Die Pfahlkonferenz in Leipzig rückt näher, deshalb möchte ich noch einmal die Einladung posten. Alle, die noch unentschlossen sind, möchte ich ermutigen zu kommen – besonders auch am Samstag.
Wir freuen uns sehr, dass wir den Gebietspräsidenten Europa Elder Paul V. Johnson und unseren Gebietssiebziger Elder Michael Cziesla begrüßen dürfen.
Zur Vorbereitung möchte ich heute noch eine Botschaft meines ersten Ratgebers Björn Bauerfeind anfügen, die er zu unserer Frühjahrs-Pfahlkonferenz gegeben hat und die ich sehr bemerkenswert fand. Es lohnt sich, sie zu lesen:
Bruder Björn Bauerfeind, 1. Ratgeber in der Pfahlpräsidentschaft:
Liebe Geschwister,
was brennt mir auf der Seele? Ich habe über diese Frage nachgedacht, als ich Sie vorhin beobachtete während des Vorspiels hier. Am Anfang der Konferenz dachte ich, was sind wir doch für ein fröhliches Volk, wie gern treffen wir uns, wie gern unterhalten wir uns, wie gerne tauschen wir uns aus, wie schön ist es doch, wenn wir uns zu solchen Gelegenheiten mal wiedersehen. Das ist typisch für uns, darüber freuen wir uns, da freue ich mich auch. Und wir haben auch einen Grund zu großer Freude, dass wir uns zur Pfahlkonferenz alle treffen können. Ich habe gehofft, dass Sie im Laufe der Versammlung, den Rednern dieser Versammlung aufmerksam zuhören. Und das tun Sie, Sie hören alle aufmerksam zu.
Liebe Geschwister, ich denke es ist auch wichtig, dass wir uns allen gegenseitig Gehör schenken, wie auch Präsident Schütze es schon sagte und dass wir uns alle auch gegenseitig wertschätzen. Wenn es um Aufmerksamkeit geht muss ich immer an einen Missionar denken, der vor vielen Jahren bei uns in der Gemeinde war. Er war aus Frankreich und dieser Missionar hat etwas deutsch gesprochen, mit einem sehr französischen Akzent. Ich würde ihn gerne nachmachen, aber ich kann das nicht. Dieser Akzent klingt sehr angenehm und man schenkt diesen Leuten automatisch seine Aufmerksamkeit. Es ging dann so weit, dass die Gemeinde wirklich totenstill war, wenn dieser Elder sprach. Alle lauschten gerne seinem französischen Akzent und freuten sich über seine Worte. Besonders die Schwestern hingen an seinen Lippen und er hatte die volle Aufmerksamkeit. In der Gemeinde war es wirklich still. Das, liebe Geschwister, wünsche ich mir auch für meine Ansprache. Sie können gerne an meinen Lippen hängen, Brüder und Schwestern.
Was liegt mir auf dem Herzen? Liebe Geschwister, als Kind habe ich gerne Fernsehen geschaut. Bei uns war das damals noch ein bisschen vorsintflutlich, wie vielleicht auch bei Ihnen zu Hause, zumindest bei denen, die in meinem Alter sind. Wir hatten noch einen schwarz/weiß Fernseher und den musste man zehn Minuten bevor man gucken wollte einschalten, damit er warm wird. Kaum vorstellbar heutzutage, aber wahr. Man musste ihn also einschalten, dann wurde er langsam warm und nach zehn Minuten hatte man dann das schwarz/weiß Bild. Ich schaute so gerne Piratenfilme, wenn sie denn kamen. Ich erinnere mich gerne an die Filme, die sehr spannend waren. Es gab große Schiffe und die haben mich zum Nachdenken angeregt. Es gab mutige Seeleute, es gab Stürme und Zyklone, es gab schwierige und sehr hohe Wellen, es gab viele Gefahren und Herausforderungen und es gab Entbehrungen, Krankheiten, Leiden und Verletzungen, die diese Piraten erlitten.
All dies fand auf einem äußert begrenzende Raum statt, nämlich auf einem Schiff. Diese Männer, die dort auf dem Schiff unterwegs waren, waren immer zusammen, konnten nicht ausbrechen, waren immer irgendwie als Gemeinschaft unterwegs. Diese Reise, auf der sie unterwegs waren, dauerte oft viele Monate und sie mussten gelegentlich tausende Kilometer überwinden, um von einem Startpunkt aus ein Ziel zu erreichen, denn sie waren mit einem langsamen Segelschiff unterwegs. Wie das so ist, auf einem äußerst begrenzten Raum mussten Dinge entschieden werden. Es gab einen Kapitän, der war verantwortlich für das Schiff und auch meistens für mehrere hundert Männer. Was auch immer dieser Kapitän entschied, es hatte auch immer irgendwie Konsequenzen für alle. Sie mussten das also umsetzen und für alle änderte sich etwas.
In den Filmen passierte es oft, dass es große Probleme gab auf so einem Schiff. Ich habe manchmal gesehen, dass es ein Problem war, als es eine Flaute gab, weil kein Wind wehte. Es war absolute Windstille, das Schiff bewegte sich nur ganz langsam vorwärts, der Kapitän hatte ein großes Problem und die ganze Mannschaft hatte ein großes Problem und niemand wusste so richtig was er tun sollte. Der Kapitän entschied sich im Lichte dieser Windstille zu einer drastischen Maßnahme und befahl seiner Mannschaft, sämtliche Dinge, die an Bord waren, die schwer gewogen haben, über Bord zu werfen. Die Matrosen setzten das voller Eifer um, denn Gehorsam waren sie gewohnt. Sie dachten nicht darüber nach, befolgten den Befehl des Kapitäns und sie warfen alles ins Wasser. Ich staunte, ja, selbst als kleiner Junge staunte ich, was alles ins Wasser flog. Es waren Taue, sogar die komplette Reling, die das Schiff begrenzte, flog ins Wasser, die Deckaufbauten flogen über Bord, die Kanonen wurden ins Wasser geworfen, das Schießpulver flog ins Wasser, Kanonenkugeln, große Fässer mit Lebensmitteln wurden ins Wasser geworfen. Selbst der Alkohol und, was mich noch mehr verwunderte, Waffen, Hängematten, ja alles, was oben auf dem Schiff war, flog ins Wasser. Zum Schluss war nur das Schiff, das nackte Schiff übrig, das Steuer und das Segel und die Mannschaft und sonst nichts weiter. Das Schiff nahm Fahrt auf und fuhr schneller. Es stellte sich also sofort ein Ergebnis ein trotz des geringen Windes.
Ich fragte mich dennoch als Junge, als kleiner Junge, wie sollte man ohne all diese Dinge überleben? Die Kamera schwenkte so in das Kielwasser des Schiffes, dass man alle diese Dinge schwimmen sah, nur die Kanonen nicht, die waren schon untergegangen. Aber die ganzen Gegenstände dort konnte man schwimmen sehen und ich fragte mich, wie soll das funktionieren auf einem Schiff, vielleicht tausende Kilometer von einer Insel entfernt? Ja, wie soll das nur funktionieren, liebe Geschwister, ohne Regeln, ohne Waffen, ohne Lebensmittel? Und da wiederum denke ich mal, gibt es drei Zeiträume. Lassen Sie uns dies alles darin betrachten: Kurzfristig, mittelfristig oder langfristig. Kurzfristig war das keine große Sache: Sie freuten sich darüber, dass es jetzt schneller vorwärts ging. Mittelfristig: Da merkte man dann die nächsten zwei Tage langsam, dass es keine Nahrung mehr gab auf dem Schiff und die Matrosen zeigten schon Mangelerscheinungen. Langfristig: Da passierte es, dass Matrosen gestorben sind wegen des Nahrungsmangels und ihre Leichen über Bord geworfen werden mussten. Es ging nichts mehr weiter, weil sie nichts mehr hatten, um sich am Leben zu erhalten.
Das heißt also, dass man alle die Dinge über Bord werfen kann, aber Geschwister, es gibt Konsequenzen kurzfristiger Natur, mittelfristiger Natur und langfristiger Natur.
Wo ist der Bezug zum Evangelium? Wir sind alle unterwegs auf einer Reise, daran glauben wir, deshalb sitzen wir hier. Wir glauben daran, dass es einen Startpunkt gab, nämlich irgendwo im vorirdischen Leben und nach unserer Geburt auf dieser Erde. Wir alle glauben daran, dass wir hier irgendwo auf der Erde auf einer Reise sind, die ja vielleicht sogar mehrere tausend Kilometer lang ist, für Sie und auch hoffentlich für mich. Wir alle glauben, dass es irgendwo einen Endpunkt gibt, ein Ziel, nämlich den Tod bzw. das Leben nach dem Tod.
Unter Umständen sind wir ja, symbolisch gesehen, irgendwie auf einem Boot, einem Schiff unterwegs. Das kann man in verschiedene Bezüge setzen. Man kann sagen, ich bin allein auf einem Schiff unterwegs, irgendwo. Man kann sagen ich bin mit meinem Ehepartner unterwegs, mit meiner Familie, mit meinen Kindern. Man kann sagen ich bin mit meiner Gemeinde unterwegs auf einem Schiff, oder wir sind als Pfahl unterwegs, oder wir sind als weltweite Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unterwegs. Es gibt auf der Reise naturgemäß große Herausforderungen, die sich gelegentlich einstellen, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, es gibt Eheprobleme, es gibt Probleme mit den Kindern, es gibt Fragen im Evangelium, es gibt Zweifel an den Doktrin. Manchmal kommt auch schlicht und einfach Langeweile auf während der Reise. Manchmal entwickelt sich eines von diesen Problemen zu einem riesigen Problem und man meint, man müsste jetzt schnell Irgendetwas tun. Oft sind wir persönlich der Kapitän auf diesem Schiff: Als Ehemann, als Vater, als Mutter, als Ehefrau, als Gemeindepräsident, oder Zweigpräsident, oder was es auch immer sein möge, als Bruder oder als Schwester. Und wir entscheiden uns, es muss etwas getan werden.
Dann, liebe Geschwister, passiert es, dass wir bestimmte Dinge über Bord werfen, weil wir meinen, wir sind zu langsam unterwegs. Oder wir meinen, das Problem damit zu lösen, wenn wir bestimmte Dinge über Bord werfen. Und manchmal fliegen die Heiligen Schriften über Bord oder das heilige Abendmahl fliegt über Bord, von dem nehmen wir nicht mehr. Unser Glauben an Jesus Christus und den Heiligen Geist fliegen über Bord, der Versammlungsbesuch, möglicherweise die zehn Gebote, das Gesetz der Keuschheit, das Wort der Weisheit, das Gesetz des Zehnten, die Tempelbündnisse. Ich könnte die Liste noch lange weiterführen für verschiedene Dinge, die da über Bord fliegen.
Liebe Geschwister, neigen wir dazu, das manchmal zu tun? Ich denke, diese Frage können wir alle manchmal mit ja beantworten. Ich habe das auch bei mir persönlich gesehen. Ich sehe das auch manchmal bei anderen Geschwistern. Wenn ich in das Fahrwasser dieser Schiffe schaue, sehe ich diese Dinge herum schwimmen im Wasser, wie das Gesetz der Keuschheit, das Gesetz des Zehnten, die Gebote oder was es auch immer sein möge. Sie schwimmen im Wasser, weil sie hineingeworfen wurden, weil der Kapitän sich entschieden hat, diese Dinge fortzuwerfen, wo doch alle diese Dinge eine Existenzberechtigung haben. Die Reling des Schiffes ist zum Beispiel dazu da, das man bei Sturm nicht vom Schiff gleitet und wenn ein Brecher über das Schiff braust, dass man nicht herunter geweht wird. Das Gesetz der Keuschheit ist dazu da, um die Ehe zu schützen, um die Familie zu schützen, irgendwie diese heilige Gemeinschaft zu schützen. Das Wort der Weisheit ist da, sicherzustellen, dass wir unseren Körper schützen. Die Tempelbündnisse sind dazu da, uns zu ermöglichen, ewigen Fortschritt zu machen und voranzukommen, auch nach dem Tod.
Irgendwo haben diese Dinge alle ihre Existenzberechtigung und trotzdem fliegen sie manchmal über Bord. Warum? Weil der Kapitän das so entschieden hat, weil wir das so entschieden haben, weil wir diese Entscheidung getroffen haben. Jeder, liebe Geschwister, kann natürlich diese Entscheidungsfreiheit anwenden wie er will.
Zu den höchsten Gütern überhaupt gehört die Entscheidungsfreiheit. Ich bin froh und dankbar, dass wir sie haben, dass wir sie gestalten können, wie wir sie für richtig halten. Aber ich möchte auch sagen, liebe Geschwister, dass unsere Entscheidungen Konsequenzen haben. Nicht nur für den Kapitän persönlich, sondern auch für alle Mitreisenden: Für den Ehepartner, für die Kinder, für die Gemeinde, für den Pfahl und letztlich auch für die Kirche weltweit. Unsere Schiffsreise wird nicht funktionieren, wenn bestimmte Dinge an Bord fehlen.
Liebe Geschwister, das liegt mir auf der Seele und es ist auch für mich immer eine persönliche Motivation, die richtigen Dinge vor Augen zu haben, die nicht nur mich, sondern auch Sie bewegen. Letztendlich glauben wir alle an diese Dinge, wir haben uns alle taufen lassen, haben Bündnisse geschlossen, viele von uns auch im Tempel. Wir sind alle unterwegs und wir wollen alle irgendwie unser Ziel erreichen. Ich bitte den himmlischen Vater, dass er uns allen die Kraft gibt, auf dieser Reise auszuhalten, bis zum Ende auszuharren, wie es so in den Heiligen Schriften heißt. Ich bitte den himmlischen Vater um Kraft, dass er uns die Augen öffnet, wenn wir vor der Frage stehen, eine wichtige Sache über Bord zu werfen und dass wir dann nicht zu instinktiv, sondern genau die richtigen Entscheidungen treffen zu unserem Wohl und dem Wohl unserer Mitreisenden. Behalten wir die wichtigen Dinge an Bord. Ich kann Ihnen aus meiner Überzeugung sagen, liebe Geschwister, dass es wichtig ist, alle diese Dinge, die ich genannt habe an Bord zu behalten, dass wir sie nutzen, dass wir sie hegen und pflegen, über sie reden und dass wir unsere Freude über diese Dinge mitteilen. Das ist mein Gebet und mein Wunsch, liebe Geschwister.
Im Namen Jesu Christi.
Amen.