Als ich vor 10 Tagen zur Aufnahme meiner Radiobotschaft in den Sender kam, empfing mich die Redakteurin mit den Worten: „Herr Hengst, Sie gehören doch zu den Vernünftigen. Verstehen Sie noch, was um uns herum geschieht?
Eine sehr berechtigte Frage, die irgendwie zu meinem Text passte und viele Menschen bewegt. Wir hatten dazu eine interessante Unterhaltung. Ich musste daran denken, wie stark das Interesse vieler Menschen in allen Bereichen des Lebens (bis hin zu Personen, die versuchen, einen Staat zu regieren), für wichtige Erkenntnis- und Entscheidungsprozesse neben eigener Klugheit auf inspirierte Quellen zurückzugreifen oder auf eine Weise zu leben, die Inspiration überhaupt erst möglich macht, nachgelassen hat.
Es gibt einen nicht vernachlässigbaren Zusammenhang zwischen dem Gedeihen von Gesellschaften und ihrer Hinwendung zu göttlichen Prinzipien. Hinwendung zu Gott sollte nicht mit religiösen Lippenbekenntnissen oder selbst geschaffenen Gottesbildern verwechselt werden. Darum geht es nicht. Es geht um Wahrheiten, Verhalten, Verstehen von Ursachen und Wirkungen und die Hilfe, die jeder Mensch dabei von Gott erhalten kann.
Jesus Christus hat dazu unter anderem das gelehrt: „Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden!“ (Matthäus 7:7)
Jakobus ergänzt dazu: „Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden.“ (Jakobus 1:5)
vor einigen Tagen besuchte ich mit meiner Frau ein großartiges Symphoniekonzert. Neben der wunderbaren Musik, war es für mich als Hobbymusiker sehr spannend, das Zusammenwirken des Dirigenten mit dem Orchester zu beobachten. Es war sehr intensiv, von gegenseitigem Respekt, Harmonie und Herzlichkeit geprägt. Der Dirigent verstand es, die hervorragende individuelle Qualität der Orchestermitglieder so zu lenken, dass der gesamte Konzertsaal von großer Freude erfüllt wurde. Ein Gefühl, das überwältigend war. Über dem Orchesterraum waren die Worte „Res Severa Verum Gaudium“ zu lesen – „Wahre Freude ist eine ernste Sache“. Das Klangerlebnis und dieser Satz haben mich etwas nachdenklich gemacht.
Wie schön wäre es, wenn wir in unserer Gesellschaft die gesunde Balance zwischen Zusammenhalt und Individualität wieder finden und Entscheidungen treffen würden, die geeignet sind, unsere Gesellschaft nachhaltig zu stärken.
In vielen Jahren Seelsorge habe ich etliche Menschen getroffen, die glaubten, ihren Weg, ihre Wahrheiten für ihr Leben gefunden zu haben – nur um nach einigen Jahren unglücklich auf einem Scherbenhaufen ihrer Entscheidungen zu stehen. Warum ist das passiert? Unter vielen möglichen Gründen stachen einige immer heraus: eine überhöhte Ichbezogenheit, Beliebigkeit, möglichst schnelle Befriedigung eigener Bedürfnisse und ein eingeschränkter Blick in die Zukunft. Das Tragische daran ist, dass häufig andere Menschen zuerst darunter leiden – Kinder, Ehepartner, Familie, Bekannte. Die Folgen werden dabei oft außer Acht gelassen.
Im Johannesevangelium erklärt Jesus Christus es seinen Freunden so: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Johannes 14:6)
Unabhängig von einem Glaubensbekenntnis laden uns diese Worte ein, unsere Definitionen von Wahrheit und Lebenszweck und daraus folgende Entscheidungen an Prinzipien und Werten zu orientieren, die aus inspirierten Quellen stammen und sich bewährt haben. Jesus als Dirigent unseres Lebens kennt das große Ganze. Er weiß aus unermesslicher Erfahrung, welche Kräfte die Menschheit zusammenhalten und was getan werden muss, um ihre grundlegenden Probleme zu lösen. Er liebt uns und hat uns mit seinem Sühnopfer Perspektiven eröffnet, deren Dimensionen möglicherweise unser Verständnis übersteigen. Es steht jedem frei, von ihm zu lernen.
Wir können sehr viel vom Wirken eines Orchesters auf unser Leben übertragen, in dem wir geistige Arbeit leisten, die unser Verständnis erweitert und uns zusätzlich Inspiration beschert, die wir in vielen Bereichen so schmerzlich vermissen. Beides braucht es für wahre Freude.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.“
In drei Minuten Sendezeit kann man nur einige Akzente setzen und andeuten, worum es geht. Beliebigkeit und die Abwesenheit von Inspiration führen mit Regelmäßigkeit zu Entscheidungen, die unerwünschte Folgen produzieren – oft nicht unbedingt sofort, aber mit Sicherheit im Laufe der Zeit. Alles hat einen Preis, der irgendwann bezahlt werden muss.
Elder Dieter F. Uchtdorf vom Rat der Zwölf hat zur letzten Herbst-Generalkonferenz diese Zusammenhänge anhand des Gleichnisses vom verlorenen Sohn eindrucksvoll erklärt. Jeder sollte diese Ansprache gründlich studieren. Sie enthält zahllose Parallelen zu unserer Zeit und die richtigen Schlussfolgerungen, um verhängnisvolle Entwicklungen zu korrigieren und Wunden zu heilen. Die wichtigste davon ist, zu Christus zu kommen und Sein Sühnopfer anzunehmen.
Im Buch Mormon gab es im Buch Helaman eine Situation (eine von vielen), in der die Gesellschaft von Uneinigkeit und Orientierungslosigkeit zerrissen sowie obendrein auch noch von äußeren Feinden und organisiertem Verbrechen bedroht wurde. Offenbarung und Inspiration von Gott waren elementar wichtig, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Die Geschichte lehrt uns ganz klar die Korrelation zwischen Befolgung von Gottes Geboten und geistigem Wohlergehen.
„Und im neunundsiebzigsten Jahr fing viel Streit an. Aber es begab sich: Nephi und Lehi und viele ihrer Brüder, die die wahren Punkte der Lehre kannten, weil sie täglich viele Offenbarungen hatten, predigten darum dem Volk, sodass sie dessen Streit in demselben Jahr ein Ende setzten.“ (Buch Mormon, Helaman 11:23)
Wenn wir weiterlesen, sehen wir, dass es schwer war, die Gesellschaft zu stabilisieren. Viele wollten die dafür notwendigen Konsequenzen nicht ziehen und unterstützten lieber die destruktiven Kräfte und erzeugten Elend. Das Aufzeigen dieser Zusammenhänge macht das Buch Mormon so wertvoll für unsere Zeit.
Aus den Heiligen Schriften lernen wir klar, dass wir aufhören müssen, Probleme – egal ob in Bezug auf Umwelt, Politik, zwischenmenschliche Beziehungen oder destruktives Verhalten jeglicher Art – mit Methoden lösen zu wollen, die diese weiter verschärfen werden. Ohne beständigen Zugang zu Offenbarungen von Gott und Inspirationen durch den Heiligen Geist als Ergänzung zu eigenen Anstrengungen wird es schwer, positive, nachhaltige und holistische Veränderungen zu bewirken und unsere ewigen Perspektiven ausreichend zu verstehen.
Präsident Russell M. Nelson hat über den Zugang zu Offenbarung folgendes gesagt:
„Entscheiden Sie sich, die geistige Arbeit zu leisten, die nötig ist, damit Sie sich der Gabe des Heiligen Geistes erfreuen können und die Stimme des Geistes häufiger und klarer vernehmen. …
Ich bin optimistisch, was die Zukunft angeht. Sie hält viele Gelegenheiten für jeden von uns bereit, Fortschritt zu machen, seinen Anteil beizutragen und das Evangelium an die Enden der Erde zu tragen. Aber ich bin auch nicht naiv, was die vor uns liegende Zeit betrifft. Wir leben in einer komplexen, zunehmend streitbaren Welt. Durch ständig verfügbare soziale Medien und Nachrichten rund um die Uhr werden wir unablässig mit Botschaften bombardiert. Wenn wir die geringste Hoffnung haben wollen, diese Unzahl von Stimmen und menschlichen Philosophien, die die Wahrheit bekämpfen, zu prüfen, müssen wir lernen, Offenbarung zu empfangen.“ (Generalkonferenz April 2018, Russell M. Nelson, Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben)
In Vorbereitung der nächsten Radiobotschaft im Deutschlandfunk Kultur am 11. Februar hat mich die Schriftstelle in Johannes 14:6 stark beschäftigt:
„Jesus antwortete ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.„
Wir erleben, dass das allgemeine Verständnis dieser einfachen Aussage geringer wird. Der aufmerksame Beobachter bemerkt jedoch, dass dies mit einer Zunahme an Klagen über den Zustand der Welt und die Komplexität der Gesellschaft einhergeht. Wir machen uns Sorgen über sehr viele Dinge und vermissen Inspirationen bei Entscheidungsträgern, von denen wir Lösungen zu den drängendsten Probleme erwarten. Gleichzeitig soll alles möglichst beliebig, populär und bequem sein und keine großen persönlichen Veränderungen erfordern. Das wird so nicht funktionieren.
Im Podcast FollowHim.co, eine tolle Ergänzung zum Schriftstudium, ging es in Episode 3 zum Buch Mormon um 1. Nephi, Kapitel 6-10 mit BYU Professorin Dr. Gaye Strathearn. Sie machte u.a. folgende Aussage, die für viele von uns vertraut ist:
„… I still struggle with wanting the approval of the world at times because it can be immediate. Sometimes when you’re thinking about eternity, sometimes the approval of God is a little less immediate. It’s sometimes in a still small voice when I live in a very loud world. In other words, I’ve got to be very intentional to put myself in places where I am welcoming the spirit into my life and I’ve got to be intentional about listening. I’ve got to be intentional about remembering. I’ve got to be intentional about seeking for it. These experiences don’t usually come when I’m passive. These experience come when I’m seeking to be with God and to do His will, not mine. Sometimes the things of the world are in your face, and it’s hard to turn away or walk away and to disassociate from it, but I can’t disassociate into nothingness. The only way I can disassociate is an intentionality to come unto God and to do things His way, not mine. That’s hard sometimes.„
Sinngemäß in Deutsch: „… Ich habe immer noch damit zu kämpfen, dass ich manchmal die Anerkennung der Welt haben möchte, weil sie so unmittelbar sein kann. Wenn man über die Ewigkeit nachdenkt, ist die Anerkennung Gottes manchmal etwas weniger unmittelbar. Manchmal ist es eine stille kleine Stimme, während ich in einer sehr lauten Welt lebe. Mit anderen Worten, ich muss mich ganz bewusst an Orte begeben, an denen ich den Heiligen Geist in meinem Leben willkommen heiße, und ich muss bewusst darauf hören. Ich muss mich absichtlich daran erinnern. Ich muss absichtlich danach suchen. Diese Erfahrungen kommen normalerweise nicht, wenn ich passiv bin. Diese Erfahrungen kommen, wenn ich danach strebe, mit Gott zusammen zu sein und seinen Willen zu tun, nicht meinen. Manchmal sind die Dinge der Welt direkt vor unserer Nase, und es ist schwer, sich davon abzuwenden oder wegzugehen und sich davon zu distanzieren, aber ich kann mich nicht ins Nichts distanzieren. Der einzige Weg, wie ich mich davon distanzieren kann, ist die Absicht, zu Gott zu kommen und die Dinge auf seine Weise zu tun, nicht auf meine. Das ist manchmal schwer.„
Im Buch Mormon lernen wir von Nephi auf eindrucksvolle Weise, wie man Probleme lösen und Inspiration empfangen wird, wenn man sich Gott nähert, so lebt, dass diese Nähe entstehen kann und die Dinge auf seine Weise tut.
Hier nur ein Beispiel aus 1. Nephi, Kapitel 18, als er vor dem extrem komplexen Problem stand, ein Schiff zu bauen und sich dabei gegen die Opposition seiner Brüder behaupten zu müssen:
„Und der Herr zeigte mir von Zeit zu Zeit, wie ich die Holzstämme für das Schiff bearbeiten sollte. Nun bearbeitete ich, Nephi, die Holzstämme nicht auf die Weise, wie die Menschen es lernen, noch baute ich das Schiff auf die Weise der Menschen; sondern ich baute es auf die Weise, die der Herr mir gezeigt hatte; darum war es nicht nach der Weise der Menschen. Und ich, Nephi, stieg oft auf den Berg, und ich betete oft zum Herrn; darum zeigte der Herr mir Großes. Und es begab sich: Nachdem ich das Schiff gemäß dem Wort des Herrn vollendet hatte, sahen meine Brüder, dass es gut war und dass dessen Machart überaus sorgfältig war; darum demütigten sie sich abermals vor dem Herrn.„
Ich denke, das sollte uns eine Menge Stoff zum Nachdenken über Wege, Wahrheiten, das Leben und wo die Reise hingehen soll, geben.
Letzte Woche haben wir unserer Verstorbenen gedacht. Da wir an das ewige Leben glauben, sind wir dankbar zu wissen, dass die Zeit zwischen Tod und Auferstehung keine Zeit der Untätigkeit ist, sondern eine Zeit der Ruhe, des Lernens, des Lehrens und sicherlich tiefer Selbsterkenntnis mit vielen augenöffnenden Erfahrungen.
Dieses Wochenende beginnt die Adventszeit, in der sich hoffentlich unsere Gedanken und Gefühle vermehrt Jesus Christus zuwenden, der durch Sein Wirken, die Auferstehung und das ewige Leben des Menschen zustande gebracht hat.
Wenn es uns gelingt, von der Hektik und dem Stress, den die Weihnachtszeit häufig mit sich bringt, wenigstens etwas Abstand zu nehmen, können sich uns wunderbare Gelegenheiten erschließen, über Ihn und uns selbst zu lernen.
In einer Zeit, in der die möglichst schnelle Befriedigung eigener Bedürfnisse in der öffentlichen Wahrnehmung zu- und die Bereitschaft Eigenverantwortung zu übernehmen abnimmt, wird unsere persönliche Beziehung zu Gott immer wichtiger. Ein Gradmesser für die Qualität und Nachhaltigkeit dieser Beziehung ist unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion. Die Aufforderung, uns Gott zu nähern und uns dadurch positiv zu verändern, zieht sich wie ein roter Faden durch die Lehren von Jesus Christus.
Vor kurzem las ich eine interessante Abwandlung des bekannten Serenity Prayers (Gelassenheitsgebet) des Theologen Reinhold Niebuhr („Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“)
Die abgewandelte Version lautet:
„Gott, gib mir die Gelassenheit zu akzeptieren, dass ich andere Menschen nicht ändern kann, den Mut, die Person zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, zu wissen, dass ich es bin.“
Leider gibt es auf der Welt unermessliches Leid, das Menschen unverschuldet trifft. Vielen wird in diesem Leben nicht die verdiente Gerechtigkeit zuteil. Aber als Christen haben wir den festen Glauben und die begründete Hoffnung, dass der Tag der Gerechtigkeit und Heilung für alle kommen wird. Um so wichtiger ist es, dass wir herausfinden, welche Rolle wir in diesem Prozess spielen können und sollten.
Zurück zum Zitat: Im Leben von uns allen gibt es Dinge, die uns nicht glücklich machen, die wir aber selbst ändern könnten, wenn wir denn den Mut haben, uns auf den Weg der Veränderung zu begeben.
Manche Menschen quält ein problematischer Umgang mit negativen Emotionen, wodurch gerechte Ziele nicht erreicht und wohlmeinende Menschen oft vor den Kopf gestoßen werden. Andere konsumieren mehr destruktive Informationen, Medien oder Substanzen, als sie verarbeiten können oder lassen Einflüsse zu, die ihnen schaden, wodurch sie seelisch oder auch körperlich stark belastet werden. Einige überfordern sich durch Selbstüberschätzung, andere unterfordern sich durch Trägheit und Ausreden. Manche sind ein Opfer von unnötigem Perfektionismus, der zu Unzufriedenheit führt, oder vergleichen sich extensiv mit anderen. Sehr viele (und dazu zähle ich unter anderem auch mich) legen zu wenige Pausen ein, um zu regenerieren und Kraft zu schöpfen. Viele der genannten Probleme können zu sozialer Isolierung und Einsamkeit führen und damit die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden, beeinträchtigen.
Man könnte die Aufzählung noch lange fortsetzen. Was immer es auch sei, das einem größeren Glücksgefühl im Weg steht – in den meisten Fällen können wir etwas tun, wenn wir uns bemühen, uns mit Gottes Hilfe selbst besser zu erkennen und dann aktiv zu werden. Jesus Christus hat uns viele Prinzipien an die Hand gegeben und ausführlich erläutert, die bei beständiger Anwendung zu Linderung und Heilung, nicht nur bei uns selbst, sondern auch Menschen, die uns auf irgendeine Art begegnen, führen. Vielleicht ist bei schwerwiegenden Problemen geeignete professionelle Hilfe nötig, die dann auch gesucht und in Anspruch genommen werden sollte.
Es ist nicht unbedingt die Menge an Arbeit, die wir leisten, die unser Glück beeinträchtigt. Ich glaube, zur Zeit sehr populäre Meinungen sind im Irrtum, wenn es um Eigenverantwortung geht. Es sind sehr oft viele andere Faktoren wie zwischenmenschliches Verhalten und andere Rahmenbedingungen, die auf unsere seelische Balance wirken. Einen großen Teil davon können wir selbst beeinflussen. Das ist sicher keine bequeme Lehre. Dafür ist sie nachhaltig. Ist es nicht so, dass die größte Zufriedenheit dann entsteht, wenn man es schafft, seine eigenen inneren Hindernisse zu überwinden und erleben kann, das es im Leben heller wird – durchaus auch unabhängig von den Umständen?
Johannes zitiert in seinem Evangelium Jesus Christus: „Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.“ (Neues Testament, Johannes 12:46)
Licht spielt in der Adventszeit eine herausragende Rolle. Mögen wir viele Momente haben, in denen wir es spüren.
Ich wurde gebeten, den Text meiner letzten Radiobotschaft online zu stellen. Das möchte ich hiermit gern tun.
Wort zum Tag, Deutschlandfunk Kultur, 23.07.2023
Thomas Hengst, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
wir leben in turbulenten Zeiten, die vielen von uns große Sorgen machen. Obwohl wir fast täglich mit neuen Problemen auf allen Ebenen unserer Wahrnehmung konfrontiert werden, scheint es immer komplizierter zu werden, einen Grad von Konsens zu erreichen, der für die Bewältigung all dieser Themen erforderlich wäre. Wir erleben nicht nur, wie sich unsere Umwelt verändert, sondern auch wie wichtige Grundfesten unserer Gesellschaft wanken. Wir werden intensiv mit negativen oder nichtigen Informationen geflutet und müssen nach den positiven mehr oder weniger gezielt suchen.
In solchen Situationen ist es sinnvoll, ab und zu innezuhalten und sich Quellen, aus denen man Kraft schöpfen kann, zu erschließen. Für mich gehören dazu meine Beziehung zu Gott, meine Kommunikation mit ihm, aber auch die bewusste Beschäftigung mit der Lebensleistung von Menschen, die es in schwierigen Zeit vermocht haben, sich an die Spitze zu stellen, Verantwortung zu übernehmen, ihre Fähigkeiten schöpferisch zu nutzen und damit enorm viel Gutes zu bewirken.
In unserer Kirche ist der Pioneer Day, den wir morgen im Gedächtnis an die Leistungen der Mormonenpioniere bei der Besiedlung des amerikanischen Westens vor über 170 Jahren begehen, ein passender Anlass zur Selbstreflektion, auf welche Weise wir zur Heilung von Wunden in Familien und im Gemeinwesen beitragen.
Vor über 30 Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis beim Besuch eines ehemaligen Wismutschachtes im Erzgebirge, in dem mein Vater nach dem Krieg viele Jahre als Bergmann gearbeitet hat. Unsere Gruppe wurde an einen Ort in 500 Metern Tiefe geführt, an dem die katastrophalen Arbeitsbedingungen dieser Zeit simuliert wurden. Es war bedrückend, aber gleichzeitig auch erhellend. Ich wurde von überwältigender Dankbarkeit und Verständnis für meinen Vater, der damals schon verstorben war, erfüllt – für seine Aufopferung für die Familie, sein Durchhaltevermögen, seine Rechtschaffenheit und Güte. Bis heute sind diese Gefühle in mir lebendig und haben mir unzählige Male Optimismus und Motivation gegeben. Mein Vater ist für mich ein Pionier und Vorbild.
Jeder von uns kann sich an ähnlichen Beispielen aufrichten und den Fatalismus unserer Zeit überwinden. Es würde unserer Gesellschaft guttun, wenn es wieder mehr Sorgfalt beim Nachsinnen, mehr Dankbarkeit und daraus folgend mehr Optimismus geben würde. Die Zukunft wird herausfordernd, aber sie schreit förmlich nach Menschen, die bereit sind, Pioniere im wahren Sinn des Wortes zu sein.
Nächste Woche ist wieder FSY Time in Deutschland. Viele freiwillige Helfer, wie Tagungseltern, Koordinatoren, ACs, Betreuer und Administratoren haben in den letzten Monaten unzählige Stunden in die Vorbereitungen der beiden Veranstaltungen investiert, damit viele Jugendliche nächste Woche einen absoluten Höhepunkt in ihrem Leben verbringen können. Sie alle verdienen maximalen Dank für den oft nach außen unsichtbaren Einsatz.
Diese Woche, vor genau einem Jahr, waren Esther und ich mitten in einem der größten Abenteuer unseres Lebens. Wir waren Administratoren der FSY (For the Strength of Youth) Berlin – Ukraine Session der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, einer besonderen Woche für Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren. Ich möchte gern anhand unserer Erfahrungen ein wenig beschreiben, welche Leistungen diejenigen vollbringen, die solche Tagungen vorbereitet und durchgeführt haben oder es in Zukunft tun werden. Da einige der nachfolgenden Schilderungen vielleicht etwas abschreckend wirken könnten, fange ich mal mit dem Schluss an, denn der war all die Mühen wert. 😊
Es war Samstag, der 30. Juli 2022, der letzte FSY Tag, am späten Nachmittag. Alle waren abgereist. Wir wussten, dass alle ihre Züge, Flüge oder Busse erreicht hatten oder erreichen würden oder bereits zu Hause waren. Wir saßen in der Vogtlandbaude, die während der Woche unser Tagungsbüro gewesen war – jeden Tag von sieben Uhr morgens bis weit nach Mitternacht, immer gefüllt mit Leuten, die etwas brauchten, Fragen, Probleme oder Kummer hatten, sich mal ausruhen, reden, uns helfen, sich informieren oder einfach nur ein paar Süßigkeiten abstauben wollten. Jetzt war alles ganz ruhig. Wir hatten gerade das Abschlussgespräch mit dem Management unseres Tagungszentrums beendet. Es war ein sehr angenehmes Gespräch gewesen. Wir waren dankbar für die grandiose Unterstützung der Geschäftsführung der Tagungsstätte und des Personals. Sie hatten uns gesagt, dass FSY auch für sie eine neue und großartige Erfahrung war und dass wir jederzeit wieder willkommen wären. Dann waren Esther und ich allein in dem Raum, erschöpft von der Woche. Aber wir hatten Zeit für Gefühle, die schwer zu beschreiben sind – eine tiefe Zufriedenheit, etwas Großes geschafft zu haben – zusammen mit einem fantastischen Team, Dankbarkeit für jeden Einzelnen und einen inneren Frieden, der alle Sorgen und Mühen eines ganzes Jahres kompensierte und uns eine besondere Nähe zu unserem Himmlischen Vaters spüren ließ. Esther fragte mich: „Würdest du es nochmal machen, wenn wir gefragt würden?“ Wir wussten, dass wir es tun würden. Wir haben viele Aufgaben in der Kirche erfüllt, Gemeindeaktivitäten, Jugendtagungen, Pfahlkonferenzen und vieles mehr organisiert, aber ich glaube, diese Momente da oben mitten im Wald im Vogtland an diesem 30. Juli haben alles ein Stück weit getoppt.
Wir wurden im Sommer 2021 zu dieser Aufgabe berufen unter der Maßgabe, die Organisation der FSY-Woche 2022 für die Pfähle der Kirche Jesu Christi in Berlin, Dresden, Hannover, Hamburg und Leipzig mit der Verantwortung, den gesamten administrativen Teil zu leiten. Wir hatten keine Vorstellung, was auf uns zukommen würde und waren sehr gespannt auf die Erfahrung.
So wurden wir also Teil eines großartigen Core Teams mit den Tagungseltern Claudia und Jens, den Koordinatoren Lovis und Nicolai und unseren Stellvertretern Läti und Markus, Annett und Maik – allesamt wunderbare Menschen, mit denen wir gute Freunde geworden sind. Außerdem konnten wir uns immer mit Fragen an die erfahrenen Admins Ronja und Simon wenden, die den Job vorher schon gemacht hatten.
Da 2022 alle, sonst nur im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführten, FSY-Sessionen in Europa stattfanden, davon allein vier in Deutschland, konnten wir nicht auf das seit vielen Jahren bewährte Tagungszentrum Blaubeuren zurückgreifen und mussten eine andere Facility finden, die die FSY-Anforderungen für mehrere hundert Teilnehmer erfüllt. Innerhalb von zwei Monaten evaluierten wir über 20 Orte und entschieden uns schließlich für das KiEZ Waldpark Grünheide im Vogtland. Obwohl es schon Buchungen von unterschiedlichen anderen Gruppen für den für uns notwendigen Zeitraum gab, organisierten die Betreiber des Waldparks alles so um, dass wir das gesamte Objekt exklusiv nutzen konnten. Wir empfanden das als ein Wunder. Wie sich später zeigte, hätte es anders niemals funktionieren können.
Wir waren auf eine Tagung mit ca. 350-370 Teilnehmern aus den fünf Pfählen der Berlin Mission eingestellt und arbeiteten uns entlang der Checkliste für Administratoren in die Materie ein. Da wir ein völlig neues Objekt für die Anforderungen von FSY qualifizieren mussten, wurde uns schnell klar, dass wir viele neue Lösungen für alle möglichen Themen finden mussten, die man in Grünheide nicht so abbilden kann, wie die seit Jahren eingespielten Routinen in Blaubeuren. Die sehr gute Zusammenarbeit im Core Team und mit dem KiEZ war dabei eine große Hilfe. Schritt für Schritt bauten wir auch unser Admin Team auf, d.h. Logistik, Supply Chain, medizinische Versorgung, psychologische Betreuung, Sicherheit, soziale Medien, Musik, Finanzen und vieles mehr. Wir fanden wunderbare Mitstreiter, die bereit waren, ihre Zeit und Fähigkeiten einzubringen.
Eine positive Erfahrung war, dass wir im Core Team ein gutes gegenseitiges Verständnis bezüglich der Verantwortungsbereiche der Tagungseltern, Koordinatoren und uns als Admins hatten. Wir haben uns als Dienstleister für die Tagungseltern und Koordinatoren verstanden. Wir haben versucht, ihre Bedürfnisse umzusetzen, dabei das Budget, für das wir verantwortlich waren, im Auge zu behalten, gute Beziehungen zu den Betreibern und Mitarbeitern des KiEZ in Grünheide aufzubauen und dabei ein möglichst großes Maß an Flexibilität zu wahren. Das alles sollte sich später als sehr, sehr wichtig erweisen.
Im Herbst 2021 machten wir unsere ersten Erfahrungen mit den Unvollkommenheiten der Software. Unsere Coaches hatten uns schon vorgewarnt und nicht übertrieben. Es hat uns eine Menge zusätzliche Arbeit verschafft, Workarounds zu finden, wenn uns irgendein Software-Bug im Weg stand.
Die Koordinatoren waren im Lead bei der Auswahl der Betreuer, was sie sehr gut gemacht haben. Wir haben ein klein wenig mit unserem Netzwerk unterstützt.
Ein Schlüsselerlebnis war für uns das Area Training im Februar 2022 in Bad Homburg, bei dem wir alle europäischen Core Teams, die verantwortlichen Gebietssiebziger, den FSY-Staff und ein Mitglied der Gebietspräsidentschaft Europa trafen. Diese Tage taten uns sehr gut. Wir erhielten zahlreiche Informationen, viele Antworten und wurden besonders geistig gestärkt. Man fühlt sich als Teil eines großartigen Werkes und bekommt ein besseres Gefühl für das Big Picture. Das finde ich besonders wichtig.
Core Team beim FSY Area Training 2022
Der nächste Meilenstein war die Freischaltung der Website für die Anmeldung der Teilnehmer. Dabei brauchte es die Unterstützung der First Contacts in den Pfählen, der Pfahlpräsidenten, Bischöfe in den Gemeinden und natürlich der Eltern der Jugendlichen. Es gibt die Schnell-Anmelder (das waren uns die Liebsten), die Normalanmelder (Okay) und die Nachzügler (die organisatorische Herausforderung). Wir haben viel mit Bischöfen, Eltern und auch Teilnehmern gesprochen, für die FSY auch neu war und haben vielen durch den Anmeldeprozess geholfen, da die Software leider manchmal etwas eigenwillig war.
Im März wurde ich als Bischof meiner Heimatgemeinde berufen, was mich zeitlich und manchmal auch kräftemäßig an meine Grenzen gebracht hat. Aber wen der Herr beruft, den befähigt Er auch und davon können meine Frau und ich Zeugnis geben.
Irgendwann im April 2022 begannen Diskussionen, zu unserer FSY-Woche Jugendliche aus der Ukraine einzuladen. Organisatorisch gesehen, war das sehr, sehr spät. Nach einigen Wochen wurde es aber offiziell und wir erhielten den Auftrag, mit den verantwortlichen Kirchenführern in der Ukraine zusammenzuarbeiten, um die Jugendlichen sicher von dort nach Grünheide und wieder zurückzubringen. Ich erinnere mich noch lebhaft an unsere Videokonferenzen, meist an Sonntagen nach 22 Uhr, zwischendurch gab es in Kyiv manchmal Luftalarm. Aber das Ziel war klar, wir haben alle unser Bestes gegeben und der Herr hat dann den Rest erledigt, den wir nicht schaffen konnten.
Fast noch eine größere Herausforderung war es, die Jugendlichen zu finden, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten mussten, in vielen Ländern in Europa verstreut waren und oft auch ihren Standort wechselten. Zum Glück hatten wir mit Oksana und Yuri, die im Februar in unsere Gemeinde gezogen waren, wunderbare Helfer, ohne die wir die Aufgabe nie hätten schaffen können.
Schlussendlich wurden wir auch gebeten, Jugendliche aus Armenien und Georgien einzuladen. Spätestens ab dann war unsere Berufung ein zweiter Vollzeitjob. Wir entwickelten mit unseren Assistenten innerhalb weniger Tage ein spezielles Anmeldeverfahren, dass auf die besonderen Bedingungen der Jugendlichen aus der Ukraine zugeschnitten war (einschließlich ukrainischer Sprache) und dann begann die Arbeit, so vielen wie möglich die Teilnahme am FSY zu ermöglichen.
Administratoren sind in den 3-4 Monaten vor dem FSY wie ein Call Center, wo täglich die unterschiedlichsten Fragen auflaufen und möglichst schnell entweder gleich entschieden und beantwortet, mit dem Core Team abgestimmt oder delegiert werden müssen – und das alles, ohne dass Aufregung oder Unstimmigkeiten entstehen. Was hat uns dabei geholfen? – die herzlichen Gefühle, die wir untereinander entwickelt haben und das gemeinsame Ziel. Dadurch sind wir viel leichter zu Lösungen gekommen.
Aus einer nationalen FSY-Woche war eine internationale geworden mit beachtlichen neuen organisatorischen und logistischen Herausforderungen, fast 150 zusätzlichen Teilnehmern und einigen zusätzlichen Sprachen. Beim Gedanken, wie schnell die Zeit ins Land ging, war es manchmal nicht leicht, die Ruhe zu bewahren.
Eine unserer Aufgaben war die Beschaffung sämtlicher Materialien für die vier FSY Sessionen, die in Deutschland stattfanden – Handbücher für Teilnehmer und Betreuer in vielen Sprachen, Namensschilder, T-Shirts, Polo-Shirts (da wir nicht alle Größen gemeldet bekamen, haben wir mit Koeffizienten gearbeitet), und vieles mehr. Wir haben dabei eng mit den anderen drei deutschen FSY-Admins zusammengearbeitet. Mir hat der Austausch mit ihnen gefallen. Es gab immer etwas zu lernen oder weiterzugeben. 2022 gab es noch viele Supply Chain Probleme durch die COVID-19 Pandemie. Wir waren deshalb sehr dankbar, dass uns Dario mit seiner Firma ganz stark bei der Beschaffung der Materialien unterstützt hat und die meisten Liefertermine funktioniert haben – sogar die kurzfristigen.
Ende Mai trafen wir das gesamte Team zum Mini-FSY in Grünheide – die Generalprobe. Wir waren als Neulinge ziemlich aufgeregt, aber das Wochenende lief sehr gut. Wir fanden die Teamaufteilung für ACs und Betreuer, die sich unsere Koordinatoren überlegt hatten, sehr gelungen und inspiriert. Wir konnten auch mehr über die Pläne der Tagungseltern lernen, mit denen wir uns ebenfalls wunderbar verstanden und haben, als die Senioren der Tagung, die Zeit mit den jungen Erwachsenen, die als Betreuer berufen waren, sehr genossen. Durch die Teilnahme von ukrainischen Betreuern erhielten wir eine Vorstellung von den sprachlichen Herausforderungen, die uns in der FSY-Woche erwarten würden. Wir hatten schon unsere Fühler nach Simultanübersetzern ausgestreckt, aber die Frist war sehr kurz.
Inzwischen drehte sich bei uns zu Hause alles nur noch um FSY. Am zeitaufwendigsten waren die unvollständigen Anmeldungen, einerseits verursacht durch Softwareprobleme, andererseits aber auch durch Nachlässigkeiten in den Gemeinden. Wir haben versucht, unseren Stress auszublenden, jederzeit zu unterstützen und es wirklich jedem zu ermöglichen, sich anzumelden. Eine besondere Herausforderung war natürlich die Anmeldung unserer Freunde aus der Ukraine. Zum Glück können wir kyrillische Schrift lesen, aber durch die besondere Situation vieler Familien durch Krieg und Flucht, mussten wir oft improvisieren. Es war ein manchmal chaotischer, aber faszinierender Prozess.
Eine Verantwortung der Administratoren ist es, die Jugendlichen nach Anmeldeschluss in Gruppen einzuteilen, einschließlich der Schlafräume und Zuordnung der Betreuer, für die wir von unseren Koordinatoren alle notwendigen Informationen erhalten hatten. Für die Bildung der Gruppen gibt es bestimmte Kriterien, aber das Wichtigste ist das Gebet. Esther und ich haben tagelang gesessen, um Inspiration gebetet und nachgedacht. Ich hatte mir aus den beiden Anmeldeprozessen ein Master Spreadsheet gebaut. Esther ist mehr der analoge Typ und so haben wir sowohl digital als auch analog gearbeitet. Unser Wohnzimmer war komplett mit Karteikarten ausgelegt. Nach etlichen Tagen waren wir zufrieden mit dem Ergebnis und fühlten, dass der Heilige Geist uns unterstützt hatte. Interessanterweise gab es im Nachhinein nur geringfügige Änderungen durch Last-Minute-Teilnehmer und ein paar wenige spezielle Bedürfnisse, von denen wir vorher nichts gewusst hatten.
Anstatt der ursprünglich angepeilten 350-370 Teilnehmer einschließlich aller Betreuer und Staff, waren wir jetzt bei fast 520 und kamen an die Kapazitätsgrenzen des KiEZ in Grünheide. Wir hatten aber noch einige freie Betten in Ferienwohnungen, um bei eventuellen Coronainfektionen die Betroffenen in Quarantäne schicken zu können. Für Busfahrer und Seminarlehrer mussten wir aus Platzgründen ein Hotel in der Umgebung buchen.
In den letzten zwei Wochen vor dem FSY standen wir als Neulinge unter Hochspannung. Wir waren ein paar Tage vorher im Objekt, um die Wareneingänge zu prüfen und letzte Absprachen mit den Betreibern zu treffen. Außerdem arbeiteten wir intensiv mit der Reiseabteilung der Kirche in Frankfurt und vielen freiwilligen Helfern zusammen, um die Anreise der ukrainischen und armenischen Jugendlichen abzusichern. Sie kamen schlussendlich aus zehn verschiedenen Ländern. So etwas hatte ich vorher noch nie in diesem Ausmaß organisiert.
Das Vorbereitungswochenende verging wie im Fluge. Maik, unser Supply Chain Genie, der alles beschaffen kann, hatte eine Bühnentechnikfirma organisiert, die die vorhandene Drei-Felder-Sporthalle in eine fantastische Arena verwandelte. Unser Team hatte voll zu tun, dabei zu unterstützen. Die Logistik war komplex. Wir holten anreisende Betreuer und Staff aus fünf verschiedenen umliegenden Städten, einschließlich Karlovy Vary in Tschechien, ab.
Am Montag ging es dann los. Es kam irgendwie wie eine Lawine über uns. Die Busse aus den Pfählen kamen recht knapp nacheinander an, aber diese Last wurde von den ACs und Betreuern sehr gut abgefangen. Leider waren wir so beschäftigt, dass wir nur wenig von den Willkommens-Tänzen und Begrüßungen gesehen haben.
Das Team
Wir als Admins und unser Admin Team waren bis spät mit den ankommenden ukrainischen Flüchtlingen und ihren Begleitern beschäftigt. Einige waren tagelang unterwegs. Eine Mutter kam mit ihren Teenagern und einem Kleinkind von der Krim und reiste fünf Tage über Estland bis nach Grünheide. Als sie ankam, hatte sie ein extrem angeschwollenes Bein mit massiver Trombosegefahr. Wir gaben ihr einen Segen und unsere Ärztin brachte sie ins nächstgelegene Krankenhaus, wo sie fünf Tage bleiben musste. Wir organisierten die Betreuung für das Kleinkind, das sie mitgebracht hatte. Eine andere ukrainische Mutter, die mit ihren Kindern aus Süddeutschland angereist war, kümmerte sich schließlich darum. Eine andere ukrainische Mutter kam mit ihren Teenagern und einem Baby mit dem Zug aus Plovdiv in Bulgarien. Ein ukrainischer Vater brachte seinen Sohn mit einem alten Auto, das fast auseinanderfiel, aus Stettin. Er wollte gleich wieder zurückfahren. Wir verpflegten ihn und gaben ihm dann etwas Geld für Reparaturen. Esther und Annett kümmerten sich um die Zimmer bzw. Ferienwohnungen, die wir für die Begleiter brauchten. Das waren nur ein paar Beispiele. Ich hatte bis spät in den Abend immer eine Schlange von Leuten vor meinem Schreibtisch, die viele Probleme mitgebracht hatten, für die wir glücklicherweise irgendwie, ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie Lösungen fanden. Unser Ärzteteam arbeitete auf Hochtouren. Einige unserer ukrainischen Freunde waren nach der langen Anreise so erschöpft, dass sie ihre Hilfe brauchten. An diesem Tag funktionierten wir einfach mit enormen Mengen freigesetztem Adrenalin. 😊
Am Nachmittag kam Sister Bonnie H. Cordon, die Präsidentin der Junge Damen Organisation der Kirche, mit ihrem Mann in Grünheide an und verbrachte den Abend mit den Jugendlichen. Das war ein tolles Erlebnis für alle. Leider hatten wir keine Zeit dafür, aber das war auch nicht unser Job.
Die Entschädigung für die Mühen war zu sehen, wie das großartige Konzept von FSY sofort Gestalt annahm, wie sich die Betreuer um ihre Gruppen kümmerten, die Wiedersehensfreude der ukrainischen Jugendlichen aus Kyiv als sie ihre Freunde sahen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und vieles mehr. Unter normalen Umständen wäre wahrscheinlich alles etwas geordneter abgelaufen. Wir mussten uns alle erst in die neue Umgebung und die neuen Aufgaben hineinfinden. Mit mehr Erfahrung hätten wir einige Dinge vorher besser antizipiert, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass so bleibende Erinnerungen entstehen, die uns prägen. Der Tag war chaotisch, aber die meisten der Teilnehmer dürften davon nichts mitbekommen haben.
Einen Höhepunkt gab es aber noch. Die kleine Gruppe aus Armenien hatte früh einen Anschlussflug in Wien verpasst. Wir arbeiteten daran, alles umzudisponieren – ihren Guide auf dem Flughafen in Berlin, die Shuttlefahrer und für zwei Begleiter, ein junges Ehepaar, die Bahntickets nach Freiberg, wo sie am nächsten Tag im Tempel für Zeit und Ewigkeit gesiegelt werden wollten.
Die Armenier kamen gegen Mitternacht in Grünheide an. Den Empfang, der ihnen von 60 Betreuern bereitet wurde, werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Das sind die Geschichten, die das Leben schreibt.
In der Nacht, kurz vor zwei Uhr schrieb ich dann noch WhatsApp Nachrichten mit Simon und Ronja, unseren Coaches, die zur gleichen Zeit als Admins für die internationale FSY-Woche in Blaubeuren dienten. „Lebt ihr noch?“, war der erste Satz. 😊 Das wurde während der Woche fast ein Ritual. Eine Woche nach dem FSY trafen wir uns in ihrem Heim in der Schweiz und hatten viel Spaß, als wir gegenseitig unsere Abenteuer Revue passieren ließen.
In den Folgetagen war die Arbeitslast weiterhin sehr hoch, aber wir fanden einen Rhythmus – bei weitem keinen perfekten, aber es lief. Es gab immer wieder größere und kleinere Probleme zu lösen, was bei 500 Leuten kein Wunder ist. Esther und ich waren sehr dankbar für unser Team. Klasse Leute, die über sich hinausgewachsen sind. Wir haben weiterhin Segen gegeben, wenn jemand einen brauchte, waren manchmal lost in translation, wenn grad alle Übersetzer beschäftigt waren, und ab und zu hatten wir ein paar Momente, die Atmosphäre einzusaugen, die von den Tagungseltern, Betreuern und Jugendlichen geschaffen wurde.
Dienstagmittag hatte ich beim Essen Gelegenheit, mich etwas mit Sister Cordon auszutauschen. Es war ein sehr wohltuendes Gespräch mit einer starken und erfahrenen Frau. Es war auch schön, am Dienstag, traditionell der Seminartag beim FSY, viele bekannte Gesichter unter den Lehrern zu treffen. Sie haben alle einen großartigen Job gemacht.
Als Administrator habe ich es als meine Aufgabe gesehen, aktiv dafür zu sorgen, dass keine Spannungen, die unter Stress im Team entstehen können, eskalieren, sondern dass möglichst ein guter Geist und gute Gefühle herrschen. Nicht jede Spannung konnte verhindert werden, dafür sind wir alle zu verschieden, aber ich habe versucht, ein ausgeglichener und ruhender Pol zu sein, pragmatische Entscheidungen zu treffen und sie mit Liebe zu erklären. Es ist nicht immer so gelungen, wie ich es gern gehabt hätte, aber ich habe es versucht. Stress nimmt mir den Appetit. In den ersten drei Tagen wurde ich von Esther und unseren Mitarbeitern zum Essen genötigt. Der Adrenalinlevel war sehr hoch. Wir sind mit durchschnittlich drei Stunden Schlaf klargekommen. Unser Sohn und seine Frau, die mentale Betreuer während der Woche waren und über psychologische Ausbildung verfügen, haben mir die Sache mit dem Adrenalinlevel nach dem FSY erklärt.
Sehr gern hätten wir mehr von den vielen FSY Veranstaltungen mitbekommen, die Morgenandachten der Tagungseltern und vieles mehr. Aber dafür waren wir nicht in Grünheide. Unsere Aufgabe war es, im Hintergrund alles am Laufen zu halten. Trotzdem konnten wir an einigen Dingen Anteil nehmen – den Banner & Cheer Abend am Mittwoch (tolle Präsentationen der Teams), einen Teil der Talentshow am Donnerstag (sehr beeindruckend) und ein bisschen Abschlussball am Freitag, obwohl wir dort schon wieder voll damit beschäftigt waren, die Heimreise der ukrainischen Flüchtlinge zu organisieren. Wir waren glücklich, dass die Jugendlichen eine so gute Zeit hatten. Die meisten haben sich vorbildlich verhalten. Einige wenige leider nicht so ganz. Es waren keine schlimmen Dinge dabei, aber es ist zusätzliche Arbeit entstanden – ich denke z.B. an mutwillige Toilettenverschmutzungen, von denen ich eine selbst beseitigt habe, was extrem eklig war. Das Personal des KiEZ war in der Regel entspannt, da sie offensichtlich an weit schlimmere Exzesse von alkoholisierten Besuchern das ganze Jahr über gewöhnt sind. Aber das ist nicht der Maßstab für uns als Mitglieder der Kirche. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, haben sich unsere Teilnehmer an unsere Maßstäbe gehalten und das wurde von den Betreibern des KiEZ sehr geschätzt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Mitglieder unseres Teams, die nachts für die Sicherheit gesorgt haben.
Corona hat uns nicht ganz verschont. Wir mussten eine Schwester aus der Ukraine, die mit ihren Kindern aus einem anderen europäischen Land angereist war, in Quarantäne schicken, da wir ihr Baby positiv getestet hatten. Gegen Ende der Woche hatten wir noch einen positiven Test und haben dafür unsere Zimmerreserven für die Quarantäne genutzt. Unsere Ärztin Connie hat mit ihrem Team ihr Bestes gegeben, wofür wir sehr dankbar sind. Trotzdem haben einige Jugendliche Corona mit nach Hause genommen. Wir waren aber froh, dass sich das Ausmaß während der Veranstaltung in engen Grenzen gehalten hat.
Am Samstag, dem Abreisetag, unser einziger Regenvormittag, erhielt ich früh um acht eine Hiobsbotschaft vom Travel Department in Frankfurt. Über Nacht waren fast alle gebuchten Shuttles, die nach Berlin, Frankfurt, Dresden und noch irgendwo anders hin fahren sollten, aus unerklärlichen Gründen gecancelt worden. Um neun Uhr begann die Abreise und einige Teilnehmer, die nicht mit den Bussen reisen konnten, mussten Flieger oder Züge erreichen. Wir hatten also nicht viel Zeit und mussten improvisieren. Irgendwie haben wir es geschafft, dass für alle gesorgt werden konnte und niemand irgendwo gestrandet ist. Das war nur möglich, weil einige aus dem Team spontan noch mehr Zeit geopfert und Fahrdienste übernommen haben.
Nach der Abschlussandacht mit dem kompletten Team und unserem zuständigen Gebietssiebziger Elder Michael Cziesla war es Zeit, sich zu verabschieden. Wir sind in dieser Woche zusammengewachsen. Es war ein besonderes Erlebnis.
Wir hatten danach noch mehrere Wochen mit allen finanziellen Abrechnungen zu tun. Der Adrenalinspiegel normalisierte sich und die Erinnerungsphase setzte ein.
Bedanken möchte ich mich bei Michael, der uns sein Vertrauen schenkte und uns einfach machen ließ, aber zur Stelle war, als wir ihn brauchten. Herzlichen Dank auch an Claudia und Jens, die Tagungseltern, Lovis und Nicolai, die Koordinatoren und das gesamte Team. Es war uns ein Ehre, mit allen zusammenzuarbeiten. Das Motto der Tagung war „Trust in the Lord“ – „Vertrau auf den Herrn“. Das haben wir getan.
„Erst wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst.“ (Moshé Feldenkrais)
Dieses Prinzip, zugegebenermaßen hier verallgemeinert, wird leider immer weniger beachtet. Beliebigkeit im sozialen und moralischen Verhalten und damit einhergehender Verlust an Verantwortungsbewusstsein produzieren erhebliche Folgen. Das Wehklagen über diese Folgen ist groß und wird gefühlt immer fatalistischer. Die Ursachen werden aber oft verkannt oder ignoriert, denn die notwendigen Mittel zur Heilung sind ziemlich unpopulär. Das führt dazu, dass sie nicht angemessen bearbeitet werden. Im Gegenteil, mit etwas Weitsicht lässt sich unschwer feststellen, dass viele propagierte Lösungen, die sich nicht an die Ursachen herantrauen, die Folgen noch verschlimmern werden – vielleicht nicht sofort, aber auf längere Frist leider doch.
Betrachtet man objektiv und sorgfältig die drängendsten Probleme, wird man unweigerlich erkennen, dass ihr Ausmaß mit der wachsenden Abkehr von den Lehren Jesu Christi in direktem Zusammenhang steht und zu einer Gesellschaft führt, die Gefahr läuft, in vielen Bereichen dysfunktional zu werden.
Um zu wissen, was man tut, reicht es also nicht aus, einer temporären Stimmung oder populären Meinung zu folgen, selbst wenn diese sehr laut ist.
Es bedarf eines umfassenden Erkenntnisprozesses, einschließlich der Abwägung der Folgen des eigenen Tuns nicht nur für sich selbst und das Hier und Jetzt. Was wird in 5, 10, 20, 50 oder 100 Jahren passieren? Wer wird möglicherweise durch mein Handeln leiden? Wer wird einsam sein, glücklich oder unglücklich? Wie gehe ich mit meiner Rechenschaftspflicht gegenüber meinem Schöpfer um? Was weiß ich über meine ewige Existenz und die Auswirkungen meiner Entscheidungen darauf? Weiß ich darüber Bescheid? Wenn nicht, warum nicht und wie kann ich das ändern? Was würde sich für mich ändern, wenn ich mehr über die Dinge erfahre, die die Welt im Innersten zusammenhalten und zwar über dieses Leben hinaus?
Präsident Russell M. Nelson hat zum Abschluss der letzten Generalkonferenz im April 2023 in diesem Kontext folgendes gesagt:
„… machen Sie jede erdenkliche Möglichkeit ausfindig, wie Sie dem Vater im Himmel dafür danken können, dass er uns seinen einziggezeugten Sohn gesandt hat.Dank Jesus Christus können wir umkehren und Vergebung für unsere Sünden erlangen. Dank ihm wird jeder von uns auferstehen.
Ich fordere Sie auch auf, sich erneut mit dem Bericht über das Erscheinen des Erretters bei den Nephiten im alten Amerika zu beschäftigen, wie dies in 3. Nephi festgehalten wurde. Kurz vor dem Erscheinen hörte das Volk seine Stimme, die unter anderem diese flehenden Worte sprach:
‚Wollt ihr nicht jetzt zu mir zurückkommen und von euren Sünden umkehren und euch bekehren, damit ich euch heile? …
Siehe, mein Arm der Barmherzigkeit ist euch entgegengestreckt, und wer auch immer kommt, den werde ich empfangen.‘
Liebe Brüder und Schwestern, Jesus Christus richtet heute dieselbe Aufforderung an Sie. Ich bitte Sie inständig, zu ihm zu kommen, damit er Sie heilen kann! Er wird Sie von Sünde heilen, wenn Sie umkehren. Er wird Sie von Kummer und Angst heilen. Er wird Sie von den Wunden dieser Welt heilen.
Welche Fragen oder Probleme Sie auch haben mögen: Die Antwort ist immer im Leben und in den Lehren Jesu Christi zu finden! Lernen Sie mehr über sein Sühnopfer, seine Liebe, seine Barmherzigkeit, seine Lehre und sein wiederhergestelltes Evangelium der Heilung und des Fortschritts. Wenden Sie sich ihm zu! Folgen Sie ihm nach!“
Die Freiheit, zu tun, was wir wollen, hängt also entscheidend von der Relevanz unserer Erkenntnis von den ewigen Auswirkungen unseres Tuns ab – nicht nur für uns selbst, sondern für jede Seele, mit der wir in Berührung kommen.
Präsident Nelson rät zur Lektüre des Buches 3. Nephi im Buch Mormon. Wenn man noch weiter liest, kann man sehr viele Antworten finden, was passiert, wenn die Lehren von Jesus Christus verstanden und gelebt werden oder wenn dies tragischerweise aufgegeben wird.
Ein weiteres Zitat von Präsident Nelson (siehe Generalkonferenz, Oktober 2021):
„… Nie hat es in der Weltgeschichte eine Zeit gegeben, in der Erkenntnis von unserem Erretter von größerer persönlicher Wichtigkeit und Bedeutung für jede Menschenseele gewesen ist. Stellen Sie sich einmal vor, wie schnell die verheerenden Konflikte auf der ganzen Welt – und die in unserem Leben – beigelegt würden, wenn wir alle uns dafür entscheiden würden, Jesus Christus nachzufolgen und seine Lehren zu beherzigen. …
Die reine Lehre Christi ist machtvoll. Sie verändert das Leben eines jeden, der sie versteht und sich bemüht, sie im Leben umzusetzen.“
Die Gewissheit, dass Heilung und Nachhaltigkeit tatsächlich in Jesus Christus zu finden sind, gibt mir immer wieder Kraft, spendet mir Trost und hilft mir, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen.
Urlaub in Slowenien. Während wir zwischen Portorož und Piran unterwegs waren und uns über Ereignisse in der Welt unterhielten, habe ich wieder an diese Schriftstelle aus dem Buch Mormon, 3. Nephi 24:14-18 gedacht, (siehe auch AT, Maleachi 3), eigene Bemerkungen in [ ]:
14 Ihr habt gesprochen: Es ist unnütz, Gott zu dienen, und was ist es für Gewinn, dass wir seine Verordnungen eingehalten haben und dass wir in Trauer gewandelt sind vor dem Herrn der Heerscharen?
[Ignoranz gegenüber dem offenbarten Wort Gottes wird heute als progressiv angesehen, ohne die langfristigen Folgen zu bedenken.]
15 Und nun nennen wir die Stolzen glücklich; ja, mit denen, die Übles tun, steht es wohl; ja, die Gott versuchen, sind sogar befreit.
[Beliebigkeit sorgt für die schnelle Befriedigung von Bedürfnissen, was zu komplexen gesellschaftlichen Problemen führt.]
16 Aber die den Herrn fürchteten, redeten oft miteinander, und der Herr hörte zu und vernahm; und vor ihm wurde ein Buch der Erinnerung geschrieben für die, die den Herrn fürchteten und die an seinen Namen dachten.
[Es wird immer wichtiger, sich über aktive Glaubenserfahrungen auszutauschen. Gottes Segnungen folgen Seinem Zeitplan, nicht unserem.]
17 Und sie werden mein sein, spricht der Herr der Heerscharen, an dem Tag, da ich meine Juwelen herrichten werde; und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen eigenen Sohn verschont, der ihm dient.
[Wie wünschenswert es doch wäre, wenn Entscheidungen vermehrt mit dem Bewusstsein der Tragweite des Sühnopfers von Jesus Christus getroffen würden und daraus folgend die Erkenntnis vom unschätzbaren ewigen Wert jeder menschlichen Seele sowie der Bedeutung des Planes der Erlösung universell um sich greifen würde.]
18 Dann werdet ihr zurückkehren und den Unterschied sehen zwischen dem Rechtschaffenen und dem Schlechten, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.
[Im 3. Nephi Kapitel 27 sagt Jesus auch, dass die, die bewusst gegen Gott handeln, eine Zeit lang Genugtuung verspüren mögen, aber dass sich die negativen Folgen letztlich nicht abwählen lassen.]
Esther und ich standen vor wenigen Tagen mit einer Gruppe liebenswerter Menschen, die wir wenige Tage vorher noch nicht gekannt hatten, am Ufer des wunderbaren und einzigartigen Wummsees im äußersten Norden von Brandenburg. Dieser See und seine Umgebung haben eine heilsame Wirkung für den Besucher, der die Ursprünglichkeit der Natur achtet, sich entsprechend in ihr bewegt und über aufgeschlossene Sinne verfügt bzw. nach ihnen trachtet.
Esther and I stood a few days ago with a group of lovely people, whom we had not known a few days before, on the shore of the wonderful and unique Wummsee in the far north of Brandenburg. This lake and its surroundings have a healing effect to the visitor who respects the originality of nature, moves in it accordingly and has or strives for open-minded senses.
Am Großen Wummsee
Wir tauschten uns am Ufer über die Dinge aus, für die wir in diesem Moment dankbar waren. Wir sprechen darüber in der Kirche sehr oft und vergessen dabei manchmal, dass Dankbarkeit einen fruchtbaren Nährboden braucht, der am besten durch aktives Handeln entsteht und nachhaltigere Früchte entstehen lässt, als sich das dem passiv Wartenden erschließen mag.
On the shore, we shared the things for which we were grateful at that moment. We talk about this very often in the church, sometimes forgetting that gratitude needs a fertile soil that comes best from active action and produces more lasting fruit than may be apparent to the passively waiting person.
Großer Wummsee
Es war interessant, die unterschiedlichen Ausdrücke von Dankbarkeit zu vernehmen. Eines hatten sie alle gemeinsam. Sie waren das Resultat von Achtsamkeit gegenüber sich selbst, den Menschen um uns herum und der Natur.
It was interesting to listen to the different expressions of gratitude. They all had one thing in common. They were the result of mindfulness towards ourselves, the people around us and nature.
Ich hatte das Gefühl, meine Dankbarkeit für die Nähe zu meinem Schöpfer, die ich verspürt habe, zum Ausdruck zu bringen. Dankbarkeit für die Möglichkeit einer ewigen Existenz; für eine himmlische Heimat; für die Erfahrungen der Präexistenz, die in großen Teilen noch im Reich des Vergessens liegt, aber ab und an ein klein wenig begreifbar wird; für die Erfahrung des sterblichen Lebens mit einem unvollkommenen Körper und der Auseinandersetzung mit menschlichen Stärken und Schwächen, Wahrheit und Irrtum, Freude und Leid; für die Möglichkeit, unseren Himmlischen Vater zu erkennen und die großartige Perspektive, Ihm nach diesem Leben wieder zu begegnen, eine Form von Liebe zu erfahren, die wir hier nur in Ansätzen kennen und dann mit Ihm weiter zu gehen, zu lernen und zu wachsen.
I had the feeling to express my gratitude for the closeness to my Creator that I felt. Gratitude for the possibility of an eternal existence; for a heavenly home; for the experience of preexistence, much of which is still in the realm of oblivion, but now and then becomes a little bit comprehensible; for the experience of mortal life with an imperfect body and the confrontation with human strengths and weaknesses, truth and error, joy and sorrow; for the possibility of recognizing our Heavenly Father and the great prospect of meeting Him again after this life, experiencing a form of love that we know here only in glimpses, and then continuing to walk, learn and grow with Him.
Großer Zechliner See
Diese Gedanken finde ich überwältigend. Man müsste sie jeden Tag deutlich machen können: Leute, wir leben nicht nur im Hier und Jetzt. Ja, es ist wichtig, aber lasst uns doch die Perspektive erweitern und mit Erstaunen feststellen, um wie vieles klarer (und oft auch anders) die Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit ausfallen, wenn wir unseren Schöpfer in unsere Überlegungen mit einbeziehen – nicht einen Schöpfer, den wir uns selbst nach unserem Wohlgefallen einbilden, sondern den, der Er wirklich ist.
I find these thoughts overwhelming. One should be able to make them clear every day: Folks, we don’t just live in the here and now. Yes, it is important, but let us broaden our perspective and realize with astonishment how much clearer (and often different) the answers to the pressing questions of our time turn out when we include our Creator in our considerations – not a Creator we imagine ourselves to be according to our liking, but the One He really is.
Kleiner Zermittensee
Es gibt unzählige Dinge zwischen Himmel und Erde, die in der Oberflächlichkeit von Reels, Kurznachrichten, der versuchten Deutung von Emojis und immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen nicht erfasst und begriffen werden können. Dafür braucht es wesentlich mehr Tiefe.
There are countless things between heaven and earth that cannot be grasped and comprehended in the superficiality of reels, short messages, the attempted interpretation of emojis, and ever-shortening attention spans. This requires much more depth.
Flecken Zechlin
Es war wohltuend, mit Menschen zusammen zu sein, die sich aktiv um ein ganzheitlich nachhaltigeres Leben bemühen und mit denen wir freimütig und ohne Befindlichkeiten, Gedanken und Ideen austauschen konnten.
It was very pleasant to be with people who are actively striving for a more holistic sustainable life and with whom we could freely exchange thoughts and ideas without a negative agenda.
Für mich war die Woche wichtig, um meine Speicher wieder aufzufüllen, damit ich wieder mehr geben kann. Ich bin dankbar für alle, die dabei mitgeholfen haben – auf vielfältige Weise.
For me, the week was important to replenish my storage so that I can give more again. I am grateful for everyone who helped in this process – in many different ways.
Herzlichen Dank an Franka für die kulinarischen Sinfonien
Zu den wichtigsten Dingen, die Jesus Christus gelehrt hat, gehören die Aufforderung, nach Selbsterkenntnis zu streben, in dem man den Balken im eigenen Auge erkennt und entfernt, anstatt sich auf die Splitter in den Augen des Nächsten zu konzentrieren und damit einer Lebenslüge aufzusitzen, die einem selbst nicht gut tut und erschwert, dass man das wichtigste Gebot, nämlich seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, befolgen kann, weil man nur schwer zu der Liebe zu sich selbst finden kann, die es braucht, um Liebe weitergeben zu können.
Among the most important things that Jesus Christ taught is the call to strive for self-knowledge by recognizing and removing the beam in one’s own eye, instead of focusing on the splinters in one’s neighbor’s eyes, and thereby falling for a life lie that is not good for oneself and makes it difficult for one to follow the most important commandment, which is to love one’s neighbor as oneself, because it is difficult to find the love for oneself that it takes to be able to pass on love.
Fastenhof Behm, Flecken Zechlin
Der zweite Punkt ist die Aufforderung in einer guten Sache zu dienen, Achtung vor der Schöpfung zu leben und dem Nächsten zu dienen, dadurch an Selbsterkenntnis und Charakter zu wachsen und auch für sich selbst Heilung für viele unterschiedliche Leiden zu finden.
The second point is the call to serve in a good cause, to show respect for the creation and to serve one another, thereby growing in self-knowledge and character and also finding healing in many different afflictions.
Das alles gehört zusammen und sollte mit Achtsamkeit und Aufgeschlossenheit für sich selbst entdeckt werden. Wenn man das tut, ist es erstaunlich, wie wach unsere Sinne innerhalb kurzer Zeit werden.
All this belongs together and should be discovered for oneself with mindfulness and open-mindedness. When one does this, it is amazing how alert our senses become within a short time.
„Grasen“ im Wald
Herzlichen Dank an unsere Freunde vom Fastenhof Behm, Flecken Zechlin.
Gestern Abend hatte ich die Gelegenheit, per Zoom den angekündigten Vortrag über interessante Aspekte aus 4000 Jahren Geschichte von Jerusalem zu halten.
Vielen Dank für das große Interesse. Mir ging es nicht darum, die Geschichte Jerusalems umfassend darzustellen, was in 90 Minuten unmöglich wäre und wofür es wesentlich qualifiziertere Personen gibt. Mir ging es primär darum, Denkanstöße zu geben und anhand der Schriften zu zeigen, wie auf beeindruckende und zuverlässige Weise über Jahrtausende prophetische Offenbarungen in Bezug auf Stadt und Bewohner zu tatsächlicher Geschichte geworden sind und wir davon ausgehen sollten, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.
Es wurde der Wunsch geäußert, dass ich die Präsentation, die ich zusammengestellt habe, teile, was ich hiermit tue.
Wer weitere Fragen oder Anfragen hat, kann mich gern kontaktieren. Für mich persönlich war die intensive Beschäftigung mit dem Thema eine sehr spannende und inspirierende Zeit, die meine Überzeugungen gestärkt hat.
Der erste Weihnachtsfeiertag hat uns dieses Jahr weiße Weihnachten beschert, worüber wir uns sehr gefreut haben.
Zu Weihnachten singen viele Menschen überall auf der Welt das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ und dabei auch die Textzeile „Christ der Retter ist da“. In vielen anderen Weihnachtsliedern wird Christus‘ Rolle als Erretter und Erlöser der Welt ebenfalls besungen. Eine wunderbare Botschaft, die richtig verstanden werden sollte.
Gérald Caussé, der Präsidierende Bischof der Kirche Jesu Christi hat letztes Jahr eine schöne Zusammenfassung über die errettende und erlösende Macht des Sühnopfers Jesu Christi gegeben.
„Das Sühnopfer Jesu Christi ist ein Geschenk an alle, die auf Erden gelebt haben, derzeit leben oder noch leben werden.
Der Messias hat nicht nur die Last unserer Sünden getragen, sondern auch unseren Kummer, unsere Schwächen, unser Leid, unsere Krankheiten und alle Arten von Bedrängnis, die man als Sterblicher erleben kann, auf sich genommen. Es gibt keine Seelenqual, kein Leid, keine Betrübnis, die er nicht für uns durchlitten hätte.
Dank des Sühnopfers des Erretters können wir die negativen Folgen des Falls Adams überwinden, so auch den leiblichen Tod. Dank Christus wird allen Kindern Gottes, die auf dieser Erde geboren wurden, unabhängig von ihrer Rechtschaffenheit der Segen zuteil, dass durch die Macht der Auferstehung ihr Geist und ihr Körper wiedervereinigt werden und sie zu Gott zurückkehren, „um gemäß ihren Werken gerichtet zu werden.
Im Gegensatz dazu hängt es davon ab, wie eifrig wir nach der „Lehre von Christus“ leben, ob wir sämtliche Segnungen des Sühnopfers des Erretters erlangen. In seinem Traum sah Lehi den „engen und schmalen Pfad“, der zum Baum des Lebens führt. Die Frucht davon, die die Liebe Gottes darstellt, wie sie durch die außerordentlichen Segnungen des Sühnopfers Christi zum Ausdruck kommt, ist „überaus kostbar und … überaus begehrenswert [und ist] die größte aller Gaben Gottes“. Um diese Frucht erhalten zu können, müssen wir Glauben an Jesus Christus ausüben, umkehren, „auf das Wort Gottes höre[n]“, die notwendigen heiligen Handlungen empfangen und bis an unser Lebensende heilige Bündnisse halten.
Durch sein Sühnopfer hat Jesus Christus nicht nur unsere Sünden fortgewaschen, sondern er stattet seine Jünger auch mit helfender Macht aus, dank der sie „den natürlichen Menschen ableg[en]“, „Zeile um Zeile“ Fortschritt machen und an Heiligkeit zunehmen können. Dies wiederum ermöglicht es ihnen, eines Tages vollkommene Wesen im Abbild Christi zu werden, würdig, wieder bei Gott zu leben und alle Segnungen des Himmelreichs zu ererben.„
Wie einzigartig und großartig. Und wie schön, Seine Geburt zu feiern und dieses Ereignis gebührend zu würdigen.