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Text

Ich wurde gebeten, den Text meiner letzten Radiobotschaft online zu stellen. Das möchte ich hiermit gern tun.

Wort zum Tag, Deutschlandfunk Kultur, 23.07.2023

Thomas Hengst, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

wir leben in turbulenten Zeiten, die vielen von uns große Sorgen machen. Obwohl wir fast täglich mit neuen Problemen auf allen Ebenen unserer Wahrnehmung konfrontiert werden, scheint es immer komplizierter zu werden, einen Grad von Konsens zu erreichen, der für die Bewältigung all dieser Themen erforderlich wäre. Wir erleben nicht nur, wie sich unsere Umwelt verändert, sondern auch wie wichtige Grundfesten unserer Gesellschaft wanken. Wir werden intensiv mit negativen oder nichtigen Informationen geflutet und müssen nach den positiven mehr oder weniger gezielt suchen.

In solchen Situationen ist es sinnvoll, ab und zu innezuhalten und sich Quellen, aus denen man Kraft schöpfen kann, zu erschließen. Für mich gehören dazu meine Beziehung zu Gott, meine Kommunikation mit ihm, aber auch die bewusste Beschäftigung mit der Lebensleistung von Menschen, die es in schwierigen Zeit vermocht haben, sich an die Spitze zu stellen, Verantwortung zu übernehmen, ihre Fähigkeiten schöpferisch zu nutzen und damit enorm viel Gutes zu bewirken.

In unserer Kirche ist der Pioneer Day, den wir morgen im Gedächtnis an die Leistungen der Mormonenpioniere bei der Besiedlung des amerikanischen Westens vor über 170 Jahren begehen, ein passender Anlass zur Selbstreflektion, auf welche Weise wir zur Heilung von Wunden in Familien und im Gemeinwesen beitragen. 

Vor über 30 Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis beim Besuch eines ehemaligen Wismutschachtes im Erzgebirge, in dem mein Vater nach dem Krieg viele Jahre als Bergmann gearbeitet hat. Unsere Gruppe wurde an einen Ort in 500 Metern Tiefe geführt, an dem die katastrophalen Arbeitsbedingungen dieser Zeit simuliert wurden. Es war bedrückend, aber gleichzeitig auch erhellend. Ich wurde von überwältigender Dankbarkeit und Verständnis für meinen Vater, der damals schon verstorben war, erfüllt – für seine Aufopferung für die Familie, sein Durchhaltevermögen, seine Rechtschaffenheit und Güte. Bis heute sind diese Gefühle in mir lebendig und haben mir unzählige Male Optimismus und Motivation gegeben. Mein Vater ist für mich ein Pionier und Vorbild.

Jeder von uns kann sich an ähnlichen Beispielen aufrichten und den Fatalismus unserer Zeit überwinden. Es würde unserer Gesellschaft guttun, wenn es wieder mehr Sorgfalt beim Nachsinnen, mehr Dankbarkeit und daraus folgend mehr Optimismus geben würde. Die Zukunft wird herausfordernd, aber sie schreit förmlich nach Menschen, die bereit sind, Pioniere im wahren Sinn des Wortes zu sein.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.

Der Lauf eines Lebens

Am Dienstag dieser Woche hatten Esther und ich die Gelegenheit, beim FSY 2023 einen ganzen Tag mit unseren jungen Leuten zu verbringen.

Siehe auch https://www.instagram.com/p/CvboEn7N9IL/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==

Unser Topic war das Big Picture des Planes der Erlösung unseres Himmlischen Vaters und der dringende Bedarf, ihn besser zu verstehen. Dazu gehört im Besonderen das Verständnis vom Wesen Gottes und der Bedeutung des Sühnopfers Jesu Christi. Und das alles im Kontext unseres ewigen Daseins – von der Präexistenz, über die Bedeutung dieses Lebens als Vorbereitung auf das, was danach kommen wird – das ewige Leben.

Es ist seltsam, dass dieses Thema von so überragender Wichtigkeit, in unserer Gesellschaft weitestgehend ignoriert wird, zumindest was die mediale Aufmerksamkeit betrifft.

Es gibt jedoch für jeden den ultimativen Moment, wo es sehr relevant wird, nämlich wenn unser Leben zu Ende geht. Was kommt danach? Nichts?

Gestern hatte ich die Ehre, die Trauerrede für einen wundervollen Mann, ein treues und verdientes Mitglied unserer Gemeinde halten zu dürfen, der letzte Woche hochbetagt verstorben war. Er war ein Mitglied unserer Kirche seit 1945 und hatte ein fundiertes Wissen vom Evangelium, einen starken Glauben an Gott und besaß ein großes Verständnis vom Plan der Erlösung. Ich durfte seine Aufzeichnungen lesen, die er über sein Leben angefertigt hat und war enorm beeindruckt. Wie großartig und tröstend ist die überaus begründete Hoffnung auf ein Wiedersehen jenseits der Grenzen der Sterblichkeit, dank des Sühnopfers von Jesus Christus.

Wir werden die Klarheit und Einfachheit seiner Überzeugung in einer Zeit, in der beinahe alles, das eine Gesellschaft stark macht, relativiert und durch Ideen ersetzt wird, die sich nicht bewähren werden, vermissen. Je weiter sich eine Gesellschaft vom Evangelium Jesu Christi entfernt, umso mehr nimmt sie an Komplexität zu – mit allen Konsequenzen.

Das Erlebnis gestern war scheinbar ein großer Kontrast zu der Zeit, die wir mit den Jugendlichen verbrachten, aber das stimmt so nicht. Alles hat seinen Platz im Plan des Vaters.

Wir haben am Dienstag jede unserer FSY Klassen mit diesem Zitat von Präsident Russell M. Nelson abgeschlossen – mit dem Hinweis, dass die Sammlung Israels nichts anderes ist, als dass der Plan der Erlösung mit allen seinen Bestandteilen, besonders aber der Rolle von Jesus Christus, den Menschen bekannt gemacht wird.

FSY Erinnerungen

Nächste Woche ist wieder FSY Time in Deutschland. Viele freiwillige Helfer, wie Tagungseltern, Koordinatoren, ACs, Betreuer und Administratoren haben in den letzten Monaten unzählige Stunden in die Vorbereitungen der beiden Veranstaltungen investiert, damit viele Jugendliche nächste Woche einen absoluten Höhepunkt in ihrem Leben verbringen können. Sie alle verdienen maximalen Dank für den oft nach außen unsichtbaren Einsatz.

Diese Woche, vor genau einem Jahr, waren Esther und ich mitten in einem der größten Abenteuer unseres Lebens. Wir waren Administratoren der FSY (For the Strength of Youth) Berlin – Ukraine Session der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, einer besonderen Woche für Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren. Ich möchte gern anhand unserer Erfahrungen ein wenig beschreiben, welche Leistungen diejenigen vollbringen, die solche Tagungen vorbereitet und durchgeführt haben oder es in Zukunft tun werden. Da einige der nachfolgenden Schilderungen vielleicht etwas abschreckend wirken könnten, fange ich mal mit dem Schluss an, denn der war all die Mühen wert. 😊

Es war Samstag, der 30. Juli 2022, der letzte FSY Tag, am späten Nachmittag. Alle waren abgereist. Wir wussten, dass alle ihre Züge, Flüge oder Busse erreicht hatten oder erreichen würden oder bereits zu Hause waren. Wir saßen in der Vogtlandbaude, die während der Woche unser Tagungsbüro gewesen war – jeden Tag von sieben Uhr morgens bis weit nach Mitternacht, immer gefüllt mit Leuten, die etwas brauchten, Fragen, Probleme oder Kummer hatten, sich mal ausruhen, reden, uns helfen, sich informieren oder einfach nur ein paar Süßigkeiten abstauben wollten. Jetzt war alles ganz ruhig. Wir hatten gerade das Abschlussgespräch mit dem Management unseres Tagungszentrums beendet. Es war ein sehr angenehmes Gespräch gewesen. Wir waren dankbar für die grandiose Unterstützung der Geschäftsführung der Tagungsstätte und des Personals. Sie hatten uns gesagt, dass FSY auch für sie eine neue und großartige Erfahrung war und dass wir jederzeit wieder willkommen wären. Dann waren Esther und ich allein in dem Raum, erschöpft von der Woche. Aber wir hatten Zeit für Gefühle, die schwer zu beschreiben sind – eine tiefe Zufriedenheit, etwas Großes geschafft zu haben – zusammen mit einem fantastischen Team, Dankbarkeit für jeden Einzelnen und einen inneren Frieden, der alle Sorgen und Mühen eines ganzes Jahres kompensierte und uns eine besondere Nähe zu unserem Himmlischen Vaters spüren ließ. Esther fragte mich: „Würdest du es nochmal machen, wenn wir gefragt würden?“ Wir wussten, dass wir es tun würden. Wir haben viele Aufgaben in der Kirche erfüllt, Gemeindeaktivitäten, Jugendtagungen, Pfahlkonferenzen und vieles mehr organisiert, aber ich glaube, diese Momente da oben mitten im Wald im Vogtland an diesem 30. Juli haben alles ein Stück weit getoppt.

Wir wurden im Sommer 2021 zu dieser Aufgabe berufen unter der Maßgabe, die Organisation der FSY-Woche 2022 für die Pfähle der Kirche Jesu Christi in Berlin, Dresden, Hannover, Hamburg und Leipzig mit der Verantwortung, den gesamten administrativen Teil zu leiten. Wir hatten keine Vorstellung, was auf uns zukommen würde und waren sehr gespannt auf die Erfahrung.

So wurden wir also Teil eines großartigen Core Teams mit den Tagungseltern Claudia und Jens, den Koordinatoren Lovis und Nicolai und unseren Stellvertretern Läti und Markus, Annett und Maik  – allesamt wunderbare Menschen, mit denen wir gute Freunde geworden sind. Außerdem konnten wir uns immer mit Fragen an die erfahrenen Admins Ronja und Simon wenden, die den Job vorher schon gemacht hatten.

Da 2022 alle, sonst nur im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführten, FSY-Sessionen in Europa stattfanden, davon allein vier in Deutschland, konnten wir nicht auf das seit vielen Jahren bewährte Tagungszentrum Blaubeuren zurückgreifen und mussten eine andere Facility finden, die die FSY-Anforderungen für mehrere hundert Teilnehmer erfüllt. Innerhalb von zwei Monaten evaluierten wir über 20 Orte und entschieden uns schließlich für das KiEZ Waldpark Grünheide im Vogtland. Obwohl es schon Buchungen von unterschiedlichen anderen Gruppen für den für uns notwendigen Zeitraum gab, organisierten die Betreiber des Waldparks alles so um, dass wir das gesamte Objekt exklusiv nutzen konnten. Wir empfanden das als ein Wunder. Wie sich später zeigte, hätte es anders niemals funktionieren können.

Wir waren auf eine Tagung mit ca. 350-370 Teilnehmern aus den fünf Pfählen der Berlin Mission eingestellt und arbeiteten uns entlang der Checkliste für Administratoren in die Materie ein. Da wir ein völlig neues Objekt für die Anforderungen von FSY qualifizieren mussten, wurde uns schnell klar, dass wir viele neue Lösungen für alle möglichen Themen finden mussten, die man in Grünheide nicht so abbilden kann, wie die seit Jahren eingespielten Routinen in Blaubeuren. Die sehr gute Zusammenarbeit im Core Team und mit dem KiEZ war dabei eine große Hilfe. Schritt für Schritt bauten wir auch unser Admin Team auf, d.h. Logistik, Supply Chain, medizinische Versorgung, psychologische Betreuung, Sicherheit, soziale Medien, Musik, Finanzen und vieles mehr. Wir fanden wunderbare Mitstreiter, die bereit waren, ihre Zeit und Fähigkeiten einzubringen.

Eine positive Erfahrung war, dass wir im Core Team ein gutes gegenseitiges Verständnis bezüglich der Verantwortungsbereiche der Tagungseltern, Koordinatoren und uns als Admins hatten. Wir haben uns als Dienstleister für die Tagungseltern und Koordinatoren verstanden. Wir haben versucht, ihre Bedürfnisse umzusetzen, dabei das Budget, für das wir verantwortlich waren, im Auge zu behalten, gute Beziehungen zu den Betreibern und Mitarbeitern des KiEZ in Grünheide aufzubauen und dabei ein möglichst großes Maß an Flexibilität zu wahren. Das alles sollte sich später als sehr, sehr wichtig erweisen.

Im Herbst 2021 machten wir unsere ersten Erfahrungen mit den Unvollkommenheiten der Software. Unsere Coaches hatten uns schon vorgewarnt und nicht übertrieben. Es hat uns eine Menge zusätzliche Arbeit verschafft, Workarounds zu finden, wenn uns irgendein Software-Bug im Weg stand.

Die Koordinatoren waren im Lead bei der Auswahl der Betreuer, was sie sehr gut gemacht haben. Wir haben ein klein wenig mit unserem Netzwerk unterstützt.

Ein Schlüsselerlebnis war für uns das Area Training im Februar 2022 in Bad Homburg, bei dem wir alle europäischen Core Teams, die verantwortlichen Gebietssiebziger, den FSY-Staff und ein Mitglied der Gebietspräsidentschaft Europa trafen. Diese Tage taten uns sehr gut. Wir erhielten zahlreiche Informationen, viele Antworten und wurden besonders geistig gestärkt. Man fühlt sich als Teil eines großartigen Werkes und bekommt ein besseres Gefühl für das Big Picture. Das finde ich besonders wichtig.

Core Team beim FSY Area Training 2022

Der nächste Meilenstein war die Freischaltung der Website für die Anmeldung der Teilnehmer. Dabei brauchte es die Unterstützung der First Contacts in den Pfählen, der Pfahlpräsidenten, Bischöfe in den Gemeinden und natürlich der Eltern der Jugendlichen. Es gibt die Schnell-Anmelder (das waren uns die Liebsten), die Normalanmelder (Okay) und die Nachzügler (die organisatorische Herausforderung). Wir haben viel mit Bischöfen, Eltern und auch Teilnehmern gesprochen, für die FSY auch neu war und haben vielen durch den Anmeldeprozess geholfen, da die Software leider manchmal etwas eigenwillig war.

Im März wurde ich als Bischof meiner Heimatgemeinde berufen, was mich zeitlich und manchmal auch kräftemäßig an meine Grenzen gebracht hat. Aber wen der Herr beruft, den befähigt Er auch und davon können meine Frau und ich Zeugnis geben.

Irgendwann im April 2022 begannen Diskussionen, zu unserer FSY-Woche Jugendliche aus der Ukraine einzuladen. Organisatorisch gesehen, war das sehr, sehr spät. Nach einigen Wochen wurde es aber offiziell und wir erhielten den Auftrag, mit den verantwortlichen Kirchenführern in der Ukraine zusammenzuarbeiten, um die Jugendlichen sicher von dort nach Grünheide und wieder zurückzubringen. Ich erinnere mich noch lebhaft an unsere Videokonferenzen, meist an Sonntagen nach 22 Uhr, zwischendurch gab es in Kyiv manchmal Luftalarm. Aber das Ziel war klar, wir haben alle unser Bestes gegeben und der Herr hat dann den Rest erledigt, den wir nicht schaffen konnten.

Fast noch eine größere Herausforderung war es, die Jugendlichen zu finden, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten mussten, in vielen Ländern in Europa verstreut waren und oft auch ihren Standort wechselten. Zum Glück hatten wir mit Oksana und Yuri, die im Februar in unsere Gemeinde gezogen waren, wunderbare Helfer, ohne die wir die Aufgabe nie hätten schaffen können.

Schlussendlich wurden wir auch gebeten, Jugendliche aus Armenien und Georgien einzuladen. Spätestens ab dann war unsere Berufung ein zweiter Vollzeitjob. Wir entwickelten mit unseren Assistenten innerhalb weniger Tage ein spezielles Anmeldeverfahren, dass auf die besonderen Bedingungen der Jugendlichen aus der Ukraine zugeschnitten war (einschließlich ukrainischer Sprache) und dann begann die Arbeit, so vielen wie möglich die Teilnahme am FSY zu ermöglichen.

Administratoren sind in den 3-4 Monaten vor dem FSY wie ein Call Center, wo täglich die unterschiedlichsten Fragen auflaufen und möglichst schnell entweder gleich entschieden und beantwortet, mit dem Core Team abgestimmt oder delegiert werden müssen – und das alles, ohne dass Aufregung oder Unstimmigkeiten entstehen. Was hat uns dabei geholfen? – die herzlichen Gefühle, die wir untereinander entwickelt haben und das gemeinsame Ziel. Dadurch sind wir viel leichter zu Lösungen gekommen.

Aus einer nationalen FSY-Woche war eine internationale geworden mit beachtlichen neuen organisatorischen und logistischen Herausforderungen, fast 150 zusätzlichen Teilnehmern und einigen zusätzlichen Sprachen. Beim Gedanken, wie schnell die Zeit ins Land ging, war es manchmal nicht leicht, die Ruhe zu bewahren.

Eine unserer Aufgaben war die Beschaffung sämtlicher Materialien für die vier FSY Sessionen, die in Deutschland stattfanden – Handbücher für Teilnehmer und Betreuer in vielen Sprachen, Namensschilder, T-Shirts, Polo-Shirts (da wir nicht alle Größen gemeldet bekamen, haben wir mit Koeffizienten gearbeitet), und vieles mehr. Wir haben dabei eng mit den anderen drei deutschen FSY-Admins zusammengearbeitet. Mir hat der Austausch mit ihnen gefallen. Es gab immer etwas zu lernen oder weiterzugeben. 2022 gab es noch viele Supply Chain Probleme durch die COVID-19 Pandemie. Wir waren deshalb sehr dankbar, dass uns Dario mit seiner Firma ganz stark bei der Beschaffung der Materialien unterstützt hat und die meisten Liefertermine funktioniert haben – sogar die kurzfristigen.

Ende Mai trafen wir das gesamte Team zum Mini-FSY in Grünheide – die Generalprobe. Wir waren als Neulinge ziemlich aufgeregt, aber das Wochenende lief sehr gut. Wir fanden die Teamaufteilung für ACs und Betreuer, die sich unsere Koordinatoren überlegt hatten, sehr gelungen und inspiriert. Wir konnten auch mehr über die Pläne der Tagungseltern lernen, mit denen wir uns ebenfalls wunderbar verstanden und haben, als die Senioren der Tagung, die Zeit mit den jungen Erwachsenen, die als Betreuer berufen waren, sehr genossen. Durch die Teilnahme von ukrainischen Betreuern erhielten wir eine Vorstellung von den sprachlichen Herausforderungen, die uns in der FSY-Woche erwarten würden. Wir hatten schon unsere Fühler nach Simultanübersetzern ausgestreckt, aber die Frist war sehr kurz.

Inzwischen drehte sich bei uns zu Hause alles nur noch um FSY. Am zeitaufwendigsten waren die unvollständigen Anmeldungen, einerseits verursacht durch Softwareprobleme, andererseits aber auch durch Nachlässigkeiten in den Gemeinden. Wir haben versucht, unseren Stress auszublenden, jederzeit zu unterstützen und es wirklich jedem zu ermöglichen, sich anzumelden. Eine besondere Herausforderung war natürlich die Anmeldung unserer Freunde aus der Ukraine. Zum Glück können wir kyrillische Schrift lesen, aber durch die besondere Situation vieler Familien durch Krieg und Flucht, mussten wir oft improvisieren. Es war ein manchmal chaotischer, aber faszinierender Prozess.

Eine Verantwortung der Administratoren ist es, die Jugendlichen nach Anmeldeschluss in Gruppen einzuteilen, einschließlich der Schlafräume und Zuordnung der Betreuer, für die wir von unseren Koordinatoren alle notwendigen Informationen erhalten hatten. Für die Bildung der Gruppen gibt es bestimmte Kriterien, aber das Wichtigste ist das Gebet. Esther und ich haben tagelang gesessen, um Inspiration gebetet und nachgedacht. Ich hatte mir aus den beiden Anmeldeprozessen ein Master Spreadsheet gebaut. Esther ist mehr der analoge Typ und so haben wir sowohl digital als auch analog gearbeitet. Unser Wohnzimmer war komplett mit Karteikarten ausgelegt. Nach etlichen Tagen waren wir zufrieden mit dem Ergebnis und fühlten, dass der Heilige Geist uns unterstützt hatte. Interessanterweise gab es im Nachhinein nur geringfügige Änderungen durch Last-Minute-Teilnehmer und ein paar wenige spezielle Bedürfnisse, von denen wir vorher nichts gewusst hatten.

Anstatt der ursprünglich angepeilten 350-370 Teilnehmer einschließlich aller Betreuer und Staff, waren wir jetzt bei fast 520 und kamen an die Kapazitätsgrenzen des KiEZ in Grünheide. Wir hatten aber noch einige freie Betten in Ferienwohnungen, um bei eventuellen Coronainfektionen die Betroffenen in Quarantäne schicken zu können. Für Busfahrer und Seminarlehrer mussten wir aus Platzgründen ein Hotel in der Umgebung buchen.

In den letzten zwei Wochen vor dem FSY standen wir als Neulinge unter Hochspannung. Wir waren ein paar Tage vorher im Objekt, um die Wareneingänge zu prüfen und letzte Absprachen mit den Betreibern zu treffen. Außerdem arbeiteten wir intensiv mit der Reiseabteilung der Kirche in Frankfurt und vielen freiwilligen Helfern zusammen, um die Anreise der ukrainischen und armenischen Jugendlichen abzusichern. Sie kamen schlussendlich aus zehn verschiedenen Ländern. So etwas hatte ich vorher noch nie in diesem Ausmaß organisiert.

Das Vorbereitungswochenende verging wie im Fluge. Maik, unser Supply Chain Genie, der alles beschaffen kann, hatte eine Bühnentechnikfirma organisiert, die die vorhandene Drei-Felder-Sporthalle in eine fantastische Arena verwandelte. Unser Team hatte voll zu tun, dabei zu unterstützen. Die Logistik war komplex. Wir holten anreisende Betreuer und Staff aus fünf verschiedenen umliegenden Städten, einschließlich Karlovy Vary in Tschechien, ab.

Am Montag ging es dann los. Es kam irgendwie wie eine Lawine über uns. Die Busse aus den Pfählen kamen recht knapp nacheinander an, aber diese Last wurde von den ACs und Betreuern sehr gut abgefangen. Leider waren wir so beschäftigt, dass wir nur wenig von den Willkommens-Tänzen und Begrüßungen gesehen haben.

Das Team

Wir als Admins und unser Admin Team waren bis spät mit den ankommenden ukrainischen Flüchtlingen und ihren Begleitern beschäftigt. Einige waren tagelang unterwegs. Eine Mutter kam mit ihren Teenagern und einem Kleinkind von der Krim und reiste fünf Tage über Estland bis nach Grünheide. Als sie ankam, hatte sie ein extrem angeschwollenes Bein mit massiver Trombosegefahr. Wir gaben ihr einen Segen und unsere Ärztin brachte sie ins nächstgelegene Krankenhaus, wo sie fünf Tage bleiben musste. Wir organisierten die Betreuung für das Kleinkind, das sie mitgebracht hatte. Eine andere ukrainische Mutter, die mit ihren Kindern aus Süddeutschland angereist war, kümmerte sich schließlich darum. Eine andere ukrainische Mutter kam mit ihren Teenagern und einem Baby mit dem Zug aus Plovdiv in Bulgarien. Ein ukrainischer Vater brachte seinen Sohn mit einem alten Auto, das fast auseinanderfiel, aus Stettin. Er wollte gleich wieder zurückfahren. Wir verpflegten ihn und gaben ihm dann etwas Geld für Reparaturen. Esther und Annett kümmerten sich um die Zimmer bzw. Ferienwohnungen, die wir für die Begleiter brauchten. Das waren nur ein paar Beispiele. Ich hatte bis spät in den Abend immer eine Schlange von Leuten vor meinem Schreibtisch, die viele Probleme mitgebracht hatten, für die wir glücklicherweise irgendwie, ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie Lösungen fanden. Unser Ärzteteam arbeitete auf Hochtouren. Einige unserer ukrainischen Freunde waren nach der langen Anreise so erschöpft, dass sie ihre Hilfe brauchten. An diesem Tag funktionierten wir einfach mit enormen Mengen freigesetztem Adrenalin. 😊

Am Nachmittag kam Sister Bonnie H. Cordon, die Präsidentin der Junge Damen Organisation der Kirche, mit ihrem Mann in Grünheide an und verbrachte den Abend mit den Jugendlichen. Das war ein tolles Erlebnis für alle. Leider hatten wir keine Zeit dafür, aber das war auch nicht unser Job.

Die Entschädigung für die Mühen war zu sehen, wie das großartige Konzept von FSY sofort Gestalt annahm, wie sich die Betreuer um ihre Gruppen kümmerten, die Wiedersehensfreude der ukrainischen Jugendlichen aus Kyiv als sie ihre Freunde sahen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und vieles mehr. Unter normalen Umständen wäre wahrscheinlich alles etwas geordneter abgelaufen. Wir mussten uns alle erst in die neue Umgebung und die neuen Aufgaben hineinfinden. Mit mehr Erfahrung hätten wir einige Dinge vorher besser antizipiert, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass so bleibende Erinnerungen entstehen, die uns prägen. Der Tag war chaotisch, aber die meisten der Teilnehmer dürften davon nichts mitbekommen haben.

Einen Höhepunkt gab es aber noch. Die kleine Gruppe aus Armenien hatte früh einen Anschlussflug in Wien verpasst. Wir arbeiteten daran, alles umzudisponieren – ihren Guide auf dem Flughafen in Berlin, die Shuttlefahrer und für zwei Begleiter, ein junges Ehepaar, die Bahntickets nach Freiberg, wo sie am nächsten Tag im Tempel für Zeit und Ewigkeit gesiegelt werden wollten.

Die Armenier kamen gegen Mitternacht in Grünheide an. Den Empfang, der ihnen von 60 Betreuern bereitet wurde, werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Das sind die Geschichten, die das Leben schreibt.

In der Nacht, kurz vor zwei Uhr schrieb ich dann noch WhatsApp Nachrichten mit Simon und Ronja, unseren Coaches, die zur gleichen Zeit als Admins für die internationale FSY-Woche in Blaubeuren dienten. „Lebt ihr noch?“, war der erste Satz. 😊 Das wurde während der Woche fast ein Ritual. Eine Woche nach dem FSY trafen wir uns in ihrem Heim in der Schweiz und hatten viel Spaß, als wir gegenseitig unsere Abenteuer Revue passieren ließen.

In den Folgetagen war die Arbeitslast weiterhin sehr hoch, aber wir fanden einen Rhythmus – bei weitem keinen perfekten, aber es lief. Es gab immer wieder größere und kleinere Probleme zu lösen, was bei 500 Leuten kein Wunder ist. Esther und ich waren sehr dankbar für unser Team. Klasse Leute, die über sich hinausgewachsen sind. Wir haben weiterhin Segen gegeben, wenn jemand einen brauchte, waren manchmal lost in translation, wenn grad alle Übersetzer beschäftigt waren, und ab und zu hatten wir ein paar Momente, die Atmosphäre einzusaugen, die von den Tagungseltern, Betreuern und Jugendlichen geschaffen wurde.

Dienstagmittag hatte ich beim Essen Gelegenheit, mich etwas mit Sister Cordon auszutauschen. Es war ein sehr wohltuendes Gespräch mit einer starken und erfahrenen Frau. Es war auch schön, am Dienstag, traditionell der Seminartag beim FSY, viele bekannte Gesichter unter den Lehrern zu treffen. Sie haben alle einen großartigen Job gemacht.

Als Administrator habe ich es als meine Aufgabe gesehen, aktiv dafür zu sorgen, dass keine Spannungen, die unter Stress im Team entstehen können, eskalieren, sondern dass möglichst ein guter Geist und gute Gefühle herrschen. Nicht jede Spannung konnte verhindert werden, dafür sind wir alle zu verschieden, aber ich habe versucht, ein ausgeglichener und ruhender Pol zu sein, pragmatische Entscheidungen zu treffen und sie mit Liebe zu erklären. Es ist nicht immer so gelungen, wie ich es gern gehabt hätte, aber ich habe es versucht. Stress nimmt mir den Appetit. In den ersten drei Tagen wurde ich von Esther und unseren Mitarbeitern zum Essen genötigt. Der Adrenalinlevel war sehr hoch. Wir sind mit durchschnittlich drei Stunden Schlaf klargekommen. Unser Sohn und seine Frau, die mentale Betreuer während der Woche waren und über psychologische Ausbildung verfügen, haben mir die Sache mit dem Adrenalinlevel nach dem FSY erklärt.

Sehr gern hätten wir mehr von den vielen FSY Veranstaltungen mitbekommen, die Morgenandachten der Tagungseltern und vieles mehr. Aber dafür waren wir nicht in Grünheide. Unsere Aufgabe war es, im Hintergrund alles am Laufen zu halten. Trotzdem konnten wir an einigen Dingen Anteil nehmen – den Banner & Cheer Abend am Mittwoch (tolle Präsentationen der Teams), einen Teil der Talentshow am Donnerstag (sehr beeindruckend) und ein bisschen Abschlussball am Freitag, obwohl wir dort schon wieder voll damit beschäftigt waren, die Heimreise der ukrainischen Flüchtlinge zu organisieren. Wir waren glücklich, dass die Jugendlichen eine so gute Zeit hatten. Die meisten haben sich vorbildlich verhalten. Einige wenige leider nicht so ganz. Es waren keine schlimmen Dinge dabei, aber es ist zusätzliche Arbeit entstanden – ich denke z.B. an mutwillige Toilettenverschmutzungen, von denen ich eine selbst beseitigt habe, was extrem eklig war. Das Personal des KiEZ war in der Regel entspannt, da sie offensichtlich an weit schlimmere Exzesse von alkoholisierten Besuchern das ganze Jahr über gewöhnt sind. Aber das ist nicht der Maßstab für uns als Mitglieder der Kirche. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, haben sich unsere Teilnehmer an unsere Maßstäbe gehalten und das wurde von den Betreibern des KiEZ sehr geschätzt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Mitglieder unseres Teams, die nachts für die Sicherheit gesorgt haben.

Corona hat uns nicht ganz verschont. Wir mussten eine Schwester aus der Ukraine, die mit ihren Kindern aus einem anderen europäischen Land angereist war, in Quarantäne schicken, da wir ihr Baby positiv getestet hatten. Gegen Ende der Woche hatten wir noch einen positiven Test und haben dafür unsere Zimmerreserven für die Quarantäne genutzt. Unsere Ärztin Connie hat mit ihrem Team ihr Bestes gegeben, wofür wir sehr dankbar sind. Trotzdem haben einige Jugendliche Corona mit nach Hause genommen. Wir waren aber froh, dass sich das Ausmaß während der Veranstaltung in engen Grenzen gehalten hat.

Am Samstag, dem Abreisetag, unser einziger Regenvormittag, erhielt ich früh um acht eine Hiobsbotschaft vom Travel Department in Frankfurt. Über Nacht waren fast alle gebuchten Shuttles, die nach Berlin, Frankfurt, Dresden und noch irgendwo anders hin fahren sollten, aus unerklärlichen Gründen gecancelt worden. Um neun Uhr begann die Abreise und einige Teilnehmer, die nicht mit den Bussen reisen konnten, mussten Flieger oder Züge erreichen. Wir hatten also nicht viel Zeit und mussten improvisieren. Irgendwie haben wir es geschafft, dass für alle gesorgt werden konnte und niemand irgendwo gestrandet ist. Das war nur möglich, weil einige aus dem Team spontan noch mehr Zeit geopfert und Fahrdienste übernommen haben.

Nach der Abschlussandacht mit dem kompletten Team und unserem zuständigen Gebietssiebziger Elder Michael Cziesla war es Zeit, sich zu verabschieden. Wir sind in dieser Woche zusammengewachsen. Es war ein besonderes Erlebnis.

Wir hatten danach noch mehrere Wochen mit allen finanziellen Abrechnungen zu tun. Der Adrenalinspiegel normalisierte sich und die Erinnerungsphase setzte ein.

Bedanken möchte ich mich bei Michael, der uns sein Vertrauen schenkte und uns einfach machen ließ, aber zur Stelle war, als wir ihn brauchten. Herzlichen Dank auch an Claudia und Jens, die Tagungseltern, Lovis und Nicolai, die Koordinatoren und das gesamte Team. Es war uns ein Ehre, mit allen zusammenzuarbeiten. Das Motto der Tagung war „Trust in the Lord“ – „Vertrau auf den Herrn“. Das haben wir getan.

P.S. Wir haben immer noch einige Fundsachen. 😊

Jersusalem – was war, was ist und was sein wird

Gestern Abend hatte ich die Gelegenheit, per Zoom den angekündigten Vortrag über interessante Aspekte aus 4000 Jahren Geschichte von Jerusalem zu halten.

Vielen Dank für das große Interesse. Mir ging es nicht darum, die Geschichte Jerusalems umfassend darzustellen, was in 90 Minuten unmöglich wäre und wofür es wesentlich qualifiziertere Personen gibt. Mir ging es primär darum, Denkanstöße zu geben und anhand der Schriften zu zeigen, wie auf beeindruckende und zuverlässige Weise über Jahrtausende prophetische Offenbarungen in Bezug auf Stadt und Bewohner zu tatsächlicher Geschichte geworden sind und wir davon ausgehen sollten, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.

Es wurde der Wunsch geäußert, dass ich die Präsentation, die ich zusammengestellt habe, teile, was ich hiermit tue.

Wer weitere Fragen oder Anfragen hat, kann mich gern kontaktieren. Für mich persönlich war die intensive Beschäftigung mit dem Thema eine sehr spannende und inspirierende Zeit, die meine Überzeugungen gestärkt hat.

Jerusalem Vortrag

Im September letzten Jahres wurde ich von der Frauenorganisation unseres Pfahles gebeten, einen Vortrag über die Geschichte Jerusalems zu halten. Das habe ich getan. Danach gab es verschiedene Anfragen, den Vortrag zu wiederholen.

Damit fange ich am Freitag, den 14.01.2022 um 19:00 mit einem Zoom-Vortrag für die Gemeinden Chemnitz und Hohenstein-Ernstthal an. Wir haben entschieden, aufgrund der gegenwärtigen Pandemiesituation keine Präsenzveranstaltung im Gemeindehaus durchzuführen sondern Zoom zu nutzen, wodurch auch Interessierte teilnehmen können, die nicht im Raum Chemnitz wohnen.

Ich lade alle Leserinnen und Leser, die sich für dieses spannende Thema interessieren, herzlich dazu ein.

Die Zugangsdaten sind im Bild oben zu finden. Es kann auch dieser Link genutzt werden:

https://us02web.zoom.us/j/87924533155?pwd=TjNTZEp1ZnhMU0Q1N1hhZ2lER3Vpdz09

Ich hoffe, dass im Verlauf des Jahres die anderen Anfragen auch wieder in Person verwirklicht werden können.

„Millions shall know Brother Joseph again“

Heute, am 23. Dezember, kam vor 216 Jahren im abgelegenen Sharon in Vermont Joseph Smith, der Prophet der Wiederherstellung und Begründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zur Welt. Ich bin diesem Mann unendlich dankbar für seine Lebensleistung und dem daraus resultierenden Einfluss auf mein eigenes Leben. Durch ihn habe ich eine klare Vorstellung vom Wesen Gottes, die für mich perfekten Sinn macht. Ich verstehe die Bedeutung von Jesus Christus und seine Beziehung sowohl zum Vater als auch zu uns Menschen viel besser. Durch ihn weiß ich, dass es, basierend auf dem Evangelium Jesu Christi, einen ewigen Plan der Erlösung gibt, dessen Tiefe, Vollständigkeit, Nachhaltigkeit und Perspektiven durch nichts, was ich bisher kennengelernt habe, auch nur annähernd erreicht werden konnte. Er wurde berufen, den Prozess der Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums einzuleiten und Grundlagen zu schaffen, auf denen Generationen von Kirchenführern und Mitgliedern aufbauen konnten und es noch immer tun, da die Wiederherstellung kein einmaliges Ereignis sondern ein Prozess ist. Ihm verdanke ich, dass ich das Buch Mormon lesen kann, eines der wichtigsten Bücher überhaupt.
Seine Unvollkommenheiten machen ihn für mich menschlich und nahbar. Ich warte auf den Tag nach diesem Leben, an dem ich ihm begegnen und danken kann. Ich werde auch viele Fragen haben. Die Antworten, sofern ich sie nicht schon in diesem Leben durch sorgfältige intellektuelle und geistige Arbeit finde, werden – da bin ich mir sicher – mein Verständnis erweitern. Das geschieht für mich bereits seit vielen Jahren.

Einer seiner Weggefährten, William W. Phelps, dessen Lebensgeschichte und -werk eine eingehende Betrachtung verdienen und der eine sehr wechselvolle Beziehung zu Joseph Smith hatte, schrieb kurz nach der Ermordung von Joseph Smith am 27. Juni 1844 den Text eines Kirchenliedes, das weit oben in meinen Hymn Charts steht.

„Praise To The Man“ oder auf Deutsch „Preiset den Mann“ ist nicht nur Tribut an Joseph Smith, sondern auch Ausdruck bemerkenswerter Sinnes- und Herzenswandlungen, die William W. Phelps an sich vollzogen hat, nach dem er erkannte, dass er sich in einigen Dingen geirrt hatte.

In der letzten Strophe des Liedes gibt es eine Textzeile mit den Worten: „Millions shall know Brother Joseph again“. Diese Zeile berührt mich jedes Mal, wenn ich das Lied anhöre oder selbst spiele. Leider gibt die deutsche Übersetzung in unserem Gesangbuch diese Worte nicht wieder.

Millionen werden Bruder Joseph wieder kennen – genau das wird, so glaube ich, geschehen. Ähnlich wie für William W. Phelps wird für viele, die ihn aus den unterschiedlichsten Gründen abgelehnt oder verworfen haben, die Zeit kommen, wenn ihnen ihre Irrtümer bewusst werden.

Bruder Joseph hat William freimütig vergeben. Bekannt ist der Briefwechsel zwischen beiden, als William in die Kirche zurückkehrte:

“In late 1838, William W. Phelps, who had been a trusted Church member, was among those who bore false testimony against the Prophet and other Church leaders, leading to their imprisonment in Missouri. In June 1840,
Brother Phelps wrote to Joseph Smith, pleading for forgiveness”

(Teachings of Presidents of the Church: Joseph Smith [2007], 396).

„Ende 1838 gehörte William W. Phelps, der ein vertrauenswürdiges Mitglied der Kirche gewesen war, zu denjenigen, die falsches Zeugnis gegen den Propheten und andere Kirchenführer abgelegt hatten, was zu deren Inhaftierung in Missouri führte. Im Juni 1840,
schrieb Bruder Phelps an Joseph Smith und bat ihn um Vergebung.“

“Brother Joseph[,]
. . . I am as the prodigal Son . . . : I have been greatly abased and humbled. . . . I know my situation, you know it, and God knows it, and I want to be saved if my friends will help me. . . . I have done wrong and I am Sorry. The beam is in my own eye.
. . . I ask forgiveness in the name of Jesus Christ of all the saints[,] for . . . I want your fellowship”

(in The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 7: September 1839–January 1841, ed. Matthew C. Godfrey and others [2018], 304–5).

„Bruder Joseph[,]
. . . Ich bin wie der verlorene Sohn: Ich bin sehr erniedrigt und gedemütigt worden. . . . Ich kenne meine Lage, du kennst sie, und Gott kennt sie, und ich will gerettet werden, wenn meine Freunde mir helfen. . . Ich habe Unrecht getan und es tut mir leid. Der Balken ist in meinem eigenen Auge.
. . . Ich bitte um Vergebung im Namen Jesu Christi aller Heiligen[,] denn . . . Ich möchte deine Gemeinschaft“

The Prophet Joseph Smith replied in a letter to William W. Phelps:
“It is true, that we have suffered much in consequence of your behavior—the cup of gall, already full enough for mortals to drink, was indeed filled to overflowing when you turned against us. . . .
However, the cup has been drunk, the will of our Father has been done, and we are yet alive. . . .
Believing your confession to be real, and your repentance genuine, I shall be happy once again to give you the right hand of fellowship, and rejoice over the returning prodigal.
Your letter was read to the Saints last Sunday, and . . . it was unanimously resolved, that W. W. Phelps should be received into fellowship.
‘Come on, dear brother, since the war is past,
For friends at first, are friends again at last’”

(Teachings of Presidents of the Church: Joseph Smith [2007], 398).

Der Prophet Joseph Smith antwortete in einem Brief an William W. Phelps:
„Es ist wahr, dass wir infolge deines Verhaltens viel gelitten haben – der Kelch der Galle, der für die Sterblichen schon voll genug war, um ihn zu trinken, wurde tatsächlich bis zum Überlaufen gefüllt, als du dich gegen uns gewandt hast. . . .
Doch der Kelch ist ausgetrunken, der Wille unseres Vaters wurde erfüllt, und wir leben noch. . . .
Da ich davon überzeugt bin, dass dein Bekenntnis echt und deine Reue aufrichtig ist, freue ich mich, dir noch einmal die rechte Hand der Gemeinschaft zu reichen und mich über den zurückgekehrten verlorenen Sohn zu freuen.
Dein Brief wurde den Heiligen letzten Sonntag vorgelesen, und … es wurde einstimmig beschlossen, dass W. W. Phelps in die Gemeinschaft aufgenommen werden soll.
Komm, lieber Bruder, denn der Krieg ist vorbei,
Denn die zuerst Freunde waren, sind endlich wieder Freunde.'“

Vor einigen Wochen habe ich das Buch „Real vs. Rumor“ des Historikers Keith A. Erekson gelesen – eine lohnenswerte Lektüre für alle, die durch kirchengeschichtliche Ereignisse irritiert oder unsicher sind, wie man sich ausgewogen mit Geschichte beschäftigen sollte, ohne häufigen Fehlern wie Präsentismus, Problemen mit korrekter Herstellung von Kontexten oder nachlässiger Prüfung von Quellen zu verfallen. Es gibt Anregungen, wie man vorurteilsfreie und sorgfältige intellektuelle Arbeit leisten kann, um Antworten auf kritische Fragen besonders auch zu Joseph Smith zu finden. Am Ende dieses Artikels habe ich eine Liste von Fragen angefügt, die in dem Buch empfohlen werden, mit deren Hilfe man bessere intellektuelle Arbeit leisten wird. Selbstverständlichkeit decken diese Fragen nur einen gewissen Teil der erforderlichen Arbeit ab. Sie sind aber ein guter Anfang. In der Folge muss man sich auch dem Thema stellen, nach welchen Kriterien man Schlussfolgerungen trifft. Die Geschichte von Joseph Smith ist ein gutes Beispiel dafür.

Wenn man diese intellektuelle Arbeit noch mit geistiger Arbeit verbindet (worüber ich in meinem kürzlich veröffentlichten Post „Weitsicht“ geschrieben habe) oder noch besser dieser die Priorität gibt, verringert sich der intellektuelle Aufwand, denn der Heilige Geist fängt an, wieder Zeugnis zu geben – ein unverzichtbarer Bestandteil der Interpretation religiöser Geschichte. Dazu gehört auch die Ehrlichkeit eines William W. Phelps oder nach heutiger Lesart, die Einsicht, seine eigenen Motive und Widersprüche zu Glaubensprinzipien selbstkritisch zu hinterfragen.

Der 23. Dezember ist für mich ein wichtiger Tag, denn
Millions shall know Brother Joseph again.

Fragen bei der Beschäftigung mit Geschichte, besonders glaubensbezogener Kirchengeschichte:

  1. Überblick über die Situation

    Stellen Sie Fragen, bevor Sie lesen. Möglicherweise können Sie nicht alle Fragen im Voraus beantworten, aber wenn Sie sich die Fragen einprägen, können Sie den Inhalt, die Zusammenhänge und die Bedeutungen erforschen.

    Wann und wo wurde die Quelle, die Geschichte oder die Studie verfasst?
    Steht sie im Zusammenhang mit einem bestimmten Ereignis, z. B. einem Treffen oder einer Veranstaltung?
    Wer war der Autor oder Schöpfer?
    Was können Sie über den Hintergrund und die Perspektive des Autors herausfinden?
    Berücksichtigen Sie Alter, Geschlecht, Rasse, Bildung, soziale Stellung, Zugehörigkeit, Werte, Motive und Vorurteile des Autors.
    Wer war die Zielgruppe des Autors?
    Gehört der Autor zum Publikum, ist er ein Gegner des Publikums oder steht er in einer anderen Beziehung zum Publikum?
    Warum hat der Autor diese Quelle, Geschichte oder Studie verfasst?
    Wer profitiert von der Existenz dieser Quelle oder Geschichte?
    Handelt es sich um ein Stück der Vergangenheit, das als Quelle in der Gegenwart weiterlebt?
    Handelt es sich um eine Geschichte, die von jemandem erzählt wird, der die Ereignisse miterlebt hat oder später dazukam?
    Handelt es sich um eine Studie, die frühere Quellen und Geschichten berücksichtigt?
  1. Analysieren Sie den Inhalt
    Lesen Sie genau und stellen Sie Fragen zum Inhalt.
    Welche Personen, Ereignisse, Themen, Zeiten, Orte, Illustrationen, Bilder oder Metaphern werden behandelt?
    Wer oder was fehlt oder wird in dieser Quelle oder Geschichte vergessen?
    Wie wurde die Geschichte vereinfacht? Was wurde im Laufe der Zeit hinzugefügt oder übertrieben?
    Was wird verschwiegen, unausgesprochen, angedeutet oder unbeantwortet gelassen?
    Was wird zuerst erzählt, und was wird bis zum Schluss aufgeschoben?
    Ist der Autor mit einer Stimme und einem Zeugnis sichtbar oder versteckt er sich hinter passiven Verben?
    Ist der Autor aufrichtig und objektiv, sanft und flehend, ungeduldig und fordernd, herablassend oder schrill und missbilligend?
    Was ist der Hauptgedanke, die Position oder die Interpretation?
    Was wird gefragt, behauptet, umgedeutet, verteidigt oder in Frage gestellt?
    Ignoriert der Autor zusätzliche Fragen oder nimmt er mögliche Gegenbehauptungen vorweg?
    Welche Beweise legt der Autor vor, um seine Behauptungen zu untermauern?
    Wurden die Beweise beobachtet (aus erster Hand), gehört (aus zweiter Hand) oder hergeleitet?
    Sind die Quellen echt (authentisch), korrekt (genau) und vollständig (umfassend)?
    Geht der Autor auf die Beschränkungen oder Unstimmigkeiten der verfügbaren Quellen ein?
    Wie hat der Autor die Quellen ausgewählt, und hätten auch andere Quellen in Betracht gezogen werden sollen?
    Gibt der Autor die Quellen so an, dass Sie sie auffinden und auswerten können?
    Wie stellt sich der Autor die Welt, die Menschen, die Kultur, die Vergangenheit oder das Gute vor?
    Geht der Autor davon aus, dass er mit den Lesern dieselbe Sprache und Kultur teilt?
    Wie prägen die Annahmen und Werte den Zweck und die Argumentation?
    Folgt die konkrete Geschichte einem allgemeineren Drehbuch?
    Sind die Figuren der Geschichte Opfer, Schurken oder hilflos?
    Evoziert die Geschichte größere Erzählungen über Amerika, Fortschritt oder Kulturkriege?
    Verfügt das Werk über Zitate, Abbildungen, Karten oder einen Index?
    Erfordert die Quelle die Verwendung einer anderen Sprache oder Technologie?
    Enthält die Quelle bemerkenswerte physische Merkmale, wie Handschrift, Siegel, Anmerkungen oder offizielle Stempel?
  1. Mit Kontexten verbinden
    Stellen Sie Fragen, die die Quelle mit anderen Dingen in Verbindung bringen, die vor, während und nach ihrer Entstehung geschehen sind.
    Handelt es sich um eine Quelle, eine Geschichte oder eine Studie?
    Wann und wo wurde sie erstellt?
    Mit welcher Absicht wendet sich der Autor an dieses Publikum?
    Welche anderen spezifischen Ereignisse fanden zur gleichen Zeit statt, z. B. Kriege, politische Bewegungen oder Wirtschaftskrisen?
    Welche langfristigen gesellschaftlichen, kulturellen, politischen oder demografischen Trends waren im Gange?
    Was geschah in dieser Zeit an ähnlichen Orten, z. B. in anderen ähnlichen Häusern oder Gemeinschaften?
    Wie antwortet diese Quelle auf Fragen, stellt Fragen oder fügt sich in laufende Gespräche zwischen Autoren ein?
    Verwendet die Quelle Metaphern, Symbole oder Schriften, die bereits von anderen Autoren verwendet wurden?
    Wie steht sie im Vergleich zu anderen Beispielen für diese Art von Geschichte?
    Wie wurde die Quelle zu ihrer Zeit oder seitdem produziert oder verbreitet?
    Wo hat sie sich befunden, seit der Autor sie geschaffen hat? (Provenienz)
    Existiert sie in verschiedenen Versionen, z. B. als Auszüge, Kopien, Abschriften oder Übersetzungen?
    Enthält es Informationen, die aufgrund von Datenschutzrechten, Urheberrechten oder Gesetzen und Vorschriften respektiert werden sollten?
    Enthält es Informationen, die aus kulturellen oder religiösen Gründen respektiert werden sollten?
    Wie fügt sich die Quelle, Geschichte oder Studie in das Leben und das Gesamtwerk ihres Schöpfers ein?
    Bietet diese Quelle einen Einblick in die Gefühle oder Erfahrungen des Autors zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens?
    Haben sich die Ansichten des Autors im Laufe der Zeit geändert?
    Wie passt es in den Plan der Erlösung?
    Wie passt es in das Evangelium von Jesus Christus?
  1. Bedeutungen bewerten
    Stellen Sie nach dem Lesen bewertende Fragen.

    Grundlegende Bewertung:
    Was ist geschehen? (Beschreibung)
    Was haben sie gedacht? (Interpretation)
    Warum damals und heute? (Erläuterung)
    Was denken wir darüber? (Wertung)

    Kriterien für die Bewertung:
    Können die Informationen aus anderen Quellen verglichen, überprüft, bestätigt oder trianguliert werden? (Korrektheit)
    Wurde sie in der Vergangenheit von der Person erstellt, die behauptet, sie erstellt zu haben? (Authentizität)
    Sind die Informationen konsistent und vertrauenswürdig? (Verlässlichkeit)
    Berücksichtigt sie alle relevanten Informationen nach Treu und Glauben, ohne Verzerrung und unter Berücksichtigung der Interessen der Betroffenen? (Fairness)
    Ist sie breit genug, um alle Standpunkte zu berücksichtigen, tief genug, um komplexe Sachverhalte zu berücksichtigen, und gründlich bei der Überprüfung früherer Quellen und Berichte? (Umfassend)

    Historische Bedeutung:
    Was waren die unmittelbaren Veränderungen, Entwicklungen oder Folgen der Quelle oder Geschichte?
    Waren die Veränderungen weitreichend oder die Auswirkungen langfristig, oder wurden Präzedenzfälle für zukünftige Handlungen oder Interpretationen geschaffen?
    Hielten die Menschen zu jener Zeit die Quelle für wichtig, oder wurde ihre Bedeutung erst im Laufe der Zeit deutlich?

    Verwendbare Signifikanz:
    Können wir sie nutzen, um die Vergangenheit zu dokumentieren, zu beschreiben oder zu erhellen?
    Was bedeutet die Quelle aus heutiger Sicht, warum ist sie wichtig, wie kann sie genutzt oder angewendet werden, und hat sie einen Bezug zu aktuellen Ereignissen oder Trends?
    Können Elemente aus der Vergangenheit als Rahmen für aktuelle Aktivitäten verwendet werden? (Analogie) Persönliche Bedeutung Ist der Autor oder Schöpfer Ihr Vorfahre?
    Inwiefern ist es für Sie in der Gegenwart relevant oder anwendbar?“

Nach dem 2. Advent

Wir hatten gestern zum 2. Advent einen sehr schönen Fast- und Zeugnisgottesdienst. Die Harmonie war deutlich spürbar und alle, die dabei waren, fühlten sich aufgebaut. Esther und ich unterhielten uns danach darüber, wie erstrebenswert dieser Geist beim Bewältigen der vielen Herausforderungen, die das Leben zu bieten hat, wäre. Leider erleben wir im Alltag oft das Gegenteil.

Zur letzten Generalkonferenz hat Elder Quentin L. Cook vom Rat der Zwölf folgende Feststellung gemacht:

„Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Mangel an Anstand erlebt wie heutzutage. Wir werden mit wütender, streitsüchtiger Sprache bombardiert und unzählige provokante Taten mit verheerenden Folgen zerstören den Frieden und die Ruhe. …“

Leider ist das traurige Realität. Unzivilisiertes Verhalten verschafft sich mehr und mehr Raum. Das darf einerseits auf zivilisierte und konsequente Weise nicht hingenommen werden und andererseits gibt es unzählige Dinge, die wir alle tun können, die uns persönlichen Frieden inmitten einer aufgebrachten Umgebung bringen werden.

Elder Cook hat weiter gesagt:

„Jedoch können wir persönlichen Frieden erlangen – ungeachtet des Zorns, des Streits und der Spaltung, die unsere heutige Welt verderben und zerstören. Noch nie ist es wichtiger gewesen, nach persönlichem Frieden zu streben.“

Gestern morgen wurde im Deutschlandfunk Kultur ein Beitrag, den ich für unsere Kirche geschrieben habe, gesendet. (Link zur Audiothek: https://www.deutschlandfunkkultur.de/wort-zum-tage-kirche-jesu-christi-der-heiligen-der-letzen-tage-dlf-kultur-f391962a-100.html)

Mit meinen Gedanken möchte ich ein paar Anregungen geben, wie jede oder jeder von uns sich bewusst an inneren Heilungsprozessen unserer Gesellschaft beteiligen kann. Dass diese Prozesse dringend erforderlich sind, steht außer Frage. Damit sie stärker wirken können, ist bewusstes Denken und Handeln möglichst vieler Menschen gefragt, die es schaffen, das Elend des Egoismus hinter sich zu lassen.

Hier ist der Text:

„Vor einigen Wochen fragte mich meine Frau, was ich mir zu Weihnachten wünsche. Ihre Frage hat mich dazu gebracht, etwas tiefgründiger über die Wünsche in meinem Herzen nachzudenken.

Unsere Welt gerät weiterhin aus den Fugen. Trotz bemerkenswerter wissenschaftlicher und technologischer Fortschritte scheint die Menschheit zunehmend auseinander zu driften. Verlieren wir tatsächlich den Zusammenhalt, den wir so dringend für die Lösung der vielfältigen Probleme brauchen, die unweigerlich, als Folge der Gesetze von Ursache und Wirkung in Natur und Gesellschaft, mit Wucht auf uns zu rollen?

So berechtigt unsere Sorgen auch sein mögen, so gibt es jedoch viele gute Gründe, dass wir uns aktiv entschließen, Teil der Lösungen zu sein. Die entscheidenden Veränderungen, die es braucht, um eine Gesellschaft von innen heraus zu heilen, finden zum größten Teil im Kleinen statt – in den Herzen, Sinnen und Taten vieler Menschen, die dieses Prinzip verstanden haben.

Welche Wünsche, abgesehen von ein paar unwichtigen materiellen, bewegen mich nun in dieser Weihnachtszeit? Ich möchte Ihnen gern ein paar nennen, die mir wichtig sind.

Wie kann ich meiner Ehepartnerin und meinen Kindern mehr Liebe zeigen, so dass wir uns noch stärker miteinander verbunden fühlen?

Wo kann ich die Kraft und Motivation finden, dass sich andere Menschen durch eine Begegnung mit mir besser verstanden, wertgeschätzt oder aufgebaut fühlen?

Was kann ich tun, dass sich Orte, an denen ich mich aufgehalten habe, danach in einem besseren Zustand befinden?

Wie kann ich dazu beitragen, dass sowohl seelische als auch materielle Not in meiner Umgebung erkannt und gelindert wird?

Es gibt unverzichtbare Werte, die die Menschheit im Innersten zusammenhalten und Gottes Schöpfung bewahren. Wenn wir einige von ihnen abwählen und ihr Zusammenwirken nicht verstehen, leben wir nicht mehr nachhaltig. Wie kann ich also Nachhaltigkeit im ganzheitlichen Sinne besser vorleben?

Für die Erfüllung dieser Wünsche bzw. Beantwortung dieser Fragen sind, neben den notwendigen Überzeugungen, auch Glaube und Inspiration sehr hilfreich. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die uns auf ungeahnte Weise die Augen und Herzen öffnen können, wenn wir es zulassen. In den Heiligen Schriften lesen wir die Worte von Jesus Christus: „Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden, klopft an, so wird euch aufgetan werden.“ (Matthäus 7:7)“

Weihnachten ist eine gute Zeit, damit zu beginnen und sich Christus zuzuwenden.

Weitsicht

Vor einigen Wochen haben meine Frau und ich eine Wanderung auf die Steinplatte in der Nähe von Kitzbühel in Österreich unternommen.

Vom Gipfel hatten wir einen grandiosen Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Im Norden konnten wir den Chiemsee sehen,

im Süden den gesamten Alpen-Hauptkamm mit Großglockner und Großvenediger, das Kitzbühler Horn und die Loferer Steinberge,

nach Osten den Watzmann und weitere Berge im Salzburger Land

sowie nach Westen den Wilden Kaiser und viele weitere Gipfel des Allgäu und in Tirol.

Es war erhebend, trotz des etwas rauhen Wetters.

Beim Verarbeiten der Eindrücke musste ich daran denken, wie wichtig Weitsicht in unserem Leben und für unsere Entscheidungen ist.

Weitsicht ist ein rares Gut im politischen und gesellschaftlichen Diskurs, den wir zur Zeit erleben. Dabei ist es logisch, dass eine übermäßige Betonung von Individualismus und eine Ausrichtung auf möglichst schnelle Befriedigung eigener Bedürfnisse mit Weitsicht und Nachhaltigkeit oft nicht kompatibel sind. Der Blick für das Große und Ganze und das allgemeine Wohl kann da schnell verloren gehen, genauso auch die Fähigkeit, sich objektiv und umfassend zu informieren und daraus Schlussfolgerungen nicht nur für sich selbst zu ziehen.

Wütende Kritiker haben in der Regel keine nachhaltigen Lösungen zu bieten und suchen lieber Schuldige für ihr Unbehagen anstatt den ernsthaften Versuch zu unternehmen, sich auf eine Ebene zu begeben, die ein weitsichtigeres Überdenken des eigenen Verhaltens ermöglicht.
Das betrifft nicht nur die Pandemie, die nur das Präludium für kommende gesellschaftliche Herausforderungen ist, die uns zweifellos ereilen werden, weil sich die Gesetze von Ursache und Wirkung nicht einfach außer Kraft setzen lassen. Wir sollten davon ausgehen, dass solche Herausforderungen noch viel fordernder sein werden, als das, was wir zur Zeit kennen, besonders wenn sie auf eine durch Unvernunft zutiefst gespaltene Gesellschaft treffen.

Wird unsere Werte relativierende Gesellschaft in Zukunft in der Lage sein, einsichtig, weitsichtig, umfassend rücksichtsvoll und einig zu handeln? Wie werden wir in Zukunft absolut richtige, mit Unsicherheiten behaftete, falsche und komplett absurde Informationen voneinander unterscheiden und mit Sachverstand verarbeiten können? Werden Entscheidungsträger (das sind auch wir) nicht nur intellektuelle Arbeit, sondern auch die geistige Arbeit leisten, die erforderlich ist, um inspirierte Entscheidungen zu treffen, die wir so schmerzlich vermissen?

Was bedeutet es, geistige Arbeit zu leisten, die zu einer größeren Weitsicht führt? Für mich ist dieser Anspruch untrennbar mit der Entwicklung einer engen Beziehung zu Gott verbunden.

Zur Zeit lese ich die Ansprachen der letzten Generalkonferenz unserer Kirche (siehe App Archiv Kirchenliteratur oder unter https://www.churchofjesuschrist.org/study/general-conference/2021/10?lang=deu). Oft denke ich, wie wünschenswert es wäre, wenn alle, die an Entscheidungen arbeiten, egal wie bedeutend sie sein mögen, sich von dem, was da gesagt und geschrieben wurde, inspirieren lassen. Wie wäre es wohl, wenn die Menschen, die sich anschicken, unser Land zu regieren, das tun würden?

Das ist aber nicht alles. Vor einigen Wochen, habe ich von unserer Pfahlkonferenz in Leipzig einige Aussagen vom Präsidenten unserer Kirche, Russell M. Nelson, mitgenommen, die dankenswerterweise von Helmut Wondra (Vielen Dank!) aus Wien zitiert wurden. Sie beschreiben, wie diese geistige Arbeit aussehen sollte, damit tatsächlich eine Verbindung zu unserem Vater im Himmel durch das Wirken des Heiligen Geistes entstehen kann. Hier die Zitate mit ein paar Kommentaren (nicht fettgedruckt) von mir:

„Es wird in den künftigen Tagen nicht möglich sein, ohne den führenden, leitenden, tröstenden und steten Einfluss des Heiligen Geistes geistig zu überleben.
Ich bitte Sie inständig, Ihre geistige Fähigkeit, Offenbarung zu empfangen, auszubauen.
Entscheiden Sie sich, die geistige Arbeit zu leisten, die nötig ist, damit Sie sich der Gabe des Heiligen Geistes erfreuen können und die Stimme des Geistes häufiger und klarer vernehmen. …

Wie wir uns qualifizieren

Nichts öffnet den Himmel schneller als eine Kombination aus

  • vermehrter Reinheit, (es geht prinzipiell darum, wie rechtschaffen unsere Gedankenwelt und die daraus resultierenden Handlungen sind, wie stark sie in Einklang mit Gott sind)
  • exaktem Gehorsam, (exakt heißt nicht blind, es heißt aber definitiv nicht cherry picking – nur das zu wählen, was mir passt)
  • täglichem Weiden an den Worten von Christus im Buch Mormon (das schließt natürlich andere Schriften nicht aus, aber das Buch hat schon eine besondere Kraft)
  • einem regelmäßigen Termin, der für Tempelarbeit und Familienforschung reserviert ist. (das ist die Kraft, die Generationen verbinden kann)

Wie wir empfangen

  • Finden Sie einen ruhigen Ort, den Sie aufsuchen können.
  • Demütigen Sie sich vor Gott.
  • Schütten Sie vor dem Vater im Himmel ihr Herz aus. Wenden Sie sich an ihn, um Antworten und Trost zu finden.
  • Beten Sie im Namen Jesu Christi über ihre Sorgen, Ihre Ängste, Ihre Schwächen, ja, auch die Sehnsüchte Ihres Herzens.
  • Und dann hören Sie zu.
  • Notieren Sie sich die Gedanken, die Ihnen in den Sinn kommen. Schreiben Sie Ihre Gefühle auf
  • und setzen Sie das, was Ihnen eingegeben wird, in die Tat um.
  • Wenn Sie immer wieder so vorgehen, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr, werden Sie in das Prinzip Offenbarung hineinwachsen.“

Wir betrachten Präsident Nelson als Prophet Gottes. Wenn wir uns in den Schriften sorgfältig anschauen, wie bereitwillig das Wort zeitgenössischer Propheten in ihren jeweiligen Epochen angenommen wurde, können wir sehen, dass die Menschen immer dann selektiv und oft feindselig damit umgegangen sind, wenn sie ihre persönlichen Vorlieben verletzt sahen. Wir lernen aus dieser Analyse aber auch, dass sich diese Menschen in der Regel aus Mangel an Weitsicht und einem Übermaß an Eigenstolz geirrt haben, oft mit dramatischen Folgen. Das sehen wir auch in der Gegenwart. Und es ist immer noch unklug.

Wir brauchen in diesen Zeiten ein viel größeres Maß an Weitsicht, damit wir komplexe Probleme nachhaltig bearbeiten und uns zuverlässiger vor Irrtümern, ideologischen Verbrämungen, der Ausbreitung von menschenverachtenden Verhaltensweisen oder abstruser Ignoranz schützen bzw. diesen entgegenwirken können. Dazu ist mehr und sorgfältigere intellektuelle und geistige Arbeit vonnöten.

Ein Geburtstag

Heute am 5. Mai 2021 ist der 131. Geburtstag meiner Großmutter Klara Böhme. Ich musste heute aus mehreren Gründen an sie denken.

Da ich erst drei Jahre alt war, als sie verstarb, habe ich keine aktive Erinnerung an sie. Alles, was ich weiß, kommt aus den Erzählungen meiner Eltern, meiner älteren Geschwister und anderer Verwandter. In einem stimmen sie alle überein – niemand hat je in irgendeiner Weise in meiner Gegenwart negativ über sie gesprochen. Alle Berichte und Erinnerungen waren und sind voller Liebe zu einer einfachen, gläubigen Frau, die in ihrem Leben viel durchmachen musste.

Der zweite Grund hat mit der Pandemie, die wir erleben zu tun. Ich habe mal reflektiert, was eine Person wie meine Großmutter, die 1890 geboren wurde, alles erlebt hat: Kaiserreich, 1. Weltkrieg, Spanische Grippe Pandemie, Not und alle anderen wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen nach dem Krieg, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Not, Machtergreifung der Nazis und Deutschlands dunkelstes Jahrzehnt, vor allem für Menschen, wie meine Großeltern, die für die Nazis nicht die geringsten Sympathien hegten und sich auch nicht von der Propaganda blenden ließen. Dann kam der 2. Weltkrieg mit all seinen furchtbaren Begleiterscheinungen und Nachwirkungen, Hungersnot, Unterernährung, Kommunismus – von dem sie sich ebenfalls nicht blenden ließ, der 17. Juni 1953, Ungarn 1956, die Errichtung der Mauer 1961. 1967 starb sie nach vielen Krankheiten und Entbehrungen. Man könnte meinen, dass dies kein schönes Leben gewesen sein kann, was mich jedoch zu meinem dritten Grund führt.

1925 traf meine Großmutter Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Botschaft der Missionare erfüllte ihr Herz und ihren Verstand und so wurde sie am 9. Juni 1925 zusammen mit meiner Urgroßmutter und einigen weiteren Familienmitglieder getauft. Sie war zu dieser Zeit hochschwanger mit meiner Mutter, die einige Wochen später geboren wurde. Aus dieser mutigen und konsequenten Entscheidung ist wunderbares entstanden. Dafür werde ich meiner Großmutter für immer dankbar sein. Ihr Glaube hat sie nicht nur durch alle Härten ihres Lebens getragen, sondern war auch eine solide Basis für viele ihrer Nachkommen.

Von ihrem Vorbild habe ich viel über die Verantwortung gelernt, die ich selbst für meine Familie, meine Kinder und Enkel habe. Ich lerne immer noch von ihr, wie man Sorgen und Probleme erträgt und seinen Überzeugungen und Glauben treu bleibt. Es wird der Tag kommen, an dem ich meiner Großmutter wieder begegnen werde und ihr für alles danken kann. Auf diesen Tag freue ich mich.

Orientierung

In einer Zeit, in der es vielen Menschen den Boden unter den Füßen wegzieht, Hoffnung und Orientierung verloren gehen und man sich oft verwundert die Augen reibt, welche Entscheidungen auf allen Ebenen der Gesellschaft getroffen werden, sollten wir uns daran erinnern, dass es zuverlässige und nachhaltige Wege gibt, die Führung eines liebenden Gottes zu finden.

Im Johannesevangelium des Neuen Testaments in Kapitel 17, Vers 3 lesen wir:

„Und genau darin besteht das ewige Leben: dich, den einen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“

Erkenntnis von Gott und Verständnis seines Wesens hat also eine geradezu überragende Bedeutung. Dazu gehört auch die Kommunikation mit Ihm. Das ist durchaus eine bidirektionale Angelegenheit, wie an den folgenden Schriftstellen, die stellvertretend für viele weitere stehen, zu sehen ist:

„Wenn du bittest, wirst du Offenbarung um Offenbarung, Erkenntnis um Erkenntnis empfangen, damit du die Geheimnisse und das Friedfertige erkennen mögest – das, was Freude bringt, das, was ewiges Leben bringt.“ (Lehre und Bündnisse 42:61)

„Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.“ (Buch Mormon, Moroni 10:5)

Das sind sehr erstrebenswerte Dinge, für die einige entscheidende Mitwirkungen erforderlich sind, wie persönliche Rechtschaffenheit, ein Leben im Einklang mit Gott, umfassende Information als Voraussetzung zur Meinungsbildung, die Demut Gott zu fragen und die Bereitschaft, die Konsequenzen einer Antwort von Gott durch die Macht des Heiligen Geistes zu akzeptieren und im eigenen Leben umzusetzen.

Stellen wir uns vor, alle, die etwas entscheiden müssen oder wollen, seien es Regierungen, Parlamente, Kirchen, Organisationen, Unternehmen, Familien oder jeder einzelne, würden diesen Prinzipien Raum in ihren Überlegungen geben. Wie viel Streit und unnötige Auseinandersetzungen könnten vermieden und wie viel mehr Gerechtigkeit, Hoffnung, Zuversicht und Tatkraft würden gesät werden. Wie viel mehr Sicherheit und innere Ruhe, trotz aller Herausforderungen würden wir verspüren.

Für die Kommunikation mit Gott braucht es einen Glaubens- und Vertrauensvorschuss. Manchmal fällt es uns schwer, die Stimme Gottes zu vernehmen. Manchmal hat er einen anderen Zeitplan als wir. Und manchmal müssen wir nur einige Kriterien anwenden, die uns untrüglich in eine gute Richtung lenken, vorausgesetzt unser Gewissen befindet sich in einem guten Zustand. Ein treffendes Beispiel, finde ich, wird in dieser Schriftstelle beschrieben:

„Und nun, wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Setze dein Vertrauen in jenen Geist, der dazu führt, Gutes zu tun – ja, gerecht zu handeln, demütig zu wandeln, rechtschaffen zu richten; und dies ist mein Geist.
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Ich werde dir von meinem Geist geben, der dir den Verstand erleuchten wird und der dir die Seele mit Freude erfüllen wird;
und dann wirst du wissen, oder infolgedessen wirst du alles wissen, was auch immer du von mir begehrst und was die Rechtschaffenheit betrifft, sofern du im Glauben an mich darauf vertraust, dass du empfangen wirst. „
(Lehre und Bündnisse 11:12-14)

Sechs Kriterien, nach denen wir unser Handeln und unsere Entscheidungen evaluieren können:

Es führt dazu:

  • Gutes zu tun;
  • gerecht zu handeln;
  • demütig zu wandeln;
  • rechtschaffen zu richten;
  • den Verstand zu erleuchten;
  • die Seele mit Freude zu erfüllen.

Das wäre doch schon einmal ein guter Anfang.

In unserem Gesangbuch haben wir das schöne Kirchenlied „Der Herr ist mein Hirte“ (Gesangbuch Nr. 68). Es beschreibt einige Aspekte einer innigen Beziehung zu Gott.

„Der Herr ist mein Hirte, ich brauche sonst nichts;
er führet mich sicher durch Dunkel und Licht.
Er leitet die Seele zu Wassern, die still,
erlöst mich Verirrten, wie heilig er’s will,
erlöst mich Verirrten, wie heilig er’s will.

Durch Täler und Wälder, wo immer ich geh,
bist du, Herr, mein Wächter, wo ich geh und steh.
Wenn dein Stab mich leitet, dann fürcht ich mich nicht;
mir kann nichts geschehen, denn du bist mein Licht,
mir kann nichts geschehen, denn du bist mein Licht.

Mag Anfechtung kommen, so bin ich bereit,
denn dein reicher Segen steht mir ja zur Seit.
Mein Haupt lässt du salben, schenkst voll mir stets ein.
O könnt deine Liebe wohl größer noch sein?
O könnt deine Liebe wohl größer noch sein?“

Wir haben versucht, dieses Lied mit unseren limitierten musikalischen Fähigkeiten für unseren heutigen Gottesdienst umzusetzen. Für die Naturaufnahmen bin ich ins Schwarzwassertal im Erzgebirge gefahren, einer Gegend, aus der viele meiner Vorfahren stammen.

Ich widme dieses Lied einem lieben Freund und Mentor, dem ich einen großen Teil meiner geistigen Entwicklung verdanke und der in diesen Tagen trauert. Ich weiß, dass er alles, was ich oben beschrieben habe, – genauso wie ich – aus eigenen Erfahrungen bezeugen kann.