Schlagwort-Archive: Gemeinde Hohenstein-Ernstthal

Neue Gemeinde Chemnitz

Am 22. Dezember 2024 wurde ich als Bischof der Gemeinde Hohenstein-Ernstthal entlassen. Gleichzeitig wurden die Gemeinden Chemnitz und Hohenstein-Ernstthal vereinigt und gehören jetzt als Gemeinde Chemnitz zum Pfahl Leipzig der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Als Bischofschaften und Gemeinderäte haben wir mehrere Jahre an diesem Schritt gearbeitet. Beide Gemeinden haben sich in der Vergangenheit das Gemeindehaus in der Stelzendorfer Straße in Chemnitz geteilt, regelmäßig gemeinsame Gottesdienste, Aktivitäten und gemeinsame Seminar- und Institutsklassen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt. Ich bin dankbar für die große Einigkeit, die wir in dieser Zeit verspürt haben.

Durch den Zusammenschluss ist eine starke Gemeinde mit durchschnittlich 150-200 Anwesenden in den Gottesdiensten entstanden. Die Mitglieder beider Gemeinden bringen viele Stärken und Synergien in die neue Gemeinde ein. In der Jugendarbeit, humanitären Hilfe und der Musik haben wir bereits einige Erfahrungen gesammelt. In den nächsten Monaten werden sich die Mitglieder noch besser kennenlernen und auf vielfältige Weise zusammenarbeiten. Eine warme Willkommenskultur für Menschen aus aller Welt und aller Altersgruppen, die mehr über Jesus Christus erfahren möchten, gibt es bereits.

Persönlich bin ich sehr dankbar für den unermüdlichen Einsatz meiner beiden Ratgeber Dustin Meyer und Heiko Hengst in der Bischofschaft Hohenstein-Ernstthal. Nach meiner Berufung als Gebietssiebziger im Gebiet Europe Central im April 2024 und den damit einhergehenden Verantwortungen für die Arbeit der Kirche in diesem Gebiet, war es für mich schwer, beide Berufungen gleichzeitig zu erfüllen. Die beiden waren großartige Stützen für mich und haben der Gemeinde vorbildlich gedient.

Bischofschaft der vorherigen Gemeinde Hohenstein-Ernstthal, vlnr. Heiko Hengst, Thomas Hengst, Dustin Meyer
Bischofschaft der vorherigen Gemeinde Chemnitz, vlnr. Matthias Hammer, Benjamin Wetzel, Marco Sacher
Vlnr. Benjamin Wetzel (Bischof vorherige Gemeinde Chemnitz), Robert Schmaal (Bischof neue Gemeinde Chemnitz), Thomas Hengst (Bischof vorherige Gemeinde Hohenstein-Ernstthal)

Als Bischof der neuen Gemeinde Chemnitz wurde Robert Schmaal berufen, mit Ralf Mehnert und Philipp Rösler als Ratgeber. Sie haben mein vollstes Vertrauen.

Neue Bischofschaft Gemeinde Chemnitz, vlnr. Ralf Mehnert, Robert Schmaal, Philipp Rösler

Ich freue mich sehr, Teil dieser Gemeinde zu sein. Obwohl ich als Gebietssiebziger den größten Teil des Jahres in Pfählen und Gemeinden in ganz Europa, insbesondere in Ungarn und Rumänien unterwegs bin, hoffe ich dennoch Zeit zu finden, meine Erfahrungen und Fähigkeiten weiterhin in die Arbeit der Gemeinde einbringen zu können. Es ist eine Herzensangelegenheit.

Der neuen Bischofschaft und dem Gemeinderat wünsche ich die Einigkeit, die wir verspürt haben und die Führung Gottes in allen wichtigen Entscheidungen und Vorhaben.

Jesus Christus gab den Nephiten unter anderem die folgenden Worte mit auf den Weg:

„Und ihr seht, ich habe geboten, dass keiner von euch weggehen soll, sondern habe vielmehr geboten, dass ihr zu mir kommen sollt, damit ihr fühlen und sehen könnt …“ (Buch Mormon, 3. Nephi 18:25).

Das ist der Zweck einer Gemeinde: alle Menschen einzuladen, zu Christus zu kommen und ihnen eine geistige Heimat zu sein.

Jersusalem – was war, was ist und was sein wird

Gestern Abend hatte ich die Gelegenheit, per Zoom den angekündigten Vortrag über interessante Aspekte aus 4000 Jahren Geschichte von Jerusalem zu halten.

Vielen Dank für das große Interesse. Mir ging es nicht darum, die Geschichte Jerusalems umfassend darzustellen, was in 90 Minuten unmöglich wäre und wofür es wesentlich qualifiziertere Personen gibt. Mir ging es primär darum, Denkanstöße zu geben und anhand der Schriften zu zeigen, wie auf beeindruckende und zuverlässige Weise über Jahrtausende prophetische Offenbarungen in Bezug auf Stadt und Bewohner zu tatsächlicher Geschichte geworden sind und wir davon ausgehen sollten, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.

Es wurde der Wunsch geäußert, dass ich die Präsentation, die ich zusammengestellt habe, teile, was ich hiermit tue.

Wer weitere Fragen oder Anfragen hat, kann mich gern kontaktieren. Für mich persönlich war die intensive Beschäftigung mit dem Thema eine sehr spannende und inspirierende Zeit, die meine Überzeugungen gestärkt hat.

Was mir Gemeindeleben bedeutet

Vor einigen Wochen unternahm ich eine 32 km lange Wanderung durch das Tal der Zwickauer Mulde (siehe Fotos). Als Teil einer meiner Kirchenberufungen hatte ich kürzlich den Artikel eines Bruders aus Österreich gelesen, der in der Regionalen Umschau im Oktober-Liahona erscheinen wird. Darin geht es um einen interessanten Gedanken, der eng mit Wallfahrten verknüpft ist – nämlich, mit den Füßen zu beten. Meine Wanderung war zwar keine Wallfahrt aber meine Absicht war, mich dem Himmlischen Vater in der Natur zu nähern, um Hilfe und Weisung in einigen Fragen zu erhalten, die mich zur Zeit stark beschäftigen.

20200710_102048.jpg

Interessanterweise fiel es mir aber schwer, mich auf meine persönlichen Sorgen zu konzentrieren. Meine Gedanken gingen immer wieder in andere Richtungen. Ich spürte das Wirken des Heiligen Geistes, aber anstatt über mein turbulentes berufliches Umfeld, das in den letzten Monaten sehr aufreibend war, und eventuell anstehende Entscheidungen nachzusinnen, entwickelten sich andere Gedanken. Einer davon war, mich doch auf meinen Patriarchalischen Segen zu verlassen und mir weniger Sorgen um meine Karriere zu machen.

20200710_095949.jpg

Mir kamen andere Fragen in den Sinn, wie z.B.:
Was bedeuten dir dein Glaube und deine Kirche?
Wie kannst du deiner Gemeinde helfen, in dieser Krise zusammen zu wachsen? Verstehst du ausreichend, warum das wichtig ist?
Was bedeuten dir deine Familie und deine Gemeinde?
Wie kannst du das, was du weißt und deine Erfahrungen, besonders die geistigen, mit mehr Menschen teilen und sie einladen, zu Christus zu kommen und den Plan der Erlösung kennen zu lernen?
Verstehst du, warum das wichtig ist?
Was bedeuten dir deine Mitmenschen – unabhängig von Aussehen, Herkunft, Orientierung usw.?
Was bedeuten dir das Sühnopfer von Jesus Christus und die Erneuerung deiner Bündnisse jeden Sonntag beim Abendmahl?Viele Fragen, die in der Gesellschaft scheinbar einen immer geringeren Stellenwert einnehmen. Dabei ist ihre Bedeutung enorm wichtig – zumindest für Menschen, die nicht daran glauben können, dass der Mensch ein Zufallsprodukt ist oder aus dem Nichts kommt und nach seinen Lebensjahren wieder im Nichts verschwindet.Vor kurzem habe ich ein Zitat des verstorbenen Apostels Richard G. Scott gelesen: „Do not become so absorbed with trivial things that you miss learning the doctrine and teachings of the Lord“ (also sinngemäß übersetzt: Sieh zu, dass weniger wichtige Dinge nicht so sehr Besitz von dir ergreifen, so dass du es verpasst, die Lehren des Herrn zu lernen.)Je tiefer ich zum Beispiel über grundlegende Elemente meines Glauben, wie zum Beispiel den Plan der Erlösung nachdenke, umso klarer wird mir, wie großartig, nachhaltig und vollendet dieser Plan ist. Er ist nicht nur ein Stückwerk von guten Ideen oder Konzepten. Er umfasst unsere gesamte ewige Existenz, beginnend von unserer Präexistenz, über dieses Leben bis hin zu unserem Leben nach dem Tod, das ewig währen wird. Wie wichtig müsste es normalerweise sein, sich immer wieder den Stellenwert klar zu machen, so viel wie möglich darüber zu lernen und dann Kurskorrekturen vorzunehmen, die sowohl für die Gegenwart als auch die Zukunft (ohne zeitliche Begrenzung) richtungsweisend sind.In diesem Lernprozess haben die Familie und die Kirchengemeinde eine große Bedeutung. Eine der negativsten Auswirkungen von Covid-19 sind die Einschränkungen für das Gemeindeleben, die gemeinsame wöchentliche Gottesverehrung mit Gleichgesinnten, das soziale Miteinander und die gegenseitige Bereicherung durch unsere Diversität, den Austausch von Gedanken und einfach auch die Freude, Menschen, die einem am Herzen liegen, zu treffen. Meine Frau und ich waren sehr froh, als es wieder möglich war, Gottesdienste zu besuchen – wenn auch weiterhin mit vielen Einschränkungen. Wir haben die Möglichkeit geschätzt, zu Hause das Abendmahl zu nehmen und gelegentlich andere Gemeindemitglieder, die dazu keine Gelegenheit hatten, daran teilhaben zu lassen.Seit dem es aber wieder möglich ist, besuchen wir unsere Gemeinde. Wir können dort unsere Zeit und Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinde stellen. Ich habe es vermisst, als Organist zu dienen und freue mich, das ich jetzt dadurch wieder den Besuchern helfen kann, den Heiligen Geist zu spüren und sich auf das Abendmahl einzustimmen. Wir genießen es, Gleichgesinnte zu treffen und gemeinsam Andacht in einem Haus des Herrn zu halten. Wir empfinden das als überaus stärkend. Wir sind komfortabel mit dem Hygienekonzept, das konsequent befolgt wird und viel sicherer ist, als wenn wir uns z.B. in Supermärkten, Restaurants, im Bekanntenkreis oder in der Firma aufhalten. Heute hatte ich die Aufgabe, das Abendmahl zu segnen. Die Anwesenheit war beachtlich und somit dauerte das Austeilen des Abendmahls einen großen Teil des Gottesdienstes. Eine sehr gute Zeit in Ruhe; eine wunderbare Gelegenheit zur Selbstreflexion und zum Nachsinnen über die Bedeutung des Sühnopfers von Jesus Christus, um ein besseres Verständnis davon zu erlangen und Schlussfolgerungen für den eigenen Lebenswandel zu ziehen. Von mir aus hätte es noch länger dauern können.Es ist gut, dass alle, die gesundheitliche oder andere Bedenken bezüglich Covid-19 haben, auch weiterhin per Zoom an den Gottesdiensten teilnehmen können. Das ist zu respektieren. Ich halte es aber für sehr wichtig, dass wir die Bedeutung der Gemeinde und damit der Gemeinschaft nicht aus den Augen verlieren. In einer Welt, die immer stärker divergiert und sich polarisiert, bleiben wir nicht von diesen Phänomenen verschont, obwohl wir es besser wissen sollten (wenn man z.B. aufmerksam das Buch Mormon liest, speziell zur Zeit das Buch Helaman, wo eindrucksvoll beschrieben wird, wohin ein solches Auseinanderdriften im Endeffekt führt). Viele Gemeinden können mehr bewirken, mehr Wärme, Geborgenheit und Geistigkeit ermöglichen, wenn ALLE, die dahin gehen, mit dem Wunsch kommen, sich den gesellschaftlichen Fliehkräften unter denen die Welt siecht, nicht nur zu entziehen, sondern im Gegenteil, wirksam dazu beitragen, das gegenseitiges Verständnis, Vergebungsbereitschaft und Nächstenliebe stetig wachsen, so dass individuelle Unterschiede in unseren Charakteren, Befindlichkeiten und Gewohnheiten, nicht die Verwerfungen bewirken können, die sie heute noch zu oft anrichten. Um es mit den Worten meines Bruders Heiko, der heute eine sehr gute Ansprache gegeben hat, auszudrücken: „Ich denke, es wird immer wichtiger, sich nicht über die Missstände um uns herum zu beklagen, sondern ihnen durch gutes Verhalten zu begegnen. Eine Möglichkeit, anderen zu helfen und dabei selbst zu wachsen, ist wirksamer als die meisten Belehrungen, die wir schnell parat haben.Der Herr hat uns ganz klar den Auftrag gegeben, anders zu sein. Sein Evangelium gibt uns dazu die Werkzeuge in die Hand. Das Ziel kann nicht sein, dass es lediglich ein paar weniger Auseinandersetzungen und etwas weniger „Griesgrämisierung“ und Polarisierung als in der Welt unter uns gibt. Wir haben so viel zu geben, besonders die Dinge, die in unserem gesellschaftlichen Umfeld immer rarer werden. Die Gemeinden der Kirche können in Zukunft noch viel mehr ein Zufluchtsort für alle Menschen werden, die nicht miteinander streiten oder sich gegenseitig bekämpfen, sondern etwas erfahren und fühlen wollen, das der Seele wirklich nachhaltige Nahrung beschert. Wie man das erreichen kann, ist keine komplizierte Wissenschaft. Es hat vielmehr etwas mit Herzenswünschen und Haltung zu tun.Gemeinden können auch noch ein viel besserer Ort sein, wo unsere Lasten leichter werden. Ich habe das so oft erfahren dürfen. Das heißt nicht, dass wir Belastungen wegreden oder uns ein bequemes Evangelium schaffen, in dem es vorwiegend nach Beliebigkeit geht. Das wird in der Welt bereits ausreichend angeboten, ist aber mit Sicherheit nicht nachhaltig. Wir haben es nicht nötig, einzuknicken, wenn unser Glaube und unsere Werte in Frage gestellt werden. Es geht vielmehr darum, unserem Leben und unseren Bemühungen einen tieferen Sinn zu geben und die Perspektiven, die Gott für uns bereithält, besser zu verstehen. Damit können wir die Kraft tanken, die wir brauchen, um die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen zu schultern und Probleme zu lösen. Schwierige zwischenmenschliche Beziehungen helfen dabei überhaupt nicht und machen Lasten oft viel schwerer, als sie eigentlich sind. Daher liegt es auf der Hand, dass die Funktion einer Gemeinde auch darin besteht, die Entwicklung wohltuender zwischenmenschlicher Beziehungen zu fördern. Das geschieht hauptsächlich durch unser eigenes Verhalten. Wir benötigen keinen Wettbewerb, wer am großartigsten ist oder am meisten im Vordergrund steht, sondern wir können unsere Energie getrost für mehr Demut und ungekünstelte Nächstenliebe verwenden.Meine Frau und ich sind dankbar für unsere Gemeinde und dass wir regelmäßig Gelegenheiten haben, einen Teil der guten Dinge, die wir empfangen, zurück zu geben. Vieles ist noch unvollkommen. Aber das macht nichts, so lange wir den Wunsch in uns tragen, Dinge zum Guten zu verändern und es auch tun.