Mein letzter Post zum demografischen Wandel ist offensichtlich auf umfangreiches Interesse gestoßen. Mich hat das Thema auch weiter beschäftigt. Letzte Woche bin ich mit einer koreanischen Airline von Istanbul über Seoul-Incheon nach Taipei geflogen und habe dabei in einer koreanischen Zeitung (Korea Joongang Daily – ein Ableger der International New York Times) einen Artikel mit der Überschrift „Discouraging marriage“ (Für die Ehe nicht ermutigend) gefunden. Er beschäftigt sich damit, wie sich die Rahmenbedingungen aus einem Mix aus Berufsumfeld, finanziellen Zwängen und Traditionen für junge Leute, die Familien gründen wollen, in China und Korea als sehr schwierig gestalten. Ich sehe das bei meinen Dienstreisen in China bei den jungen Leuten, die ich dort treffe.
Am Schluss des Artikels schreibt der Autor sinngemäß übersetzt in etwa folgendes:
„In Korea ist die junge Generation dazu gezwungen, drei Dinge im Leben aufzugeben: eine Beziehung zu haben, zu heiraten und Kinder zu haben. Er kann nicht sagen, ob nun China oder Korea das größere Problem hat, aber beide Gesellschaften unterstützen offensichtlich die Ehe nicht. Eine Nation, die nicht dazu ermutigt, eine Gemeinschaft von Familien zu formen, liegt ernstlich falsch. Denken Sie an ein Land, in dem es eine Minderheit von verheirateten Gewinnern und eine Mehrheit von alleinstehenden Verlierern gibt. Es wäre desaströs.“
(siehe englischsprachiges Original)
Man kann es auch noch etwas krasser ausdrücken: Jegliche Organisation, Regierung, Religion oder auch Ersatzreligion, die die Rolle der Familie nicht versteht, ihre Perspektiven und Bedeutung nicht erklären kann und nichts dafür tut, sie zu fördern oder wiederherzustellen, ist unfähig oder unqualifiziert, zur Sicherheit und langfristigen, nachhaltigen Entwicklung einer Gesellschaft beizutragen.
Als Mormonen nehmen wir für uns in Anspruch, zu denen zu gehören, die die Bedeutung der Familie und ihre ewigen Perspektiven genau kennen. Wir haben Zugang zu allen dafür notwendigen Lehren, Prinzipien und Anwendungen. Die Aussage oben trifft aber genauso für uns zu, wenn wir das, was wir wissen, nicht ernst nehmen oder nicht in dem Maße umsetzen, wie wir es eigentlich könnten.
Auf der anderen Seite, braucht jeder von uns regelmäßig Zuspruch und Motivation. Eine glückliche Familie ist ja kein Selbstläufer und auch kein kurzfristiges Unterfangen. Sie ist eigentlich ständig Herausforderungen ausgesetzt. Manchmal ist es wirklich so, dass nach einem gelösten Problem, schon wieder das nächste wartet oder – noch schlimmer – gleichzeitig. Ich glaube, da bleibt niemand verschont.
Die Motivation und Hilfe, die wir gebraucht haben und brauchen, ziehen wir sehr stark aus unserer Arbeit in der Kirche. Wenn man konsequent und ausdauernd gute Ratschläge befolgt, kann man mit den Herausforderungen viel besser umgehen und man wird erhoffte Ergebnisse sehen, die wir als Segnungen bezeichnen. Manches dauert seine Zeit, vielleicht ein ganzes Leben lang, aber das ist kein Grund, die Familie in Frage zu stellen.
(Familientreffen Juni 2014)