kirche gelernt, dass Bildung (geistige, emotionale und weltliche) essentiell für die Familie ist. Mutter und Vater zu sein sind wichtige Karriereschritte. Es ist für mich völlig unverständlich, weshalb besonders die Rolle der Mutter, wider besseres Wissen, als Karrierebremse stigmatisiert wird. Mutter sein ist eine Berufung, im Prinzip die wichtigste um sicherzustellen, dass eine Gesellschaft nicht verkommt.
In der Kirche habe ich gelernt, wie wichtig die Rolle des Vaters ist. Es ist eine der größten Tragödien unserer Zeit, dass viele Väter sich ihrer Verantwortung entziehen und dabei Notlagen für alleinerziehende Mütter schaffen, die wie eine Kettenreaktion weitere Probleme erzeugen, die nur schwer zu lösen sind und sich auch auf andere auswirken. Zu Hause habe ich einen Vater erlebt, der alles für seine Familie gegeben hat. In meiner kirchlichen Berufung erlebe ich oft, habe ich oft mit den Auswirkungen zerrütteter Familien auf die Beteiligten und die Umgebung zu tun. Oft erstrecken sich die Nebenwirkungen auch auf intakte Familien, weil negative Einflüsse zum Beispiel massiv die Erziehung von Kindern beeinflussen.
Sowohl wir als auch unsere Kinder haben in der Schule und auch durch die Medien so gut wie nichts darüber gelernt, wie man als Ehepaar und als Eltern erfolgreich sein kann. Die öffentliche Diskussion ist stattdessen voll von Beiträgen über alternative Konzepte, die sich dem Zeitgeist anpassen oder lediglich Nothelfer sind, aber deren Nachhaltigkeit stark zu bezweifeln ist. Die grundlegenden Dinge haben wir in Kirche und Familie gelernt.
Ich denke, beinahe jeder von uns macht im Lauf seines Lebens manchmal gravierende Fehler, die dazu führen könnten, dass Ehen und Familien kaputt gehen. Ohne ein solides Fundament passiert das leider auch schnell. Wohingegen eine feste Basis, sowohl in Bezug auf die Lehre als auch auf die Familienbeziehungen, in den meisten Fällen hilft, Schwierigkeiten zu lösen bevor sie zu richtigen Problemen werden, von falsch eingeschlagenen Wegen umzukehren und als Voraussetzung dafür die Fehler überhaupt zu bemerken. Aus eigener Erfahrung sowie den Erfahrungen zahlreicher Menschen, die ich sehr gut kenne, kann ich bestätigen, dass das so ist. In meiner Kirche habe ich gelernt, wie man von Fehlern oder Sünden umkehrt und wie man wirklich vergibt und Vergebung erlangt.
Wir sind als Familie für alle Mühen, Sorgen, Trauer, Verzicht, Zeit und Mittel derartig reich belohnt worden, dass sich für uns die Frage überhaupt nicht stellt, ob es richtig war, eine große Familie zu haben. Jetzt haben wir zusätzlich die Perspektive als Großeltern.
Es gibt natürlich auch viele Paare für die sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Für sie sowie auch für die, die allein oder alleinerziehend sind, sind die Gemeinden der Kirche eine Solidargemeinschaft, in der es Platz gibt für ihre Sorgen und Nöte. Es gibt Hilfsorganisationen innerhalb der Kirche deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass niemand sich ausgegrenzt oder benachteiligt fühlt. Der Anspruch ist hoch und hängt immer von den Menschen ab, die ihn umsetzen, aber in meiner kirchlichen Berufung sehe ich, dass sehr viel getan wird.
Vergangenes Wochenende hatten wir unser Familientreffen, bei dem alle Nachkommen meiner Eltern zusammengekommen sind, einschließlich der Schwiegerkinder und Schwiegerenkel. Wir waren über 60 Personen aus vier Generationen, die bereit sind einander zu unterstützen und beizustehen, wenn jemand Hilfe braucht. Meine Mutter ist fast 89 Jahre alt und konnte dabei sein. Sie hatte nie eine Karriere außer Ihrer Familie, aber ihr Lebenswerk lässt sich nicht in Aktienpaketen und einem glänzenden CV messen. Es ist viel, viel mehr wert.
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(Familientreffen 2014)
Am Schluss muss man noch eine weitere Dimension nennen. Das ist die wichtigste. Wir glauben daran, dass Familien ewig bestehen können, über dieses Leben hinaus. Daraus ergeben sich ganz andere Perspektiven, die jeder Mensch zumindest kennen sollte. Wir schließen dafür in heiligen Tempeln Bündnisse, die uns ständig daran erinnern, dass es ein großes Ganzes gibt, wofür sich jede Mühe lohnt. Wir nennen das den Plan der Erlösung, über den in weiteren Posts noch viel zu schreiben sein wird. Ich messe alles, was ich lese, beobachte und aufnehme an diesem Plan, dessen Urheber unser Vater im Himmel ist. Um es drastisch zu sagen, enorm vieles, das in unserer Zeitgeist zu vermitteln versucht, hält diesem Benchmarking in keinster Weise stand. Das Ziel dieses Planes ist, dass wir als seine Kinder, wahre Glückseligkeit erarbeiten können und zwar über dieses Leben hinaus. Wir gehen davon aus, dass Gott, im Gegensatz zu uns, eine 100%ige Erkenntnis darüber hat, was dazu notwendig ist und dass seine Gebote und Offenbarungen genau diesem Ziel dienen. Familien sind dabei ein elementarer Bestandteil.
Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren: Das Setup unserer modernen westlichen Gesellschaft stimmt in Bezug auf das angesprochene Problem nicht mehr. Wir sollten aufhören, Probleme zu beklagen, wenn wir nicht entschlossen sind, sie zu ändern und stattdessen damit beginnen, nicht nur die Symptome sondern die Ursachen zu adressieren, weil die Folgen unaufhaltsam sein werden. Die Rezepte dafür sind vorhanden (zum einem gewissen Teil auch in der säkularen Welt, wenn diese auch nicht die gesamte Perspektive erfassen kann) und es bedarf keines Doktortitels um sie zu verstehen. Sie sind aber nicht populär und auch nicht einfach umzusetzen, weil nicht nur Rahmenbedingungen geändert sondern auch die Herzen von Menschen nachhaltig berührt werden müssen, so dass sich ihre Wünsche ändern.
LDS Links für die Familie:
Die Familie – eine Proklamation an die Welt
Tips für Heim und Familie
Ratschläge für die Ehe

Wie ich ein CES Lehrer wurde

Ich hatte in meiner Jugend einige einschneidende Erlebnisse,  die mein Leben entscheidend geprägt haben. Dazu gehörten die Ereignisse, die dazu führten, dass ich mit 19 Jahren als Lehrer im Seminarprogramm des Bildungswesen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (CES = Church Education System) berufen wurde als ich selbst dort noch Schüler war.

Das Seminarprogramm ist im Prinzip die religiöse Highschool für 14- bis 18-jährige Mormonen oder auch alle anderen, die daran Interesse haben. Es durfte 1980, als ich 16 war, in der DDR eingeführt werden. Es war für uns wie ein Wunder, da wir eigentlich an die restriktive Haltung der Regierung gegenüber uns gewöhnt waren. Wir waren total begeistert von dem Programm,  das sich über vier Schuljahre erstreckt. Für uns Jugendliche aus Hohenstein-Ernstthal fand der Unterricht einmal pro Woche nachmittags in Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) statt. Ich erinnere mich sehr gern an diese Zeit und die guten Lehrer die wir hatten.

Ich hatte gerade eine Ausbildung zum Heizungsmonteur begonnen. Eigentlich wollte ich lieber studieren,  aber für einen Mormone, der nicht der kommunistischen Jugendorganisation FDJ angehörte und von vornherein deutlich gemacht hatte, keineswegs drei Jahre in der Nationalen Volksarmee zu dienen, waren die Chancen auf einen Studienplatz auf normalem Wege sehr gering. Ich folgte deshalb dem Rat meines Vaters, die Ausbildung zu beginnen,  in der Hoffnung,  dass sich irgendwann eine Chance auf ein Studium ergeben würde. Mein Vater war zu dieser Zeit schon schwer an Silikose erkrankt, eine Folge seiner Arbeit im Uranbergbau der Wismut. Er wollte mich auch so schnell wie möglich finanziell unabhängig sehen. Wie sich zeigen sollte, war das ein guter Rat.

Anfang des zweiten Lehrjahres hatte ich einen Arbeitsunfall bei Schweißarbeiten in einem Kesselhaus und zog mir einen komplizierten Bruch des linken Handgelenks zu. Die Heilung verlief nicht gut und es blieb ein Dauerschaden am Gelenk, der mir heute noch zu schaffen macht.

Ein Jahr später,  mit 18,  wurde ich wie jeder andere für den Pflichtwehrdienst in der NVA begutachtet, trotz meiner Verletzung als diensttauglich erklärt und als Militärkraftfahrer gemustert.

Ich konnte meine Ausbildung abschließen, aber die Ärzte gaben mir den Rat, den Beruf zu wechseln. Mein Ausbildungsbetrieb bot mir eine Alternative, aber die war auf längere Frist nicht gut. Ich äußerte deshalb den Wunsch zu studieren, worauf man mir sagte, dass dies in meinem Fall nicht so einfach sei, man sich aber um eine Lösung bemühen würde. Das taten meine Chefs auch wirklich, wofür ich ihnen immer dankbar sein werde. Das Ergebnis war, dass ich im Juli 1983 einen Einberufungsüberprüfungsbefehl von der Armee für Anfang September erhielt. Das war ein sicheres Zeichen, dass ich kurz danach zur Armee eingezogen werden würde und hoffentlich nach den 18 Monaten Pflichtwehrdienst mein Studium beginnen könnte.

Es kam aber ganz anders. Anfang August des betreffenden Jahres nahm ich an einer Jugendtagung unserer Kirche teil, die zwei wesentliche Folgen hatte. Ich lernte das Mädchen kennen, das später meine Frau wurde und ich hatte ein Gespräch mit Manfred Schütze, einem unserer Kirchenführer. Er hatte damals Verantwortung für das Bildungswesen der Kirche in der DDR. Wir saßen auf einer Parkbank hinter dem Gemeindehaus in Dresden und er sagte mir, dass er mich als Seminarlehrer berufen möchte. Ich erzählte ihm von der Einberufungsüberprüfung und dass ich voraussichtlich zur Armee eingezogen würde. Er ignorierte meine Bedenken komplett und meinte nur, dass er erwartet, dass ich mindestens vier Jahre im Seminar lehre. Aus irgendeinem Grund, den ich heute verstehe und den wir den Einfluss des Heiligen Geistes nennen, vertraute ich ihm und nahm die Berufung entgegen jeder Logik an.

Wenig später fand die Einberufungsüberprüfung zur Armee statt. Ich wurde als einziger in der Gruppe an diesem Tag als dauernd dienstuntauglich erklärt, obwohl mein Gesundheitszustand der gleiche war, wie ein Jahr zuvor. Ich war nie in meinem Leben in der Armee. Ich habe danach nie wieder etwas von der NVA der DDR gehört.

Am 6. September 1983, dem Tag an dem mein Vater starb, war ich zum ersten Mal Seminarlehrer. Ich werde das nie vergessen.

Ich war danach nicht vier, sondern mehr als 15 Jahre ehrenamtlicher Lehrer im Bildungswesen der Kirche.

1984 wurde ich zum Ingenieursstudium zugelassen, dass ich 1989 erfolgreich abschließen konnte.

Die Arbeit mit den Jugendlichen im Bildungswesen der Kirche hat mich stärker als alles andere, meine Kindheit zu Hause und meine Ehe ausgenommen, geprägt. Sie war ein Segen für meine Entwicklung, meine Familie und meine Karriere. Ich habe unzählige Dinge gelernt. Sie hat meinen Glauben und meine Überzeugung maßgeblich beeinflusst und gefestigt. Ich weiß mit Bestimmtheit,  dass der Himmlische Vater seine Hand über diesen Dingen hatte. Sowohl ich als auch eine Reihe anderer Menschen mussten dazu Entscheidungen treffen, von denen jeder das Gefühl, dass sie richtig sind, gehabt haben muss, durch welchen Einfluss auch immer.