Archiv der Kategorie: Kirchengeschichte

Jerusalem Vortrag

Im September letzten Jahres wurde ich von der Frauenorganisation unseres Pfahles gebeten, einen Vortrag über die Geschichte Jerusalems zu halten. Das habe ich getan. Danach gab es verschiedene Anfragen, den Vortrag zu wiederholen.

Damit fange ich am Freitag, den 14.01.2022 um 19:00 mit einem Zoom-Vortrag für die Gemeinden Chemnitz und Hohenstein-Ernstthal an. Wir haben entschieden, aufgrund der gegenwärtigen Pandemiesituation keine Präsenzveranstaltung im Gemeindehaus durchzuführen sondern Zoom zu nutzen, wodurch auch Interessierte teilnehmen können, die nicht im Raum Chemnitz wohnen.

Ich lade alle Leserinnen und Leser, die sich für dieses spannende Thema interessieren, herzlich dazu ein.

Die Zugangsdaten sind im Bild oben zu finden. Es kann auch dieser Link genutzt werden:

https://us02web.zoom.us/j/87924533155?pwd=TjNTZEp1ZnhMU0Q1N1hhZ2lER3Vpdz09

Ich hoffe, dass im Verlauf des Jahres die anderen Anfragen auch wieder in Person verwirklicht werden können.

Standhaftigkeit Teil 1

Standhaftigkeit oder die Kraft haben, das Richtige zu wählen, wenn es schwierig ist.

Vorvergangenen Sonntag habe ich für die Jugendlichen unserer Gemeinde eine Online-Klasse über die erste Hälfte des Buches 3. Nephi im Buch Mormon gegeben. Ich finde diesen Teil der Heiligen Schriften überaus wichtig, um unsere Zeit besser zu verstehen. Es gibt so viele Analogien zu den Zuständen in der Welt, die wir gegenwärtig erleben bzw. in den kommenden Jahren noch erleben werden. Um diese Zusammenhänge zu erkennen, braucht es Demut in Herz und Sinn und die Bereitschaft, die Schriften auf sich selbst zu beziehen. Es braucht außerdem den bestätigenden Einfluss des Heiligen Geistes.

Vor einigen Monaten postete einer meiner Kontakte in LinkedIn diese Karikatur.

Über das Bild wurde in den Kommentaren lebhaft und kontrovers diskutiert. Mich hat es zu intensivem Nachdenken angeregt. Es mag sein und ist sehr verständlich, dass wir uns diesen Tsunamis, die stellvertretend für viele mächtige Einflüsse und Entwicklungen stehen, etwas hilflos ausgesetzt fühlen. Manche Menschen spielen die Gefahren herunter oder glauben, dass man ohne große Veränderungen irgendwie davonkommen wird. Andere behaupten, dass es gar keine ernstzunehmenden Gefahren gibt und machen deshalb weiter wie immer.

Der größte Teil der Menschheit beginnt aber zu begreifen, dass es dringend notwendig ist, in vielerlei Hinsicht, drastische Kursänderungen vorzunehmen, denn es wird nicht möglich sein, die Gesetze von Ursache und Wirkung außer Kraft zu setzen. Allerdings greift die Karikatur etwas zu kurz und berücksichtigt entscheidende Einflussfaktoren nicht. Über die möchte ich etwas mehr schreiben.

Irgendwer hat mir die nächste Karikatur geschickt, die symptomatisch für unsere Zeit ist. Ändern sollen sich vorzugsweise immer die Anderen.

Diese Einstellung ist logischerweise nicht nachhaltig und beim Umgang mit den Tsunamis nicht hilfreich.

Was lernen wir nun aus 3. Nephi?

In diesem Beitrag habe ich schon mal darüber geschrieben:

https://thomashengst.com/2020/04/19/essay-fuer-eine-bemerkenswerte-frau/

Im 2. Kapitel, Vers 1 und 3 lesen wir (heute ebenfalls innerhalb und außerhalb der Kirche zu erleben): „Und es begab sich: … und das Volk fing an, jene Zeichen und Wunder zu vergessen, die es gehört hatte, und staunte allmählich immer weniger über ein Zeichen oder ein Wunder vom Himmel, so sehr, dass es anfing, in seinem Herzen hart und in seinem Sinn verblendet zu werden, und allmählich alles nicht mehr glaubte, was es gehört und gesehen hatte … Und es begab sich: Das Volk wurde allmählich in Schlechtigkeit und Gräueltaten stark, und es glaubte nicht, dass noch weitere Zeichen oder Wunder gegeben werden würden; und der Satan ging umher und verleitete dem Volk das Herz und versuchte es und veranlasste es, große Schlechtigkeit im Land zu begehen.

Die Folge war eine große Spaltung und das Heranwachsen einer massiven Bedrohung der staatlichen Ordnung und Existenz durch das organisierte Verbrechen, so brachial wie ein Tsunami.

Warum verloren so viele Menschen den ehrlichen, praktizierten Glauben an Gott (keinen lippenbekennerischen „Pseudoglauben“), gaben wichtige Werte auf, fingen an, mit unsinnigen und unakzeptablen Haltungen zu sympathisieren, sie aktiv oder passiv zu unterstützen und stumpften in ihren Empfindungen so ab, dass viele schlussendlich zu entsetzlichen Gräueltaten fähig wurden?

Welche Brüche in einer ausgewogenen Beziehung zu Gott gab es und weshalb? Warum wurde diesen Leuten ein bewährtes Wertesystem lästig? Mit welchen Argumenten ließen sie sich polarisieren oder sind gegenüber gesellschaftlichem Druck eingeknickt.

Einen der möglichen Gründe hat es schon immer gegeben. Es hat mit der Perspektive und der Vorstellung vom Wesen Gottes zu tun. Wenn ich Gott als ein Wesen betrachte, dass entweder überflüssig oder möglichst kompatibel mit meinem Willen sein sollte, wird es über kurz oder lang zu Konflikten oder einem Bruch mit dem offenbarten Wort Gottes kommen bzw. mit denen, die es verkünden. Wenn die Perspektive nur bis zum Ende des Lebens reicht, braucht es eigentlich keinen Gott, Christus oder Propheten. Man muss ja nicht an Gott glauben oder kann sich einen bequemeren definieren, der immer mit variablem Zeitgeist und wechselnden Moralvorstellungen kompatibel ist.

Im Gegensatz dazu, und das ist meine Überzeugung, sprechen die Heiligen Schriften sehr klar von einem Gott, dessen buchstäbliche Geistkinder wir sind und dessen Streben darin besteht, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (siehe Köstliche Perle, Moses 1:39), weil er uns auf eine Art und Weise liebt, die wir oft nur zum Teil erfassen und vor allem weil er eine vollständige Erkenntnis davon hat, was dazu notwendig ist. Als unser Vater und Schöpfer hat er mit Jesus Christus einen Erretter gesandt, durch dessen Sühnopfer einschließlich seiner Auferstehung der physische Tod aller Menschen überwunden wird und jedem von uns, die Möglichkeit offensteht, zum Vater zurückzukehren und an allen Segnungen und an dem Glück teilzuhaben, die Er bereit ist, mit uns zu teilen, wenn wir bereit sind, Ihm zu folgen. Er hat uns dazu Entscheidungsfreiheit gewährt, wodurch wir den Gesetzen von Ursache und Wirkung unterworfen sind. Dies ist essentiell für unsere Entwicklung über unser irdisches Leben hinaus.

Das ist eine völlig andere Perspektive und jeder wird verstehen, dass, je nachdem welche Perspektive man einnimmt, viele wichtige Lebensfragen anders beantwortet werden. Zum Beispiel: ob Werte, Moral und Wahrheit ewig sind oder jeweils nach den Bedürfnissen der Menschen geändert werden sollten. Oder: wer ist schuld am Ungemach, das in der Welt geschieht? Ist es ein nachlässiger oder grausamer Gott, der doch eingreifen müsste, wenn irgendwo etwas Schlimmes geschieht. Oder liegt es vielmehr an den Menschen selbst, denen Entscheidungsfreiheit und Verantwortung übertragen wurde, damit es überhaupt einmal Rechenschaftspflicht vor Gott und vollkommene Gerechtigkeit durch Ihn geben kann.

Das fatale an der Begebenheit ist, dass es die Menschen damals nicht geschafft haben, trotz ihrer unterschiedlichen Positionen vernünftig miteinander umzugehen, ohne dass es zu extremistischen Auswüchsen kommt. Die Konsequenzen waren, wie auch oft vorher und nachher in der Geschichte, furchtbar.

Als ihnen das Wasser schließlich bis zum Hals stand, mussten die Nephiten und Lamaniten, die ihre gesellschaftliche Ordnung nicht preisgeben wollten, ein Zweckbündnis eingehen. Wie wir später sehen werden, geschah das bei vielen offensichtlich nicht aus Überzeugung, sondern mehr aus einer Einsicht in die Notwendigkeit.

Dieses Bündnis erfüllte aber letztendlich seinen Zweck. Durch eine Besinnung auf gemeinsame Werte, Umkehr zu Gott und zumindest temporären Zusammenhalt wurden den organisierten Verbrechern die Existenzgrundlagen entzogen und der Tsunami trocken gelegt. Sie wurden militärisch vollständig besiegt.

Nach diesem Sieg gab es eine kurze Periode geistiger und materieller Prosperität im Einklang mit den Geboten Gottes – gewissermaßen ein positives Ursache-Wirkung-Beispiel.

3. Nephi 6:4 und 5:

Und abermals fingen sie an, zu gedeihen und groß zu werden; und das sechs- und das siebenundzwanzigste Jahr vergingen, und es gab große Ordnung im Land; und sie hatten ihre Gesetze mit Unparteilichkeit und Gerechtigkeit gestaltet.
Und nun gab es im ganzen Land nichts, was das Volk daran hinderte, sich beständigen Wohlergehens zu erfreuen, außer wenn es in Übertretung fallen würde.

Genau das geschah aber – in einem historisch extrem kurzem Zeitraum von einigen wenigen Jahren.

3. Nephi 6: 10-14:

Aber es begab sich: Im neunundzwanzigsten Jahr, da fingen einige Auseinandersetzungen unter dem Volk an; und einige wurden wegen ihres überaus großen Reichtums im Stolz und im Prahlen überheblich, ja, sogar bis zu großen Verfolgungen;
denn es gab viele Kaufleute im Land und auch viele Gesetzeskundige und viele Beamte.
Und das Volk fing an, sich nach Klassen zu unterscheiden, gemäß seinen Reichtümern und seinen Bildungsmöglichkeiten, ja, einige waren wegen ihrer Armut unwissend, und andere erhielten wegen ihres Reichtums viel Bildung.
Einige waren im Stolz überheblich, und andere waren überaus demütig; einige vergalten Schimpf mit Schimpf, während andere Schimpf und Verfolgung und allerart Bedrängnisse über sich ergehen ließen und sich nicht umwandten und ihrerseits schmähten, sondern demütig und reumütig vor Gott waren.
Und so entstand im ganzen Land eine große Ungleichheit, sodass die Kirche anfing auseinanderzubrechen, ja, sodass die Kirche im dreißigsten Jahr im ganzen Land auseinandergebrochen war, außer unter einigen der Lamaniten, die sich zum wahren Glauben bekehrten; und sie wollten nicht davon ablassen, denn sie waren fest und standhaft und unverrückbar und mit allem Eifer bereit, die Gebote des Herrn zu halten.

Einige Jahre vorher gab es einen Propheten mit Namen Samuel, der genau diese Zustände angeprangert und ernsthafte Warnungen über die Folgen ausgesprochen hatte. Er schilderte im Detail, was sich als Zeichen der Geburt und Kreuzigung Christi begeben würde. Seine Prophezeiungen wurden äußerst negativ aufgenommen, denn sie forderten zu Veränderungen eines sündhaften Lebenswandels auf. Es waren unliebsame Nachrichten, speziell die Ankündigung großer Katastrophen, die diejenigen treffen würde, die die Gebote Gottes missachten.

In Helaman 14:30 und 31 wird er wie folgt zitiert:

Und nun denkt daran, denkt daran, meine Brüder: Wer zugrunde geht, fügt sich das Zugrundegehen selbst zu, und wer Übles tut, der tut es sich selbst an; denn siehe, ihr seid frei; es ist euch gewährt, für euch selbst zu handeln; denn siehe, Gott hat euch die Erkenntnis gegeben, und er hat euch frei gemacht.
Er hat euch gegeben, Gut von Böse zu unterscheiden, und er hat euch gegeben, das Leben zu wählen oder den Tod; und ihr könnt Gutes tun und zu dem wiederhergestellt werden, was gut ist, oder dass euch das, was gut ist, wiederhergestellt wird; oder ihr könnt Böses tun und euch das, was böse ist, wiederherstellen lassen.

Zurück ins Jahr 30 – 33 n. Chr.: In 3. Nephi Kapitel 6 und 7 werden die Zustände beschrieben, nachdem die Kirche auseinandergebrochen war. Es gab nur wenige, die an das Kommen von Jesus Christus glaubten. Sie standen unter enormen Verfolgungsdruck. Propheten, die Samuels Prophezeiungen wiederholten, wurden umgebracht. Die Regierung war unfähig.

3. Nephi 7:6-8:

Und die Anordnungen der Regierung wurden zunichtegemacht wegen der geheimen Verbindung der Freunde und Verwandten derer, die die Propheten ermordeten.
Und sie verursachten einen großen Streit im Land, sodass beinah der ganze rechtschaffenere Teil des Volkes schlecht geworden war; ja, es gab unter ihm nur noch wenige rechtschaffene Männer.
Und so waren noch keine sechs Jahre vergangen, seit der größere Teil des Volkes sich von seiner Rechtschaffenheit abgewandt hatte, wie ein Hund sich dem, was er gespien hat, oder wie eine Sau sich dem Kot, worin sie sich gewälzt hat, zuwendet.

In 3. Nephi 8:4 wird die Geisteshaltung der Mehrheit des Volkes zusammengefasst.

Und im Volk fingen große Zweifel und Auseinandersetzungen an, ungeachtet dessen, dass so viele Zeichen gegeben worden waren.

Diese Haltung sollte sich als großer Irrtum erweisen. Die Doktrin klassischer Antichristen im Buch Mormon wie Korihor (siehe Alma 30) und Scherem (siehe Jakob 7), wurde vollständig widerlegt. Beide waren zu ihrer jeweiligen Zeit anfangs sehr erfolgreich, denn es ist leicht, etwas zu attackieren oder zu relativieren, das Glaube, Disziplin und persönliche Rechtschaffenheit erfordert.

Zitat von Korihor aus Alma 30, Verse 13 – 18:

O ihr, die ihr durch eine törichte und vergebliche Hoffnung niedergebunden seid, warum unterjocht ihr euch solchen Torheiten? Warum schaut ihr nach einem Christus aus? Denn kein Mensch kann von irgendetwas wissen, was kommen soll.
Siehe, das, was ihr Prophezeiungen nennt, wovon ihr sagt, es sei von heiligen Propheten überliefert worden, siehe, das sind törichte Überlieferungen eurer Väter.
Wie wisst ihr, dass sie gewiss und wahr sind? Siehe, ihr könnt nicht von etwas wissen, was ihr nicht sehr; darum könnt ihr nicht wissen, dass es einen Christus geben wird.
Ihr schaut voraus und sagt, ihr seht eine Vergebung eurer Sünden. Aber siehe, das ist die Auswirkung eines wirren Sinnes; und diese Verwirrung eures Sinnes kommt von den Überlieferungen eurer Väter, die euch verführen, an etwas zu glauben, was nicht so ist.
Und noch viel Derartiges mehr sprach er zu ihnen; er sagte ihnen, dass kein Sühnopfer für die Sünden der Menschen vollbracht werden könne, sondern dass es jedermann in diesem Leben so ergehe, wie es dem Verhalten des Geschöpfes entspreche; darum gedeihe jeder Mensch, wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche; und was auch immer jemand tue, sei kein Verbrechen.
Und so predigte er ihnen und verführte vielen das Herz; er veranlasste sie, in ihrer Schlechtigkeit das Haupt emporzuheben, ja, er verführte viele Frauen und auch Männer, Hurerei zu begehen – denn er sagte ihnen, wenn der Mensch tot sei, dann sei dies das Ende.

Auch heute sind diese Ansichten sehr populär und werden bereitwillig übernommen. Sie sind aber weder wahr noch nachhaltig, wie u.a. die Biografien von Scherem und Korihor beweisen. Lassen wir die Geschichte weiter für sich selbst sprechen. Sie zeigt, wie irrelevant diese Philosophien waren.

3. Nephi 8:5:

Und es begab sich: Im vierunddreißigsten Jahr, im ersten Monat, am vierten Tag des Monats, da erhob sich ein großer Sturm, wie man ihn im ganzen Land noch nie erlebt hatte.

In den folgenden Versen wird geschildert, wie sich die Prophezeiungen Samuels in allen Einzelheiten erfüllten – mit enormen Konsequenzen. Das Gesetz von Ursache und Wirkung traf das unvorbereitete Land mit voller Wucht und enormer Zerstörungskraft.

Als die Natur nach drei Tagen wieder zur Ruhe gekommen war, hörte man die Überlebenden klagen (siehe 3. Nephi 8:23 – 25):

Und es begab sich: Es dauerte den Zeitraum von drei Tagen, dass kein Licht zu sehen war; und es gab unter dem ganzen Volk beständig großes Trauern und Heulen und Weinen; ja, groß war das Stöhnen der Menschen wegen der Finsternis und der großen Zerstörung, die über sie hereingebrochen war.
Und an einer Stelle hörte man sie schreien, nämlich: O dass wir vor diesem großen und schrecklichen Tag umgekehrt wären, denn dann wären unsere Brüder verschont worden …
Und an anderer Stelle hörte man sie schreien und klagen, nämlich: O dass wir vor diesem großen und schrecklichen Tag umgekehrt wären und nicht die Propheten umgebracht und gesteinigt und ausgestoßen hätten; dann wären unsere Mütter und unsere anmutigen Töchter und unsere Kinder verschont worden … Und so war das Heulen des Volkes groß und schrecklich.

Viele fragen: Wie konnte Gott das zulassen? Das bringt uns wieder zu der eingangs gestellten Frage zum Wesen und den Absichten Gottes. Ohne Zweifel könnte Gott, der allmächtig ist, jederzeit eingreifen. Es gibt aber einen Plan, der vor Grundlegung der Welt beschlossen wurde. Neben seinen einzigartigen Perspektiven für unsere Zukunft, gehören Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für unser Handeln zu seinen größten Errungenschaften. Das impliziert, dass wir nicht nur universell gültigen physikalischen sondern auch geistigen und moralischen Prinzipien und Gesetzen unterworfen sind, deren Befolgung oder Nichtbefolgung unweigerlich Auswirkungen auf uns haben werden – früher oder später – und die wir nicht nach Gutdünken außer Kraft setzen können. In diesem Licht sollten wir lesen, was Jesus Christus selbst erklärt hat. Siehe 3. Nephi 9:13 – 17:

O ihr alle, die ihr verschont seid, weil ihr rechtschaffener wart als sie, wollt ihr nicht jetzt zu mir zurückkommen und von euren Sünden umkehren und euch bekehren, damit ich euch heile?
Ja, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr zu mir kommt, werdet ihr ewiges Leben haben. Siehe, mein Arm der Barmherzigkeit ist euch entgegengestreckt, und wer auch immer kommt, den werde ich empfangen; und gesegnet sind jene, die zu mir kommen.
Siehe, ich bin Jesus Christus, der Sohn Gottes. Ich habe die Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist, erschaffen. Ich war von Anfang an beim Vater. Ich bin im Vater und der Vater in mir, und in mir hat der Vater seinen Namen verherrlicht.
Ich bin zu den Meinen gekommen, und die Meinen haben mich nicht empfangen. Und die Schriften über mein Kommen sind erfüllt.
Und all jenen, die mich empfangen haben, denen habe ich es gegeben, Söhne [und Töchter, Anm. vom Verfasser] Gottes zu werden; und so werde ich es auch all jenen, die an meinen Namen glauben werden, denn siehe, durch mich kommt die Erlösung, und in mir ist das Gesetz des Mose erfüllt.

Jesus spricht im Moment des größten Unglücks, das diesen Menschen zugestoßen ist, von Heilung und den Voraussetzungen dafür. Er spricht auch von Barmherzigkeit und wie sie mit der Gerechtigkeit zusammenwirkt. Wenig später erschien Jesus der Menge und gab Zeugnis von Seinem Sühnopfer (siehe 3. Nephi 11:10 – 11):

Siehe, ich bin Jesus Christus, von dem die Propheten bezeugt haben, er werde in die Welt kommen.
Und siehe, ich bin das Licht und das Leben der Welt; und ich habe aus jenem bitteren Kelch getrunken, den der Vater mir gegeben hat, und habe den Vater verherrlicht, indem ich die Sünden der Welt auf mich genommen habe; und darin habe ich den Willen des Vaters in allem von Anfang an gelitten.

In der Folge wiederholte Jesus Christus die Lehren, die er bereits während seines irdischen Wirkens verkündet hatte. Auch darüber habe ich bereits gebloggt (siehe https://thomashengst.com/2020/04/19/essay-fuer-eine-bemerkenswerte-frau/).

Am Ende Seiner Bergpredigt weist Jesus darauf hin, wie wichtig es ist, Seine Worte ernst zu nehmen und zu befolgen, in dem er ganz klar auf das Prinzip von Ursache und Wirkung hinweist. Siehe 3. Nephi 14:24 – 27:

Darum: Wer diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem weisen Mann vergleichen, der sein Haus auf einem Felsen baute –
und der Regen fiel, und die Fluten kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf einem Felsen gegründet.
Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann gleichen, der sein Haus auf dem Sand baute –
und der Regen fiel, und die Fluten kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und groß war sein Fall.

Wenden wir uns der Gegenwart zu. Wir erleben, dass das oben beschriebene Prinzip in allen Lebensbereichen weithin verletzt wird. Aus der IT kennen wir Hotfixes – schnelle Problembehebungen, die meist nicht gründlich getestet werden können oder durch fehlende Informationen, Analysen oder Erkenntnisse unvollständig bzw. fehlerhaft sind und daher sehr oft neue Probleme verursachen. Je besser ein Problem und seine Auswirkungen verstanden werden, umso größer ist die Chance, dass es nachhaltig gelöst werden kann.

Wir könnten Bände füllen mit den Problemen, die uns als Menschheit umgeben und die mehr als einen Hotfix benötigen. Dazu gehören unzählige politische, gesundheitliche und wirtschaftliche Themen, Umweltprobleme u.v.m. Viele erfahren signifikante mediale Aufmerksamkeit. Dem aufmerksamen Beobachter wird schnell klar, wie viel Unklarheit und Uneinigkeit in vielen Bereichen herrscht, wie denn nun nachhaltige Lösungen aussehen sollten und vor allem, wie sie implementiert werden könnten. Dies trifft insbesondere auch für gesellschaftliche und zwischenmenschliche Probleme zu. Sie erhalten vergleichsweise weniger Aufmerksamkeit, besonders diejenigen, die sich nicht so gut für Schlagzeilen eignen, aber im Stillen viel größere Wirkungen entfalten, als z.B. manche Themen deren Vertreter besonders laut sind. Es wird heutzutage heftig mit Hotfixes mit globalen Dimensionen experimentiert, häufig ohne Kenntnis oder fundiertes Wissen, wie sie sich in 5, 10, 20, 50 oder 100 Jahren auswirken werden.

Als Mitglieder der Kirche Jesu Christi glauben wir daran, dass Gott, im Unterschied zu uns Menschen, ganz genau weiß, wie sich menschliches Verhalten im kleinen, ja sogar persönlichen, als auch im großen Maßstab auswirkt. Sein Wille und Wort sind ausführlich und im Zusammenhang mit fortlaufender Offenbarung durch Propheten auch hinreichend klar dokumentiert. Er hat uns außerdem mit dem Heiligen Geist eine Person der Gottheit als Helfer zur Seite gestellt, die uns mit ihrem tröstenden und bestätigendem Einfluss Zeugnis von der Wahrheit geben kann, wenn wir uns um diesen Einfluss bemühen.

Wir glauben außerdem daran, dass durch die Missachtung der Gebote Gottes, egal in welchem Lebensbereich und in welchem Maßstab, Probleme geschaffen werden, deren Auswirkungen sich unweigerlich anhäufen werden und im schlimmsten Fall nicht mehr beherrscht werden können. Ich habe deshalb die Darstellung am Anfang dieses Beitrags um ein paar Punkte ergänzt.

Ein wichtiger Bestandteil meines Glaubens sind die im Evangelium Jesu Christi enthaltenen Werkzeuge, mit denen Probleme zum positiven beeinflusst, gelöst und manchmal auch einfach nur ertragen werden können. So bedrohlich die dargestellten Tsunamis auch sein mögen – Gottes Plan der Erlösung gibt uns in seiner Vollständigkeit die Zuversicht, die erforderlich ist, um sich standhaft für das Gute und Richtige zu entscheiden – auch wenn es schwierig sein mag.

In Teil 2 werde ich näher auf meine Zeichnung eingehen und wie mir mein Glaube und das, was ich in vielen Jahren Engagement in meiner Kirche gelernt habe, helfen, den Herausforderungen mit Zuversicht zu begegnen. Ich werde auch darauf eingehen, weshalb ich ein Nachlassen im Glauben und in der Arbeit für die Kirche in diesen turbulenten Zeiten für genau den falschen Weg halte.

In Teil 3 werde ich darüber schreiben, wie ich mit konstruktiver und destruktiver Kritik am Glauben und an der Kirche, die mir wichtig und wertvoll ist, umgehe und wie man mit Gelassenheit, Güte und Stärke auf Spott, Missachtung von Dingen, die uns heilig sind, und andere Attacken reagieren kann.

Diesen Teil möchte ich mit einem Zitat von Russell M. Nelson, Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, schließen:

Heutzutage hört man oft von einem „neuen Normalzustand“. Wenn Sie einen neuen Normalzustand wirklich annehmen wollen, bitte ich Sie, Ihr Herz, Ihren Sinn und Ihre Seele zunehmend dem Vater im Himmel und seinem Sohn Jesus Christus zuzuwenden. Lassen Sie dies zu Ihrem neuen Normalzustand werden.
Nehmen Sie Ihren neuen Normalzustand an, indem Sie jeden Tag umkehren. Bemühen Sie sich darum, in Gedanken, Wort und Tat immer reiner zu werden. Dienen Sie anderen geistlich. Richten Sie Ihren Blick stets auf die Ewigkeit. Machen Sie Ihre Berufungen groß. Und leben Sie trotz aller Herausforderungen, meine lieben Brüder und Schwestern, jeden Tag so, dass Sie besser vorbereitet sind, vor Ihren Schöpfer zu treten.
“ (Präsident Russell M. Nelson, Generalkonferenz Oktober 2020)

Fundamente

Vor über drei Jahren habe ich mal einen Beitrag über die Wichtigkeit eines wertebasierten Fundaments in unserem Leben gepostet.

Siehe https://thomashengst.com/2016/01/31/eine-etwas-andere-bildergeschichte/

Diese Woche war ich mit meiner Frau im Visitor Center des St. George Utah Tempels der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Wir lernten dort ein sehr nettes Missionarsehepaar kennen, Sister und Elder Crane aus Houston, Texas, die für zwei Jahre in St. George dienen.

Elder Crane erzählte uns eine Begebenheit aus der Geschichte des St. George Tempels, die ich noch nicht kannte.

Als die Pioniere im Jahre 1871 mit dem Bau des Tempels begannen, wurden sie mit einem, besonders in Hinblick auf die begrenzten technischen Möglichkeiten in der damals völlig abgelegenen Gegend, schwerwiegenden Problem konfrontiert. Der Untergrund war so weich, dass man einen 4 Meter langen Pfahl mit bloßen Händen komplett in den Boden rammen konnte.

Bei Grabungen fand man drei Wasserquellen, die umgeleitet wurden. Trotzdem war der Untergrund immer noch nicht für ein sicheres Fundament geeignet. Es wurde deshalb ein bis zu 4 Meter breiter und 1,70 Meter tiefer Graben für das Fundament ausgehoben. Da die Feuchtigkeit den Sandstein, der für den Bau des Tempels verwendet wurde, allmählich zersetzt hätte, füllten die Bauleute den Graben mit Lavasteinen, die in der Umgebung zu finden waren.

Um die Lava ausreichend zu verdichten, wurde eine ausgediente Kanone verwendet.

Diese wurde vollkommen mit Blei gefüllt, so dass sie schließlich 450 Kilogramm wog. Die Kanone wurde dann aus 11 Metern Höhe als Ramme zur Verdichtung des Bodens genutzt. Präsident Brigham Young wies die Arbeiter an, dass die Verdichtung erst dann ausreichend war, wenn die Kanone beim Aufprall mindestens dreimal zurückprallen würde. Teilweise wurde dadurch das Lavagestein zusätzlich bis zu 1,5 Meter in den Boden gedrückt. Die Arbeiten am Fundament dauerten 18 Monate, rund ein Viertel der gesamten Bauzeit.

Der Tempel ist nun seit über 140 Jahren in Betrieb. Er ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern ein Symbol für den Glauben und die Hingabe der Mormonenpioniere, die unter großen Opfern und unter schwierigen Umständen ein bemerkenswertes Vermächtnis hinterlassen haben.

Diese Begebenheit unterstreicht die Wichtigkeit eines sorgfältig errichteten, soliden Fundaments, auch wenn damit überdurchschnittlich große Bemühungen verbunden sind. Das betrifft insbesondere auch unser geistiges Fundament – die Werte, den Glauben und die Erkenntnis auf denen es errichtet werden sollte, damit wir ausreichend Sicherheit und Stabilität im Leben haben können. Dies wird heutzutage immer kritischer durch die Kackophonie unterschiedlichster Meinungen, mit denen wir zu allen möglichen Lebensfragen konfrontiert werden. Es wird noch dadurch verschärft, da Personen, die vorgeben, öffentliche Meinungen zu bestimmen, in welcher Funktion auch immer, von Idee zu Idee irrlichtern, da ihnen selbst die Werte und Fundamente abhanden gekommen sind. Es ist besorgniserregend.

Brigham Young’s inspirierter Rat und Weisung war essentiell beim Bau dieses Tempels. Letztes Wochenende war Generalkonferenz der Kirche. Die Botschaften von Aposteln und Propheten sind nicht nur relevant für die Mitglieder der Kirche, sondern für die Menschheit allgemein. Sie können uns maßgeblich helfen, feste Fundamente für unser Leben zu errichten oder deren Qualität verbessern, wenn wir uns gründlich damit beschäftigen und das konsequent anwenden, was wir daraus lernen.

Vielen Dank, Elder Crane für das gute Gespräch und die Anregungen.

Vortrag zum Pfahl-Bildungstag Dresden

Heute fand in Freiberg der Bildungstag des Pfahles Dresden statt. Ich war eingeladen, einen Vortrag zum Thema Freimaurer, Tempel und die Kirche des Herrn zu geben. Ich gehe seit fast 34 Jahren so regelmäßig wie möglich in den Tempel. Das ist die eine Seite. Da ich kein praktizierender Freimaurer bin, habe ich mich diesem Teil des Themas intensiv und mit dem gebotenen Respekt vor den Gebräuchen dieser ehrenwerten Organisation genähert. Herzlichen Dank an alle, die mir dabei behilflich waren, besonders meinem Freund Thomas Lehmann, der selbst ein praktizierender Freimaurer ist.

Wie versprochen stelle ich den Vortrag hier allen Interessenten zur Verfügung. Die Präsentation ersetzt natürlich in keiner Weise den verbalen Vortrag. Ich hoffe aber, dass damit Denkanstöße gegeben werden und Anregungen, selbst zu studieren. Mit mehr Zeit hätten wir uns heute noch eingehender mit Lehre und Bündnisse Abschnitt 124 beschäftigt. Fragen zu meiner Präsentation beantworte ich gern im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Pfahlbildungstag 2019 Freiberg – Freimaurer, Tempel und die Kirche des Herrn

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Zum Jahresausklang – ein Stück persönliche Geschichte

Die Idee für den letzten Post im Jahr 2018 kam mir heute früh. Ich lese zur Zeit unter anderem die Ansprachen der letzten Generalkonferenz von hinten nach vorn. Heute morgen war ich bei Elder Gerrit W. Gong gelandet. Er sprach über Erfahrungen, die er vor Jahren beim Aquarellieren mit Elder Richard G. Scott machen durfte. Die Begebenheit erinnerte mich an einige Wochen meines Lebens in den Jahren 1996 und 1997.

Irgendwann 1996 wurde anlässlich des 150. Jahrestages der Ankunft der Pioniere im Salzseetal, der 1997 begangen wurde, der 4. Kunstwettbewerb der Kirche ausgeschrieben. Thema waren Szenen aus der internationalen Geschichte der Kirche. Das hat mich so stark beschäftigt, dass ich beschloss, daran teilzunehmen. Es sollte ein großformatiges Ölgemälde werden, inspiriert von meinen Erfahrungen als Ostdeutscher und Thomas S. Monson´s Buch „Faith Rewarded“. Was dann folgte gehört zu den besonderen Erfahrungen, die mich sehr stark geprägt und meine Überzeugungen enorm gefestigt haben.

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wo ich das Bild in unserer 70 qm Plattenbauwohnung, in der wir mit unseren drei Kindern lebten, gemalt habe. Irgendwie ging es.

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Zum Stichtag musste man ein Foto mit Kurzbeschreibung einschicken. Nach einigen Wochen kam Post aus Salt Lake City mit der Information, dass mein Bild eines von 150 Werken ist, die aus 600 Einsendungen für eine Ausstellung im Museum of Church History and Art in Salt Lake City ausgewählt wurden.
Ich habe das Bild rahmen lassen und ein Bruder aus der Gemeinde hat geholfen, eine Verpackung zu bauen.

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Im Januar oder Februar 1997 habe ich das Bild mit meinem Sohn Gordon ins Versandzentrum der Kirche in Friedrichsdorf gebracht. Den Tag vergesse ich nie – es gab Blitzeis und die Autofahrt war spannend. In Friedrichsdorf war es so glatt, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. 🙂

Kurze Zeit später erhielt ich eine Einladung an der Eröffnung der Ausstellung teilzunehmen. Eigentlich konnten wir uns das nicht leisten, aber irgendwie hat meine Frau Esther unseren ersten Trip nach Amerika organisiert.

Die Vernissage fand Anfang März 1997 in der Assembly Hall auf dem Tempel Square in Salt Lake City unter der Leitung eines Mitgliedes der Präsidentschaft der Siebziger statt – für uns eine Riesenerfahrung.

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Nach der Vernissage wurden wir ins Museum eingeladen, um die Ausstellung zu sehen, bevor sie für das Publikum geöffnet wurde. Wir waren begeistert von dem, was wir sehen durften.

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Zitat vom Poster oben: „For this exhibit contemporary artists worldwide have submitted a broad variety of artwork commemorating the early pioneers and expressing how the spirit of pioneering has been reflected in their own or other Church member’s lives.“

Das war auch mein Anliegen. Die Geschichte der Kirche hinter dem „Eisernen Vorhang“ hat mein Leben und das Leben vieler Menschen, die ich liebe, mit denen ich mich eng verbunden fühle und die mich immer beeindruckt haben, enorm beeinflusst. Als ich das Bild gemalt habe – meistens spät abends – hatte ich so starke Gefühle über unsere spezielle Identität innerhalb der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die besonderen Bedingungen unter denen wahre Pionierarbeit geleistet wurde.

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März 1997 in der Ausstellung in Salt Lake City

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Dezember 2018 in meiner Garage in Hohenstein-Ernstthal – auf der Suche nach einem Platz, wo ich es hinhängen kann.

Das Gemälde enthält sechs Themen:

Links oben: Die Schrecken des 2. Weltkrieges, ausgebombte Städte, Zerstörung, Leid und Tod, entwurzelte Menschen auf der Flucht – darunter auch viele Mitglieder der Kirche. Meine Schwiegermutter hat manchmal von der Festung Breslau und ihrer Vertreibung erzählt. Manche Dinge hat sie nie erzählt.

Oben in der Mitte: Der „eiserne Vorhang“ – die Mauer oder im damaligen Sprachgebrauch die „gesicherte Staatsgrenze der DDR“ – Symbol von Repression, eines der schlimmsten Bauwerke, die je geschaffen wurden. Ich bin ihr nie näher als ein paar hundert Meter Entfernung gekommen. Mein ältester Bruder musste dort Wache halten.

Oben rechts: Das Brandenburger Tor am 9. November 1989, dem Tag, an dem die Mauer fiel und sich alles änderte. Weltgeschichte. Meine Generation gehört zu den Gewinnern dieses Ereignisses. Ich war Mitte Zwanzig, hatte ein paar Monate vorher mein Studium abgeschlossen. Ich fühlte mich so befreit.

Unten links: Dieses Fabrikgebäude war bis Ende der achtziger Jahre die Heimat der Gemeinde Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) in der Schlossstraße. Weshalb habe ich das Gebäude dargestellt? Es war wichtig in meinem Leben. Ich habe dort Konferenzen erlebt, Jugendtagungen, einen großen Teil meiner religiösen Bildung erhalten. Ich habe dort meine ersten Jahre im Seminar verbracht und meinen Patriarchalischen Segen erhalten. Als Teenager habe ich dort viel Zeit verbracht, als ich in einer Kirchenband gespielt und wir dort an vielen Freitagen und Samstagen geprobt haben. Nachts haben wir Stühle zusammengeschoben und darauf geschlafen – heute undenkbar.

Unten rechts: Ein ganz besonderer Ort für Generationen ostdeutscher Heiliger der Letzten Tage – das Gemeindehaus in Dresden in der Dr.-Kurt-Fischer-Allee (heute Stauffenbergallee) – ein ehemaliges Offizierskasino. Bevor ich begonnen habe zu malen, bin ich extra noch einmal hingefahren, um meine Erinnerungen aufzufrischen.
Die Nachbarn waren die Stasi, die Transportpolizei, die sowjetische Armee und was weiß ich wer noch. Die Kirche war dort „wohlbehütet“. Wir fuhren immer dorthin, um an Missionskonferenzen teilzunehmen. Unvergesslich sind die Jugendtagungen jedes Jahr im Sommer und zahllose wichtige Erlebnisse (u.a. einige, die dazu führten, dass Esther und ich geheiratet haben :)), die vielen Begegnungen mit Thomas S. Monson, damals ein Apostel, der Besuch vom Präsidenten der Kirche Spencer W. Kimball im Jahr 1977. Ich habe als 16-jähriger Priester meine erste Taufe dort durchgeführt. Als ich 18 wurde, erhielt ich in den Gemeinderäumen das Melchisedekische Priestertum und wurde zu einem Ältesten ordiniert. Viele könnten sicher noch ganze Bände mit ihren Erlebnissen füllen.

Im Zentrum des Bildes: Das offene Haus des Freiberg Tempels im Juni 1985 mitten im real existierenden Sozialismus. Wenige Wochen nach der Weihung heiratete ich dort meine Frau und wir wurden für Zeit und Ewigkeit gesiegelt. Während des offenen Hauses und danach, halfen wir mit, die 90.000 Besucher zu betreuen, die stundenlang anstanden, um den Tempel zu sehen. Für mich war die Errichtung dieses Tempels in einem System, in dem Religion bekämpft wurde, ein wahres Wunder. Wir durften miterleben, wie der Herr seinen Anteil hinzufügt, nachdem viele Menschen starken Glauben ausgeübt und gelebt haben.

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Esther und ich im Besucherzentrum auf dem Tempel Square in Salt Lake City, März 1997

Heute würde ich alles etwas anders malen, etwas professioneller. aber das tut nichts zur Sache. Das Wichtigste war für mich die Auseinandersetzung mit dem Thema – die vielen Dinge, die ich über unsere Geschichte gelernt und was ich dabei gefühlt habe. Es waren intensive Erfahrungen, von denen ich mir wünschte, dass sie von denjenigen gemacht werden könnten, die in ihren Überzeugungen hin- und herschwanken.

Geschichte, besonders auch die Geschichte der Kirche erschließt sich nicht, in dem man ein paar Artikel im Internet liest und daraus voreilig Schlussfolgerungen zieht, die unter Umständen nicht nur die eigene, sondern auch die Biografien der folgenden Generationen verändern können. Geschichte muss man bewusst erleben und nacherleben. Man muss nicht nur die verschiedenen Quellen hinterfragen, sondern auch sich selbst – die eigenen Motivationen, Schwächen, Stärken, Ausflüchte, Rechtfertigungen und die Beweggründe der Menschen, deren Interpretationen man Glauben schenkt.
Man muss versuchen, sich in den historischen Kontext der Ereignisse und Personen zu vertiefen, mit denen man sich beschäftigt und dem Nacherleben so nahe wie möglich kommen. Außerdem muss man das große Bild im Auge behalten und der Versuchung widerstehen, sich vom Phänomen des (wie ich es nenne) „out-of-context-quote-pickings“ täuschen zu lassen. (Auf gut Deutsch: Der Kontext ist egal, Hauptsache ein Zitat bestätigt meine vorgefasste Meinung.) Diese Art, Ereignisse und Personen zu beurteilen, ist eine große Unsitte unserer Zeit geworden.

Die intensive und sorgfältige Beschäftigung mit unserer Geschichte führt nicht nur dazu, aus ihr zu lernen, was sicherlich sehr gut ist. Sie führt auch dazu, dass man erkennt, welche Entwicklungsprozesse historische Personen in ihrem jeweiligen Umfeld und den herrschenden gesellschaftlichen Umständen durchmachen mussten. Wir würden diese Sorgfalt genauso von Menschen erwarten, die unser Vermächtnis in der Zukunft bewerten mögen.

Am Ende des Jahres möchte ich allen Lesern ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2019 wünschen, viel Erfolg, Beständigkeit im Glauben, Prinzipientreue, Optimismus trotz aller Herausforderungen und vor allem den Segen Gottes.

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Ein neues Projekt für 2019 🙂

Pfahlball Leipzig 2018

Letzten Samstag fand unser jährlicher Pfahlball wieder in der Stadthalle Wilkau-Hasslau statt. Ein herzliches Dankeschön wiederum an alle, die am Gelingen dieser Veranstaltung beteiligt waren und ihre Zeit dafür geopfert haben. Ich denke, alle Gäste werden sich meiner Meinung anschließen. Es war ein schöner und entspannter Abend. Wir hatten eine gute Zeit, und es war schön, viele nette Menschen und Freunde zu treffen und sich gut zu unterhalten.

Die Live-Band des Abends, The Band of Brothers, aus den Gemeinden Zwickau und Werdau war wieder super, sowie auch alle anderen unserer musikalischen Talente. Ganz toll – Sissi, Annika, Ian.

Die Band hatte mich gefragt, ob ich einen Song mitspielen möchte. Also habe ich nach langer Zeit mal wieder meine Gitarre und Mundi rausgeholt. Es ging ganz gut, obwohl wir vorher nicht zusammen üben konnten. Es hat aber riesigen Spaß gemacht.

Wir freuen uns bereits auf den Pfahlball 2019.

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Einen kleinen Kritikpunkt muss ich aber erwähnen. Wenn man sich für so eine Veranstaltung als Teilnehmer anmeldet, wo alles von Ehrenamtlichen gestemmt wird und sich herausstellt, dass man verhindert ist (was ja passieren kann), gebietet es eigentlich der Anstand, den Veranstalter so bald wie möglich zu informieren. Das trifft insbesondere auch dann zu, wenn man, wie in unserem Fall, vorher keine Zahlung zu leisten hat und es dann sogar lediglich eine Kasse des Vertrauens gibt, in die jeder nach seinen Möglichkeiten einzahlt. Ich denke, jeder der damit ein Problem hat, sei es aus Gedankenlosigkeit oder irgendeinem anderen Grund, sollte sich mal in die Lage derer versetzen, die mit einem Budget umgehen und planen müssen.

 

 

9 Jahre (years) – 20. September 2009 bis 28. Oktober 2018 – eine Danksagung (a thank you note)

Some people have pushed me to add an English translation to the text below. Here is the updated post. Nevertheless, I think the German original expresses my feelings better. 🙂

Vergangenen Sonntag wurde ich zu unserer Herbst-Pfahlkonferenz in Leipzig und Böhlen nach neun Jahren und einem Monat Dienst als Präsident des Pfahles (Kirchenbezirkes) Leipzig der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zusammen mit meinen Ratgebern Björn Bauerfeind und Mark Schütze entlassen.

After nine years and a month of service as President of the Leipzig Germany Stake of The Church of Jesus Christ of Latter Day Saints, my counselors Björn Bauerfeind, Mark Schütze and I were released at our October stake conference in Leipzig and Böhlen last week.

Eine neue Pfahlpräsidentschaft, die meine volle Unterstützung haben wird, wurde berufen, mit Frank Jakobi als Pfahlpräsident, Gunter Jentzsch als 1. Ratgeber und Attila Heller als 2. Ratgeber. Mit allen drei Brüdern sowie ihren Familien fühle ich mich sehr eng und herzlich verbunden. Zwei von ihnen durfte ich in der Vergangenheit als Bischöfe berufen und Präsident Jakobi als Hohen Rat und Ältestenkollegiumspräsident. Am Freitag und Samstag hatte ich das Vorrecht, unseren Gebietspräsidenten Europa, Elder Paul V. Johnson und unseren Gebietssiebziger, Elder Michael Cziesla, die von der Ersten Präsidentschaft der Kirche den Auftrag erhalten hatten, mit der Hilfe Gottes eine neue Pfahlpräsidentschaft zu berufen, auf unterschiedliche Weise dabei zu unterstützen. Es war für mich eine einzigartige und überwältigende Erfahrung. Ich habe eindrucksvolle Bestätigungen durch den Heiligen Geist erhalten, dass die beiden Brüder, den Willen des Herrn gesucht und gefunden haben. Am Sonntag wurden die Mitglieder des Pfahles aufgefordert, für sich diese Bestätigung zu suchen.
Ich bin dankbar für die Art und Weise, wie Berufungen in der Kirche ausgesprochen werden und wünschte, dass jeder einmal so direkten Anteil an diesem Prozess haben könnte. Herzlichen Dank an Elder Johnson und Elder Cziesla für die wundervolle und einfühlsame Art, mit der ihr euren Auftrag erfüllt habt.

A new Stake Presidency was set apart with Frank Jakobi as Stake President, Gunter Jentzsch as first counselor and Attila Heller as second counselor. I feel very close with these brethren and their families. They will have my full support. I had the honor to set apart two of them bishops and one as high councilor and elders quorum president in the past. During the conference, I had the opportunity to assist Elder Paul V. Johnson, President of the Europe Area of the Church and Elder Michael Cziesla, our Area Seventy, who had the assignment from the First Presidency to seek revelation from the Lord, find and call a new stake presidency. It was an unique and overwhelming experience for me. I received a clear confirmation by the Holy Spirit that the two Brethren did exactly this. The members of the stake were encouraged in the Sunday session of the conference to seek the same confirmation.
I´m grateful for the way the Lord calls His servants. I wish everyone could have the opportunity to participate so closely in this process and receive this testimony. Thank you, Elder Johnson and Elder Cziesla for fulfilling your task in this wonderful and empathic way.

Frank, Gunter und Attila, ihr werdet eine großartige Pfahlpräsidentschaft sein.

Frank, Gunter and Attila, you will be a great stake presidency.

Ich möchte diesen Post nutzen, um verschiedenen Menschen, die mich in meiner Berufung in den letzten neun Jahren begleitet und unterstützt haben, herzlich zu danken.

I would like to use this post to thank some special people who worked with and supported me in the last nine years.

Beginnen möchte ich mit meinen beiden Ratgebern, diesen beiden hervorragenden Männern, die mir so treue Gefährten waren. Lieber Szame, lieber Mark, es war mir eine unbeschreiblich große Ehre, mit euch gemeinsam zu dienen, zu beten, zu beraten, zu fühlen, zu weinen, zu lachen und unzählige große und kleine Entscheidungen zu treffen. Wir sind zu einer Form der Einigkeit zusammengewachsen, die ich vorher weder in der Kirche noch im Arbeitsumfeld so intensiv erlebt habe und von der ich wünschte, dass sie überall in der Kirche Einzug halten würde. Nicht alle unsere Entscheidungen waren richtig, aber der weitaus größte Teil war es. Wir haben so oft den machtvollen Einfluss des Heiligen Geistes verspürt – egal, ob es um Berufungen ging oder Inhalte für Konferenzen, Bauprojekte, die Jugend, Seelsorge und Hilfe für einzelne Menschen oder so große Dinge, wie die Reintegration des Distriktes Erfurt in den Pfahl Leipzig.
Durch meinen Beruf konnten wir uns nicht so oft sehen und mussten einen großen Teil der Kommunikation online oder per Telefon durchführen, je nachdem wo ich mich gerade in der Welt aufgehalten habe. Danke für euer Verständnis während der Zeit wo ich mehr als vier Millionen Kilometer während der neun Jahre für meinen Arbeitgeber gereist bin. Ihr habt das wunderbar kompensiert. Wir sind enge Freunde geworden und könnten zu jeder Zeit und unter allen Umständen gemeinsam Dinge bewegen. Herzlichen Dank auch euren Ehefrauen und Familien für ihr Verständnis und die so wichtige Unterstützung, ohne die alles so nicht möglich gewesen wäre.

I would like to start with my two counselors, these two outstanding men and true companions. Dear Szame and Mark, it was a great honor for me, among many other things, to serve, to pray, to hold counsel, to feel, to wheep and to laugh together with you and make countless important decisions. We have grown together to a level of unity I haven´t experienced before – neither in the Church nor in business. Not all of our decision were correct but by far most of them were right. We have felt powerful promptings of the Holy Ghost very often – no matter if we pondered about callings, topics for conferences, building projects, the youth, ministering the members of the stake or such big things like the reintegration of the Erfurt district into the Leipzig stake.
Due to my job, we could not see each other so often and had to communicate online or by phone depending were I have been traveling in the world. I´m grateful for your understanding in a time I had to travel more than 2.5 million miles for my company. You compensated this in a wonderful way. We have become dear friends and could move things forward at all times and under all circumstances. A great thanks to your families. Many things wouldn´t have been possible without there understanding and support.

Hier sind einige Bilder und Meilensteine 🙂
Here are a few photos and milestones 🙂

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20. September 2009, kurz nach unserer Einsetzung. So richtig entspannt sahen wir nicht aus. Waren wir auch nicht. 🙂 Sep 20th, 2009, shortly after we had been set apart. Didn´t look very relaxed and actually were not. 🙂

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Das Nachher-Bild, 28.10.2018, nach unserer Entlassung. Deutlich entspannter. 🙂 Ich finde, wir haben uns optisch ganz gut gehalten. 🙂 The „After“ photo, Oct. 28th, 2018. Clearly more relaxed. I think we kept in a pretty good shape. 🙂

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Unsere erste Sitzung im rekonstruierten Pfahlzentrum in Leipzig dieses Jahr. Wie immer voll in Action. 🙂 First meeting in the stake center after the reconstruction in 2018.

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Das Bild muss noch einmal sein (Wochenende mit unseren Jugendlichen im Eichsfeld, 2017), da es am Sonntag während der Konferenz erwähnt wurde. 🙂

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Eine unserer denkwürdigsten Sitzungen. Wo waren wir da eigentlich? Ich glaube mit unseren Jugendlichen in der Böhmischen Schweiz. One of our remarkable meetings on a trip with our youth to Bohemian Switzerland.

Genauso herzlich bedanken möchte ich mich bei unseren Sekretären Maik Kalmring und Kenneth Böhm. Ihr wart fantastisch und werdet der neuen Pfahlpräsidentschaft wirkungsvoll zu einem guten Start verhelfen. Maik, der Aufträge schon lange erledigt hat, bevor man sie überhaupt geben kann. Kenneth, der so gut geholfen hat, uns zu organisieren und zu strukturieren. Eure Gedanken waren immer wertvoll und haben uns bei schwierigen Entscheidungen enorm unterstützt.

I would also like to thank our stake clerk Maik Kalmring and executive secretary Kenneth Böhm. You were awesome and will be a great support for the new stake presidency. Maik, who had jobs already done before we could give them to him, Kenneth, who was so great in helping us to get organized and structured. Your thoughts were always valuable and a great support in our decision making.

Ich danke auch unseren früheren Sekretären: Wolfgang Geiler für die großartigen Reports von den Pfahlkonferenzen und der Pfahlgeschichte und unseren früheren Sekretären bzw. Führungssekretären Marco Engelhardt, Michael Tilgner und Lars Heinz für ihren gleichermaßen wertvollen Dienst.

Likewise many thanks to our former clerks and secretaries: Wolfgang Geiler for the wonderful reports from stake conferences and the stake history as well as to Marco Engelhardt, Michael Tilgner and Lars Heinz for their great service.

Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Männer und Frauen, die mit uns auf Pfahl- und Gemeindeebene in Räten zusammengearbeitet haben. Ich kann hier nicht alle Namen aller Hohen Räte, Bischöfe und Zweigpräsidenten, Pfahl-Leitungen der Frauenhilfsorganisation, der Jungen Damen und Jungen Männer und der Primarvereinigung, den Verantwortlichen für Musik und zahlloser anderer Dinge nennen. Es war uns eine große Ehre, mit euch gemeinsam den Mitgliedern des Pfahles zu dienen. Herzlichen Dank.

Not to forget the countless women and men who worked with us on stake and ward level. I can´t list all the names of high councilors, bishops, branch presidents, and stake auxillary leaders here. It was a great honor to serve together with you. Thank you very much.

Das nächste Bild ist mir sehr wichtig. Wir haben es am Sonntag nach dem Konferenzgottesdienst aufgenommen. Links von mir stehen meine drei Vorgänger, wunderbare Vorbilder und Mentoren: (v.l.n.r,) Manfred Schütze (Pfahlpräsident von 1984 – 1991), Siegfried Schmidt (1991 – 2000) und Christian Fischer (2000 – 2009). Rechts neben mir steht mein Nachfolger Frank Jakobi. Alles Gute und Gottes Segen für dich, lieber Frank. Dasselbe natürlich auch für euch – Manfred, Siegfried und Christian.

The next picture is important to me. We took it last Sunday after the conference. On my left are my 3 predecessors, outstanding examples and mentors: (from left to right) Manfred Schütze (stake president 1984 – 1991), Siegfried Schmidt (1991 – 2000), Christian Fischer (2000 – 2009). On my right is my successor Frank Jakobi. All the best and the Lord´s blessing for you, dear Frank. Of course, the same for you – Manfred, Siegfried and Christian.

Als ich letzten Freitagabend nach den ersten Meetings mit Elder Johnson und Elder Cziesla nach Hause gefahren bin, fingen die neun Jahre an, wie ein Film vor mir abzulaufen. Ich musste an die Tausende von Gesprächen denken, die ich geführt und die Gefühle, die ich verspürt habe. Es war ein sehr emotionaler Moment. Am Sonntagmorgen um 5 Uhr bin ich aufgewacht und hatte in meiner Gefühlswelt meine heilige Abschiedsstunde von dieser Berufung. Ich kann es nicht in Worte fassen und muss es auch nicht. Es war etwas besonderes und sehr persönliches.

When I drove home from Leipzig after first meetings with Elder Johnson and Elder Cziesla Friday night, the nine years ran like a movie in front of my eyes. I thought about the Thousands of interviews, talks, and emotions I had felt. It was a very moving moment. Sunday morning 5am, I woke up and had in my feelings a sacred farewell hour from my calling. I can´t put it in words and don´t have to. It was very special and personal.

Ich wurde gefragt, welche Erfahrung aus diesen neun Jahren für mich die wichtigste ist. Neben vielen wichtigen und glaubensstärkenden Erfahrungen, die mich näher zu Christus geführt haben, gibt es eine Sache, die mit mir passiert ist, die mir vor neun Jahren nicht bewusst war. Ich habe gelernt, die Menschen, für die ich verantwortlich war, vorbehaltlos zu lieben. Kein erzeugtes, künstliches Gefühl, sondern tief von innen heraus als ein Bedürfnis, nicht nur zu denen, die mir freundlich gesinnt sind, sondern auch für diejenigen, zu denen ich vorher nie eine innere Beziehung hatte. Das ist mir viel wert, und ich bin dem Herrn dankbar, dass er mich dies verstehen ließ, denn Nächstenliebe ist die reine Christusliebe, wie es in Moroni 7 im Buch Mormon heißt.

I was asked for the most significant learning in these 9 years. I had many important and faith building experiences that brought me closer to Christ. But one thing happened to me I was not even conscious of 9 years ago. I have learned to deeply love the many people I had responsibility for – not an artificial feeling. It has grown from deep within as a desire, not only for those who have been friendly to me but also to those I never felt any inner relationship before. I´m grateful to the Lord for granting me this blessing for charity is the pure love of Christ as it is described in Moroni 7 in the Book of Mormon.

Ich hoffe, das hilft allen, die damit zu kämpfen haben, schlechte Gefühle und Ressentiments gegenüber anderen zu besiegen. Es ist möglich, aber es passiert nicht automatisch. Man muss viel dafür tun und oft über den eigenen Schatten springen.

I hope this could help those who struggle with negative feelings towards others. It is possible to overcome them but not automatically. It requires significant efforts.

Nun eine weitere wichtige Sache. Herzlichen Dank für die vielen, vielen Danksagungen, Liebesbekundungen, Umarmungen, Briefe, Emails und Textnachrichten als Anerkennung für unsere Arbeit. Meine Ratgeber und ich hatten damit nicht gerechnet und waren vollkommen überwältigt, oder wie es Mark ausgedrückt hat – geflasht. Ich kann nicht jedem angemessen antworten, aber ihr sollt alle wissen, wie dankbar wir dafür sind. Wir haben gestern darüber gescherzt. Vielleicht hätten wir viel mehr öde Schulungen an Samstagen veranstalten sollen und dann wären alle froh gewesen, dass wir endlich entlassen werden. 🙂

Now, an important thing. I´m so grateful for the many, many notes of thanks, expressions of love, hugs, letters, emails, texts etc. as appreciation for our service. My counselors and I didn´t expect this. It was overwhelming. I´m unable to answer everyone properly but you all should know how grateful we are. We made some jokes the other day – maybe we should have scheduled many more boring meetings on Saturday and everyone would have been happy to get rid of us.  🙂

Ein besonderes Anliegen war es uns, mit der Jugend zu arbeiten. Eine großartige Aufgabe. Wir sind stolz auf unsere Jugendlichen. Sie haben sich, stellvertretend für die vielen anderen, für die wir während der neun Jahre versucht haben, da zu sein, mit einem Abschiedsgeschenk revanchiert.

It was a heartfelt thing for us to work with our youth. A great task. We´re so proud of them. They thanked us with a special gift – on behalf of the many young people we tried to care for during our 9 years.

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Ein schönes Andenken von unseren Jugendlichen. Toll. Vielen Dank.

Zum Schluss kommt das wichtigste von allem – der Dank, den ich meiner lieben Ehefrau und ewigen Gefährtin Esther schulde. Ohne das Ja meiner Frau und ihre Unterstützung wäre ich nicht berufen worden und hätte diese Berufung niemals ausüben können. Als Pfahlpräsident habe ich jede Woche 20 bis 30 Stunden Zeit für diese Berufung benötigt, zusätzlich zu einem sehr anspruchsvollen Job als Vorstand und führender Manager in einem an der Börse notierten Unternehmen, durch den ich mehr als die Hälfte jeden Jahres in aller Welt unterwegs war. Als ich berufen wurde, wusste ich nicht, wie das überhaupt gehen kann. Dass es funktioniert hat, war eines Teils ein Wunder (mir ist im Laufe der Zeit klar geworden, worin die Erfüllung des Segens, den ich von Elder Erich Kopischke zu meiner Einsetzung erhielt, bestand) und zum größten Teil Esthers Verdienst. Sie war für mich Rückhalt, Beraterin, Kritikerin, Trösterin, Fürsorgerin, Motivatorin, Ideengeberin, Mutmacherin und vieles mehr. Sie hat auf vieles verzichtet, um mir den Rücken freizuhalten und Verständnis gehabt, wenn ich mich mit zahllosen Problemen beschäftigen musste oder für die Kirche unterwegs war. Sie ist eine starke Frau, in vielen Dingen stärker als ich. Ihre Ansprache am Sonntag war einer der Höhepunkte der Konferenz. Wie dankbar ich für sie bin. Ich liebe dich von ganzem Herzen, Esther.

Finally, the most important thing of all. I want to thank my dear wife and eternal companion Esther. I wouldn´t have been called with her approval and couldn´t have fulfilled this calling. As a stake president I needed 20 to 30 hours every week in parallel to a demanding job as a board member and top manager of a stock listed company with extensive traveling on 200 or more days per year. I didn´t know how this could possibly work when I was called. That it worked was on one hand a miracle and the fulfillment of a blessing I received from Elder Erich Kopischke who set me apart, but to the larger part it was Esther who supported me, gave counsel, criticized in a positive way, comforted me, took care of me, motivated, expressed great ideas and thoughts, encouraged me and did many more things for me. She had to forgo a lot of things to keep my back free, and very often had to wait for me when I had to deal with problems or was traveling. She is a very strong woman, in many things stronger than me. Her talk at the Sunday session was an absolute highlight of the conference. How grateful I am for her. I love you with all my heart, Esther.

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Zur Herbst-Generalkonferenz 2018 in Salt Lake City

Ich habe mich sehr gefreut, dass wir an diesem besonderen Sonntag als Familie zusammen sein konnten. Es hat mir sehr viel bedeutet. Sie alle sind mein Leben und darin das Wertvollste.
Ihr seid in den letzten Jahren nicht zu kurz gekommen, aber doch kürzer als ich selbst gewollt habe. Ich hoffe, ich konnte euch einige wichtige Dinge vorleben und hoffe darauf, dass es etwas mehr Zeit zusammen geben wird.

I was very happy that the whole gathered on this special Sunday. It meant a lot to me. They´re all my life and most precious for me.
I tried to be there for you the last years but it wasn´t always easy to balance everything. I hope I have given you a good example and that we can spend more time together in the future.

Ich freue mich darauf, am Sonntag in meiner Heimatgemeinde in der Abendmahlsversammlung neben meiner Frau und den Enkelinnen zu sitzen.

I´m looking forward to sit next to my wife and granddaughters in sacrament meeting in my home ward next Sunday.

P.S. Vor neun Jahren habe ich zur Pfahlkonferenz von meinem Vater gesprochen, der den größten Teil meiner Kindheit und Jugend schwer an einer durch den Uranbergbau verursachten Lungenkrankheit litt und früh verstorben ist. Ich erzählte von einem Moment, zehn Jahre nach seinem Tod, in dem ich begriff, was er für mich und seine gesamte Familie getan hat. Die Erkenntnis kam 540 Meter unter der Erdoberfläche in einem Uranbergwerk in der Nähe von Aue, in einem Stollen, in dem man unserer Gruppe die Arbeitsbedingungen der Bergleute demonstrierte. In diesem Moment, in Dunkelheit, ohrenbetäubenden Lärm, Staub, Hitze und Radioaktivität, spürte ich wie eine Dankbarkeit für seine Lebensleistung in mir wuchs, die mich bis heute nie wieder verlassen hat. Dankbarkeit für seine Arbeit, seinen Willen, sein Leben grundlegend zu ändern, ein Mitglied der Kirche zu werden und trotz schwerer Krankheit bis kurz vor seinem Tod für uns zu arbeiten.
Ich führe im Geist oft Gespräche mit ihm oder für ihn. Wenn ich mich schwach oder müde fühle, denke ich an seine erstaunliche Willenskraft.

P.S. 9 years ago, I spoke at the stake conference about my father who suffered from a terminal lunge disease during my childhood and youth caused by his work in an uranium mine after World War 2. He died early. I spoke about a life changing experience about 10 years after his death. It happend 540 meters below the surface in an uranium mine near Aue, Germany, in a tunnel where our group was demonstrated the working conditions of the miners. In this moment, in the midst of deafening noise, dust, heat, and radioactivity, I felt a gratitude for his work and sufferings growing within me that has continued until today. Gratitude for his achievements, his willpower and ability to change his life to become a member of the Church and to work for his family almost until his death.
I have frequent conversations with him and for him in my soul. I remember his amazing power when I feel weak or tired.

Am vergangenen Samstag habe ich in der Konferenzversammlung über meine Mutter gesprochen, die wir am Montag letzter Woche beerdigt haben. Sie starb im Alter von 93 Jahren, nach 85 Jahren treuer Mitgliedschaft in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Eine einfache Frau mit einer besonderen Lebensleistung. Weder die Nazis, noch die Not nach dem Krieg, noch die Kommunisten, noch die Verirrungen des heutigen Zeitgeistes konnten sie von ihrem Glauben abbringen. Sie war mir ein Vorbild an Selbstlosigkeit, Hingabe, Leidensfähigkeit, Beständigkeit und ihrem Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi.

Last Saturday I spoke about my mother who passed away recently. We attended her funeral last week. She was 93 years old, and 85 years a member of The Church of Jesus Christ of Latter Day Saints. An ordinary woman with a great legacy. Neither the Nazis, nor the hardships after the war, nor the communists, nor the modern mainstream could weaken her faith. She was a great example for me in selflessness, devotion, endurance, firmness and her testimony of the restored gospel of Jesus Christ.

Ich bin dankbar, wie Nephi sagen zu können, dass ich von guten Eltern abstamme.

I´m grateful that I can say like Nephi that I have been born of goodly parents.

P.P.S. Der Report von der Frühjahrs-Pfahlkonferenz zum Download:

2018-03 Pfahlkonferenzreport Frühjahr 2018

 

Vorbereitung Pfahlkonferenz #2

Die Pfahlkonferenz in Leipzig rückt näher, deshalb möchte ich noch einmal die Einladung posten. Alle, die noch unentschlossen sind, möchte ich ermutigen zu kommen – besonders auch am Samstag.

Wir freuen uns sehr, dass wir den Gebietspräsidenten Europa Elder Paul V. Johnson und unseren Gebietssiebziger Elder Michael Cziesla begrüßen dürfen.

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Zur Vorbereitung möchte ich heute noch eine Botschaft meines ersten Ratgebers Björn Bauerfeind anfügen, die er zu unserer Frühjahrs-Pfahlkonferenz gegeben hat und die ich sehr bemerkenswert fand. Es lohnt sich, sie zu lesen:

Bruder Björn Bauerfeind, 1. Ratgeber in der Pfahlpräsidentschaft:

Liebe Geschwister,
was brennt mir auf der Seele? Ich habe über diese Frage nachgedacht, als ich Sie vorhin beobachtete während des Vorspiels hier. Am Anfang der Konferenz dachte ich, was sind wir doch für ein fröhliches Volk, wie gern treffen wir uns, wie gern unterhalten wir uns, wie gerne tauschen wir uns aus, wie schön ist es doch, wenn wir uns zu solchen Gelegenheiten mal wiedersehen. Das ist typisch für uns, darüber freuen wir uns, da freue ich mich auch. Und wir haben auch einen Grund zu großer Freude, dass wir uns zur Pfahlkonferenz alle treffen können. Ich habe gehofft, dass Sie im Laufe der Versammlung, den Rednern dieser Versammlung aufmerksam zuhören. Und das tun Sie, Sie hören alle aufmerksam zu.
Liebe Geschwister, ich denke es ist auch wichtig, dass wir uns allen gegenseitig Gehör schenken, wie auch Präsident Schütze es schon sagte und dass wir uns alle auch gegenseitig wertschätzen. Wenn es um Aufmerksamkeit geht muss ich immer an einen Missionar denken, der vor vielen Jahren bei uns in der Gemeinde war. Er war aus Frankreich und dieser Missionar hat etwas deutsch gesprochen, mit einem sehr französischen Akzent. Ich würde ihn gerne nachmachen, aber ich kann das nicht. Dieser Akzent klingt sehr angenehm und man schenkt diesen Leuten automatisch seine Aufmerksamkeit. Es ging dann so weit, dass die Gemeinde wirklich totenstill war, wenn dieser Elder sprach. Alle lauschten gerne seinem französischen Akzent und freuten sich über seine Worte. Besonders die Schwestern hingen an seinen Lippen und er hatte die volle Aufmerksamkeit. In der Gemeinde war es wirklich still. Das, liebe Geschwister, wünsche ich mir auch für meine Ansprache. Sie können gerne an meinen Lippen hängen, Brüder und Schwestern.

Was liegt mir auf dem Herzen? Liebe Geschwister, als Kind habe ich gerne Fernsehen geschaut. Bei uns war das damals noch ein bisschen vorsintflutlich, wie vielleicht auch bei Ihnen zu Hause, zumindest bei denen, die in meinem Alter sind. Wir hatten noch einen schwarz/weiß Fernseher und den musste man zehn Minuten bevor man gucken wollte einschalten, damit er warm wird. Kaum vorstellbar heutzutage, aber wahr. Man musste ihn also einschalten, dann wurde er langsam warm und nach zehn Minuten hatte man dann das schwarz/weiß Bild. Ich schaute so gerne Piratenfilme, wenn sie denn kamen. Ich erinnere mich gerne an die Filme, die sehr spannend waren. Es gab große Schiffe und die haben mich zum Nachdenken angeregt. Es gab mutige Seeleute, es gab Stürme und Zyklone, es gab schwierige und sehr hohe Wellen, es gab viele Gefahren und Herausforderungen und es gab Entbehrungen, Krankheiten, Leiden und Verletzungen, die diese Piraten erlitten.
All dies fand auf einem äußert begrenzende Raum statt, nämlich auf einem Schiff. Diese Männer, die dort auf dem Schiff unterwegs waren, waren immer zusammen, konnten nicht ausbrechen, waren immer irgendwie als Gemeinschaft unterwegs. Diese Reise, auf der sie unterwegs waren, dauerte oft viele Monate und sie mussten gelegentlich tausende Kilometer überwinden, um von einem Startpunkt aus ein Ziel zu erreichen, denn sie waren mit einem langsamen Segelschiff unterwegs. Wie das so ist, auf einem äußerst begrenzten Raum mussten Dinge entschieden werden. Es gab einen Kapitän, der war verantwortlich für das Schiff und auch meistens für mehrere hundert Männer. Was auch immer dieser Kapitän entschied, es hatte auch immer irgendwie Konsequenzen für alle. Sie mussten das also umsetzen und für alle änderte sich etwas.

In den Filmen passierte es oft, dass es große Probleme gab auf so einem Schiff. Ich habe manchmal gesehen, dass es ein Problem war, als es eine Flaute gab, weil kein Wind wehte. Es war absolute Windstille, das Schiff bewegte sich nur ganz langsam vorwärts, der Kapitän hatte ein großes Problem und die ganze Mannschaft hatte ein großes Problem und niemand wusste so richtig was er tun sollte. Der Kapitän entschied sich im Lichte dieser Windstille zu einer drastischen Maßnahme und befahl seiner Mannschaft, sämtliche Dinge, die an Bord waren, die schwer gewogen haben, über Bord zu werfen. Die Matrosen setzten das voller Eifer um, denn Gehorsam waren sie gewohnt. Sie dachten nicht darüber nach, befolgten den Befehl des Kapitäns und sie warfen alles ins Wasser. Ich staunte, ja, selbst als kleiner Junge staunte ich, was alles ins Wasser flog. Es waren Taue, sogar die komplette Reling, die das Schiff begrenzte, flog ins Wasser, die Deckaufbauten flogen über Bord, die Kanonen wurden ins Wasser geworfen, das Schießpulver flog ins Wasser, Kanonenkugeln, große Fässer mit Lebensmitteln wurden ins Wasser geworfen. Selbst der Alkohol und, was mich noch mehr verwunderte, Waffen, Hängematten, ja alles, was oben auf dem Schiff war, flog ins Wasser. Zum Schluss war nur das Schiff, das nackte Schiff übrig, das Steuer und das Segel und die Mannschaft und sonst nichts weiter. Das Schiff nahm Fahrt auf und fuhr schneller. Es stellte sich also sofort ein Ergebnis ein trotz des geringen Windes.

Ich fragte mich dennoch als Junge, als kleiner Junge, wie sollte man ohne all diese Dinge überleben? Die Kamera schwenkte so in das Kielwasser des Schiffes, dass man alle diese Dinge schwimmen sah, nur die Kanonen nicht, die waren schon untergegangen. Aber die ganzen Gegenstände dort konnte man schwimmen sehen und ich fragte mich, wie soll das funktionieren auf einem Schiff, vielleicht tausende Kilometer von einer Insel entfernt? Ja, wie soll das nur funktionieren, liebe Geschwister, ohne Regeln, ohne Waffen, ohne Lebensmittel? Und da wiederum denke ich mal, gibt es drei Zeiträume. Lassen Sie uns dies alles darin betrachten: Kurzfristig, mittelfristig oder langfristig. Kurzfristig war das keine große Sache: Sie freuten sich darüber, dass es jetzt schneller vorwärts ging. Mittelfristig: Da merkte man dann die nächsten zwei Tage langsam, dass es keine Nahrung mehr gab auf dem Schiff und die Matrosen zeigten schon Mangelerscheinungen. Langfristig: Da passierte es, dass Matrosen gestorben sind wegen des Nahrungsmangels und ihre Leichen über Bord geworfen werden mussten. Es ging nichts mehr weiter, weil sie nichts mehr hatten, um sich am Leben zu erhalten.
Das heißt also, dass man alle die Dinge über Bord werfen kann, aber Geschwister, es gibt Konsequenzen kurzfristiger Natur, mittelfristiger Natur und langfristiger Natur.

Wo ist der Bezug zum Evangelium? Wir sind alle unterwegs auf einer Reise, daran glauben wir, deshalb sitzen wir hier. Wir glauben daran, dass es einen Startpunkt gab, nämlich irgendwo im vorirdischen Leben und nach unserer Geburt auf dieser Erde. Wir alle glauben daran, dass wir hier irgendwo auf der Erde auf einer Reise sind, die ja vielleicht sogar mehrere tausend Kilometer lang ist, für Sie und auch hoffentlich für mich. Wir alle glauben, dass es irgendwo einen Endpunkt gibt, ein Ziel, nämlich den Tod bzw. das Leben nach dem Tod.
Unter Umständen sind wir ja, symbolisch gesehen, irgendwie auf einem Boot, einem Schiff unterwegs. Das kann man in verschiedene Bezüge setzen. Man kann sagen, ich bin allein auf einem Schiff unterwegs, irgendwo. Man kann sagen ich bin mit meinem Ehepartner unterwegs, mit meiner Familie, mit meinen Kindern. Man kann sagen ich bin mit meiner Gemeinde unterwegs auf einem Schiff, oder wir sind als Pfahl unterwegs, oder wir sind als weltweite Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unterwegs. Es gibt auf der Reise naturgemäß große Herausforderungen, die sich gelegentlich einstellen, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, es gibt Eheprobleme, es gibt Probleme mit den Kindern, es gibt Fragen im Evangelium, es gibt Zweifel an den Doktrin. Manchmal kommt auch schlicht und einfach Langeweile auf während der Reise. Manchmal entwickelt sich eines von diesen Problemen zu einem riesigen Problem und man meint, man müsste jetzt schnell Irgendetwas tun. Oft sind wir persönlich der Kapitän auf diesem Schiff: Als Ehemann, als Vater, als Mutter, als Ehefrau, als Gemeindepräsident, oder Zweigpräsident, oder was es auch immer sein möge, als Bruder oder als Schwester. Und wir entscheiden uns, es muss etwas getan werden.
Dann, liebe Geschwister, passiert es, dass wir bestimmte Dinge über Bord werfen, weil wir meinen, wir sind zu langsam unterwegs. Oder wir meinen, das Problem damit zu lösen, wenn wir bestimmte Dinge über Bord werfen. Und manchmal fliegen die Heiligen Schriften über Bord oder das heilige Abendmahl fliegt über Bord, von dem nehmen wir nicht mehr. Unser Glauben an Jesus Christus und den Heiligen Geist fliegen über Bord, der Versammlungsbesuch, möglicherweise die zehn Gebote, das Gesetz der Keuschheit, das Wort der Weisheit, das Gesetz des Zehnten, die Tempelbündnisse. Ich könnte die Liste noch lange weiterführen für verschiedene Dinge, die da über Bord fliegen.

Liebe Geschwister, neigen wir dazu, das manchmal zu tun? Ich denke, diese Frage können wir alle manchmal mit ja beantworten. Ich habe das auch bei mir persönlich gesehen. Ich sehe das auch manchmal bei anderen Geschwistern. Wenn ich in das Fahrwasser dieser Schiffe schaue, sehe ich diese Dinge herum schwimmen im Wasser, wie das Gesetz der Keuschheit, das Gesetz des Zehnten, die Gebote oder was es auch immer sein möge. Sie schwimmen im Wasser, weil sie hineingeworfen wurden, weil der Kapitän sich entschieden hat, diese Dinge fortzuwerfen, wo doch alle diese Dinge eine Existenzberechtigung haben. Die Reling des Schiffes ist zum Beispiel dazu da, das man bei Sturm nicht vom Schiff gleitet und wenn ein Brecher über das Schiff braust, dass man nicht herunter geweht wird. Das Gesetz der Keuschheit ist dazu da, um die Ehe zu schützen, um die Familie zu schützen, irgendwie diese heilige Gemeinschaft zu schützen. Das Wort der Weisheit ist da, sicherzustellen, dass wir unseren Körper schützen. Die Tempelbündnisse sind dazu da, uns zu ermöglichen, ewigen Fortschritt zu machen und voranzukommen, auch nach dem Tod.
Irgendwo haben diese Dinge alle ihre Existenzberechtigung und trotzdem fliegen sie manchmal über Bord. Warum? Weil der Kapitän das so entschieden hat, weil wir das so entschieden haben, weil wir diese Entscheidung getroffen haben. Jeder, liebe Geschwister, kann natürlich diese Entscheidungsfreiheit anwenden wie er will.

Zu den höchsten Gütern überhaupt gehört die Entscheidungsfreiheit. Ich bin froh und dankbar, dass wir sie haben, dass wir sie gestalten können, wie wir sie für richtig halten. Aber ich möchte auch sagen, liebe Geschwister, dass unsere Entscheidungen Konsequenzen haben. Nicht nur für den Kapitän persönlich, sondern auch für alle Mitreisenden: Für den Ehepartner, für die Kinder, für die Gemeinde, für den Pfahl und letztlich auch für die Kirche weltweit. Unsere Schiffsreise wird nicht funktionieren, wenn bestimmte Dinge an Bord fehlen.

Liebe Geschwister, das liegt mir auf der Seele und es ist auch für mich immer eine persönliche Motivation, die richtigen Dinge vor Augen zu haben, die nicht nur mich, sondern auch Sie bewegen. Letztendlich glauben wir alle an diese Dinge, wir haben uns alle taufen lassen, haben Bündnisse geschlossen, viele von uns auch im Tempel. Wir sind alle unterwegs und wir wollen alle irgendwie unser Ziel erreichen. Ich bitte den himmlischen Vater, dass er uns allen die Kraft gibt, auf dieser Reise auszuhalten, bis zum Ende auszuharren, wie es so in den Heiligen Schriften heißt. Ich bitte den himmlischen Vater um Kraft, dass er uns die Augen öffnet, wenn wir vor der Frage stehen, eine wichtige Sache über Bord zu werfen und dass wir dann nicht zu instinktiv, sondern genau die richtigen Entscheidungen treffen zu unserem Wohl und dem Wohl unserer Mitreisenden. Behalten wir die wichtigen Dinge an Bord. Ich kann Ihnen aus meiner Überzeugung sagen, liebe Geschwister, dass es wichtig ist, alle diese Dinge, die ich genannt habe an Bord zu behalten, dass wir sie nutzen, dass wir sie hegen und pflegen, über sie reden und dass wir unsere Freude über diese Dinge mitteilen. Das ist mein Gebet und mein Wunsch, liebe Geschwister.
Im Namen Jesu Christi.
Amen.

Grünheide 2018

Auch dieses Jahr sind wir wieder als Pfahlpräsidentschaft mit unseren Jugendlichen für ein Wochenende (31.8. – 2.9.) weggefahren. Diesmal haben wir das KIEZ im Waldpark Grünheide bei Auerbach im Vogtland gewählt (https://waldpark.de). Perfekt für fast 100 Personen.

Ein dickes Lob von mir an unsere Jugendlichen für die Disziplin und den Zusammenhalt. Zu keiner Zeit mussten wir uns Sorgen machen. Wir sind stolz auf euch.

Ein herzliches Dankeschön auch an das Betreuerteam. Wir sind in den letzten 7 oder 8 Jahren eine eingeschworene Truppe geworden. Niemand muss überredet werden mitzukommen. Alles geht Hand in Hand. Es war wieder einfach nur schön mit euch.

Die Wanderung am Samstag von Grünheide nach Mühlleiten war nur 13 km kurz. Wie nett wir doch zu den Jugendlichen sind. 😉

Hier ein paar Eindrücke:

Einige Unentwegte sind die Strecke zurück gelaufen (darunter der Pfahlpräsident 🙂 und super gemacht, Matti). Wir waren stolz über mehr als 40.000 Schritte auf unseren Schrittzählern.

Der Rest der Truppe wurde gefahren, denn es gab noch viel zu tun beim Fussball spielen und im Kletterwald etc. Die Betreiber haben die Kletteranlage extra für uns bis zum Einbruch der Dämmerung geöffnet. Vielen Dank dafür.

Wir haben im Pfahl die Berufung eines „Pfahl-Grill-Beauftragten“ ins Leben gerufen. Unser Hoher Rat Gerd Brokatzky ist ein wahrer Meister darin. Tat gut nach den körperlichen Anstrengungen. Gerd, du bist der Beste!

Am Abend habe ich mit Thomas Helbig zusammen eine Fireside gegeben. Wir haben darüber gesprochen, welche Erfahrungen unsere Jugendlichen mit den fünf Punkten von Präsident Nelson gemacht haben. Inzwischen hat sich hoffentlich überall herumgesprochen, was damit gemeint ist. Es war sehr interessant und ich war sehr positiv überrascht, wie viele sich ernsthaft damit beschäftigt haben.

Als ein Beispiel dafür, wie wichtig eine feste geistige Basis im Leben ist, habe ich einige junge Leute eine Pyramide bauen lassen.

Man konnte sehr schnell und anschaulich sehen, wie wichtig die Basis ist und was passieren kann, wenn sie schwächer wird.

Es war eine tolle Zeit mit einem wunderbaren Gottesdienst zum Ausklang.

Offenes Haus, Chorkonzert und Weihung

Letzte Woche haben wir unser Pfahlzentrum in der Oeserstraße in Leipzig nach mehr als eineinhalbjähriger Umbauzeit offiziell wieder eröffnet. Ab Dienstag war das Haus für jedermann offen, und es gab eine Vielzahl von Veranstaltungen. Ich kann an dieser Stelle leider nicht alle Aktivitäten erwähnen, die von vielen unserer Mitglieder organisiert und tatkräftig unterstützt wurden, sondern gebe nur einen kurzen Bericht über die Ereignisse, an denen ich beteiligt war.

Ich bin am Mittwochvormittag von einer Dienstreise aus Washington zurückgekommen, voller Vorfreude auf den Rest der Woche. Am Abend hatte ich dann ein Treffen mit meinen Ratgebern, unserem Missionspräsidenten, den Hohen Räten und Bischöfen. Es war für mich eine äußerst inspirierende Versammlung. Ich bin nach vielen Gesprächen, trotz Müdigkeit gegen Mitternacht sehr froh nach Hause gefahren.

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Am Freitag hatten wir einen Empfang mit den am Projekt beteiligten Architekten, bei dem ich die Gelegenheit hatte, unseren Dank für die gute Zusammenarbeit auszusprechen. Wie die Tage vorher, waren die Türen geöffnet mit Orgelmusik um 18 Uhr. Am Freitag war ich zum Orgelspielen eingeteilt, was mir wirklich ein Bedürfnis war. Ich habe in den letzten neun Jahren höchstens ein bis zwei Mal pro Jahr an der Orgel gesessen. Umso mehr habe ich die 45 Minuten genossen, obwohl ich technisch mangels Praxis schon etwas eingerostet bin. Ich fand es aber schön, dass etliche Passanten in der Kapelle saßen, einfach mit dem Bedürfnis nach Andacht und Ruhe. Auch zu diesem Zweck, haben wir das Gebäude erweitert und einladender gestaltet.

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Am Samstagabend fand das lang erwartete Chorkonzert unseres Pfahlchores unter der bewährten Leitung von Frank Heidler statt. Es war großartig und wurde mit Standing Ovations belohnt. Die mehr als 100-jährige Leipziger Tradition geistlicher Musik der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wird nun unter verbesserten Bedingungen im umgebauten Gotteshaus weitergeführt.

Nach dem Konzert hatte ich, im Auftrag der Gebietspräsidentschaft Europa der Kirche, das Vorrecht, das Gebäude wieder zu weihen und ein entsprechendes Gebet und einen Segen auszusprechen. Dies geschah im Rahmen eines kurzen Weihungsgottesdienstes. Es war für mich ein sehr emotionaler Moment.

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Am Sonntag war dann mein vierter Besuch im Leipzig, um in einem gemeinsamen Gottesdienst der beiden Leipziger Gemeinden zu sprechen. Der wichtigste Teil des Gottesdienstes war das Abendmahl. Die Andacht während des Abendmahls, das durch die vielen Anwesenden sehr lange dauerte, war beeindruckend und wohltuend. Die Musik war wunderbar. Herzlichen Dank auch an die beiden Bischöfe für ihre Botschaften. Ich werde meine Worte zu gegebener Zeit auf vielfältigen Wunsch auf dieser Plattform veröffentlichen.

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Abschließend möchte ich noch ein paar Gedanken anfügen. Ich bin glücklich mit dem Resultat der Rekonstruktion des Gebäudes. Es entspricht zum größten Teil den Bildern, die ich am 30. Dezember 2015 vor meinen geistigen Augen hatte, als ich die ersten Skizzen gemacht habe. Ich möchte allen danken, die in irgendeiner Form an der Realisierung des Projektes beteiligt waren und sich für das Gemeindeleben engagieren. Es gibt noch einige Dinge zu tun, aber das wird alles nach und nach erledigt werden.
Ich hoffe, dass alle, die dieses Gebäude betreten, sich darin bewegen und es nutzen, dies mit Dankbarkeit und Ehrfurcht vor unserem Vater im Himmel tun, die einem Gotteshaus gebührt.

Möge es immer ein Ort des Glaubens, der Rechtschaffenheit, des Friedens, der Ehrfurcht und des Lernens sein, eine Heimstatt für alle, die Christus suchen oder sich nach der Ruhe eines Gotteshauses sehnen – ganz gleich welcher Nationalität, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung sie sein mögen.