Hiddensee

Jedes Jahr verbringe ich mit meiner Frau ein paar Tage auf der Insel Hiddensee.
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Es grenzt schon an Zelebration – Auto in Schaprode abstellen, bepackt zum Fährhafen laufen, Fähre nach Vitte nehmen, Fahrräder ausleihen und sich dann zum Quartier durchschlagen. Wir lieben die Atmosphäre dort, die Natur und die Ruhe.
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Du siehst Leute, die ihr Gepäck in zweirädrigen Handkarren schieben oder die Fahrradlenker mit Reisetaschen behängen. Die dazu keine Lust haben, gehen zu Fuss oder lassen sich vom Pferdewagen abholen. Damit ist das Tempo auf Hiddensee definiert. Die schnellsten sind einheimische Rentnerinnen mit E-Bikes. Irgendwie tickt die Zeit dort noch etwas anders, gemächlicher. Wir können dort ganz wunderbar entspannen.
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Mit den Jahren entwickelt man an solchen Orten bestimmte Rituale. Das sind kleine, unspektakuläre Dinge, die für besondere Glücksgefühle sorgen. Zum Beispiel mit dem Rad über die holprigen Betonplatten zum Enddorn fahren und am Strand wandern, gucken was sich seit dem letzten Jahr verändert hat, auf der „Shoppingmeile“ in Kloster flanieren, die Stufen der Treppe vom Strand hoch zum Klausner zählen, Grillfest samstags in der Heiderose, natürlich den Leuchtturm hoch und nach Dänemark schauen, das Haus in dem Albert Einstein mal gewohnt hat entdecken, frischen Fisch essen, Softeis am Hafen in Neuendorf oder einfach nur am Meer sitzen und lesen. Und vieles mehr. Herrlich.
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Wir meiden die Saison und fahren entweder Pfingsten oder dieses Jahr spät im Oktober mit Tochter und Enkelin. Habe früh beim Joggen zwischen Vitte und Kloster höchstens ein, zwei Leute getroffen. Ein verlängertes Wochenende reicht uns schon, um den Erholungseffekt zu spüren.
In Vitte gibt es eine kleine Buchhandlung, in der wir uns jedes Jahr mindestens ein Buch kaufen. Der Raum hat Wohnzimmergröße. Es gibt keine Kasse. Eine ältere Dame schreibt alle Einnahmen und Buchtitel in ein Heft.  Mehrere Artikel werden schriftlich zusammengerechnet. Da muss man einfach hin. Dieses Jahr habe ich mir die Biographie von Marie Curie, geschrieben von ihrer Tochter Eve gekauft. Physik und Chemie gehörten in Schule und Studium zu meinen Lieblingsdisziplinen, wobei mich die Lebensgeschichten vieler Forscher genauso interessiert haben, wie die Naturwissenschaften. Das Buch hat mich enorm beeindruckt. Ich kannte Marie Curie´s Geschichte schon ein bisschen, aber das ganze Ausmaß ihrer Leistungen, Hingabe und Selbstlosigkeit, ihr völliges Desinteresse an Ruhm und Ehre, die Kongenialität mit ihrem Mann Pierre und die Trägödie seines frühen Todes sowie ihr Genie und das tatsächliche Ausmaß ihrer Entdeckungen sind mir erst jetzt bei der Lektüre des Buches klar geworden.
Ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr – auf den Buchladen und die vielen anderen kleinen, speziellen Dinge auf dieser besonderen Insel, wo es keiner Ferienanimationen bedarf und die meisten Leute völlig entspannt sind 🙂
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Gerhart Hauptmann über Hiddensee – wie wahr 🙂

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