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Orientierung

In einer Zeit, in der es vielen Menschen den Boden unter den Füßen wegzieht, Hoffnung und Orientierung verloren gehen und man sich oft verwundert die Augen reibt, welche Entscheidungen auf allen Ebenen der Gesellschaft getroffen werden, sollten wir uns daran erinnern, dass es zuverlässige und nachhaltige Wege gibt, die Führung eines liebenden Gottes zu finden.

Im Johannesevangelium des Neuen Testaments in Kapitel 17, Vers 3 lesen wir:

„Und genau darin besteht das ewige Leben: dich, den einen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“

Erkenntnis von Gott und Verständnis seines Wesens hat also eine geradezu überragende Bedeutung. Dazu gehört auch die Kommunikation mit Ihm. Das ist durchaus eine bidirektionale Angelegenheit, wie an den folgenden Schriftstellen, die stellvertretend für viele weitere stehen, zu sehen ist:

„Wenn du bittest, wirst du Offenbarung um Offenbarung, Erkenntnis um Erkenntnis empfangen, damit du die Geheimnisse und das Friedfertige erkennen mögest – das, was Freude bringt, das, was ewiges Leben bringt.“ (Lehre und Bündnisse 42:61)

„Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.“ (Buch Mormon, Moroni 10:5)

Das sind sehr erstrebenswerte Dinge, für die einige entscheidende Mitwirkungen erforderlich sind, wie persönliche Rechtschaffenheit, ein Leben im Einklang mit Gott, umfassende Information als Voraussetzung zur Meinungsbildung, die Demut Gott zu fragen und die Bereitschaft, die Konsequenzen einer Antwort von Gott durch die Macht des Heiligen Geistes zu akzeptieren und im eigenen Leben umzusetzen.

Stellen wir uns vor, alle, die etwas entscheiden müssen oder wollen, seien es Regierungen, Parlamente, Kirchen, Organisationen, Unternehmen, Familien oder jeder einzelne, würden diesen Prinzipien Raum in ihren Überlegungen geben. Wie viel Streit und unnötige Auseinandersetzungen könnten vermieden und wie viel mehr Gerechtigkeit, Hoffnung, Zuversicht und Tatkraft würden gesät werden. Wie viel mehr Sicherheit und innere Ruhe, trotz aller Herausforderungen würden wir verspüren.

Für die Kommunikation mit Gott braucht es einen Glaubens- und Vertrauensvorschuss. Manchmal fällt es uns schwer, die Stimme Gottes zu vernehmen. Manchmal hat er einen anderen Zeitplan als wir. Und manchmal müssen wir nur einige Kriterien anwenden, die uns untrüglich in eine gute Richtung lenken, vorausgesetzt unser Gewissen befindet sich in einem guten Zustand. Ein treffendes Beispiel, finde ich, wird in dieser Schriftstelle beschrieben:

„Und nun, wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Setze dein Vertrauen in jenen Geist, der dazu führt, Gutes zu tun – ja, gerecht zu handeln, demütig zu wandeln, rechtschaffen zu richten; und dies ist mein Geist.
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Ich werde dir von meinem Geist geben, der dir den Verstand erleuchten wird und der dir die Seele mit Freude erfüllen wird;
und dann wirst du wissen, oder infolgedessen wirst du alles wissen, was auch immer du von mir begehrst und was die Rechtschaffenheit betrifft, sofern du im Glauben an mich darauf vertraust, dass du empfangen wirst. „
(Lehre und Bündnisse 11:12-14)

Sechs Kriterien, nach denen wir unser Handeln und unsere Entscheidungen evaluieren können:

Es führt dazu:

  • Gutes zu tun;
  • gerecht zu handeln;
  • demütig zu wandeln;
  • rechtschaffen zu richten;
  • den Verstand zu erleuchten;
  • die Seele mit Freude zu erfüllen.

Das wäre doch schon einmal ein guter Anfang.

In unserem Gesangbuch haben wir das schöne Kirchenlied „Der Herr ist mein Hirte“ (Gesangbuch Nr. 68). Es beschreibt einige Aspekte einer innigen Beziehung zu Gott.

„Der Herr ist mein Hirte, ich brauche sonst nichts;
er führet mich sicher durch Dunkel und Licht.
Er leitet die Seele zu Wassern, die still,
erlöst mich Verirrten, wie heilig er’s will,
erlöst mich Verirrten, wie heilig er’s will.

Durch Täler und Wälder, wo immer ich geh,
bist du, Herr, mein Wächter, wo ich geh und steh.
Wenn dein Stab mich leitet, dann fürcht ich mich nicht;
mir kann nichts geschehen, denn du bist mein Licht,
mir kann nichts geschehen, denn du bist mein Licht.

Mag Anfechtung kommen, so bin ich bereit,
denn dein reicher Segen steht mir ja zur Seit.
Mein Haupt lässt du salben, schenkst voll mir stets ein.
O könnt deine Liebe wohl größer noch sein?
O könnt deine Liebe wohl größer noch sein?“

Wir haben versucht, dieses Lied mit unseren limitierten musikalischen Fähigkeiten für unseren heutigen Gottesdienst umzusetzen. Für die Naturaufnahmen bin ich ins Schwarzwassertal im Erzgebirge gefahren, einer Gegend, aus der viele meiner Vorfahren stammen.

Ich widme dieses Lied einem lieben Freund und Mentor, dem ich einen großen Teil meiner geistigen Entwicklung verdanke und der in diesen Tagen trauert. Ich weiß, dass er alles, was ich oben beschrieben habe, – genauso wie ich – aus eigenen Erfahrungen bezeugen kann.

Gedanken zu Weihnachten

In der Adventszeit waren wir aufgefordert der Welt ein Licht zu sein, siehe https://www.mormon.org/christmas/deu.
Manche haben gefragt: Wie kann man der Welt ein Licht sein? Ist das nicht etwas vermessen? Ist es nicht, wenn man die Bedeutung des Anliegens versteht. Wir haben es versucht und die Erfahrung gemacht, dass sich im Alltag viele, viele Gelegenheiten ergeben, mehr Licht und Freude in das Leben anderer Menschen zu bringen. Wir haben dabei ein größeres Maß an Zufriedenheit und Glück verspürt.

Kann man es sich heute, in einer wettbewerbsorientierten Welt, überhaupt noch leisten, anderen selbstlos beizustehen, die Ellenbogen einzufahren und zu dienen? Ja, man kann und man sollte.
Ich-Bezogenheit oder drastischer ausgedrückt, Egoismus, gehören zu den Hauptkrankheiten unserer Epoche, die zu vielen weiteren Auswüchsen und Krankheiten in der Gesellschaft und damit zu Streit, Leid, Vereinsamung und Gleichgültigkeit führen. Exzessive Ich-Bezogenheit und die überwiegende Fokusierung auf eigene Bedürfnisse bewirken Konsensunfähigkeit und machen den Einzelnen und die Gesellschaft nicht glücklicher. Viele Menschen wollen oft nur noch Beiträge zu ihren eigenen Bedingungen leisten.  Diese Haltung ist ein gesellschaftlicher Trend geworden und hält leider auch Einzug in unsere Gemeinden. Es ist aber dem, was wir glauben und was wir in der Kirche erreichen wollen, diametral entgegengesetzt.

Elder Uchtdorf vom Rat der Zwölf Apostel hat zur letzten Generalkonferenz folgendes gesagt:

„Kommen Sie, helfen Sie uns, eine Kultur aufzubauen und zu stärken, in der alle Kinder Gottes Heilung, Güte und Barmherzigkeit erfahren. Denn wir alle sind bestrebt, „eine neue Schöpfung“ zu werden, in der „das Alte“ vergangen und „Neues“ geworden ist.  Der Erretter zeigt uns, in welche Richtung wir uns bewegen sollen: vorwärts und aufwärts. Er sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Arbeiten wir doch alle gemeinsam daran, die Art Mensch zu werden, die wir nach Gottes Absicht werden sollen!

Das ist die Art Evangeliumskultur, die wir in der gesamten Kirche Jesu Christi pflegen möchten. Wir wollen die Kirche als einen Ort stärken, wo wir einander vergeben. Wo wir der Versuchung widerstehen, Fehler zu finden, zu tratschen und andere herabzusetzen. Wo wir aufrichten, anstatt Schwachstellen aufzuzeigen, und einander helfen, das Beste zu werden, was aus uns werden kann.

Ich lade Sie nochmals ein: Kommen Sie und sehen Sie. Schließen Sie sich uns an. Wir brauchen Sie.“

Esther und ich haben vor kurzem auf unserer Reise durch das Buch Mormon die Stellen im Buch Mormon gelesen, die in diesem kleinen Video beschrieben werden.

Diese Begebenheit und die nachfolgende Geschichte (siehe Helaman Kapitel 13 bis 3. Nephi Kapitel 9) berichten von einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, die ihre Probleme nicht mehr dauerhaft und nachhaltig lösen wollte und am Ende auch nicht mehr konnte. Aus der Lektüre können wir sehr viel lernen.

Zu Weihnachten wünsche ich uns allen, dass wir Jesus Christus als Geschenk annehmen und eine besonders große Portion der Bergpredigt (siehe Neues Testament, Matthäus Kapitel 5-7 oder im Buch Mormon, 3. Nephi Kapitel 12 bis 14) auf unserem Gabentisch zulassen.

Sind diese Werte heute noch haltbar? Selbstverständlich. Sie sind elementar wichtig und sollten ständig wiederholt werden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie von vielen als unpopulär oder zu anstrengend empfunden werden. Nachhaltigkeit ist immer anstrengender als der Weg des geringsten Widerstandes. Im Gegensatz zum Minderwertigen, das sich mit großem Erfolg laut plärrend im 24/7 Modus anbiedert, setzt sich Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Lebens nicht von selbst durch. Man muss sie suchen, sich kümmern, seinen Geist und die Sinne arbeiten lassen und sich verändern. Das ist das große Anliegen der Lehren von Jesus Christus.

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Unsere kleine Lichterwelt zu Hause 🙂

Esther und ich hatten dieses Jahr den Auftrag, die Weihnachtsfeier in unserer Gemeinde zu gestalten. Wir waren uns einig, dass wir den Besuchern etwas geben wollen, dass viele in der Weihnachtszeit paradoxerweise vermissen – Ruhe, Besinnlichkeit, Gemütlichkeit, Freude an einfachen, unspektakulären Dingen, Gemeinsamkeit und Zusammenhalt, Geschichtenerzählen, Weihnachtsliedersingen und Dankbarkeit für die Geburt des Sohnes Gottes, Jesus Christus.
Esther hat es wunderbar vorbereitet und mich mächtig mit eingespannt. Es hat Freude gemacht.
Nach 15 Jahren, habe ich die Wasserfarben wieder herausgeholt und in der Kürze der Zeit einige Abende damit verbracht, ein paar großformatige Dekorationen zu klecksen. Esther wollte, dass es heimelig wirkt und so habe ich mir ein paar Vorlagen gesucht, die rein künstlerisch nicht meine Sache wären, aber den Zweck voll erfüllt haben. Das Malen empfand ich als sehr entspannend. Es wäre zeitlich nicht möglich gewesen, als ich noch Pfahlpräsident war. 🙂

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Der Bischof unserer Gemeinde hatte mich vor ein paar Wochen gebeten, für den gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst am 23.12. einen gemeinsamen Chor der Gemeinden Hohenstein-Ernstthal und Chemnitz zu bilden – etwas, das ich noch nie in meinem ganzen Leben gemacht habe. Ich hatte damit gerechnet, dass wir 10-12 Sängerinnen und Sänger mobilisieren könnten, da in der Vorweihnachtszeit jeder sehr beschäftigt ist. Zu meiner großen Freude waren wir mehr als 25 und, was ich besonders gut fand – im Prinzip alle haben den Wunsch geäußert, wieder regelmäßig zu singen. Das Weihnachtslied klang sehr schön und mir taten die Arme weh. 🙂
Geistliche Musik ist eine großartige Medizin zur Heilung der Seele.

Am vierten Adventssamstag haben wir unseren traditionellen Trip ins Weihnachtsdorf Seiffen gemacht. Das Wetter war wirklich nicht schön – die meiste Zeit kalter Regen. Dennoch hatten wir eine sehr schöne Zeit, die uns auf die Weihnachtstage eingestimmt hat.

Ich wünsche allen Lesern ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest.

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Besuch in Seiffen

Einem lieben Freund: Gott sei mit dir, bis wir uns wieder sehen

Letzten Samstag haben wir Abschied genommen von einem besonderen Mann, einem Freund und Vorbild – Sanitätsrat Dr. Heinz-Jürgen Sickel aus Wulfen in Anhalt, ein Mitglied der Gemeinde Köthen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und Patriarch des Pfahles Leipzig.

Er war am Ostersonntag, den 16. April 2017, völlig unerwartet im Alter von 76 Jahren verstorben. Ein großer Mann, einer zu dem wir immer aufschauen werden – in allen Bereichen des Lebens – in seiner Familie, als Arzt, Sportsmann und in seinen vielen kirchlichen Berufungen, die er im Laufe seines Lebens erfüllt hat.

Wir trauern um ihn und fühlen uns mit der gesamten Familie eng verbunden.

Jürgen´s Familie hatte mich gebeten, auf seiner Trauerfeier zu sprechen. Ich bin der Bitte sehr gern nachgekommen. Es war eine schwere Aufgabe, da mich sein Tod sehr stark berührt hat. Es war aber auch eine schöne Aufgabe, über und für einen Mann zu sprechen, für den ich Achtung, Bewunderung und Liebe verspüre. Es war mir eine große Ehre, dass zu tun.

Einige Tage vor seinem Tod hatte ich ein interessantes Erlebnis. Meine beruflichen Reisepläne sahen vor, dass ich in der Woche nach Ostern an einer Messe in China teilnehme, dann das Wochenende in China bleibe und anschließend nach Japan weiterreise, um an Kundenmeetings teilzunehmen. Der Plan sah vor, dass ich vom 17.4. bis 27.4. nicht in Deutschland sein würde.

Am Mittwoch vor Ostern hatte ich das Gefühl, dass ich meine Flüge umbuchen sollte. Ich rief das Reisebüro an und buchte einen Rückflug von Shanghai nach Hause für den 20.4./21.4. und einen neuen Flug von Deutschland nach Japan für den 23.4. bis 27.4.

Es machte zu diesem Zeitpunkt gar keinen Sinn, bedeutete lediglich zusätzlichen Aufwand und Stress. Ich sagte meinen chinesischen Freunden ab, die mich für das Wochenende nach Wuyishan, einer tollen Sehenswürdigkeit in der Provinz Fujian, eingeladen hatten. Sie waren etwas enttäuscht aber sehr verständnisvoll.

Am Ostersonntag, nachmittags, erreichte mich die traurige Nachricht und die Information, dass die Beerdigung am 22.4. stattfinden wird. Ich wusste jetzt, warum ich alles geändert hatte.

Der Trauergottesdienst am Samstag war eines der bewegendsten Ereignisse, die ich miterlebt habe. Ich war stark beeindruckt, von den Botschaften seiner Kinder und unseres gemeinsamen Freundes Manfred Schütze, ebenso von der schönen Musik und den inspirierten Gebeten. Wir haben alle die Macht des Evangeliums Jesu Christi gespürt und den Einfluss des Heiligen Geistes.
Ich hatte die ganze Woche nachgedacht, was ich der Familie und den Hunderten von Trauergästen sagen könnte. Der Schlüssel kam, als ich ein Lied anhörte, dass in der Schwesternversammlung der Generalkonferenz im Oktober 2015 von einem Chor aller Altersgruppen gesungen wurde. Ich fand die Texte der in diesem Medley verwendeten Lieder so treffend und das Arrangement hat mich sehr berührt. Von da an wusste ich, was sagen werde.

Ich habe mir einige Schwerpunkte ausgesucht:

Was habe ich von Jürgen gelernt? Was nehme ich mit? Was wird sich durch sein Vermächtnis in meinem Leben ändern? Er ist den Dingen auf den Grund gegangen, hat mit Entschlossenheit  und Kompetenz Konsequenzen gezogen und eingefordert. Das hat er mit einer bestimmten, natürlichen und liebevollen Autorität getan. Als ich mich auf seinen Rat hin vor zwei Jahren in die Herzklinik nach Leipzig begeben habe, musste ich eine Entscheidung treffen, einem Eingriff an meinem Herzen zuzustimmen oder nicht. Als ich Jürgen anrief, um mir einen finalen Rat zu holen, war es für mich ausreichend, seine Stimme am Telefon zu hören. Er musste nichts erklären. Ich ließ den Eingriff vornehmen und verspürte während der Zeit in der Klinik einen großen Frieden.

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Jürgen wird weiterhin für seine Familie und alle, deren Leben er berührt hat, ein Segen sein – wie ein alter, mächtiger Baum, der stirbt, aber trotzdem seine Nachkommen und seine Umgebung mit seinen Nährstoffen versorgt. Er macht den Boden fruchtbar, in dem jüngere Bäume und Samen heranwachsen. Mir gefällt dieser Vergleich sehr. Er gibt uns Trost, besonders seiner Familie.

Jürgen hat viele Jahre als Patriarch gedient, eine wichtige Berufung, die vom Rat der Zwölf Apostel erteilt wird. Für diese Berufung benötigt man eine große Nähe zu Gott und starken Glauben. Jeder, der von einem Patriarchen seinen persönlichen Segen erhält, wird für ein tieferes Verständnis von diesem großartigen Plan der Erlösung befähigt. Unser Prozess des Verstehens hat im Vorherdasein begonnen und wird in diesem Leben nicht enden. Er geht über dieses Leben hinaus. Wenn wir von einem Menschen Abschied nehmen, können wir große Schritte vorwärts in diesem Prozess machen.

Jürgen ist am Ostersonntag gestorben. Natürlich erinnern wir uns an die besonderen Ereignisse im Zusammenhang mit der buchstäblichen Auferstehung Jesu Christi am dritten Tag nach Seiner Kreuzigung. Ich musste an den Bericht von Maria im Neuen Testament, in Johannes, Kapitel 20 denken. Im Tempel in Freiberg hängt ein Gemälde, das Jesus und Maria in diesem Moment, wo sie Ihn erkennt und begreift, dass die Auferstehung wirklich ist, zeigt.
Ich möchte ab Vers 16 zitieren:
„Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni (das heißt Meister)!
Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria Magdalena kommt und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und solches hat er zu mir gesagt.
Am Abend desselben ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!
Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.“ (Johannes 20:16-20, Hervorhebungen vom Verfasser)

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Hier werden große Fragen der Menschheit beantwortet. Jürgen hatte nicht die Spur eines Zweifels an diesen Wahrheiten. Es gibt mir Frieden und macht mich froh.

Nach einem solchen Erlebnis kann man nicht einfach so wieder zur Tagesordnung übergeben. Da bleiben wichtige Dinge haften, über die man Nachdenken muss und nicht einfach beiseite wischen kann. Die Botschaft der Auferstehung ist viel zu wichtig. Es ist traurig, wie wenig Raum sie in der öffentlichen Wahrnehmung und den Medien einnimmt – und wenn, dann oft mit völlig unklaren Deutungen. Dabei gibt es gar keinen Grund zur Unklarheit. Da jeder Mensch diesen Weg gehen muss, wäre es doch viel vernünftiger, sich angemessen damit zu beschäftigen, den Dingen auf den Grund zu gehen und zu verstehen. Moroni, der letzte Schreiber des Buches Mormon, schließt das Buch mit folgendem Vers:

„Und nun sage ich allen Lebewohl. Ich gehe bald hin, im Paradies Gottes zu ruhen, bis sich mein Geist und Leib wieder vereinigen werden und ich im Triumph durch die Luft hingeführt werde, um euch vor dem angenehmen Gericht des großen Jehova zu treffen, des ewigen Richters der Lebenden und der Toten. Amen.“ (Buch Mormon, Moroni 10:34)

Jürgen hatte nicht die Gelegenheit, Lebewohl zu sagen. Aber er war in diesem Prozess des Verstehens sehr, sehr weit vorangekommen und vorbereitet, auf die andere Seite des Schleiers zu gehen, wo er mit Sicherheit auf die für ihn typische Art weiter wirkt. Wir werden ihn immer in unseren Herzen behalten und freuen uns auf das Wiedersehen.

 

Frohe Weihnachten – Merry Christmas

Ich wünsche allen Freunden und Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Ich hoffe, jeder von euch wird etwas Ruhe und Besinnung vom Alltag finden und Freude im Kreis eurer Lieben verspüren.

I wish all friends and readers a merry and blessed Christmas. I hope each of you will find peace and time for reflection from everyday life. May you feel joy with your loved ones.

Ich wünsche auch jedem einige Momente, in denen die Bedeutung der Geburt von Jesus Christus ins Herz dringen möge. Wir hatten solche Momente vorgestern Abend, wo wir uns um das Klavier versammelt und ein bisschen Hausmusik gemacht haben. Es war sehr schön (auch wenn wir alle Laien sind 🙂 ).

I also wish everyone some moments, in which the significance of the birth of Jesus Christ may fill your hearts. We had those moments Thursday night, when we gathered around the piano and sang Christmas carols and hymns. It was wonderful (even though we aren´t professional 🙂 ). 

Ich habe im Oktober begonnen, wieder das Neue Testament zu lesen. Es war eine gute Erfahrung, während der Adventszeit die Evangelien zu lesen und mehr über Jesus Christus zu lernen. Es gibt viele Stellen, an denen man hängen bleibt. Stellvertretend für viele möchte ich eine erwähnen, die mich besonders berührt hat.

In October, I started reading the New Testament again. It was a good experience to read the four Gospels during the Christmas season and learn more about Jesus Christ. There´re many verses to stop reading and ponder. I would like to mention just one that has touched me a lot.

In Johannes 5 finden wir diese Begebenheit:

„Einige Zeit später war wieder ein jüdisches Fest, und Jesus ging nach Jerusalem hinauf.
In Jerusalem befindet sich in der Nähe des Schaftors eine Teichanlage mit fünf Säulenhallen; sie wird auf hebräisch Betesda genannt.
In diesen Hallen lagen überall kranke Menschen, Blinde, Gelähmte und Verkrüppelte. Sie alle warteten darauf, dass das Wasser in Bewegung geriet.
Denn von Zeit zu Zeit stieg ein Engel des Herrn in den Teich hinunter und brachte das Wasser in Bewegung. Wer als Erster in das Wasser hineinstieg, nachdem es in Bewegung geraten war, der wurde gesund, ganz gleich, an welcher Krankheit er litt.
Unter ihnen war ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank war.
Jesus sah ihn dort liegen, und es war im klar, dass er schon lange leidend war.
Willst du gesund werden?, fragte er ihn.
Der Kranke antwortete: Herr, ich habe niemand, der mir hilft, in den Teich zu kommen, wenn das Wasser sich bewegt. Und wenn ich es allein versuche, steigt ein anderer vor mir hinein.
Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Matte und geh!
Im selben Augenblick war der Mann gesund; er nahm seine Matte und ging.“

In John 5 we find the following:

„After this there was a feast of the Jews; and Jesus went up to Jerusalem. 
Now there is at Jerusalem by the sheep market a pool, which is called in the Hebrew tongue Bethesda, having five porches. 
In these lay a great multitude of impotent folk, of blind, halt, withered, waiting for the moving of the water. 
For an angel went down at a certain season into the pool, and troubled the water: whosoever then first after the troubling of the water stepped in was made whole of whatsoever disease he had. 
And a certain man was there, which had an infirmity thirty and eight years. 
When Jesus saw him lie, and knew that he had been now a long time in that case, he saith unto him, Wilt thou be made whole? 
The impotent man answered him, Sir, I have no man, when the water is troubled, to put me into the pool: but while I am coming, another steppeth down before me. 
Jesus saith unto him, Rise, take up thy bed, and walk. 
And immediately the man was made whole, and took up his bed, and walked: and on the same day was the sabbath.

Das Wunder der Heilung ist das eine. Ich habe mir einige andere Fragen gestellt.
Wie konnte es passieren, dass 38 Jahre lang niemand die Barmherzigkeit hatte oder überhaupt daran dachte, diesem Mann ins Wasser zu helfen, wenn es sich bewegte?
Wie oft übersehe oder ignoriere ich das Leiden von Menschen in meiner Umgebung?
Wie oft berührt es mich nicht, vielleicht weil ich glaube, nichts tun zu können oder andere Prioritäten habe?
Ich kann nicht jedem helfen, der Hilfe braucht. Aber ich könnte Empathie zeigen.
Manchmal kann ich der sein, der jemand hilft, zum Wasser zu kommen. Manchmal kann ich machen, dass sich das Wasser bewegt. Und manchmal kann ich das Wasser sein, das heilt.
Jeder kann. Jeder kann barmherzig sein, Mitgefühl entwickeln und damit einen Unterschied schaffen zu Gleichgültigkeit, Gefühlslosigkeit oder gar Hass. Wenn es etwas gibt, um Menschenverachtung entgegen zu treten, dann ist es das.

The miracle of the healing is one thing. I have asked myself some other questions.
How could it happen that nobody had the compassion or even thought of it to help this man into the water for 38 years?
How often do I fail to see or ignore the suffering of people I know?
How often doesn´t it touch me, because I think I can´t do anything or have other priorities?
I can´t help everyone in need. But I could show empathie.
Sometimes I could be the one to help the other to make it into the water. Sometimes I could make the water moving. And sometimes I can be the water that heals.
Everyone can. Everyone can be compassionate, develop empathie and make a difference to indifference, insensitivity or hate. If there´s anything to counter hate, then this is it.

Frohe Weihnachten.
Merry Christmas.

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Der Charakter von Jesus Christus – Part 01

In den letzten Wochen habe ich mich oft mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, nicht nur an Jesus Christus zu glauben, also an seine Existenz und das, was über sein Leben überliefert ist, sondern im gleichen Maße Ihm zu glauben, d.h. an die Relevanz und Gültigkeit seiner Lehren und seines Vorbildes. Es gibt also einen großen Unterschied zwischen Bekennen und Praktizieren und darin liegt eine fundamentale Herausforderung.
Ich empfinde es dabei als sehr hilfreich, mich mit dem Charakter von Jesus Christus zu beschäftigen. Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass ein wichtiger Schlüssel zum Verstehen der Gebote Gottes und der daraus resultierenden Lehren und Prinzipien, das Lernen über den Charakter von Jesus Christus ist.
Diese Übung bringt uns sicher manchmal in Konflikt mit aktuell dominierenden Wert- und Moralvorstellungen, denen zu widerstehen und zu widersprechen schwer sein und eine Menge Mut erfordern kann, selbst dann, wenn wir wissen, dass sich diejenigen, die wahre christliche Werte herabwürdigen, irren und sich der langfristigen Folgen nicht bewusst sind.
Die Orientierung am Charakter von Jesus Christus kann aber in diesem zutiefst persönlichen Prozess viele Fragen beantworten. Wenn mit Geduld und Beständigkeit verfolgt, wird dieser Prozess Schritt für Schritt Ergebnisse hervorbringen, die unser Leben bereichern und uns in Momenten von Niederlage, Trauer, Unglück und Enttäuschung stärker machen. Eine der Früchte ist die Entwicklung von christlicher Nächstenliebe, die sich dann bewusster vollzieht, zu einem stärkeren Teil des eigenen Charakters wird und in gewisser Weise das Elend der Gleichgültigkeit und Indifferenz überwinden hilft.

Die Evangelien und speziell auch das Buch 3. Nephi im Buch Mormon erzählen viele Beispiele, wie Jesus Christus in entscheidenden Momenten durch sein Handeln einen großen Unterschied gemacht hat.
Ein Beispiel, das mich zuletzt stark beeindruckt hat, dokumentiert Jesus Christus´ Fähigkeit, sich in Momenten wo es normal und verständlich gewesen wäre, sich nach innen zu kehren und sich nur um sich selbst zu kümmern, genau das Gegenteil zu tun und seine Arme nach den Bedrängten und Bedürftigen auszustrecken und ihnen zu dienen.
Die Geschichte steht im Neuen Testament in Matthäus Kapitel 14. Johannes der Täufer, der nicht nur mit Jesus verwandt sondern auch sein Wegbereiter war, wurde von König Herodes gefangen genommen, weil er die unrechtmäßige Beziehung von Herodes´Bruder Philip mit Herodias kritisiert hatte. Durch eine Intrige von Herodias wurde Johannes der Täufer auf barbarische Weise umgebracht.

Zitat aus Matthäus 14:12-21:

„Die Jünger des Johannes holten seinen Leichnam und bestatteten ihn. Dann berichteten sie Jesus, was geschehen war. Als Jesus dies hörte, fuhr er mit einem Boot in eine entlegene Gegend. Er wollte allein sein.“
Für mich eine völlig verständliche Reaktion. Es ist häufig absolut notwendig und ein normaler Reflex.
„Aber die Leute merkten, wohin er gehen wollte, und folgten ihm in Scharen von überall her auf dem Landweg.  Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken.“
Was habe ich hier über den Charakter von Jesus gelernt? In einer Situation, in der der Drang zu Selbstmitleid oder der Wunsch sich mit sich selbst zu beschäftigen, überwältigend sein kann, hatte Jesus die Fähigkeit, mit den Menschen, die eigentlich seine gewollte Ruhe störten, Mitleid zu empfinden. Aber nicht nur das. Er ging noch weiter und diente ihnen, in dem er ihre Kranken heilte.
„Gegen Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: »Es ist spät geworden. Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und dort etwas zu essen kaufen können! Hier gibt es doch nichts!« Aber Jesus antwortete: »Das ist nicht nötig. Gebt ihr ihnen zu essen!« »Wir haben ja nur fünf Brote und zwei Fische«, wandten seine Jünger ein. »Dann bringt sie her!«, sagte Jesus.  Er forderte die Leute auf, sich ins Gras zu setzen. Er nahm die fünf Brote und die beiden Fische, sah zum Himmel auf und dankte Gott. Dann teilte er das Brot, reichte es seinen Jüngern, und die Jünger gaben es an die Menge weiter.  Alle aßen sich satt. Als man anschließend die Reste einsammelte, da waren es noch zwölf volle Körbe. Etwa fünftausend Männer hatten an der Mahlzeit teilgenommen, außerdem noch viele Frauen und Kinder.“
Was folgte, war die berühmte Speisung der Fünftausend. Nun, ich glaube, dass es einmal für jedes Wunder eine Erklärung geben wird, also auch für dieses (genauso wie wir heute über viele Erklärungen für Dinge verfügen, die vor hunderten von Jahren nicht erklärbar waren). Ich glaube aber nicht, dass es Wunder gibt, für die es niemals eine Erklärung geben wird. Das ist hier aber nicht der entscheidende Punkt. Entscheidend war, dass Jesus´ Fürsorge für die Menschen, von denen garantiert viele unter elenden Bedingungen leben mussten, nicht auf eine einmalige Aktion beschränkt war. Es war Teil seines Charakters diese Liebe und Fürsorge für andere Menschen beständig zu empfinden und sie fand Ausdruck in seinem Dienst. In dem Maße, wie er diesen Dienst geleistet hat, hat er sich sicherlich auch ständig regeneriert und weitere Kraft erworben. Diese Kraft wird uns ebenfalls als Segen verheißen, wenn wir es schaffen, uns nach außen zu wenden, anstatt uns nach innen zu kehren. Ich glaube, diese Entwicklung muss man am besten in kleinen aber stetigen Schritten vollziehen und seine eigenen Erfahrungen damit machen.
Als ich mich mit der Begebenheit aus Matthäus 14 beschäftigt habe, musste ich an meine eigenen Erfahrungen denken. Es ist tatsächlich so, jedenfalls in meinen Erfahrungen, dass ich Probleme leichter überwinden konnte, wenn ich mich nicht zurückgezogen, sondern versucht habe, etwas für jemand zu tun, der von mir irgendeine Hilfe, Zuwendung oder auch nur Freundlichkeit gebraucht hat. Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass das In-sich-kehren schnell zu Selbstmitleid, destruktiven Gefühlen und Egoismus führen kann. Ich meine damit nicht die wichtigen persönlichen Zeiten der Selbstreflexion, Meditation, des Nachdenkens, Studierens und des Gebetes. Jeder von uns braucht diese Auseindersetzungen mit sich und Zeit für sich selbst und Jesus Christus hatte die auch. Aber es scheint ein großer Schlüssel für die Überwindung eigener Sorgen und Probleme darin zu liegen, dass man dient.
Ich erinnere mich an eine Erfahrung vor 24 Jahren als meine Frau unsere Zwillinge im sechsten Schwangerschaftsmonat verloren hat. Das war ein traumatisches Erlebnis und der Umgang der Ärzte mit uns, damals kurz nach dem Fall der Mauer, wäre heute undenkbar. Es gab noch nicht einmal ein Gespräch, keine Beerdigung. Ich erinnere mich an die große Traurigkeit, aber auch daran, dass es gar nicht richtig Zeit gab, sich in Selbstmitleid zu vertiefen. Meine Frau war für einige Tage in signifikanter Lebensgefahr, wir hatten zwei kleine Kinder, drei und vier Jahre alt, waren dabei eine Firma zu gründen und ich hatte mehrere Berufungen in der Kirche. Diese Verpflichtungen haben mir aber im Grunde mehr über diese Zeit geholfen, als wenn ich mich zurückgezogen hätte. Die größte Hilfe haben wir aber damals durch die Arbeit im Tempel in Freiberg erfahren. In den Tempel zu gehen, bedeutet zu dienen. Das ist, was dort geschieht oder besser, getan wird. Gleichzeitig haben wir für uns persönlich die Gewissheit erhalten, was die Bündnisse, die wir im Tempel geschlossen haben, für unsere Familie bedeuten – nämlich, dass die Familie ewig besteht. Diese Gewissheit ist durch die traurige Erfahrung, die wir machen mussten, aber um so stärker geworden.
Es gibt auch viele Erfahrungen, in denen ich nicht diese Kraft hatte. Aber diejenigen, in denen ich sie hatte, waren die stärkeren.
Jesus Christus hat seine Mission bis zum Ende durchgezogen, einschließlich des entscheidenden Momentes als er im Garten Gethsemane seine Liebe zu allen Menschen bewiesen hat, in dem er unsere Sünden auf sich genommen und damit den Weg zu Vergebung und Auferstehung geebnet hat. Wir können die Kraft, die dafür notwendig war, nicht ermessen. Niemand hat jemals etwas Vergleichbares zustande gebracht. Die Last war so schwer, dass er für einen Moment davor zurückschreckte.
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Garten Gethsemane, Jerusalem
„…Mein Vater, wenn es möglich ist, dann gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ 
Matthäus 26:39
Die Kreuzigung war ein Teil, aber nicht der Abschluss seines Sühnopfers. Das war seine Auferstehung und der Dienst, den er selbst danach noch geleistet hat und die Perspektiven, die sich daraus für jeden von uns ergeben.
Ich schätze die Einladung, die wir haben, uns mit dem Charakter von Jesus Christus zu beschäftigen und daraus zu lernen. Ich glaube, dass es dafür einen überwältigenden Bedarf gibt.

Eine Beerdigung und Gedanken zu Ostern

Vor einigen Wochen hatte ich die Ehre das Schlussgebet im Trauergottesdienst für ein verdientes Mitglied unseres Pfahles sprechen zu dürfen. Es war ein sehr schöner Gottesdienst, der mich sehr beeindruckt hat. Ich habe viel über den Verstorbenen gelernt und viel nachgedacht. Ich fühle mich der Familie sehr verbunden. Es war bewegend, wie viel Liebe zum Ausdruck gebracht wurde, nicht nur weil der Verstorbene ein bemerkenswerter Mann war und in seinem Leben viel Gutes getan hat. Die Gefühle waren tief, der Verlust ist groß und die Zuversicht auf ein Wiedersehen ebenso.

Die Familie hatte folgendes Zitat von Annette von Droste-Hülshoff ins Programm geschrieben:

„Tot ist überhaupt nichts:
Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren,
sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt, denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
Alles ist gut.“

Dieser Vers fasst einige Aspekte unseres Glaubens recht gut zusammen. Aber es gibt noch viele mehr, die während des Gottesdienstes auch zum Ausdruck gebracht wurden.

Wenn jemand stirbt, der uns besonders nahe steht, werden wir unwillkürlich daran erinnert, dass wir alle diesen Moment erleben werden. Spätestens dann erhalten die folgenden Fragen eine ultimative Bedeutung.  Wo bin ich hergekommen? Warum habe ich gelebt?  Wohin werde ich gehen?

Dieses Wochenende feiern wir das Osterfest und gedenken an das wohl bedeutendste Ereignis der Weltgeschichte, nämlich das Sühnopfer von Jesus Christus – vom  Gebet in Gethsemane, den Verrat des Judas, Gefangenahme, Folter, die Farce eines Prozesses, die Kreuzigung und dann schließlich das bedeutsamste – die Auferstehung, einen Vorgang, den wir alle einmal erleben werden, ob wir daran glauben oder nicht.

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(
Jerusalem, Ölberg und Gethsemane)

Ich mag die Beschreibung des Erlebnisses von Maria in Johannes 20 im Neuen Testament:

„1 Am ersten Tag der Woche kam Maria Magdalena früh, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
2 Da lief sie und kam zu Simon Petrus und zum andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und sagte zu ihnen: ´Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.´
3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und sie kamen zum Grab. …
6 und (Petrus) sah die leinenen Tücher daliegen
7 und sah das Schweißtuch, das um seinen Kopf gebunden war, nicht bei den leinenen Tüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort. …“

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(
Jerusalem, Gartengrab)

Es steht in den Versen nichts davon geschrieben, was sie sagten, aber Vers 9 sagt:

„9 Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsse.
10 Dann gingen die Jünger wieder heim.“

Wer kann es ihnen verdenken. Obwohl Jesus viel über die Auferstehung gesprochen hatte, konnten sie noch nicht verstehen, dass es wirklich eine buchstäbliche Auferstehung gibt.

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(
Jerusalem, im Gartengrab)

„11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, bückte sie sich ins Grab
12 und sah zwei Engel in weißen Kleidern dasitzen …
13 Und diese sagten zu ihr: ´Frau, was weinst du?´ Sie sagte zu ihnen: ´Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.´
14 Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück und sah Jesus dastehen und wusste nicht, dass es Jesus war.
15 Jesus sagte zu ihr: ´Frau, was weinst du? Wen suchst du?´ Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: ´Herr, hast du ihn weggetragen, dann sag mir, wo du ihn hingelegt hast, dann werde ich ihn holen.´
16 Jesus sagte zu ihr: ´Maria!´ Da wandte sie sich um und sagte zu ihm: ´Rabbuni!´, das heißt: ´Meister´.
17 Jesus sagte zu ihr: ´Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.´
18 Maria Magdalena kam und berichtete den Jüngern, dass sie den Herrn gesehen und dass er das zu ihr gesagt hatte.“

Auch für Maria war das Ereignis der Auferstehung im ersten Moment so weit außerhalb des Möglichen oder Erwarteten, dass sie Jesus, mit dem sie zweifellos eng vertraut war, nicht gleich erkannte. Man muss sich den Moment vorstellen, als sie schließlich wusste, was geschehen war.

Dieser Bericht berührt mich sehr. Ich glaube ihn, weil damit alles einen tiefen Sinn ergibt. Das Sühnopfer Jesu Christi einschließlich der Auferstehung ist ein grundlegender Bestandteil des Erlösungsplanes. Aber dieser Plan ist viel umfassender. Er besteht nicht aus einzelnen Fragmenten, sondern beginnt mit der Präexistenz und ist ewig. Er ist schlüssig und lässt uns den Sinn, nicht nur dieses Lebens, sondern auch der Perioden davor und danach besser verstehen. Er erklärt uns das wahre Wesen Gottes und die Notwendigkeit des Sühnopfers sowie dessen Auswirkungen. Die Heiligen Schriften geben uns umfassende Auskunft, was geschieht, wenn wir sterben und warum es so wichtig ist, dass wir uns darauf vorbereiten, Gott zu begegnen. Natürlich gibt es auch viele offene Fragen, aber wir haben die berechtigte Hoffnung, dass es irgendwann dafür Antworten geben wird.
Das Überwältigendste sind für mich die Perspektiven, die wir haben.
Darüber wird noch mehr zu schreiben sein.

Das Buch Mormon gibt ebenfalls Zeugnis von der Auferstehung Jesu Christi. Das ganze Buch ist voller Details über das Sühnopfer. Aber im 3. Nephi, Kapitel 11 wird beschrieben, wie Jesus zu den Nephiten gekommen ist.

„2  Und sie sprachen auch über diesen Jesus Christus, von dessen Tod das Zeichen gegeben worden war.
 Und es begab sich: Während sie so miteinander sprachen, vernahmen sie eine Stimme, als ob sie aus dem Himmel käme; und sie ließen ihre Augen umherschweifen, denn sie verstanden die Stimme, die sie vernahmen, nicht; und es war nicht eine rauhe Stimme, noch war es eine laute Stimme; doch ungeachtet dessen, daß es eine sanfte Stimme war, drang sie denen, die sie vernahmen, bis ins Innerste, so sehr, daß es an ihrem Leib keinen Teil gab, den sie nicht erbeben ließ; ja, sie drang ihnen bis tief in die Seele und ließ ihnen das Herz brennen.
 Und es begab sich: Abermals vernahmen sie die Stimme, und sie verstanden sie nicht. 
 Und abermals, ein drittesmal, vernahmen sie die Stimme und öffneten ihre Ohren, um sie zu vernehmen; und ihre Augen wandten sich zu dem Schall hin, und sie blickten unentwegt zum Himmel, von woher der Schall kam.
 Und siehe, beim drittenmal verstanden sie die Stimme, die sie vernahmen, und sie sprach zu ihnen:
 Seht meinen geliebten Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, in dem ich meinen Namen verherrlicht habe—ihn höret.
 Und es begab sich: Als sie verstanden, ließen sie ihre Augen abermals zum Himmel hinaufschweifen; und siehe, sie sahen einen Mann aus dem Himmel herabkommen; und er war in ein weißes Gewand gekleidet; und er kam herab und stand in ihrer Mitte; und die Augen der ganzen Menge waren auf ihn gerichtet, und sie wagten nicht, den Mund aufzutun, nicht einmal einer zum anderen, und wußten nicht, was es bedeutete, denn sie dachten, es sei ein Engel, der ihnen erschienen war.
 Und es begab sich: Er streckte seine Hand aus und sprach zum Volk, nämlich:
10  Siehe, ich bin Jesus Christus, von dem die Propheten bezeugt haben, er werde in die Welt kommen.
11  Und siehe, ich bin das Licht und das Leben der Welt; und ich habe aus jenem bitteren Kelch getrunken, den der Vater mir gegeben hat, und habe den Vater verherrlicht, indem ich die Sünden der Welt auf mich genommen habe; und darin habe ich den Willen des Vaters in allem von Anfang an gelitten.
12  Und es begab sich: Als Jesus diese Worte gesprochen hatte, fiel die ganze Menge zur Erde; denn sie erinnerten sich, daß es unter ihnen prophezeit worden war, Christus werde sich ihnen nach seiner Auffahrt in den Himmel zeigen.
13  Und es begab sich: Der Herr sprach zu ihnen, nämlich:
14  Erhebt euch, und kommt her zu mir, daß ihr eure Hände in meine Seite legen und auch, daß ihr die Nägelmale in meinen Händen und in meinen Füßen fühlen könnt, damit ihr wißt, daß ich der Gott Israels und der Gott der ganzen Erde bin und für die Sünden der Welt getötet worden bin.
15  Und es begab sich: Die Menge ging hin und legte ihre Hände in seine Seite und fühlte die Nägelmale in seinen Händen und in seinen Füßen; und dies taten sie und gingen einer nach dem anderen hin, bis sie alle hingegangen waren und mit eigenen Augen sahen und mit eigenen Händen fühlten und mit Gewißheit wußten und Zeugnis gaben, daß er es war, von dem die Propheten geschrieben hatten, er werde kommen.
16  Und als sie alle hingegangen waren und sich selbst überzeugt hatten, riefen sie einmütig aus, nämlich:
17  Hosanna! Gesegnet sei der Name des Allerhöchsten Gottes! Und sie fielen nieder zu Jesu Füßen und beteten ihn an.“

Ich lade alle Leser ein (einschließlich mich selbst), sich eingehend mit dem Sühnopfer von Jesus Christus zu beschäftigen und über Konsequenzen für das eigene Leben nachzudenken, denn wenn sich diese Dinge wirklich alle so abgespielt haben, gibt es nichts, was wichtiger ist.