Archiv der Kategorie: Kirchengeschichte

Frankfurter Buchmesse / Frankfurt Book Fair 2024

Vergangenen Samstag und Sonntag hatte ich die Gelegenheit, auf dem Messestand der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei der Frankfurter Buchmesse 2024 mitzuhelfen. Wir hatten Tausende Besucher und wurden zeitweise buchstäblich belagert.

Last Saturday and Sunday I had the opportunity to help at the booth of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints at the Frankfurt Book Fair 2024. We had thousands of visitors and were literally besieged at times.

Unser Stand war zweigeteilt. Auf der „grünen“ Seite haben wir FamilySearch vorgestellt und die Besucher eingeladen, eigene Erfahrungen mit Familiengeschichte zu machen. Ich war überrascht, wie groß das Interesse und die Faszination der Besucher war, sobald sie einen kleinen Überblick über die Dimensionen unserer Arbeit erhalten hatten. Viele haben Einblicke erhalten und Gefühle erlebt, die ihnen bisher völlig unbekannt waren.

Our stand was divided into two parts. On the “green” side, we presented FamilySearch and invited visitors to make their own experiences with family history. I was surprised at how much interest and fascination the visitors showed once they had been given a brief overview of the dimensions of our work. Many gained insights and experienced feelings that were previously completely unknown to them.

Die „blaue“ Seite war dem Buch Mormon gewidmet, einem Grundpfeiler unserer Religion. Mehr als 200 Millionen Exemplare des Buches wurden seit seiner ersten Veröffentlichung im März 1830 gedruckt.

The “blue” side was dedicated to the Book of Mormon, a cornerstone of our religion. More than 200 million copies of the book have been printed since its first publication in March 1830.

Besucher hatten die Möglichkeit, zu verweilen und an einem sozialen Experiment teilzunehmen. Dies bestand darin, mindestens eine Seite im Buch Mormon zu lesen und dann mit uns über ihre Eindrücke zu sprechen. Diese Möglichkeit wurde rege genutzt.

Visitors had the opportunity to sit down and take part in a social experiment. This consisted of reading at least one page of the Book of Mormon and then talking to us about their impressions. This opportunity was used by many.

Die häufigste Frage, die mir – neben der Frage, wie wir das alles finanzieren – gestellt wurde, war das Warum. Warum tun Sie das alles?

The most frequent question I was asked – apart from how we finance all this – was why. Why are you doing all this?

Warum ist FamilySearch die größte philantropische Plattform für Familiengeschichte auf der Welt? Nun, darauf gibt es klare Antworten: Weil wir daran glauben, dass das Leben nach dem Tod erst richtig beginnt und ewig währen wird; dass es in diesem ewigen Leben Familienbeziehungen geben wird; dass es heilsam für die Gesellschaft ist, wenn die gegenwärtige und die heranwachsende Generation emotionale Beziehungen und Bindungen zu ihren Vorfahren und Nachfahren aufbaut; dass der Zugang zu den dafür erforderlichen Informationen ein Menschenrecht ist und nach den FAIR Prinzipien, gemäß geltender Datenschutzgesetze möglich sein sollte, unabhängig von Religion oder Weltanschauung, Hautfarbe, Staatsangehörigkeit oder Orientierung. Genau das versuchen wir vorzuleben.

Why is FamilySearch the largest philanthropic family history platform in the world? Well, there are clear answers to that: Because we believe that life after death only really begins and will last forever; that in this eternal life there will be family relationships; that it is beneficial for society if the current and upcoming generation builds emotional relationships and bonds with their ancestors and descendants; that access to the information required for this is a human right and should be possible according to the FAIR principles, in accordance with applicable data protection laws, regardless of religion or world view, skin color, nationality or orientation. This is exactly what we try to exemplify.

Nebenbei sind wir eine der größten Triebkräfte der digitalen Transformation des kulturellen Erbes der Menschheit und leisten entscheidende Beiträge in allen Teilen der Welt.

We are also one of the biggest driving forces of the digital transformation of humanity’s cultural heritage and make decisive contributions in all parts of the world.

Rein theologisch könnte ich auch den Profeten Maleachi zitieren: „Siehe, ich werde euch den Propheten Elija senden, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn kommt; und er wird das Herz der Väter den Kindern zuwenden und das Herz der Kinder ihren Vätern, damit ich nicht komme und die Erde mit einem Fluch schlage.“ (siehe Buch Mormon, 3. Nephi 25:5-6 oder Altes Testament, Maleachi 3:23-24).

In purely theological terms, I could also quote the prophet Malachi: “Behold, I will send you Elijah the prophet before the coming of the great and dreadful day of the Lord; and he shall turn the heart of the fathers to the children, and the heart of the children to their fathers, lest I come and smite the earth with a curse.” (see Book of Mormon, 3 Nephi 25:5-6 or Old Testament, Malachi 3:23-24).

Das Auseinanderbrechen familiärer Beziehungen, Einsamkeit und Verlustgefühle in Bezug auf die eigene Identität sind solche gesellschaftlichen Probleme, die besser geheilt werden können, wenn sich die Herzen der Generationen wieder einander zuwenden.

The break-up of family relationships, loneliness and feelings of loss of identity are social problems that can be better healed when the hearts of the generations turn towards each other again.

Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel hat zur Herbst-Generalkonferenz 2024 folgendes gesagt:

Elder Dieter F. Uchtdorf of the Quorum of the Twelve Apostles said the following at the October 2024 General Conference:

„Mit das Wichtigste, was wir in diesem Leben lernen können, ist der Unterschied zwischen dem, was ewig ist, und dem, was nicht ewig ist. Sobald wir das verstehen, ändert sich alles: unsere Beziehungen, die Entscheidungen, die wir treffen, die Art und Weise, wie wir mit Menschen umgehen.“

„One of the most important things we can learn in this life is the difference between what is eternal and what is not. Once we understand that, everything changes – our relationships, the choices we make, the way we treat people.“

Daran glauben wir, aber wir erwarten nicht, dass andere genauso denken wie wir.

We believe in this, but we don’t expect others to think the same way as we do.

Warum haben wir Besucher eingeladen, im Buch Mormon zu lesen? Weil es Zeugnis von Jesus Christus und Gottes Plan des Glücklichseins gibt. Weil es unzählige und präzise Antworten auf die Probleme der heutigen Zeit gibt. Diese Probleme und vor allem ihre Ursachen werden darin ausführlich und erstaunlich vollständig besprochen. Wir lernen im Buch Mormon aus den Erfahrungen vergangener Kulturen, was tragischerweise in Gesellschaften geschieht, die sich von Jesus Christus abwenden – bis hin zu ihrem Verfall. Im Gegensatz dazu erfahren wir auch, wie Gesellschaften gedeihen, die sich Jesus Christus zuwenden und ihre Herausforderungen mit Hilfe Seiner Lehren bearbeiten und diese im täglichen Leben anwenden.

Why have we invited visitors to read the Book of Mormon? Because it gives testimony of Jesus Christ and God’s plan of happiness. Because it provides countless and precise answers to the problems of our time. These problems and, above all, their causes are discussed in detail and with astonishing completeness. In the Book of Mormon, we learn from the experiences of past cultures what tragically happens in societies that turn away from Jesus Christ – up to the point of their downfall. In contrast, we also learn how societies that turn to Jesus Christ thrive and work through their challenges with the help of His teachings and apply them in daily life.

Sowohl innerhalb als auch außerhalb unserer Kirche laden wir die Menschen ein, Antworten und Wahrheiten dort zu suchen, wo sie in nachhaltiger Form zu finden sind und dafür ist das Buch Mormon eine der besten Quellen.

Both inside and outside our church, we invite people to seek answers and truths where they can be found in a sustainable form, and the Book of Mormon is one of the best sources for this.

Deine Geschichte ist wichtiger als du denkst / Your Story Is Worth Remembering

Diese Woche habe ich als Mitarbeiter von FamilySearch auf der Rootstech 2024 (rootstech.org) in Salt Lake City verbracht. Meine Aufgabe war es, mehrere unserer Gäste aus Europa zu betreuen – großartige Menschen, die Nationalarchive, Stadtarchive und andere Organisationen leiten, die sich mit der Bewahrung unseres kulturellen Erbes befassen.

I spent this week at Rootstech 2024 (rootstech.org) in Salt Lake City as a staff member of FamilySearch. My job was to host several of our guests from Europe – great people who run national archives, city archives, and other organizations concerned with preserving our cultural heritage.

Wir hatten gemeinsam besondere Erlebnisse, die uns in Erinnerung bleiben werden.

We had special experiences together that we will always remember.

Bei der Rootstech geht es viel um High Tech – Digitalisierung, Data Processing. Es geht um die Nutzung von künstlicher Intelligenz, um Handschriften zu transkribieren, ungeheure Datenmengen miteinander zu vernetzen und der Menschheit auf möglichst übersichtliche Weise zugänglich zu machen. Es ist faszinierend, wie diese Arbeit in den kommenden revolutioniert werden wird. Innovative Technologien waren der Kern meiner gesamten beruflichen Karriere.

Rootstech is very much about high tech – digitalization, data processing. It’s about using artificial intelligence to transcribe manuscripts, link vast amounts of data and make them accessible to mankind in the easiest possible way. It’s fascinating to see how this work will be revolutionized in the coming years. Innovative technologies have been at the core of my entire professional career.

Aber, neben all diesen Aspekten, gibt es eine Mission, die über allem steht: Die ideelle Bedeutung von Familiengeschichte für die Menschheit und ihre Wichtigkeit, Beziehungen zwischen Menschen zu pflegen und zu heilen, Sinn für das Leben jetzt und später zu stiften und das Gute in der Welt zu stärken.

But, besides all these aspects, there is one mission that stands above all: The significance of family history for humanity and its importance in nurturing and healing relationships between people, providing meaning for life now and later, and strengthening goodness in the world.

Deshalb empfinde ich das diesjährige Motto „Remember“ als so wunderbar passend.

That’s why I think this year’s motto „Remember“ is so wonderfully fitting.

Ein emotionaler und geistiger Höhepunkt war für mich der Beginn der General Session am Donnerstag als dieses Video gezeigt wurde und mehrere Tausend Besucher in der Messehalle berührt wurden, manche vielleicht auf eine Weise, die sie bisher nicht gekannt haben.

An emotional and spiritual highlight for me was the start of the General Session on Thursday when this video was shown and several thousand visitors in the exhibition hall were touched, some perhaps in a way they had never experienced before.

Für mich saß mein Vater in diesem Sessel. Er verstarb leider viel zu früh. Vorgestern war sein 107. Geburtstag. Meine Frau, meine Kinder und Enkel haben ihn nicht kennengelernt. Aber sie werden ihm begegnen. Seine Geschichte ist es wahrlich wert, dass wir uns an sie erinnern und von ihr für unser Leben lernen. Dass wir die Dinge in unserem Leben zurückdrängen, die gute Gefühle und Nähe zu unserem Schöpfer beeinträchtigen und dass wir es zulassen, das unsere Herzen weicher und gütiger werden.

My dad sat in this chair for me. Unfortunately, he died far too young. The other day was his 107th birthday. My wife, children and grandchildren never met him. But they will meet him. His story is truly worth remembering and learning from for our lives. That we may be able to push back the things in our lives that interfere with good feelings and closeness to our Creator and that we allow our hearts to become softer and kinder.

Remembering my father, Aquatinta Etching, 1983

Ich hatte die Möglichkeit, unseren Rootstech Gästen auf unaufdringliche Weise von der Bedeutung der Bündnisse, die wir mit Gott für die Ewigkeit schließen, zu erzählen, indem ich einfach ihre Fragen beantwortet habe.

I had the opportunity to tell our Rootstech guests about the importance of the covenants we make with God for eternity, simply by answering their questions.

Auch das ist Rootstech. Wir erklären, weshalb wir tun, was wir tun und erwarten nicht, dass sich alle unseren Glauben teilen.

That is also Rootstech. We explain why we do what we do and don’t expect everyone to share our beliefs.

Heute morgen habe ich an meine Familie gedacht. Sie bedeutet mir alles. Ich bete jeden Tag darum, dass wir zusammen richtige Entscheidungen treffen und gemeinsam Gott näher kommen. Ich weiß, dass ich sie alle sehr lieb habe. Ihr Verlust wäre für mich die schwerste Prüfung.

I thought about my family this morning. They mean everything to me. I pray every day that we will make the right decisions together and grow closer to God. I know that I love them all very much. Losing them would be the hardest test for me.

Irgendwann werden wir auf unser Leben zurückschauen – aus einer anderen Perspektive – so wie meine verstorbenen Eltern jetzt. Einiges, das uns hier und jetzt vielleicht wichtiger erscheint als unsere Beziehungen untereinander und zu Gott, wird sich dann als leer erweisen. Und etliches wird völlig bedeutungslos sein.

At some point of time, we will look back on our lives – from a different perspective – just as my deceased parents are doing now. Some things that may seem more important to us here and now than our relationships with each other and with God will then prove to be empty. And some things will be completely meaningless.

Es ist interessant darüber nachzudenken – und dazu hat mich das Video angeregt – mit welchen Bausteinen wir unser Vermächtnis erschaffen.

It’s interesting to think about – and the video inspired me to do so – how we build our legacy.

Der Lauf eines Lebens

Am Dienstag dieser Woche hatten Esther und ich die Gelegenheit, beim FSY 2023 einen ganzen Tag mit unseren jungen Leuten zu verbringen.

Siehe auch https://www.instagram.com/p/CvboEn7N9IL/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==

Unser Topic war das Big Picture des Planes der Erlösung unseres Himmlischen Vaters und der dringende Bedarf, ihn besser zu verstehen. Dazu gehört im Besonderen das Verständnis vom Wesen Gottes und der Bedeutung des Sühnopfers Jesu Christi. Und das alles im Kontext unseres ewigen Daseins – von der Präexistenz, über die Bedeutung dieses Lebens als Vorbereitung auf das, was danach kommen wird – das ewige Leben.

Es ist seltsam, dass dieses Thema von so überragender Wichtigkeit, in unserer Gesellschaft weitestgehend ignoriert wird, zumindest was die mediale Aufmerksamkeit betrifft.

Es gibt jedoch für jeden den ultimativen Moment, wo es sehr relevant wird, nämlich wenn unser Leben zu Ende geht. Was kommt danach? Nichts?

Gestern hatte ich die Ehre, die Trauerrede für einen wundervollen Mann, ein treues und verdientes Mitglied unserer Gemeinde halten zu dürfen, der letzte Woche hochbetagt verstorben war. Er war ein Mitglied unserer Kirche seit 1945 und hatte ein fundiertes Wissen vom Evangelium, einen starken Glauben an Gott und besaß ein großes Verständnis vom Plan der Erlösung. Ich durfte seine Aufzeichnungen lesen, die er über sein Leben angefertigt hat und war enorm beeindruckt. Wie großartig und tröstend ist die überaus begründete Hoffnung auf ein Wiedersehen jenseits der Grenzen der Sterblichkeit, dank des Sühnopfers von Jesus Christus.

Wir werden die Klarheit und Einfachheit seiner Überzeugung in einer Zeit, in der beinahe alles, das eine Gesellschaft stark macht, relativiert und durch Ideen ersetzt wird, die sich nicht bewähren werden, vermissen. Je weiter sich eine Gesellschaft vom Evangelium Jesu Christi entfernt, umso mehr nimmt sie an Komplexität zu – mit allen Konsequenzen.

Das Erlebnis gestern war scheinbar ein großer Kontrast zu der Zeit, die wir mit den Jugendlichen verbrachten, aber das stimmt so nicht. Alles hat seinen Platz im Plan des Vaters.

Wir haben am Dienstag jede unserer FSY Klassen mit diesem Zitat von Präsident Russell M. Nelson abgeschlossen – mit dem Hinweis, dass die Sammlung Israels nichts anderes ist, als dass der Plan der Erlösung mit allen seinen Bestandteilen, besonders aber der Rolle von Jesus Christus, den Menschen bekannt gemacht wird.

FSY Erinnerungen

Nächste Woche ist wieder FSY Time in Deutschland. Viele freiwillige Helfer, wie Tagungseltern, Koordinatoren, ACs, Betreuer und Administratoren haben in den letzten Monaten unzählige Stunden in die Vorbereitungen der beiden Veranstaltungen investiert, damit viele Jugendliche nächste Woche einen absoluten Höhepunkt in ihrem Leben verbringen können. Sie alle verdienen maximalen Dank für den oft nach außen unsichtbaren Einsatz.

Diese Woche, vor genau einem Jahr, waren Esther und ich mitten in einem der größten Abenteuer unseres Lebens. Wir waren Administratoren der FSY (For the Strength of Youth) Berlin – Ukraine Session der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, einer besonderen Woche für Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren. Ich möchte gern anhand unserer Erfahrungen ein wenig beschreiben, welche Leistungen diejenigen vollbringen, die solche Tagungen vorbereitet und durchgeführt haben oder es in Zukunft tun werden. Da einige der nachfolgenden Schilderungen vielleicht etwas abschreckend wirken könnten, fange ich mal mit dem Schluss an, denn der war all die Mühen wert. 😊

Es war Samstag, der 30. Juli 2022, der letzte FSY Tag, am späten Nachmittag. Alle waren abgereist. Wir wussten, dass alle ihre Züge, Flüge oder Busse erreicht hatten oder erreichen würden oder bereits zu Hause waren. Wir saßen in der Vogtlandbaude, die während der Woche unser Tagungsbüro gewesen war – jeden Tag von sieben Uhr morgens bis weit nach Mitternacht, immer gefüllt mit Leuten, die etwas brauchten, Fragen, Probleme oder Kummer hatten, sich mal ausruhen, reden, uns helfen, sich informieren oder einfach nur ein paar Süßigkeiten abstauben wollten. Jetzt war alles ganz ruhig. Wir hatten gerade das Abschlussgespräch mit dem Management unseres Tagungszentrums beendet. Es war ein sehr angenehmes Gespräch gewesen. Wir waren dankbar für die grandiose Unterstützung der Geschäftsführung der Tagungsstätte und des Personals. Sie hatten uns gesagt, dass FSY auch für sie eine neue und großartige Erfahrung war und dass wir jederzeit wieder willkommen wären. Dann waren Esther und ich allein in dem Raum, erschöpft von der Woche. Aber wir hatten Zeit für Gefühle, die schwer zu beschreiben sind – eine tiefe Zufriedenheit, etwas Großes geschafft zu haben – zusammen mit einem fantastischen Team, Dankbarkeit für jeden Einzelnen und einen inneren Frieden, der alle Sorgen und Mühen eines ganzes Jahres kompensierte und uns eine besondere Nähe zu unserem Himmlischen Vaters spüren ließ. Esther fragte mich: „Würdest du es nochmal machen, wenn wir gefragt würden?“ Wir wussten, dass wir es tun würden. Wir haben viele Aufgaben in der Kirche erfüllt, Gemeindeaktivitäten, Jugendtagungen, Pfahlkonferenzen und vieles mehr organisiert, aber ich glaube, diese Momente da oben mitten im Wald im Vogtland an diesem 30. Juli haben alles ein Stück weit getoppt.

Wir wurden im Sommer 2021 zu dieser Aufgabe berufen unter der Maßgabe, die Organisation der FSY-Woche 2022 für die Pfähle der Kirche Jesu Christi in Berlin, Dresden, Hannover, Hamburg und Leipzig mit der Verantwortung, den gesamten administrativen Teil zu leiten. Wir hatten keine Vorstellung, was auf uns zukommen würde und waren sehr gespannt auf die Erfahrung.

So wurden wir also Teil eines großartigen Core Teams mit den Tagungseltern Claudia und Jens, den Koordinatoren Lovis und Nicolai und unseren Stellvertretern Läti und Markus, Annett und Maik  – allesamt wunderbare Menschen, mit denen wir gute Freunde geworden sind. Außerdem konnten wir uns immer mit Fragen an die erfahrenen Admins Ronja und Simon wenden, die den Job vorher schon gemacht hatten.

Da 2022 alle, sonst nur im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführten, FSY-Sessionen in Europa stattfanden, davon allein vier in Deutschland, konnten wir nicht auf das seit vielen Jahren bewährte Tagungszentrum Blaubeuren zurückgreifen und mussten eine andere Facility finden, die die FSY-Anforderungen für mehrere hundert Teilnehmer erfüllt. Innerhalb von zwei Monaten evaluierten wir über 20 Orte und entschieden uns schließlich für das KiEZ Waldpark Grünheide im Vogtland. Obwohl es schon Buchungen von unterschiedlichen anderen Gruppen für den für uns notwendigen Zeitraum gab, organisierten die Betreiber des Waldparks alles so um, dass wir das gesamte Objekt exklusiv nutzen konnten. Wir empfanden das als ein Wunder. Wie sich später zeigte, hätte es anders niemals funktionieren können.

Wir waren auf eine Tagung mit ca. 350-370 Teilnehmern aus den fünf Pfählen der Berlin Mission eingestellt und arbeiteten uns entlang der Checkliste für Administratoren in die Materie ein. Da wir ein völlig neues Objekt für die Anforderungen von FSY qualifizieren mussten, wurde uns schnell klar, dass wir viele neue Lösungen für alle möglichen Themen finden mussten, die man in Grünheide nicht so abbilden kann, wie die seit Jahren eingespielten Routinen in Blaubeuren. Die sehr gute Zusammenarbeit im Core Team und mit dem KiEZ war dabei eine große Hilfe. Schritt für Schritt bauten wir auch unser Admin Team auf, d.h. Logistik, Supply Chain, medizinische Versorgung, psychologische Betreuung, Sicherheit, soziale Medien, Musik, Finanzen und vieles mehr. Wir fanden wunderbare Mitstreiter, die bereit waren, ihre Zeit und Fähigkeiten einzubringen.

Eine positive Erfahrung war, dass wir im Core Team ein gutes gegenseitiges Verständnis bezüglich der Verantwortungsbereiche der Tagungseltern, Koordinatoren und uns als Admins hatten. Wir haben uns als Dienstleister für die Tagungseltern und Koordinatoren verstanden. Wir haben versucht, ihre Bedürfnisse umzusetzen, dabei das Budget, für das wir verantwortlich waren, im Auge zu behalten, gute Beziehungen zu den Betreibern und Mitarbeitern des KiEZ in Grünheide aufzubauen und dabei ein möglichst großes Maß an Flexibilität zu wahren. Das alles sollte sich später als sehr, sehr wichtig erweisen.

Im Herbst 2021 machten wir unsere ersten Erfahrungen mit den Unvollkommenheiten der Software. Unsere Coaches hatten uns schon vorgewarnt und nicht übertrieben. Es hat uns eine Menge zusätzliche Arbeit verschafft, Workarounds zu finden, wenn uns irgendein Software-Bug im Weg stand.

Die Koordinatoren waren im Lead bei der Auswahl der Betreuer, was sie sehr gut gemacht haben. Wir haben ein klein wenig mit unserem Netzwerk unterstützt.

Ein Schlüsselerlebnis war für uns das Area Training im Februar 2022 in Bad Homburg, bei dem wir alle europäischen Core Teams, die verantwortlichen Gebietssiebziger, den FSY-Staff und ein Mitglied der Gebietspräsidentschaft Europa trafen. Diese Tage taten uns sehr gut. Wir erhielten zahlreiche Informationen, viele Antworten und wurden besonders geistig gestärkt. Man fühlt sich als Teil eines großartigen Werkes und bekommt ein besseres Gefühl für das Big Picture. Das finde ich besonders wichtig.

Core Team beim FSY Area Training 2022

Der nächste Meilenstein war die Freischaltung der Website für die Anmeldung der Teilnehmer. Dabei brauchte es die Unterstützung der First Contacts in den Pfählen, der Pfahlpräsidenten, Bischöfe in den Gemeinden und natürlich der Eltern der Jugendlichen. Es gibt die Schnell-Anmelder (das waren uns die Liebsten), die Normalanmelder (Okay) und die Nachzügler (die organisatorische Herausforderung). Wir haben viel mit Bischöfen, Eltern und auch Teilnehmern gesprochen, für die FSY auch neu war und haben vielen durch den Anmeldeprozess geholfen, da die Software leider manchmal etwas eigenwillig war.

Im März wurde ich als Bischof meiner Heimatgemeinde berufen, was mich zeitlich und manchmal auch kräftemäßig an meine Grenzen gebracht hat. Aber wen der Herr beruft, den befähigt Er auch und davon können meine Frau und ich Zeugnis geben.

Irgendwann im April 2022 begannen Diskussionen, zu unserer FSY-Woche Jugendliche aus der Ukraine einzuladen. Organisatorisch gesehen, war das sehr, sehr spät. Nach einigen Wochen wurde es aber offiziell und wir erhielten den Auftrag, mit den verantwortlichen Kirchenführern in der Ukraine zusammenzuarbeiten, um die Jugendlichen sicher von dort nach Grünheide und wieder zurückzubringen. Ich erinnere mich noch lebhaft an unsere Videokonferenzen, meist an Sonntagen nach 22 Uhr, zwischendurch gab es in Kyiv manchmal Luftalarm. Aber das Ziel war klar, wir haben alle unser Bestes gegeben und der Herr hat dann den Rest erledigt, den wir nicht schaffen konnten.

Fast noch eine größere Herausforderung war es, die Jugendlichen zu finden, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten mussten, in vielen Ländern in Europa verstreut waren und oft auch ihren Standort wechselten. Zum Glück hatten wir mit Oksana und Yuri, die im Februar in unsere Gemeinde gezogen waren, wunderbare Helfer, ohne die wir die Aufgabe nie hätten schaffen können.

Schlussendlich wurden wir auch gebeten, Jugendliche aus Armenien und Georgien einzuladen. Spätestens ab dann war unsere Berufung ein zweiter Vollzeitjob. Wir entwickelten mit unseren Assistenten innerhalb weniger Tage ein spezielles Anmeldeverfahren, dass auf die besonderen Bedingungen der Jugendlichen aus der Ukraine zugeschnitten war (einschließlich ukrainischer Sprache) und dann begann die Arbeit, so vielen wie möglich die Teilnahme am FSY zu ermöglichen.

Administratoren sind in den 3-4 Monaten vor dem FSY wie ein Call Center, wo täglich die unterschiedlichsten Fragen auflaufen und möglichst schnell entweder gleich entschieden und beantwortet, mit dem Core Team abgestimmt oder delegiert werden müssen – und das alles, ohne dass Aufregung oder Unstimmigkeiten entstehen. Was hat uns dabei geholfen? – die herzlichen Gefühle, die wir untereinander entwickelt haben und das gemeinsame Ziel. Dadurch sind wir viel leichter zu Lösungen gekommen.

Aus einer nationalen FSY-Woche war eine internationale geworden mit beachtlichen neuen organisatorischen und logistischen Herausforderungen, fast 150 zusätzlichen Teilnehmern und einigen zusätzlichen Sprachen. Beim Gedanken, wie schnell die Zeit ins Land ging, war es manchmal nicht leicht, die Ruhe zu bewahren.

Eine unserer Aufgaben war die Beschaffung sämtlicher Materialien für die vier FSY Sessionen, die in Deutschland stattfanden – Handbücher für Teilnehmer und Betreuer in vielen Sprachen, Namensschilder, T-Shirts, Polo-Shirts (da wir nicht alle Größen gemeldet bekamen, haben wir mit Koeffizienten gearbeitet), und vieles mehr. Wir haben dabei eng mit den anderen drei deutschen FSY-Admins zusammengearbeitet. Mir hat der Austausch mit ihnen gefallen. Es gab immer etwas zu lernen oder weiterzugeben. 2022 gab es noch viele Supply Chain Probleme durch die COVID-19 Pandemie. Wir waren deshalb sehr dankbar, dass uns Dario mit seiner Firma ganz stark bei der Beschaffung der Materialien unterstützt hat und die meisten Liefertermine funktioniert haben – sogar die kurzfristigen.

Ende Mai trafen wir das gesamte Team zum Mini-FSY in Grünheide – die Generalprobe. Wir waren als Neulinge ziemlich aufgeregt, aber das Wochenende lief sehr gut. Wir fanden die Teamaufteilung für ACs und Betreuer, die sich unsere Koordinatoren überlegt hatten, sehr gelungen und inspiriert. Wir konnten auch mehr über die Pläne der Tagungseltern lernen, mit denen wir uns ebenfalls wunderbar verstanden und haben, als die Senioren der Tagung, die Zeit mit den jungen Erwachsenen, die als Betreuer berufen waren, sehr genossen. Durch die Teilnahme von ukrainischen Betreuern erhielten wir eine Vorstellung von den sprachlichen Herausforderungen, die uns in der FSY-Woche erwarten würden. Wir hatten schon unsere Fühler nach Simultanübersetzern ausgestreckt, aber die Frist war sehr kurz.

Inzwischen drehte sich bei uns zu Hause alles nur noch um FSY. Am zeitaufwendigsten waren die unvollständigen Anmeldungen, einerseits verursacht durch Softwareprobleme, andererseits aber auch durch Nachlässigkeiten in den Gemeinden. Wir haben versucht, unseren Stress auszublenden, jederzeit zu unterstützen und es wirklich jedem zu ermöglichen, sich anzumelden. Eine besondere Herausforderung war natürlich die Anmeldung unserer Freunde aus der Ukraine. Zum Glück können wir kyrillische Schrift lesen, aber durch die besondere Situation vieler Familien durch Krieg und Flucht, mussten wir oft improvisieren. Es war ein manchmal chaotischer, aber faszinierender Prozess.

Eine Verantwortung der Administratoren ist es, die Jugendlichen nach Anmeldeschluss in Gruppen einzuteilen, einschließlich der Schlafräume und Zuordnung der Betreuer, für die wir von unseren Koordinatoren alle notwendigen Informationen erhalten hatten. Für die Bildung der Gruppen gibt es bestimmte Kriterien, aber das Wichtigste ist das Gebet. Esther und ich haben tagelang gesessen, um Inspiration gebetet und nachgedacht. Ich hatte mir aus den beiden Anmeldeprozessen ein Master Spreadsheet gebaut. Esther ist mehr der analoge Typ und so haben wir sowohl digital als auch analog gearbeitet. Unser Wohnzimmer war komplett mit Karteikarten ausgelegt. Nach etlichen Tagen waren wir zufrieden mit dem Ergebnis und fühlten, dass der Heilige Geist uns unterstützt hatte. Interessanterweise gab es im Nachhinein nur geringfügige Änderungen durch Last-Minute-Teilnehmer und ein paar wenige spezielle Bedürfnisse, von denen wir vorher nichts gewusst hatten.

Anstatt der ursprünglich angepeilten 350-370 Teilnehmer einschließlich aller Betreuer und Staff, waren wir jetzt bei fast 520 und kamen an die Kapazitätsgrenzen des KiEZ in Grünheide. Wir hatten aber noch einige freie Betten in Ferienwohnungen, um bei eventuellen Coronainfektionen die Betroffenen in Quarantäne schicken zu können. Für Busfahrer und Seminarlehrer mussten wir aus Platzgründen ein Hotel in der Umgebung buchen.

In den letzten zwei Wochen vor dem FSY standen wir als Neulinge unter Hochspannung. Wir waren ein paar Tage vorher im Objekt, um die Wareneingänge zu prüfen und letzte Absprachen mit den Betreibern zu treffen. Außerdem arbeiteten wir intensiv mit der Reiseabteilung der Kirche in Frankfurt und vielen freiwilligen Helfern zusammen, um die Anreise der ukrainischen und armenischen Jugendlichen abzusichern. Sie kamen schlussendlich aus zehn verschiedenen Ländern. So etwas hatte ich vorher noch nie in diesem Ausmaß organisiert.

Das Vorbereitungswochenende verging wie im Fluge. Maik, unser Supply Chain Genie, der alles beschaffen kann, hatte eine Bühnentechnikfirma organisiert, die die vorhandene Drei-Felder-Sporthalle in eine fantastische Arena verwandelte. Unser Team hatte voll zu tun, dabei zu unterstützen. Die Logistik war komplex. Wir holten anreisende Betreuer und Staff aus fünf verschiedenen umliegenden Städten, einschließlich Karlovy Vary in Tschechien, ab.

Am Montag ging es dann los. Es kam irgendwie wie eine Lawine über uns. Die Busse aus den Pfählen kamen recht knapp nacheinander an, aber diese Last wurde von den ACs und Betreuern sehr gut abgefangen. Leider waren wir so beschäftigt, dass wir nur wenig von den Willkommens-Tänzen und Begrüßungen gesehen haben.

Das Team

Wir als Admins und unser Admin Team waren bis spät mit den ankommenden ukrainischen Flüchtlingen und ihren Begleitern beschäftigt. Einige waren tagelang unterwegs. Eine Mutter kam mit ihren Teenagern und einem Kleinkind von der Krim und reiste fünf Tage über Estland bis nach Grünheide. Als sie ankam, hatte sie ein extrem angeschwollenes Bein mit massiver Trombosegefahr. Wir gaben ihr einen Segen und unsere Ärztin brachte sie ins nächstgelegene Krankenhaus, wo sie fünf Tage bleiben musste. Wir organisierten die Betreuung für das Kleinkind, das sie mitgebracht hatte. Eine andere ukrainische Mutter, die mit ihren Kindern aus Süddeutschland angereist war, kümmerte sich schließlich darum. Eine andere ukrainische Mutter kam mit ihren Teenagern und einem Baby mit dem Zug aus Plovdiv in Bulgarien. Ein ukrainischer Vater brachte seinen Sohn mit einem alten Auto, das fast auseinanderfiel, aus Stettin. Er wollte gleich wieder zurückfahren. Wir verpflegten ihn und gaben ihm dann etwas Geld für Reparaturen. Esther und Annett kümmerten sich um die Zimmer bzw. Ferienwohnungen, die wir für die Begleiter brauchten. Das waren nur ein paar Beispiele. Ich hatte bis spät in den Abend immer eine Schlange von Leuten vor meinem Schreibtisch, die viele Probleme mitgebracht hatten, für die wir glücklicherweise irgendwie, ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie Lösungen fanden. Unser Ärzteteam arbeitete auf Hochtouren. Einige unserer ukrainischen Freunde waren nach der langen Anreise so erschöpft, dass sie ihre Hilfe brauchten. An diesem Tag funktionierten wir einfach mit enormen Mengen freigesetztem Adrenalin. 😊

Am Nachmittag kam Sister Bonnie H. Cordon, die Präsidentin der Junge Damen Organisation der Kirche, mit ihrem Mann in Grünheide an und verbrachte den Abend mit den Jugendlichen. Das war ein tolles Erlebnis für alle. Leider hatten wir keine Zeit dafür, aber das war auch nicht unser Job.

Die Entschädigung für die Mühen war zu sehen, wie das großartige Konzept von FSY sofort Gestalt annahm, wie sich die Betreuer um ihre Gruppen kümmerten, die Wiedersehensfreude der ukrainischen Jugendlichen aus Kyiv als sie ihre Freunde sahen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und vieles mehr. Unter normalen Umständen wäre wahrscheinlich alles etwas geordneter abgelaufen. Wir mussten uns alle erst in die neue Umgebung und die neuen Aufgaben hineinfinden. Mit mehr Erfahrung hätten wir einige Dinge vorher besser antizipiert, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass so bleibende Erinnerungen entstehen, die uns prägen. Der Tag war chaotisch, aber die meisten der Teilnehmer dürften davon nichts mitbekommen haben.

Einen Höhepunkt gab es aber noch. Die kleine Gruppe aus Armenien hatte früh einen Anschlussflug in Wien verpasst. Wir arbeiteten daran, alles umzudisponieren – ihren Guide auf dem Flughafen in Berlin, die Shuttlefahrer und für zwei Begleiter, ein junges Ehepaar, die Bahntickets nach Freiberg, wo sie am nächsten Tag im Tempel für Zeit und Ewigkeit gesiegelt werden wollten.

Die Armenier kamen gegen Mitternacht in Grünheide an. Den Empfang, der ihnen von 60 Betreuern bereitet wurde, werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Das sind die Geschichten, die das Leben schreibt.

In der Nacht, kurz vor zwei Uhr schrieb ich dann noch WhatsApp Nachrichten mit Simon und Ronja, unseren Coaches, die zur gleichen Zeit als Admins für die internationale FSY-Woche in Blaubeuren dienten. „Lebt ihr noch?“, war der erste Satz. 😊 Das wurde während der Woche fast ein Ritual. Eine Woche nach dem FSY trafen wir uns in ihrem Heim in der Schweiz und hatten viel Spaß, als wir gegenseitig unsere Abenteuer Revue passieren ließen.

In den Folgetagen war die Arbeitslast weiterhin sehr hoch, aber wir fanden einen Rhythmus – bei weitem keinen perfekten, aber es lief. Es gab immer wieder größere und kleinere Probleme zu lösen, was bei 500 Leuten kein Wunder ist. Esther und ich waren sehr dankbar für unser Team. Klasse Leute, die über sich hinausgewachsen sind. Wir haben weiterhin Segen gegeben, wenn jemand einen brauchte, waren manchmal lost in translation, wenn grad alle Übersetzer beschäftigt waren, und ab und zu hatten wir ein paar Momente, die Atmosphäre einzusaugen, die von den Tagungseltern, Betreuern und Jugendlichen geschaffen wurde.

Dienstagmittag hatte ich beim Essen Gelegenheit, mich etwas mit Sister Cordon auszutauschen. Es war ein sehr wohltuendes Gespräch mit einer starken und erfahrenen Frau. Es war auch schön, am Dienstag, traditionell der Seminartag beim FSY, viele bekannte Gesichter unter den Lehrern zu treffen. Sie haben alle einen großartigen Job gemacht.

Als Administrator habe ich es als meine Aufgabe gesehen, aktiv dafür zu sorgen, dass keine Spannungen, die unter Stress im Team entstehen können, eskalieren, sondern dass möglichst ein guter Geist und gute Gefühle herrschen. Nicht jede Spannung konnte verhindert werden, dafür sind wir alle zu verschieden, aber ich habe versucht, ein ausgeglichener und ruhender Pol zu sein, pragmatische Entscheidungen zu treffen und sie mit Liebe zu erklären. Es ist nicht immer so gelungen, wie ich es gern gehabt hätte, aber ich habe es versucht. Stress nimmt mir den Appetit. In den ersten drei Tagen wurde ich von Esther und unseren Mitarbeitern zum Essen genötigt. Der Adrenalinlevel war sehr hoch. Wir sind mit durchschnittlich drei Stunden Schlaf klargekommen. Unser Sohn und seine Frau, die mentale Betreuer während der Woche waren und über psychologische Ausbildung verfügen, haben mir die Sache mit dem Adrenalinlevel nach dem FSY erklärt.

Sehr gern hätten wir mehr von den vielen FSY Veranstaltungen mitbekommen, die Morgenandachten der Tagungseltern und vieles mehr. Aber dafür waren wir nicht in Grünheide. Unsere Aufgabe war es, im Hintergrund alles am Laufen zu halten. Trotzdem konnten wir an einigen Dingen Anteil nehmen – den Banner & Cheer Abend am Mittwoch (tolle Präsentationen der Teams), einen Teil der Talentshow am Donnerstag (sehr beeindruckend) und ein bisschen Abschlussball am Freitag, obwohl wir dort schon wieder voll damit beschäftigt waren, die Heimreise der ukrainischen Flüchtlinge zu organisieren. Wir waren glücklich, dass die Jugendlichen eine so gute Zeit hatten. Die meisten haben sich vorbildlich verhalten. Einige wenige leider nicht so ganz. Es waren keine schlimmen Dinge dabei, aber es ist zusätzliche Arbeit entstanden – ich denke z.B. an mutwillige Toilettenverschmutzungen, von denen ich eine selbst beseitigt habe, was extrem eklig war. Das Personal des KiEZ war in der Regel entspannt, da sie offensichtlich an weit schlimmere Exzesse von alkoholisierten Besuchern das ganze Jahr über gewöhnt sind. Aber das ist nicht der Maßstab für uns als Mitglieder der Kirche. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, haben sich unsere Teilnehmer an unsere Maßstäbe gehalten und das wurde von den Betreibern des KiEZ sehr geschätzt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Mitglieder unseres Teams, die nachts für die Sicherheit gesorgt haben.

Corona hat uns nicht ganz verschont. Wir mussten eine Schwester aus der Ukraine, die mit ihren Kindern aus einem anderen europäischen Land angereist war, in Quarantäne schicken, da wir ihr Baby positiv getestet hatten. Gegen Ende der Woche hatten wir noch einen positiven Test und haben dafür unsere Zimmerreserven für die Quarantäne genutzt. Unsere Ärztin Connie hat mit ihrem Team ihr Bestes gegeben, wofür wir sehr dankbar sind. Trotzdem haben einige Jugendliche Corona mit nach Hause genommen. Wir waren aber froh, dass sich das Ausmaß während der Veranstaltung in engen Grenzen gehalten hat.

Am Samstag, dem Abreisetag, unser einziger Regenvormittag, erhielt ich früh um acht eine Hiobsbotschaft vom Travel Department in Frankfurt. Über Nacht waren fast alle gebuchten Shuttles, die nach Berlin, Frankfurt, Dresden und noch irgendwo anders hin fahren sollten, aus unerklärlichen Gründen gecancelt worden. Um neun Uhr begann die Abreise und einige Teilnehmer, die nicht mit den Bussen reisen konnten, mussten Flieger oder Züge erreichen. Wir hatten also nicht viel Zeit und mussten improvisieren. Irgendwie haben wir es geschafft, dass für alle gesorgt werden konnte und niemand irgendwo gestrandet ist. Das war nur möglich, weil einige aus dem Team spontan noch mehr Zeit geopfert und Fahrdienste übernommen haben.

Nach der Abschlussandacht mit dem kompletten Team und unserem zuständigen Gebietssiebziger Elder Michael Cziesla war es Zeit, sich zu verabschieden. Wir sind in dieser Woche zusammengewachsen. Es war ein besonderes Erlebnis.

Wir hatten danach noch mehrere Wochen mit allen finanziellen Abrechnungen zu tun. Der Adrenalinspiegel normalisierte sich und die Erinnerungsphase setzte ein.

Bedanken möchte ich mich bei Michael, der uns sein Vertrauen schenkte und uns einfach machen ließ, aber zur Stelle war, als wir ihn brauchten. Herzlichen Dank auch an Claudia und Jens, die Tagungseltern, Lovis und Nicolai, die Koordinatoren und das gesamte Team. Es war uns ein Ehre, mit allen zusammenzuarbeiten. Das Motto der Tagung war „Trust in the Lord“ – „Vertrau auf den Herrn“. Das haben wir getan.

P.S. Wir haben immer noch einige Fundsachen. 😊

Jerusalem Vortrag

Im September letzten Jahres wurde ich von der Frauenorganisation unseres Pfahles gebeten, einen Vortrag über die Geschichte Jerusalems zu halten. Das habe ich getan. Danach gab es verschiedene Anfragen, den Vortrag zu wiederholen.

Damit fange ich am Freitag, den 14.01.2022 um 19:00 mit einem Zoom-Vortrag für die Gemeinden Chemnitz und Hohenstein-Ernstthal an. Wir haben entschieden, aufgrund der gegenwärtigen Pandemiesituation keine Präsenzveranstaltung im Gemeindehaus durchzuführen sondern Zoom zu nutzen, wodurch auch Interessierte teilnehmen können, die nicht im Raum Chemnitz wohnen.

Ich lade alle Leserinnen und Leser, die sich für dieses spannende Thema interessieren, herzlich dazu ein.

Die Zugangsdaten sind im Bild oben zu finden. Es kann auch dieser Link genutzt werden:

https://us02web.zoom.us/j/87924533155?pwd=TjNTZEp1ZnhMU0Q1N1hhZ2lER3Vpdz09

Ich hoffe, dass im Verlauf des Jahres die anderen Anfragen auch wieder in Person verwirklicht werden können.

Standhaftigkeit Teil 1

Standhaftigkeit oder die Kraft haben, das Richtige zu wählen, wenn es schwierig ist.

Vorvergangenen Sonntag habe ich für die Jugendlichen unserer Gemeinde eine Online-Klasse über die erste Hälfte des Buches 3. Nephi im Buch Mormon gegeben. Ich finde diesen Teil der Heiligen Schriften überaus wichtig, um unsere Zeit besser zu verstehen. Es gibt so viele Analogien zu den Zuständen in der Welt, die wir gegenwärtig erleben bzw. in den kommenden Jahren noch erleben werden. Um diese Zusammenhänge zu erkennen, braucht es Demut in Herz und Sinn und die Bereitschaft, die Schriften auf sich selbst zu beziehen. Es braucht außerdem den bestätigenden Einfluss des Heiligen Geistes.

Vor einigen Monaten postete einer meiner Kontakte in LinkedIn diese Karikatur.

Über das Bild wurde in den Kommentaren lebhaft und kontrovers diskutiert. Mich hat es zu intensivem Nachdenken angeregt. Es mag sein und ist sehr verständlich, dass wir uns diesen Tsunamis, die stellvertretend für viele mächtige Einflüsse und Entwicklungen stehen, etwas hilflos ausgesetzt fühlen. Manche Menschen spielen die Gefahren herunter oder glauben, dass man ohne große Veränderungen irgendwie davonkommen wird. Andere behaupten, dass es gar keine ernstzunehmenden Gefahren gibt und machen deshalb weiter wie immer.

Der größte Teil der Menschheit beginnt aber zu begreifen, dass es dringend notwendig ist, in vielerlei Hinsicht, drastische Kursänderungen vorzunehmen, denn es wird nicht möglich sein, die Gesetze von Ursache und Wirkung außer Kraft zu setzen. Allerdings greift die Karikatur etwas zu kurz und berücksichtigt entscheidende Einflussfaktoren nicht. Über die möchte ich etwas mehr schreiben.

Irgendwer hat mir die nächste Karikatur geschickt, die symptomatisch für unsere Zeit ist. Ändern sollen sich vorzugsweise immer die Anderen.

Diese Einstellung ist logischerweise nicht nachhaltig und beim Umgang mit den Tsunamis nicht hilfreich.

Was lernen wir nun aus 3. Nephi?

In diesem Beitrag habe ich schon mal darüber geschrieben:

https://thomashengst.com/2020/04/19/essay-fuer-eine-bemerkenswerte-frau/

Im 2. Kapitel, Vers 1 und 3 lesen wir (heute ebenfalls innerhalb und außerhalb der Kirche zu erleben): „Und es begab sich: … und das Volk fing an, jene Zeichen und Wunder zu vergessen, die es gehört hatte, und staunte allmählich immer weniger über ein Zeichen oder ein Wunder vom Himmel, so sehr, dass es anfing, in seinem Herzen hart und in seinem Sinn verblendet zu werden, und allmählich alles nicht mehr glaubte, was es gehört und gesehen hatte … Und es begab sich: Das Volk wurde allmählich in Schlechtigkeit und Gräueltaten stark, und es glaubte nicht, dass noch weitere Zeichen oder Wunder gegeben werden würden; und der Satan ging umher und verleitete dem Volk das Herz und versuchte es und veranlasste es, große Schlechtigkeit im Land zu begehen.

Die Folge war eine große Spaltung und das Heranwachsen einer massiven Bedrohung der staatlichen Ordnung und Existenz durch das organisierte Verbrechen, so brachial wie ein Tsunami.

Warum verloren so viele Menschen den ehrlichen, praktizierten Glauben an Gott (keinen lippenbekennerischen „Pseudoglauben“), gaben wichtige Werte auf, fingen an, mit unsinnigen und unakzeptablen Haltungen zu sympathisieren, sie aktiv oder passiv zu unterstützen und stumpften in ihren Empfindungen so ab, dass viele schlussendlich zu entsetzlichen Gräueltaten fähig wurden?

Welche Brüche in einer ausgewogenen Beziehung zu Gott gab es und weshalb? Warum wurde diesen Leuten ein bewährtes Wertesystem lästig? Mit welchen Argumenten ließen sie sich polarisieren oder sind gegenüber gesellschaftlichem Druck eingeknickt.

Einen der möglichen Gründe hat es schon immer gegeben. Es hat mit der Perspektive und der Vorstellung vom Wesen Gottes zu tun. Wenn ich Gott als ein Wesen betrachte, dass entweder überflüssig oder möglichst kompatibel mit meinem Willen sein sollte, wird es über kurz oder lang zu Konflikten oder einem Bruch mit dem offenbarten Wort Gottes kommen bzw. mit denen, die es verkünden. Wenn die Perspektive nur bis zum Ende des Lebens reicht, braucht es eigentlich keinen Gott, Christus oder Propheten. Man muss ja nicht an Gott glauben oder kann sich einen bequemeren definieren, der immer mit variablem Zeitgeist und wechselnden Moralvorstellungen kompatibel ist.

Im Gegensatz dazu, und das ist meine Überzeugung, sprechen die Heiligen Schriften sehr klar von einem Gott, dessen buchstäbliche Geistkinder wir sind und dessen Streben darin besteht, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (siehe Köstliche Perle, Moses 1:39), weil er uns auf eine Art und Weise liebt, die wir oft nur zum Teil erfassen und vor allem weil er eine vollständige Erkenntnis davon hat, was dazu notwendig ist. Als unser Vater und Schöpfer hat er mit Jesus Christus einen Erretter gesandt, durch dessen Sühnopfer einschließlich seiner Auferstehung der physische Tod aller Menschen überwunden wird und jedem von uns, die Möglichkeit offensteht, zum Vater zurückzukehren und an allen Segnungen und an dem Glück teilzuhaben, die Er bereit ist, mit uns zu teilen, wenn wir bereit sind, Ihm zu folgen. Er hat uns dazu Entscheidungsfreiheit gewährt, wodurch wir den Gesetzen von Ursache und Wirkung unterworfen sind. Dies ist essentiell für unsere Entwicklung über unser irdisches Leben hinaus.

Das ist eine völlig andere Perspektive und jeder wird verstehen, dass, je nachdem welche Perspektive man einnimmt, viele wichtige Lebensfragen anders beantwortet werden. Zum Beispiel: ob Werte, Moral und Wahrheit ewig sind oder jeweils nach den Bedürfnissen der Menschen geändert werden sollten. Oder: wer ist schuld am Ungemach, das in der Welt geschieht? Ist es ein nachlässiger oder grausamer Gott, der doch eingreifen müsste, wenn irgendwo etwas Schlimmes geschieht. Oder liegt es vielmehr an den Menschen selbst, denen Entscheidungsfreiheit und Verantwortung übertragen wurde, damit es überhaupt einmal Rechenschaftspflicht vor Gott und vollkommene Gerechtigkeit durch Ihn geben kann.

Das fatale an der Begebenheit ist, dass es die Menschen damals nicht geschafft haben, trotz ihrer unterschiedlichen Positionen vernünftig miteinander umzugehen, ohne dass es zu extremistischen Auswüchsen kommt. Die Konsequenzen waren, wie auch oft vorher und nachher in der Geschichte, furchtbar.

Als ihnen das Wasser schließlich bis zum Hals stand, mussten die Nephiten und Lamaniten, die ihre gesellschaftliche Ordnung nicht preisgeben wollten, ein Zweckbündnis eingehen. Wie wir später sehen werden, geschah das bei vielen offensichtlich nicht aus Überzeugung, sondern mehr aus einer Einsicht in die Notwendigkeit.

Dieses Bündnis erfüllte aber letztendlich seinen Zweck. Durch eine Besinnung auf gemeinsame Werte, Umkehr zu Gott und zumindest temporären Zusammenhalt wurden den organisierten Verbrechern die Existenzgrundlagen entzogen und der Tsunami trocken gelegt. Sie wurden militärisch vollständig besiegt.

Nach diesem Sieg gab es eine kurze Periode geistiger und materieller Prosperität im Einklang mit den Geboten Gottes – gewissermaßen ein positives Ursache-Wirkung-Beispiel.

3. Nephi 6:4 und 5:

Und abermals fingen sie an, zu gedeihen und groß zu werden; und das sechs- und das siebenundzwanzigste Jahr vergingen, und es gab große Ordnung im Land; und sie hatten ihre Gesetze mit Unparteilichkeit und Gerechtigkeit gestaltet.
Und nun gab es im ganzen Land nichts, was das Volk daran hinderte, sich beständigen Wohlergehens zu erfreuen, außer wenn es in Übertretung fallen würde.

Genau das geschah aber – in einem historisch extrem kurzem Zeitraum von einigen wenigen Jahren.

3. Nephi 6: 10-14:

Aber es begab sich: Im neunundzwanzigsten Jahr, da fingen einige Auseinandersetzungen unter dem Volk an; und einige wurden wegen ihres überaus großen Reichtums im Stolz und im Prahlen überheblich, ja, sogar bis zu großen Verfolgungen;
denn es gab viele Kaufleute im Land und auch viele Gesetzeskundige und viele Beamte.
Und das Volk fing an, sich nach Klassen zu unterscheiden, gemäß seinen Reichtümern und seinen Bildungsmöglichkeiten, ja, einige waren wegen ihrer Armut unwissend, und andere erhielten wegen ihres Reichtums viel Bildung.
Einige waren im Stolz überheblich, und andere waren überaus demütig; einige vergalten Schimpf mit Schimpf, während andere Schimpf und Verfolgung und allerart Bedrängnisse über sich ergehen ließen und sich nicht umwandten und ihrerseits schmähten, sondern demütig und reumütig vor Gott waren.
Und so entstand im ganzen Land eine große Ungleichheit, sodass die Kirche anfing auseinanderzubrechen, ja, sodass die Kirche im dreißigsten Jahr im ganzen Land auseinandergebrochen war, außer unter einigen der Lamaniten, die sich zum wahren Glauben bekehrten; und sie wollten nicht davon ablassen, denn sie waren fest und standhaft und unverrückbar und mit allem Eifer bereit, die Gebote des Herrn zu halten.

Einige Jahre vorher gab es einen Propheten mit Namen Samuel, der genau diese Zustände angeprangert und ernsthafte Warnungen über die Folgen ausgesprochen hatte. Er schilderte im Detail, was sich als Zeichen der Geburt und Kreuzigung Christi begeben würde. Seine Prophezeiungen wurden äußerst negativ aufgenommen, denn sie forderten zu Veränderungen eines sündhaften Lebenswandels auf. Es waren unliebsame Nachrichten, speziell die Ankündigung großer Katastrophen, die diejenigen treffen würde, die die Gebote Gottes missachten.

In Helaman 14:30 und 31 wird er wie folgt zitiert:

Und nun denkt daran, denkt daran, meine Brüder: Wer zugrunde geht, fügt sich das Zugrundegehen selbst zu, und wer Übles tut, der tut es sich selbst an; denn siehe, ihr seid frei; es ist euch gewährt, für euch selbst zu handeln; denn siehe, Gott hat euch die Erkenntnis gegeben, und er hat euch frei gemacht.
Er hat euch gegeben, Gut von Böse zu unterscheiden, und er hat euch gegeben, das Leben zu wählen oder den Tod; und ihr könnt Gutes tun und zu dem wiederhergestellt werden, was gut ist, oder dass euch das, was gut ist, wiederhergestellt wird; oder ihr könnt Böses tun und euch das, was böse ist, wiederherstellen lassen.

Zurück ins Jahr 30 – 33 n. Chr.: In 3. Nephi Kapitel 6 und 7 werden die Zustände beschrieben, nachdem die Kirche auseinandergebrochen war. Es gab nur wenige, die an das Kommen von Jesus Christus glaubten. Sie standen unter enormen Verfolgungsdruck. Propheten, die Samuels Prophezeiungen wiederholten, wurden umgebracht. Die Regierung war unfähig.

3. Nephi 7:6-8:

Und die Anordnungen der Regierung wurden zunichtegemacht wegen der geheimen Verbindung der Freunde und Verwandten derer, die die Propheten ermordeten.
Und sie verursachten einen großen Streit im Land, sodass beinah der ganze rechtschaffenere Teil des Volkes schlecht geworden war; ja, es gab unter ihm nur noch wenige rechtschaffene Männer.
Und so waren noch keine sechs Jahre vergangen, seit der größere Teil des Volkes sich von seiner Rechtschaffenheit abgewandt hatte, wie ein Hund sich dem, was er gespien hat, oder wie eine Sau sich dem Kot, worin sie sich gewälzt hat, zuwendet.

In 3. Nephi 8:4 wird die Geisteshaltung der Mehrheit des Volkes zusammengefasst.

Und im Volk fingen große Zweifel und Auseinandersetzungen an, ungeachtet dessen, dass so viele Zeichen gegeben worden waren.

Diese Haltung sollte sich als großer Irrtum erweisen. Die Doktrin klassischer Antichristen im Buch Mormon wie Korihor (siehe Alma 30) und Scherem (siehe Jakob 7), wurde vollständig widerlegt. Beide waren zu ihrer jeweiligen Zeit anfangs sehr erfolgreich, denn es ist leicht, etwas zu attackieren oder zu relativieren, das Glaube, Disziplin und persönliche Rechtschaffenheit erfordert.

Zitat von Korihor aus Alma 30, Verse 13 – 18:

O ihr, die ihr durch eine törichte und vergebliche Hoffnung niedergebunden seid, warum unterjocht ihr euch solchen Torheiten? Warum schaut ihr nach einem Christus aus? Denn kein Mensch kann von irgendetwas wissen, was kommen soll.
Siehe, das, was ihr Prophezeiungen nennt, wovon ihr sagt, es sei von heiligen Propheten überliefert worden, siehe, das sind törichte Überlieferungen eurer Väter.
Wie wisst ihr, dass sie gewiss und wahr sind? Siehe, ihr könnt nicht von etwas wissen, was ihr nicht sehr; darum könnt ihr nicht wissen, dass es einen Christus geben wird.
Ihr schaut voraus und sagt, ihr seht eine Vergebung eurer Sünden. Aber siehe, das ist die Auswirkung eines wirren Sinnes; und diese Verwirrung eures Sinnes kommt von den Überlieferungen eurer Väter, die euch verführen, an etwas zu glauben, was nicht so ist.
Und noch viel Derartiges mehr sprach er zu ihnen; er sagte ihnen, dass kein Sühnopfer für die Sünden der Menschen vollbracht werden könne, sondern dass es jedermann in diesem Leben so ergehe, wie es dem Verhalten des Geschöpfes entspreche; darum gedeihe jeder Mensch, wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche; und was auch immer jemand tue, sei kein Verbrechen.
Und so predigte er ihnen und verführte vielen das Herz; er veranlasste sie, in ihrer Schlechtigkeit das Haupt emporzuheben, ja, er verführte viele Frauen und auch Männer, Hurerei zu begehen – denn er sagte ihnen, wenn der Mensch tot sei, dann sei dies das Ende.

Auch heute sind diese Ansichten sehr populär und werden bereitwillig übernommen. Sie sind aber weder wahr noch nachhaltig, wie u.a. die Biografien von Scherem und Korihor beweisen. Lassen wir die Geschichte weiter für sich selbst sprechen. Sie zeigt, wie irrelevant diese Philosophien waren.

3. Nephi 8:5:

Und es begab sich: Im vierunddreißigsten Jahr, im ersten Monat, am vierten Tag des Monats, da erhob sich ein großer Sturm, wie man ihn im ganzen Land noch nie erlebt hatte.

In den folgenden Versen wird geschildert, wie sich die Prophezeiungen Samuels in allen Einzelheiten erfüllten – mit enormen Konsequenzen. Das Gesetz von Ursache und Wirkung traf das unvorbereitete Land mit voller Wucht und enormer Zerstörungskraft.

Als die Natur nach drei Tagen wieder zur Ruhe gekommen war, hörte man die Überlebenden klagen (siehe 3. Nephi 8:23 – 25):

Und es begab sich: Es dauerte den Zeitraum von drei Tagen, dass kein Licht zu sehen war; und es gab unter dem ganzen Volk beständig großes Trauern und Heulen und Weinen; ja, groß war das Stöhnen der Menschen wegen der Finsternis und der großen Zerstörung, die über sie hereingebrochen war.
Und an einer Stelle hörte man sie schreien, nämlich: O dass wir vor diesem großen und schrecklichen Tag umgekehrt wären, denn dann wären unsere Brüder verschont worden …
Und an anderer Stelle hörte man sie schreien und klagen, nämlich: O dass wir vor diesem großen und schrecklichen Tag umgekehrt wären und nicht die Propheten umgebracht und gesteinigt und ausgestoßen hätten; dann wären unsere Mütter und unsere anmutigen Töchter und unsere Kinder verschont worden … Und so war das Heulen des Volkes groß und schrecklich.

Viele fragen: Wie konnte Gott das zulassen? Das bringt uns wieder zu der eingangs gestellten Frage zum Wesen und den Absichten Gottes. Ohne Zweifel könnte Gott, der allmächtig ist, jederzeit eingreifen. Es gibt aber einen Plan, der vor Grundlegung der Welt beschlossen wurde. Neben seinen einzigartigen Perspektiven für unsere Zukunft, gehören Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für unser Handeln zu seinen größten Errungenschaften. Das impliziert, dass wir nicht nur universell gültigen physikalischen sondern auch geistigen und moralischen Prinzipien und Gesetzen unterworfen sind, deren Befolgung oder Nichtbefolgung unweigerlich Auswirkungen auf uns haben werden – früher oder später – und die wir nicht nach Gutdünken außer Kraft setzen können. In diesem Licht sollten wir lesen, was Jesus Christus selbst erklärt hat. Siehe 3. Nephi 9:13 – 17:

O ihr alle, die ihr verschont seid, weil ihr rechtschaffener wart als sie, wollt ihr nicht jetzt zu mir zurückkommen und von euren Sünden umkehren und euch bekehren, damit ich euch heile?
Ja, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr zu mir kommt, werdet ihr ewiges Leben haben. Siehe, mein Arm der Barmherzigkeit ist euch entgegengestreckt, und wer auch immer kommt, den werde ich empfangen; und gesegnet sind jene, die zu mir kommen.
Siehe, ich bin Jesus Christus, der Sohn Gottes. Ich habe die Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist, erschaffen. Ich war von Anfang an beim Vater. Ich bin im Vater und der Vater in mir, und in mir hat der Vater seinen Namen verherrlicht.
Ich bin zu den Meinen gekommen, und die Meinen haben mich nicht empfangen. Und die Schriften über mein Kommen sind erfüllt.
Und all jenen, die mich empfangen haben, denen habe ich es gegeben, Söhne [und Töchter, Anm. vom Verfasser] Gottes zu werden; und so werde ich es auch all jenen, die an meinen Namen glauben werden, denn siehe, durch mich kommt die Erlösung, und in mir ist das Gesetz des Mose erfüllt.

Jesus spricht im Moment des größten Unglücks, das diesen Menschen zugestoßen ist, von Heilung und den Voraussetzungen dafür. Er spricht auch von Barmherzigkeit und wie sie mit der Gerechtigkeit zusammenwirkt. Wenig später erschien Jesus der Menge und gab Zeugnis von Seinem Sühnopfer (siehe 3. Nephi 11:10 – 11):

Siehe, ich bin Jesus Christus, von dem die Propheten bezeugt haben, er werde in die Welt kommen.
Und siehe, ich bin das Licht und das Leben der Welt; und ich habe aus jenem bitteren Kelch getrunken, den der Vater mir gegeben hat, und habe den Vater verherrlicht, indem ich die Sünden der Welt auf mich genommen habe; und darin habe ich den Willen des Vaters in allem von Anfang an gelitten.

In der Folge wiederholte Jesus Christus die Lehren, die er bereits während seines irdischen Wirkens verkündet hatte. Auch darüber habe ich bereits gebloggt (siehe https://thomashengst.com/2020/04/19/essay-fuer-eine-bemerkenswerte-frau/).

Am Ende Seiner Bergpredigt weist Jesus darauf hin, wie wichtig es ist, Seine Worte ernst zu nehmen und zu befolgen, in dem er ganz klar auf das Prinzip von Ursache und Wirkung hinweist. Siehe 3. Nephi 14:24 – 27:

Darum: Wer diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem weisen Mann vergleichen, der sein Haus auf einem Felsen baute –
und der Regen fiel, und die Fluten kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf einem Felsen gegründet.
Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann gleichen, der sein Haus auf dem Sand baute –
und der Regen fiel, und die Fluten kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und groß war sein Fall.

Wenden wir uns der Gegenwart zu. Wir erleben, dass das oben beschriebene Prinzip in allen Lebensbereichen weithin verletzt wird. Aus der IT kennen wir Hotfixes – schnelle Problembehebungen, die meist nicht gründlich getestet werden können oder durch fehlende Informationen, Analysen oder Erkenntnisse unvollständig bzw. fehlerhaft sind und daher sehr oft neue Probleme verursachen. Je besser ein Problem und seine Auswirkungen verstanden werden, umso größer ist die Chance, dass es nachhaltig gelöst werden kann.

Wir könnten Bände füllen mit den Problemen, die uns als Menschheit umgeben und die mehr als einen Hotfix benötigen. Dazu gehören unzählige politische, gesundheitliche und wirtschaftliche Themen, Umweltprobleme u.v.m. Viele erfahren signifikante mediale Aufmerksamkeit. Dem aufmerksamen Beobachter wird schnell klar, wie viel Unklarheit und Uneinigkeit in vielen Bereichen herrscht, wie denn nun nachhaltige Lösungen aussehen sollten und vor allem, wie sie implementiert werden könnten. Dies trifft insbesondere auch für gesellschaftliche und zwischenmenschliche Probleme zu. Sie erhalten vergleichsweise weniger Aufmerksamkeit, besonders diejenigen, die sich nicht so gut für Schlagzeilen eignen, aber im Stillen viel größere Wirkungen entfalten, als z.B. manche Themen deren Vertreter besonders laut sind. Es wird heutzutage heftig mit Hotfixes mit globalen Dimensionen experimentiert, häufig ohne Kenntnis oder fundiertes Wissen, wie sie sich in 5, 10, 20, 50 oder 100 Jahren auswirken werden.

Als Mitglieder der Kirche Jesu Christi glauben wir daran, dass Gott, im Unterschied zu uns Menschen, ganz genau weiß, wie sich menschliches Verhalten im kleinen, ja sogar persönlichen, als auch im großen Maßstab auswirkt. Sein Wille und Wort sind ausführlich und im Zusammenhang mit fortlaufender Offenbarung durch Propheten auch hinreichend klar dokumentiert. Er hat uns außerdem mit dem Heiligen Geist eine Person der Gottheit als Helfer zur Seite gestellt, die uns mit ihrem tröstenden und bestätigendem Einfluss Zeugnis von der Wahrheit geben kann, wenn wir uns um diesen Einfluss bemühen.

Wir glauben außerdem daran, dass durch die Missachtung der Gebote Gottes, egal in welchem Lebensbereich und in welchem Maßstab, Probleme geschaffen werden, deren Auswirkungen sich unweigerlich anhäufen werden und im schlimmsten Fall nicht mehr beherrscht werden können. Ich habe deshalb die Darstellung am Anfang dieses Beitrags um ein paar Punkte ergänzt.

Ein wichtiger Bestandteil meines Glaubens sind die im Evangelium Jesu Christi enthaltenen Werkzeuge, mit denen Probleme zum positiven beeinflusst, gelöst und manchmal auch einfach nur ertragen werden können. So bedrohlich die dargestellten Tsunamis auch sein mögen – Gottes Plan der Erlösung gibt uns in seiner Vollständigkeit die Zuversicht, die erforderlich ist, um sich standhaft für das Gute und Richtige zu entscheiden – auch wenn es schwierig sein mag.

In Teil 2 werde ich näher auf meine Zeichnung eingehen und wie mir mein Glaube und das, was ich in vielen Jahren Engagement in meiner Kirche gelernt habe, helfen, den Herausforderungen mit Zuversicht zu begegnen. Ich werde auch darauf eingehen, weshalb ich ein Nachlassen im Glauben und in der Arbeit für die Kirche in diesen turbulenten Zeiten für genau den falschen Weg halte.

In Teil 3 werde ich darüber schreiben, wie ich mit konstruktiver und destruktiver Kritik am Glauben und an der Kirche, die mir wichtig und wertvoll ist, umgehe und wie man mit Gelassenheit, Güte und Stärke auf Spott, Missachtung von Dingen, die uns heilig sind, und andere Attacken reagieren kann.

Diesen Teil möchte ich mit einem Zitat von Russell M. Nelson, Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, schließen:

Heutzutage hört man oft von einem „neuen Normalzustand“. Wenn Sie einen neuen Normalzustand wirklich annehmen wollen, bitte ich Sie, Ihr Herz, Ihren Sinn und Ihre Seele zunehmend dem Vater im Himmel und seinem Sohn Jesus Christus zuzuwenden. Lassen Sie dies zu Ihrem neuen Normalzustand werden.
Nehmen Sie Ihren neuen Normalzustand an, indem Sie jeden Tag umkehren. Bemühen Sie sich darum, in Gedanken, Wort und Tat immer reiner zu werden. Dienen Sie anderen geistlich. Richten Sie Ihren Blick stets auf die Ewigkeit. Machen Sie Ihre Berufungen groß. Und leben Sie trotz aller Herausforderungen, meine lieben Brüder und Schwestern, jeden Tag so, dass Sie besser vorbereitet sind, vor Ihren Schöpfer zu treten.
“ (Präsident Russell M. Nelson, Generalkonferenz Oktober 2020)

Fundamente

Vor über drei Jahren habe ich mal einen Beitrag über die Wichtigkeit eines wertebasierten Fundaments in unserem Leben gepostet.

Siehe https://thomashengst.com/2016/01/31/eine-etwas-andere-bildergeschichte/

Diese Woche war ich mit meiner Frau im Visitor Center des St. George Utah Tempels der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Wir lernten dort ein sehr nettes Missionarsehepaar kennen, Sister und Elder Crane aus Houston, Texas, die für zwei Jahre in St. George dienen.

Elder Crane erzählte uns eine Begebenheit aus der Geschichte des St. George Tempels, die ich noch nicht kannte.

Als die Pioniere im Jahre 1871 mit dem Bau des Tempels begannen, wurden sie mit einem, besonders in Hinblick auf die begrenzten technischen Möglichkeiten in der damals völlig abgelegenen Gegend, schwerwiegenden Problem konfrontiert. Der Untergrund war so weich, dass man einen 4 Meter langen Pfahl mit bloßen Händen komplett in den Boden rammen konnte.

Bei Grabungen fand man drei Wasserquellen, die umgeleitet wurden. Trotzdem war der Untergrund immer noch nicht für ein sicheres Fundament geeignet. Es wurde deshalb ein bis zu 4 Meter breiter und 1,70 Meter tiefer Graben für das Fundament ausgehoben. Da die Feuchtigkeit den Sandstein, der für den Bau des Tempels verwendet wurde, allmählich zersetzt hätte, füllten die Bauleute den Graben mit Lavasteinen, die in der Umgebung zu finden waren.

Um die Lava ausreichend zu verdichten, wurde eine ausgediente Kanone verwendet.

Diese wurde vollkommen mit Blei gefüllt, so dass sie schließlich 450 Kilogramm wog. Die Kanone wurde dann aus 11 Metern Höhe als Ramme zur Verdichtung des Bodens genutzt. Präsident Brigham Young wies die Arbeiter an, dass die Verdichtung erst dann ausreichend war, wenn die Kanone beim Aufprall mindestens dreimal zurückprallen würde. Teilweise wurde dadurch das Lavagestein zusätzlich bis zu 1,5 Meter in den Boden gedrückt. Die Arbeiten am Fundament dauerten 18 Monate, rund ein Viertel der gesamten Bauzeit.

Der Tempel ist nun seit über 140 Jahren in Betrieb. Er ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern ein Symbol für den Glauben und die Hingabe der Mormonenpioniere, die unter großen Opfern und unter schwierigen Umständen ein bemerkenswertes Vermächtnis hinterlassen haben.

Diese Begebenheit unterstreicht die Wichtigkeit eines sorgfältig errichteten, soliden Fundaments, auch wenn damit überdurchschnittlich große Bemühungen verbunden sind. Das betrifft insbesondere auch unser geistiges Fundament – die Werte, den Glauben und die Erkenntnis auf denen es errichtet werden sollte, damit wir ausreichend Sicherheit und Stabilität im Leben haben können. Dies wird heutzutage immer kritischer durch die Kackophonie unterschiedlichster Meinungen, mit denen wir zu allen möglichen Lebensfragen konfrontiert werden. Es wird noch dadurch verschärft, da Personen, die vorgeben, öffentliche Meinungen zu bestimmen, in welcher Funktion auch immer, von Idee zu Idee irrlichtern, da ihnen selbst die Werte und Fundamente abhanden gekommen sind. Es ist besorgniserregend.

Brigham Young’s inspirierter Rat und Weisung war essentiell beim Bau dieses Tempels. Letztes Wochenende war Generalkonferenz der Kirche. Die Botschaften von Aposteln und Propheten sind nicht nur relevant für die Mitglieder der Kirche, sondern für die Menschheit allgemein. Sie können uns maßgeblich helfen, feste Fundamente für unser Leben zu errichten oder deren Qualität verbessern, wenn wir uns gründlich damit beschäftigen und das konsequent anwenden, was wir daraus lernen.

Vielen Dank, Elder Crane für das gute Gespräch und die Anregungen.

Vortrag zum Pfahl-Bildungstag Dresden

Heute fand in Freiberg der Bildungstag des Pfahles Dresden statt. Ich war eingeladen, einen Vortrag zum Thema Freimaurer, Tempel und die Kirche des Herrn zu geben. Ich gehe seit fast 34 Jahren so regelmäßig wie möglich in den Tempel. Das ist die eine Seite. Da ich kein praktizierender Freimaurer bin, habe ich mich diesem Teil des Themas intensiv und mit dem gebotenen Respekt vor den Gebräuchen dieser ehrenwerten Organisation genähert. Herzlichen Dank an alle, die mir dabei behilflich waren, besonders meinem Freund Thomas Lehmann, der selbst ein praktizierender Freimaurer ist.

Wie versprochen stelle ich den Vortrag hier allen Interessenten zur Verfügung. Die Präsentation ersetzt natürlich in keiner Weise den verbalen Vortrag. Ich hoffe aber, dass damit Denkanstöße gegeben werden und Anregungen, selbst zu studieren. Mit mehr Zeit hätten wir uns heute noch eingehender mit Lehre und Bündnisse Abschnitt 124 beschäftigt. Fragen zu meiner Präsentation beantworte ich gern im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Pfahlbildungstag 2019 Freiberg – Freimaurer, Tempel und die Kirche des Herrn

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Zum Jahresausklang – ein Stück persönliche Geschichte

Die Idee für den letzten Post im Jahr 2018 kam mir heute früh. Ich lese zur Zeit unter anderem die Ansprachen der letzten Generalkonferenz von hinten nach vorn. Heute morgen war ich bei Elder Gerrit W. Gong gelandet. Er sprach über Erfahrungen, die er vor Jahren beim Aquarellieren mit Elder Richard G. Scott machen durfte. Die Begebenheit erinnerte mich an einige Wochen meines Lebens in den Jahren 1996 und 1997.

Irgendwann 1996 wurde anlässlich des 150. Jahrestages der Ankunft der Pioniere im Salzseetal, der 1997 begangen wurde, der 4. Kunstwettbewerb der Kirche ausgeschrieben. Thema waren Szenen aus der internationalen Geschichte der Kirche. Das hat mich so stark beschäftigt, dass ich beschloss, daran teilzunehmen. Es sollte ein großformatiges Ölgemälde werden, inspiriert von meinen Erfahrungen als Ostdeutscher und Thomas S. Monson´s Buch „Faith Rewarded“. Was dann folgte gehört zu den besonderen Erfahrungen, die mich sehr stark geprägt und meine Überzeugungen enorm gefestigt haben.

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wo ich das Bild in unserer 70 qm Plattenbauwohnung, in der wir mit unseren drei Kindern lebten, gemalt habe. Irgendwie ging es.

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Zum Stichtag musste man ein Foto mit Kurzbeschreibung einschicken. Nach einigen Wochen kam Post aus Salt Lake City mit der Information, dass mein Bild eines von 150 Werken ist, die aus 600 Einsendungen für eine Ausstellung im Museum of Church History and Art in Salt Lake City ausgewählt wurden.
Ich habe das Bild rahmen lassen und ein Bruder aus der Gemeinde hat geholfen, eine Verpackung zu bauen.

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Im Januar oder Februar 1997 habe ich das Bild mit meinem Sohn Gordon ins Versandzentrum der Kirche in Friedrichsdorf gebracht. Den Tag vergesse ich nie – es gab Blitzeis und die Autofahrt war spannend. In Friedrichsdorf war es so glatt, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. 🙂

Kurze Zeit später erhielt ich eine Einladung an der Eröffnung der Ausstellung teilzunehmen. Eigentlich konnten wir uns das nicht leisten, aber irgendwie hat meine Frau Esther unseren ersten Trip nach Amerika organisiert.

Die Vernissage fand Anfang März 1997 in der Assembly Hall auf dem Tempel Square in Salt Lake City unter der Leitung eines Mitgliedes der Präsidentschaft der Siebziger statt – für uns eine Riesenerfahrung.

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Nach der Vernissage wurden wir ins Museum eingeladen, um die Ausstellung zu sehen, bevor sie für das Publikum geöffnet wurde. Wir waren begeistert von dem, was wir sehen durften.

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Zitat vom Poster oben: „For this exhibit contemporary artists worldwide have submitted a broad variety of artwork commemorating the early pioneers and expressing how the spirit of pioneering has been reflected in their own or other Church member’s lives.“

Das war auch mein Anliegen. Die Geschichte der Kirche hinter dem „Eisernen Vorhang“ hat mein Leben und das Leben vieler Menschen, die ich liebe, mit denen ich mich eng verbunden fühle und die mich immer beeindruckt haben, enorm beeinflusst. Als ich das Bild gemalt habe – meistens spät abends – hatte ich so starke Gefühle über unsere spezielle Identität innerhalb der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die besonderen Bedingungen unter denen wahre Pionierarbeit geleistet wurde.

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März 1997 in der Ausstellung in Salt Lake City

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Dezember 2018 in meiner Garage in Hohenstein-Ernstthal – auf der Suche nach einem Platz, wo ich es hinhängen kann.

Das Gemälde enthält sechs Themen:

Links oben: Die Schrecken des 2. Weltkrieges, ausgebombte Städte, Zerstörung, Leid und Tod, entwurzelte Menschen auf der Flucht – darunter auch viele Mitglieder der Kirche. Meine Schwiegermutter hat manchmal von der Festung Breslau und ihrer Vertreibung erzählt. Manche Dinge hat sie nie erzählt.

Oben in der Mitte: Der „eiserne Vorhang“ – die Mauer oder im damaligen Sprachgebrauch die „gesicherte Staatsgrenze der DDR“ – Symbol von Repression, eines der schlimmsten Bauwerke, die je geschaffen wurden. Ich bin ihr nie näher als ein paar hundert Meter Entfernung gekommen. Mein ältester Bruder musste dort Wache halten.

Oben rechts: Das Brandenburger Tor am 9. November 1989, dem Tag, an dem die Mauer fiel und sich alles änderte. Weltgeschichte. Meine Generation gehört zu den Gewinnern dieses Ereignisses. Ich war Mitte Zwanzig, hatte ein paar Monate vorher mein Studium abgeschlossen. Ich fühlte mich so befreit.

Unten links: Dieses Fabrikgebäude war bis Ende der achtziger Jahre die Heimat der Gemeinde Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) in der Schlossstraße. Weshalb habe ich das Gebäude dargestellt? Es war wichtig in meinem Leben. Ich habe dort Konferenzen erlebt, Jugendtagungen, einen großen Teil meiner religiösen Bildung erhalten. Ich habe dort meine ersten Jahre im Seminar verbracht und meinen Patriarchalischen Segen erhalten. Als Teenager habe ich dort viel Zeit verbracht, als ich in einer Kirchenband gespielt und wir dort an vielen Freitagen und Samstagen geprobt haben. Nachts haben wir Stühle zusammengeschoben und darauf geschlafen – heute undenkbar.

Unten rechts: Ein ganz besonderer Ort für Generationen ostdeutscher Heiliger der Letzten Tage – das Gemeindehaus in Dresden in der Dr.-Kurt-Fischer-Allee (heute Stauffenbergallee) – ein ehemaliges Offizierskasino. Bevor ich begonnen habe zu malen, bin ich extra noch einmal hingefahren, um meine Erinnerungen aufzufrischen.
Die Nachbarn waren die Stasi, die Transportpolizei, die sowjetische Armee und was weiß ich wer noch. Die Kirche war dort „wohlbehütet“. Wir fuhren immer dorthin, um an Missionskonferenzen teilzunehmen. Unvergesslich sind die Jugendtagungen jedes Jahr im Sommer und zahllose wichtige Erlebnisse (u.a. einige, die dazu führten, dass Esther und ich geheiratet haben :)), die vielen Begegnungen mit Thomas S. Monson, damals ein Apostel, der Besuch vom Präsidenten der Kirche Spencer W. Kimball im Jahr 1977. Ich habe als 16-jähriger Priester meine erste Taufe dort durchgeführt. Als ich 18 wurde, erhielt ich in den Gemeinderäumen das Melchisedekische Priestertum und wurde zu einem Ältesten ordiniert. Viele könnten sicher noch ganze Bände mit ihren Erlebnissen füllen.

Im Zentrum des Bildes: Das offene Haus des Freiberg Tempels im Juni 1985 mitten im real existierenden Sozialismus. Wenige Wochen nach der Weihung heiratete ich dort meine Frau und wir wurden für Zeit und Ewigkeit gesiegelt. Während des offenen Hauses und danach, halfen wir mit, die 90.000 Besucher zu betreuen, die stundenlang anstanden, um den Tempel zu sehen. Für mich war die Errichtung dieses Tempels in einem System, in dem Religion bekämpft wurde, ein wahres Wunder. Wir durften miterleben, wie der Herr seinen Anteil hinzufügt, nachdem viele Menschen starken Glauben ausgeübt und gelebt haben.

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Esther und ich im Besucherzentrum auf dem Tempel Square in Salt Lake City, März 1997

Heute würde ich alles etwas anders malen, etwas professioneller. aber das tut nichts zur Sache. Das Wichtigste war für mich die Auseinandersetzung mit dem Thema – die vielen Dinge, die ich über unsere Geschichte gelernt und was ich dabei gefühlt habe. Es waren intensive Erfahrungen, von denen ich mir wünschte, dass sie von denjenigen gemacht werden könnten, die in ihren Überzeugungen hin- und herschwanken.

Geschichte, besonders auch die Geschichte der Kirche erschließt sich nicht, in dem man ein paar Artikel im Internet liest und daraus voreilig Schlussfolgerungen zieht, die unter Umständen nicht nur die eigene, sondern auch die Biografien der folgenden Generationen verändern können. Geschichte muss man bewusst erleben und nacherleben. Man muss nicht nur die verschiedenen Quellen hinterfragen, sondern auch sich selbst – die eigenen Motivationen, Schwächen, Stärken, Ausflüchte, Rechtfertigungen und die Beweggründe der Menschen, deren Interpretationen man Glauben schenkt.
Man muss versuchen, sich in den historischen Kontext der Ereignisse und Personen zu vertiefen, mit denen man sich beschäftigt und dem Nacherleben so nahe wie möglich kommen. Außerdem muss man das große Bild im Auge behalten und der Versuchung widerstehen, sich vom Phänomen des (wie ich es nenne) „out-of-context-quote-pickings“ täuschen zu lassen. (Auf gut Deutsch: Der Kontext ist egal, Hauptsache ein Zitat bestätigt meine vorgefasste Meinung.) Diese Art, Ereignisse und Personen zu beurteilen, ist eine große Unsitte unserer Zeit geworden.

Die intensive und sorgfältige Beschäftigung mit unserer Geschichte führt nicht nur dazu, aus ihr zu lernen, was sicherlich sehr gut ist. Sie führt auch dazu, dass man erkennt, welche Entwicklungsprozesse historische Personen in ihrem jeweiligen Umfeld und den herrschenden gesellschaftlichen Umständen durchmachen mussten. Wir würden diese Sorgfalt genauso von Menschen erwarten, die unser Vermächtnis in der Zukunft bewerten mögen.

Am Ende des Jahres möchte ich allen Lesern ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2019 wünschen, viel Erfolg, Beständigkeit im Glauben, Prinzipientreue, Optimismus trotz aller Herausforderungen und vor allem den Segen Gottes.

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Ein neues Projekt für 2019 🙂

Pfahlball Leipzig 2018

Letzten Samstag fand unser jährlicher Pfahlball wieder in der Stadthalle Wilkau-Hasslau statt. Ein herzliches Dankeschön wiederum an alle, die am Gelingen dieser Veranstaltung beteiligt waren und ihre Zeit dafür geopfert haben. Ich denke, alle Gäste werden sich meiner Meinung anschließen. Es war ein schöner und entspannter Abend. Wir hatten eine gute Zeit, und es war schön, viele nette Menschen und Freunde zu treffen und sich gut zu unterhalten.

Die Live-Band des Abends, The Band of Brothers, aus den Gemeinden Zwickau und Werdau war wieder super, sowie auch alle anderen unserer musikalischen Talente. Ganz toll – Sissi, Annika, Ian.

Die Band hatte mich gefragt, ob ich einen Song mitspielen möchte. Also habe ich nach langer Zeit mal wieder meine Gitarre und Mundi rausgeholt. Es ging ganz gut, obwohl wir vorher nicht zusammen üben konnten. Es hat aber riesigen Spaß gemacht.

Wir freuen uns bereits auf den Pfahlball 2019.

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Einen kleinen Kritikpunkt muss ich aber erwähnen. Wenn man sich für so eine Veranstaltung als Teilnehmer anmeldet, wo alles von Ehrenamtlichen gestemmt wird und sich herausstellt, dass man verhindert ist (was ja passieren kann), gebietet es eigentlich der Anstand, den Veranstalter so bald wie möglich zu informieren. Das trifft insbesondere auch dann zu, wenn man, wie in unserem Fall, vorher keine Zahlung zu leisten hat und es dann sogar lediglich eine Kasse des Vertrauens gibt, in die jeder nach seinen Möglichkeiten einzahlt. Ich denke, jeder der damit ein Problem hat, sei es aus Gedankenlosigkeit oder irgendeinem anderen Grund, sollte sich mal in die Lage derer versetzen, die mit einem Budget umgehen und planen müssen.