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Unsere nächste Generation/our next generation

Sonntag vor einer Woche habe ich Zeit mit den 11-jährigen Kindern unserer Gemeinde verbracht. Für einen Bischof ist das eine schöne Aufgabe. Die Frauen in unserer Primarvereinigungs-Präsidentschaft hatten alles wunderbar vorbereitet. Wir haben zusammen gegessen und danach habe ich mit den Kindern über die vielen Dinge, die sich in ihrem Leben mit zum Teil atemberaubender Geschwindigkeit verändern, gesprochen.

Sunday, a week ago, I spent time with the 11-year-old children in our ward. For a bishop, this is a beautiful task. The women in our Primary presidency had prepared everything wonderfully. We ate together and afterwards I talked to the children about the many things that are changing in their lives, sometimes at breathtaking speed.

Nächstes Jahr werden sie den Tempel besuchen können, worauf sie sich sehr freuen. Es wird ihnen helfen, sich besser während der Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen zurechtzufinden.

Next year they will be able to attend the temple, which they are very much looking forward to. This will help them to navigate their way during their development from child to teenager.

Als ich ihnen die Broschüre „Für eine starke Jugend“ vorgestellt habe, gingen meine Gedanken fast 50 Jahre zurück als ich in ihrem Alter war. Ich erinnere mich an Erfahrungen, die schwierig waren und an die Entwicklung von Gewohnheiten und Denkmustern, die mich heute noch begleiten. Ich erinnere mich aber auch an viele schöne Erlebnisse, die meine Vorstellungswelt und mein Verständnis von der Welt erweitert haben. Und ich hatte meine ersten Erfahrungen, den Einfluss des Heiligen Geistes deutlich zu spüren. Das war sehr neu und besonders für mich und passierte, als ich mit 11, 12 Jahren beim Lernen eines Musikinstruments, bewusst Musik begegnet bin, die den Heiligen Geist einlädt. Daraus und auf der Basis der Werte, die mir zu Hause und in der Kirche vermittelt wurden, sowie eines sehr großen Wissensdurstes, entstand mein Zeugnis von Jesus Christus. Es hat mir geholfen, für meinen Glauben auch gegen manchmal massiven Widerstand einzustehen.

When I presented them with the brochure „For the Strength of Youth“, my thoughts went back almost 50 years, when I was their age. I remember experiences that were difficult and the development of habits and thought patterns that are still with me today. But I also remember many wonderful experiences that expanded my imagination and my understanding of the world. And I had my first experiences of clearly feeling the influence of the Holy Spirit. This was very new and special for me and happened when I, at the age of 11 or 12, was learning to play a musical instrument and consciously encountered music that invited the Holy Spirit. From this and on the basis of the values I was taught at home and in church, as well as a very great thirst for knowledge, my testimony of Jesus Christ started to grow. It has helped me to stand up for my faith even in the face of sometimes massive opposition.

Ich habe mit unseren Elfjährigen darüber gesprochen, welche Dinge, ihnen jetzt schon aber noch viel geballter in den nächsten Jahren begegnen könnten: Konflikte mit Eltern, Spannungen, sich verändernde Prioritäten oder Sinn- und Glaubenskrisen in Familien, Freunde, die destruktive Gewohnheiten entwickeln und sich dabei hoffentlich keine lebenslangen Schäden zufügen, Cyber-Mobbing, Versuchungen aller Art, Peer Pressure, Enttäuschungen und Misserfolge, schnell wechselnde Gefühle mit allen einhergehenden Konsequenzen, die Sehnsucht nach Sicherheit und das Bedürfnis geliebt und akzeptiert zu werden und eine Welt der Beliebigkeit, in der Selbstdisziplin und moralische Werte gering geschätzt werden. Glaube und das daraus folgende Verhalten werden herausgefordert und in Frage gestellt werden.

I talked to our eleven-year-olds about the things they might be facing now, but even more so in the coming years: Conflicts with parents, tensions, changing priorities or crises of meaning and faith in families, friends developing destructive habits and hopefully not causing themselves lifelong damage while doing so, cyber bullying, temptations of all kinds, peer pressure, disappointments and failures, rapidly changing emotions with all the consequences coming with it, the longing for security and the need to be loved and accepted and a world of arbitrariness in which self-discipline and moral values are held in low esteem. Faith and the resulting behavior will be challenged and questioned.

Auf der anderen Seite stehen Wahrheiten, die Sicherheit und Stabilität geben. Dort stehen ebenfalls riesige Felder an Wissen und praktischen, intellektuellen, emotionalen und geistigen Erfahrungen, wunderbare Chancen zu wachsen, eine eigene Beziehung zu Gott und dem Sinn des Lebens zu finden, großartige Fähigkeiten zu entwickeln und tiefe Freundschaften fürs Leben aufzubauen. Sie können die Unterschiede zwischen Freude und Spaß entdecken, Nachhaltigkeit und Vergänglichkeit, Wahrheit und Irrtum und wie man gute Entscheidungen trifft, die ewige Perspektiven haben.

On the other side are truths that provide security and stability. There are also vast fields of knowledge and practical, intellectual, emotional and spiritual experiences, wonderful opportunities to grow, to find your own relationship with God and the meaning of life, to develop great skills and to build deep friendships for life. You can discover the differences between joy and fun, sustainability and impermanence, truth and error, and how to make good choices that have eternal prospects.

Vor einiger Zeit las ich in bedeutenden deutschen Publikationen Beiträge von Pädagogen und Kinderpsychologen, die darüber klagten, dass die Empathie- und Resilienzfähigkeit der heranwachsenden Generation besorgniserregend abnimmt und Egoismus und Einsamkeit schon in jungen Jahren zunehmen. Als wichtige Ursachen wurden der frühe Gebrauch sozialer Medien, soziale Unsicherheit und Mängel bei der Bereitstellung von möglichst ganztägiger staatlicher Betreuung von Kindern angeführt. Sehr wenig wurde über die Vermittlung von Werten und emotionale Stabilität in der Familie gesagt, noch weniger über die Verantwortung von Eltern und gar nichts über geistige Bildung oder die Lehren von Jesus Christus. Dies sind aber genau die Themen, auf die es in großem Maße ankommt – die Vermittlung und das Vorleben von Empathie, Nächstenliebe und Selbstlosigkeit, ebenso die Wichtigkeit von Standhaftigkeit, wie es Paulus in Epheser 4:14 beschreibt:

Some time ago, I read articles in major German publications by educators and child psychologists who complained that the empathy and resilience of the growing generation is declining at an alarming rate and that selfishness and loneliness are already on the rise at a young age. The early use of social media, social insecurity and shortcomings in the provision of all-day state care for children were cited as important causes. Very little was said about the teaching of values and emotional stability in the family, even less about the responsibility of parents and nothing at all about spiritual education or the teachings of Jesus Christ. Yet these are precisely the issues that matter most – the teaching and modeling of empathy, charity and selflessness – ideally in the family, as well as the importance of steadfastness as described by Paul in Ephesians 4:14:

„Denn wir sollen keine unmündigen Kinder mehr sein; wir dürfen uns nicht mehr durch jede beliebige Lehre vom Kurs abbringen lassen wie ein Schiff, das von Wind und Wellen hin und her geworfen wird, und dürfen nicht mehr auf die Täuschungsmanöver betrügerischer Menschen hereinfallen, die uns mit ihrem falschen Spiel in die Irre führen wollen.“

„That we henceforth be no more children, tossed to and fro, and carried about with every wind of doctrine, by the sleight of men, and cunning craftiness, whereby they lie in wait to deceive;“

Während der Zeit, die wir zusammen verbracht haben, ist mir noch viel mehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass wir sie voller Liebe auf ihrem Weg begleiten, damit sie lernen, Jesus Christus in ihr Leben einzubeziehen und wissen, dass wir für sie da sind, wenn sie verletzt werden oder Fehler machen. Genauso wichtig ist, dass wir uns mit ihnen freuen, ihnen Mut machen und sie stärken, indem wir gute Vorbilder sind.

Jesus Christus lehrt, wie man das höhere Gesetz lebt | 3 Nephi 12-14 https://www.churchofjesuschrist.org/study/video/3-nephi-12-14/2022-07-0300-jesus-christ-teaches-how-to-live-the-higher-law-3-nephi-12-14-deu?lang=deu

During the time we spent together, I realized even more how important it is that we accompany them on their journey full of love, so that they learn to include Jesus Christ in their lives and know that we are there for them when they are hurt or make mistakes. It is just as important that we rejoice with them, encourage them and strengthen them by being good role models.

Gottes Plan des Glücklichseins und der Erlösung, mit der Möglichkeit, dass Familien für immer zusammen sein und Generation miteinander verbunden werden können, bietet Perspektiven, die durch andere Lehren oder Philosophien entweder nur in Fragmenten oder überhaupt nicht vermittelt werden. Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für uns selbst und die uns anvertrauten Seelen sind dabei göttliche Grundprinzipien. Entscheidungsfreiheit sollte jedoch nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden, denn die Folgen unserer Entscheidungen können wir nicht bestimmen. Wir haben also die Verantwortung, mit Weitblick die Folgen von dem, was wir tun, zu bedenken und uns vor allem darüber umfassend zu bilden. Dies trifft ganz besonders auch darauf zu, wie wir mit unseren nächsten Generationen umgehen.

God’s plan of happiness and salvation, with the possibility that families can be together forever and generations can be connected to each other, offers perspectives that are either only conveyed in fragments or not at all by other teachings or philosophies. Free agency and responsibility for ourselves and the souls entrusted to us are fundamental divine principles. However, free agency should not be confused with arbitrariness, because we cannot determine the consequences of our decisions. We therefore have a responsibility to consider the consequences of what we do with foresight and, above all, to educate ourselves fully about them. This applies in particular to how we treat our future generations.

Wegweiser „Für eine starke Jugend“ https://www.churchofjesuschrist.org/study/manual/for-the-strength-of-youth?lang=deu

Zwischen den Feiertagen

Am Sonntag wurde ich gefragt, ob ich meine Gedanken, über die ich in unserem Weihnachtsgottesdienst gesprochen habe, aufschreiben könnte. Ich versuche es mal in abgekürzter Form.

In unserem Pfahl wohnt eine Schwester, die mir seit mehr als 10 Jahren zu jeder Pfahlkonferenz ein Heft gibt, in das sie wertvolle Zitate, aufbauende Gedanken und motivierende Worte schreibt. Das tut sie nicht nur für mich, sondern auch für andere. Es ist außergewöhnlich und Ausdruck einer Herzensgüte, wie wir sie in diesen Zeiten dringend brauchen.

Wie gut wäre es, wenn, symbolisch gesehen, viel mehr solcher Schulhefte verteilt würden, anstatt Textnachrichten oder Emails mit destruktiven Inhalten, die nicht dazu geeignet sind, für Frieden im Großen oder Kleinen zu sorgen. Wir leiden unter einer völligen Übersättigung an negativen Inhalten, sei es in den Medien oder auch in der persönlichen Kommunikation. Wie schnell geht es, dass Unterhaltungen ins Negative abgleiten. Dabei geht es nicht darum, Probleme unter den Tisch zu kehren. Es geht aber um die Art und Weise, wie damit umgegangen wird. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es im familiären Umfeld fünf positiver oder aufbauender Informationen bedarf, um die Wirkung einer negativen oder herabmindernden Information auszugleichen.

Ein weiteres Beispiel, das ich kürzlich selbst erlebt habe: Einer meiner Ratgeber in der Bischofschaft sprach mich am Sonntagmorgen vorm Gottesdienst an. Er wollte über ein Problem sprechen, was wir auch taten, aber sein Hauptfokus war sein Eindruck, dass ich in den letzten Wochen stark überlastet war und eine Pause brauche. Obwohl seine Empathie nichts an der Last änderte, hatte sie jedoch eine sehr positive Wirkung darauf, wie ich sie empfinde.

Das ist ein wichtiger Punkt, an dem unsere Gesellschaft krankt – ein dramatisches Defizit an aufbauenden Inhalten, Konversationen, Nachrichten und Verhaltensweisen – mit signifikanten Folgen für die seelische, geistige und körperliche Gesundheit vieler Menschen.

Eine weitere Folge dieses Defizits ist der Verlust von Einigkeit und Zusammenhalt. Diese sind ein fragiles Gut. Es kostet viel geistige Kraft, sie zu fördern und zu bewahren – viel mehr, als sie zu stören.

Jesus Christus gab seinen Jüngern eine kurze, aber prägnante Belehrung, als sie sich mit einer der Hauptursachen für Zwistigkeiten beschäftigten – dem Vergleich:

„In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist denn im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ (Neues Testament, Matthäus 18:1-5)

Ich denke, uns ist sehr bewusst, was Jesus hier gemeint hat. Im Buch Mormon wird der Gedanke in König Benjamins großartiger Rede weiter mit großer Klarheit ausgeführt.

„… und [der Mensch] durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird und so wird wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voller Liebe und willig, sich allem zu fügen, was der Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen, so wie ein Kind sich seinem Vater fügt.“ (Buch Mormon, Mosia 3:19)

Es lohnt sich, auch die Verse davor und danach gründlich zu lesen.

Um ein wirksames Gegengewicht zu den Irrtümern und zerstörerischen Trends des Zeitgeistes aufzubauen, wäre es gut, wenn wir uns in Gemeinden und Familien mit den Empfehlungen von Jesus Christus ernsthafter auseinandersetzen. Im Mittelpunkt von Weihnachten steht ein Kind. Elder Jeffrey R. Holland vom Rat der Zwölf hat es einmal so ausgedrückt:

„Remember that baby born in Bethlehem so long ago. Be grateful – for Him, give gifts – because of Him, sing carols – to Him, laugh – with Him, If needed, cry – with Him. Be a child again.“ (Unto us a child is born, Jeffrey R. Holland)

„Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.“ (Neues Testament, Matthäus 19:14)

Wir brauchen positive Ermutigung, Vergebung und inneren Frieden, um gesund zu bleiben und etwas leisten zu können. Unversöhnlichkeit und Nichtstun fördern Uneinigkeit und Dysfunktionalität – mit weitreichenden Folgen, die immer deutlicher absehbar werden. Manche unserer Mitmenschen benötigen professionelle Unterstützung für die Heilung von seelischen Wunden. Für die meisten von uns gilt, dass Resilienz nicht primär von der Menge an Arbeit, die wir leisten, bestimmt wird, sondern vielmehr vom Umgang miteinander. Darauf haben wir sehr wohl einen großen Einfluss.

Meiner Gemeinde und Familie wünsche ich im neuen Jahr, dass wir uns noch mehr gegenseitig mit aufbauenden Inhalten versorgen und uns helfen zusammenzuwachsen, um inneren Frieden in einer turbulenten Welt verspüren zu können.

Demografischer Wandel

Einer unserer Söhne kam vor einigen Wochen von der Uni nach Hause und erzählte mir, dass er an dem Tag an einer Vorlesung über den demografischen Wandel teilgenommen hatte.
Die Vorlesung bestand aus der üblichen Bestandsaufnahme mit Zahlen und Fakten und den absehbaren gesellschaftlichen Folgen. Allerdings, so berichtete unser Sohn, hatten weder Dozentin noch Kommilitonen brauchbare Ideen, wie dieses Dilemma überwunden werden kann.
Damit sind sie leider nicht allein. Unsere moderne Gesellschaft möchte auf eine Art und Weise leben, die einer Lösung dieses Problems diametral entgegensteht. Das wird nicht funktionieren. Der sogenannte demografische Wandel ist eine der Folgen, die aus der Lebensweise großer Teile der Gesellschaft zwangsläufig entstehen und ohne grundlegende Veränderungen in den Einstellungen der Menschen nicht abgestellt werden können.
Es gibt keine Lösung des Problems, das ausschließlich durch Subventionen und Regularien von Regierungen, Veränderungen der Arbeitswelt und eine weitere Vergesellschaftung der Kindererziehung bewirkt werden kann. Eine ganze Reihe sinnvoller Maßnahmen würden sicherlich helfen, aber das wird im großen Maßstab nicht reichen. Ohne die Rückbesinnung auf den Wert der Familie und die damit verbundenen Verpflichtungen, entstehen keine Bedingungen, die einer nachhaltigen Lösung dieses Problems förderlich sind.
Es ist schon tragisch, dass man sich heute schon fast für eine intakte, traditionelle Familie rechtfertigen muss, nach dem Motto: „Seid ihr eigentlich noch zeitgemäß?“ Was für ein Unsinn.
Ich habe einfach mal die Übung gemacht und einige Punkte betrachtet, die ich in meiner Kirche und in der Familie, in der ich aufgewachsen bin, gelernt habe. Die Punkte gehören in die öffentliche Diskussion, auch wenn einige davon unliebsam und unbequem sind. Bequemlichkeit oder der Weg des geringsten Widerstandes haben aber noch nie eine Gesellschaft voran gebracht.
Hier einige der Punkte in ungeordneter Reihenfolge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Ich musste als Kind nie Angst davor haben, dass meine Eltern sich trennen würden. Sie hatten ihre Probleme aber sie sind damit umgegangen und haben zusammen daran gearbeitet, sie zu lösen. Ich habe bei meinen Eltern keinen Egoismus zu Lasten des anderen Ehepartners erlebt.
Sie haben ihre Ehe ernst genommen und keine fadenscheinigen Begründungen oder Rechtfertigungen gesucht.
In Kirche und Familie habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Verpflichtungen einzugehen und sich daran zu halten. Ja, Verpflichtungen sind manchmal unbequem aber sie schaffen Sicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit. Unverbindlichkeit und der Unwille, Verpflichtungen einzugehen und diese zu beständig zu halten, sind Hauptursachen unserer gesellschaftlichen Probleme.
Das Evangelium Jesu Christi lehrt genauso klar über die Verpflichtung zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Das heißt nicht, dass man deren Ideen oder Lebensentwürfe für richtig befinden und seine eigenen Ideale kompromittieren muss. Es lehrt aber klar, was Nächstenliebe bedeutet. Es gibt trotzdem noch richtig und falsch, nachhaltig und unnachhaltig – und das besonders auch in Bezug auf die Rolle der Familie.
Ich habe zu Hause und in der Kirche gelernt, Kinder zu lieben, meine Geschwister zu lieben und daraus hat sich der Wunsch entwickelt, eine Familie mit mehreren Kindern zu haben.
In der Kirche habe ich grundlegende Dinge darüber gelernt, wie man erfolgreich eine Familie aufbaut, z.B. die Rolle des Familiengebetes, der Familienheimabend, die Bedeutung von Bildung und Erziehung, die Überwindung von Egoismus, Verzicht zu Gunsten der Familie, Werte und Moral, Liebe in der Familie.
Das gleiche gilt für die Rolle von Vater und Mutter. Die Verantwortung, die damit verbunden ist, erstreckt sich viel weiter, als viele von uns denken. Wir sind ultimativ rechenschaftspflichtig vor Gott, wie wir unserer Verantwortung gegenüber unseren Kindern gerecht geworden sind. Wir sind nicht verantwortlich, für das was sie tun, wenn sie für sich selbst verantwortlich sind. Aber wir sind sehr wohl verantwortlich für alles, was wir ihnen vermitteln, vorleben, wie wir sie lieben, erziehen, was wir ihnen erlauben und verbieten und welchen Einflüssen wir sie aussetzen. Dieser Verantwortung können sich Eltern vor Gott nicht entziehen und sie kann auch nicht auf Lehrer oder Erzieher delegiert werden.
Meine Frau und ich haben in unserer Kirche gelernt, dass Bildung (geistige, emotionale und weltliche) essentiell für die Familie ist. Mutter und Vater zu sein sind wichtige Karriereschritte. Es ist für mich völlig unverständlich, weshalb besonders die Rolle der Mutter, wider besseres Wissen, als Karrierebremse stigmatisiert wird. Mutter sein ist eine Berufung, im Prinzip die wichtigste um sicherzustellen, dass eine Gesellschaft nicht verkommt.
In der Kirche habe ich gelernt, wie wichtig die Rolle des Vaters ist. Es ist eine der größten Tragödien unserer Zeit, dass viele Väter sich ihrer Verantwortung entziehen und dabei Notlagen für alleinerziehende Mütter schaffen, die wie eine Kettenreaktion weitere Probleme erzeugen, die nur schwer zu lösen sind und sich auch auf andere auswirken. Zu Hause habe ich einen Vater erlebt, der alles für seine Familie gegeben hat. In meiner kirchlichen Berufung erlebe ich oft, habe ich oft mit den Auswirkungen zerrütteter Familien auf die Beteiligten und die Umgebung zu tun. Oft erstrecken sich die Nebenwirkungen auch auf intakte Familien, weil negative Einflüsse zum Beispiel massiv die Erziehung von Kindern beeinflussen.
Sowohl wir als auch unsere Kinder haben in der Schule und auch durch die Medien so gut wie nichts darüber gelernt, wie man als Ehepaar und als Eltern erfolgreich sein kann. Die öffentliche Diskussion ist stattdessen voll von Beiträgen über alternative Konzepte, die sich dem Zeitgeist anpassen oder lediglich Nothelfer sind, aber deren Nachhaltigkeit stark zu bezweifeln ist. Die grundlegenden Dinge haben wir in Kirche und Familie gelernt.
Ich denke, beinahe jeder von uns macht im Lauf seines Lebens manchmal gravierende Fehler, die dazu führen könnten, dass Ehen und Familien kaputt gehen. Ohne ein solides Fundament passiert das leider auch schnell. Wohingegen eine feste Basis, sowohl in Bezug auf die Lehre als auch auf die Familienbeziehungen, in den meisten Fällen hilft, Schwierigkeiten zu lösen bevor sie zu richtigen Problemen werden, von falsch eingeschlagenen Wegen umzukehren und als Voraussetzung dafür die Fehler überhaupt zu bemerken. Aus eigener Erfahrung sowie den Erfahrungen zahlreicher Menschen, die ich sehr gut kenne, kann ich bestätigen, dass das so ist. In meiner Kirche habe ich gelernt, wie man von Fehlern oder Sünden umkehrt und wie man wirklich vergibt und Vergebung erlangt.
Wir sind als Familie für alle Mühen, Sorgen, Trauer, Verzicht, Zeit und Mittel derartig reich belohnt worden, dass sich für uns die Frage überhaupt nicht stellt, ob es richtig war, eine große Familie zu haben. Jetzt haben wir zusätzlich die Perspektive als Großeltern.
Es gibt natürlich auch viele Paare für die sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Für sie sowie auch für die, die allein oder alleinerziehend sind, sind die Gemeinden der Kirche eine Solidargemeinschaft, in der es Platz gibt für ihre Sorgen und Nöte. Es gibt Hilfsorganisationen innerhalb der Kirche deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass niemand sich ausgegrenzt oder benachteiligt fühlt. Der Anspruch ist hoch und hängt immer von den Menschen ab, die ihn umsetzen, aber in meiner kirchlichen Berufung sehe ich, dass sehr viel getan wird.
Vergangenes Wochenende hatten wir unser Familientreffen, bei dem alle Nachkommen meiner Eltern zusammengekommen sind, einschließlich der Schwiegerkinder und Schwiegerenkel. Wir waren über 60 Personen aus vier Generationen, die bereit sind einander zu unterstützen und beizustehen, wenn jemand Hilfe braucht. Meine Mutter ist fast 89 Jahre alt und konnte dabei sein. Sie hatte nie eine Karriere außer Ihrer Familie, aber ihr Lebenswerk lässt sich nicht in Aktienpaketen und einem glänzenden CV messen. Es ist viel, viel mehr wert.
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(Familientreffen 2014)
Am Schluss muss man noch eine weitere Dimension nennen. Das ist die wichtigste. Wir glauben daran, dass Familien ewig bestehen können, über dieses Leben hinaus. Daraus ergeben sich ganz andere Perspektiven, die jeder Mensch zumindest kennen sollte. Wir schließen dafür in heiligen Tempeln Bündnisse, die uns ständig daran erinnern, dass es ein großes Ganzes gibt, wofür sich jede Mühe lohnt. Wir nennen das den Plan der Erlösung, über den in weiteren Posts noch viel zu schreiben sein wird. Ich messe alles, was ich lese, beobachte und aufnehme an diesem Plan, dessen Urheber unser Vater im Himmel ist. Um es drastisch zu sagen, enorm vieles, das in unserer Zeitgeist zu vermitteln versucht, hält diesem Benchmarking in keinster Weise stand. Das Ziel dieses Planes ist, dass wir als seine Kinder, wahre Glückseligkeit erarbeiten können und zwar über dieses Leben hinaus. Wir gehen davon aus, dass Gott, im Gegensatz zu uns, eine 100%ige Erkenntnis darüber hat, was dazu notwendig ist und dass seine Gebote und Offenbarungen genau diesem Ziel dienen. Familien sind dabei ein elementarer Bestandteil.
Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren: Das Setup unserer modernen westlichen Gesellschaft stimmt in Bezug auf das angesprochene Problem nicht mehr. Wir sollten aufhören, Probleme zu beklagen, wenn wir nicht entschlossen sind, sie zu ändern und stattdessen damit beginnen, nicht nur die Symptome sondern die Ursachen zu adressieren, weil die Folgen unaufhaltsam sein werden. Die Rezepte dafür sind vorhanden (zum einem gewissen Teil auch in der säkularen Welt, wenn diese auch nicht die gesamte Perspektive erfassen kann) und es bedarf keines Doktortitels um sie zu verstehen. Sie sind aber nicht populär und auch nicht einfach umzusetzen, weil nicht nur Rahmenbedingungen geändert sondern auch die Herzen von Menschen nachhaltig berührt werden müssen, so dass sich ihre Wünsche ändern.
LDS Links für die Familie:
Die Familie – eine Proklamation an die Welt
Tips für Heim und Familie
Ratschläge für die Ehe