Als ich kürzlich nach Leipzig fuhr, überholte ich ein Auto, auf dem hinten ein Aufkleber mit der Aufschrift „Religion ist heilbar“ angebracht war. Ich dachte, Junge, wenn du wüsstest, was ich weiß , würdest du dir was anderes ans Auto kleben. J
Der Besitzer des Wagens wusste offensichtlich nicht, dass es nicht um für oder gegen Religion geht, genauso wenig um Religion gegen Wissenschaft, sondern um Wahrheit oder Irrtum, Recht oder Unrecht, Glaube oder Unglaube, Moral oder Unmoral, Rechtschaffenheit oder Sünde. Die Aufzählung könnte man fortsetzen.
Wenn man konsistent mit dem Slogan auf dem Autoaufkleber argumentieren möchte, muss man die populären Weltanschauungen, die vorgeben, keinen Gott zu brauchen, wohl auch als eine Art „Religion“ bezeichnen. Da gibt es Wahrheiten, viele Unwahrheiten und am Ende ist es auch reine Glaubenssache, nicht an Gott zu glauben.
Diese „Religion“ verehrt Dinge, Reichtum, Gewohnheiten, Celebrities und vieles mehr teilweise mit einer erstaunlichen Intensität, die oft eine normale Gottesverehrung übertrifft.
Sie wird weltweit am effektivsten verbreitet, da sie die populärsten Medien auf ihrer Seite hat, und sie hat es nicht gern, wenn sie auf Widerstand stößt. Dann nutzt sie ihre Macht und ihren Einfluss, um ihre Stellung als gesellschaftlicher Mainstream durchzusetzen.
Ihre Anhänger predigen eine Freiheit, die niemals eine sein kann. Wenn große Teile einer Gesellschaft moralisch nur so handeln, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt oder weil es viele Leute populär finden, dann hat das Folgen, die wiederum die Freiheit oder das Leben anderer erheblich beeinträchtigen. Propagierter Egoismus kann von Natur aus auch nicht nachhaltig Generationen voraus denken, weil die Konsequenzen unliebsam und mit kurzfristiger Selbstverwirklichung nur schwer in Einklang zu bringen sind.
Das Buch Mormon drückt in 1. Nephi 13:4-9 dieses Phänomen sehr explizit aus:
„4 Und es begab sich: Ich sah unter den Nationen der Andern die Entstehung einer großen Kirche.
5 Und der Engel sprach zu mir: Sieh die Entstehung einer Kirche, die vor allen anderen Kirchen höchst greuelreich ist, die die Heiligen Gottes tötet, ja, und sie foltert und sie niederbindet und sie mit einem eisernen Joch unterjocht und sie in Gefangenschaft hinabbringt.
6 Und es begab sich: Ich sah diese große und greuelreiche Kirche; und ich sah den Teufel, daß er ihr Gründer war.
7 Und ich sah auch Gold und Silber und Seide und Purpur und feingezwirntes Leinen und allerart kostbare Gewänder; und ich sah viele Dirnen.
8 Und der Engel sprach zu mir, nämlich: Siehe, das Gold und das Silber und die Seide und der Purpur und das feingezwirnte Leinen und die kostbaren Gewänder und die Dirnen sind die Begierden dieser großen und greuelreichen Kirche.
9 Und auch, um von der Welt gelobt zu werden, vernichten sie die Heiligen Gottes und bringen sie in Gefangenschaft hinab.“
Es wäre natürlich ein Fehler, diese vor mehr als 2500 Jahren geschilderte Gebilde mit einer einzelnen bestehenden Organisation zu assoziieren. Viel mehr ist es interessant, ihre Ziele anzuschauen und woher ihre Ideen kommen, ohne zu behaupten, dass in diesen wenigen Versen, alle Eigenschaften erschöpfend genannt werden. Es sind nur die offensichtlichsten. Die subtilen diskutieren wir später.
Also, dieses Gebilde hat folgende Eigenschaften:
– Es versucht, sich mit Gewalt durchzusetzen, in dem es tötet, verfolgt, verspottet und Menschen auf vielfältige Weise in Abhängigkeit bringt. Dies kann durchaus auf unwahre Religion zutreffen, aber es trifft genauso auf alle anderen gesellschaftlichen Strömungen zu, die auf die gleiche Weise arbeiten.
– Sein Hauptanliegen besteht darin, Gewinn zu erzielen und Macht zu erlangen. Alles andere wird diesen Zielen untergeordnet. Das Machtstreben besteht nicht nur im Streben nach politischer oder ökonomischer Macht. Es geht viel tiefer.
– Es setzt die offenbarten moralischen Werte Gottes außer Kraft, macht erfolgreich sexuelle Freizügigkeit und Ausschweifung populär, zerstört Familien und kümmert sich nicht, um die daraus entstehenden Folgen. Es verhindert, dass gesellschaftliche Probleme an ihren Wurzeln angepackt werden, denn das würde den Verlust an Macht und Gewinn bedeuten.
– Es strebt vor allem nach Popularität, in dem es den Menschen die Zustimmung zu lockeren Maßstäben vereinfacht sowie Verantwortung und Rechenschaftspflicht negiert. Es muss dabei gegen universelle Wahrheit und Gott argumentieren, da die Gebote Gottes die Übernahme von Verantwortung verlangen und eines Tages Rechenschaft von jedem gefordert werden wird.
Jeder, der über Religion spottet, sollte sich also anhand dieser einfachen Kriterien hinterfragen, genauso wie jeder, der sich zu einer Religion bekennt.
In diesem Prozess des Hinterfragens muss man sich natürlich auch noch viel mehr Fragen stellen und untersuchen, welche Perspektiven die eigene Weltanschauung hat, wie nachhaltig sie ist, ob sie dauerhaftes Glücklichsein erreichen kann für jetzt, zukünftige Generationen und über dieses Leben hinaus.
Religion und besonders Kirchen haben keinen absoluten Anspruch auf Moral. Hier sei nur auf den Kindermissbrauch durch Vertreter der Kirchen hingewiesen. Die Religionen haben Jahrhunderte lang schwerste Straftaten gegen die Menschlichkeit begangen, so dass ihre Anhänger „geheilt werden“ müssen!